Project Motor Racing · Test
Veröffentlicht am 26.11.2025 von Makes87
Racing-Sim-Hoffnung für Konsolen-Spieler?
Bereits im Vorfeld des Releases des neuen Sim-Racers Project Motor Racing gab es viel Hype. Grund dafür sind unter anderem die Präsentationen in Interviews und Trailern. Mit Texten wie z. B. „It delivers unmatched handling realism“ oder „It's the best AI I've ever raced against, and I race everything“ wurde Project Motor Racing als die neue Rennsport-Simulation angekündigt.
Zwar ist das Entwicklerstudio Straight4 Studios neu, aber kein unbeschriebenes Blatt. Ein Großteil des Teams um CEO Ian Bell waren vor der Trennung von EA für u. A. Project CARS 1 und 2 verantwortlich. Demnach waren die Erwartungen an Project Motor Racing, gerade nach dem Marketingansatz, groß.
Ob die neue Rennsimulation diesen Erwartungen nach nur 3 Jahren Entwicklungszeit und mit der eher nicht weit verbreiteten GIANTS Engine gerecht werden kann, erfahrt ihr in diesem Review.
Neuartiger Rennsport-Karriere-Modus oder Flop?
Groß angekündigt wurde ein neuartiger Rennsport-Karriere-Modus als intensiver Survival-Simulator, in dem ihr euch in die Rolle von Fahrer und Team-Manager begibt. Zum Start könnt ihr ein Budget von 75.000 bis 2 Millionen Dollar wählen und ein passendes Auto kaufen. Zusätzlich müssen Sponsoren-Deals verhandelt werden, und jedes Rennwochenende verursacht euer Team Einstiegsgebühren sowie Reisekosten. Jeder Crash rächt sich finanziell, und zu viele Fehlschläge könnten zur Pleite und zum Karriereende führen. Im gnadenlosen Authentic Mode gibt es keine Anpassungen, während der Classic Mode diese z. B. erlaubt und somit den Karriere-Modus erleichtert. Im Authentic Mode musst du in unteren Klassen wie der Mazda MX-5 Cup starten und dich in die Top-Meisterschaften hocharbeiten.
Es erwartet euch dabei eine eher triste Präsentation in Menüs und auf der Rennstrecke. Ja, der Ansatz ist gut, aber was bringt das, wenn diese Spielregeln nicht für die KI gelten? Auch dürft ihr hier keinen Story-Modus erwarten, es bleibt unter dem Strich ein Mix aus Menüs und Rennwochenenden.
Gameplay & Steuerung
Das Gameplay von Project Motor Racing dreht sich um eine anspruchsvolle Rennsimulation mit über 70 lizenzierten Autos, laser-gescannten Strecken, dynamischem Wetter und einem Karriere-Modus, der Finanzmanagement und intensive Rennen verbindet. Doch die Steuerung fühlt sich inkonsistent an, mit arcade-ähnlicher Physik in einigen Klassen, schlechtem Force Feedback auf Lenkrädern und trägem Lenken auf Controllern. Starten und direkt losfahren ist unmöglich, egal welches Fahrzeug oder Eingabegerät – das Gefühl, ein Rennwagen zu fahren, ist nicht vorhanden. Das Auto macht eher unerwartete Dinge auf Geraden, in Kurven oder in sonstigen Situationen. Dabei ist es auch noch abhängig vom Auto. Das MX-5 ist z. B. auch ohne Einstellungen noch okay zu fahren, während ich bei anderen Fahrzeugen das Gefühl hatte, auf Ballonreifen zu fahren. Das führt dazu, dass Rennfahren kaum möglich ist.
Auch die KI ist bis jetzt eher mittelmäßig. Sie fährt nur ihre Linie ab, achtet dabei gar nicht auf den Spieler und wird euch so in jeder Kurve zu 100 % berühren, wenn ihr sie überholt. Hinzu kommt, dass alle Nachteile, die ihr habt – Reifen, Start, Rennlinie –, für die KI nicht gelten. Sie fährt also immer (bis auf Unfälle mit dem Spieler) fehlerfrei und hat dazu immer einen Vorteil.
Hinzu kommt ein sinnloses Strafensystem. Z.B. von der Strecke abgekommen durch Verbremsen, 2 Sekunden. Überholen aber klarer Vorteil verschaffen, auch 2 Sekunden. Die Strafen haben also mit echten Rennsport kaum was zu tun.
Grafik & Sound
Grafisch bietet Project Motor Racing ein gemischtes Erlebnis. Im Menü sind die Autos und das Interieur gut detailliert. Auch ein Highlight ist der Rasen auf den Strecken. Das war es dann auch mit den positiven Aspekten. Auf der Strecke wirken Farben und Texturen blass, Wetter- und Partikeleffekte wirken aufgesetzt. Hinzu kommen aufpoppende Texturen und Schatten. Der digitale Rückspiegel wirkt ohne Kantenglättung wie ein PS2-Spiel in einem PS5-Spiel. On top kommt noch ein Menü, bei dem sich jeder UI-Designer an den Kopf fassen würde, die Präsentation wirkt wie ein schlechtes Indie-Game.
Der Sound einiger Autos ist gut, aber noch weit entfernt von der Realität – als Rennsimulation daher zu wenig. Insgesamt aber noch im akzeptablen Bereich. Hinzu kommen Soundeffekte, die das Auto auf der Strecke macht, diese helfen nicht gerade dabei, ein Gefühl für das Fahrverhalten zu bekommen. So haben Reifen immer den gleichen Sound, ob beim Rutschen, Verbremsen usw..
Fazit
Ein Vorab: Das Spiel macht im aktuellen Zustand „out of the box“ keinen Spaß. Das Force Feedback für Lenkräder muss erstmal aufwendig eingestellt werden. Selbst dann funktioniert es nicht immer, da es vom Auto abhängt, die Einstellungen müssen teilweise neu geladen werden, inklusive komplettem Neuladen des Rennens. Der Controller ist eine Alternative, allerdings nicht bei jedem Auto, da einige Klassen quasi unsteuerbar sind. Weitere Probleme macht die Reifensimulation, sie soll realistisch sein, sorgt aber für zusätzlichen Frust, vor allem, wenn die KI ohne diesen Nachteil einfach ihre Linie abfahren kann. Unter dem Strich gibt es sehr viel Frustpotenzial, da es ohne aufwendige Einarbeitung keinen Spaß macht. Ja, es soll eine Rennsimulation sein, dafür bietet es aber zu viele Fehler: Physik, schlechte Netcode, schlechte KI, schlechtes Strafensystem, komplexe Einstellungen usw.. Gerade bei den Einstellungen wäre ein einfacher Einstieg besser gewesen, um dann durch Feintuning der Einstellungen mehr rauszuholen.
Im jetzigen Zustand wird die Project Motor Racing-Erfahrung selbst Hardcore-Racing-Sim-Fans kaum Spaß machen. Insgesamt hat gib es spannende Ansätze, eine gute Strecken- und Fahrzeugauswahl. Auch der Mod-Support klingt vielversprechend. Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler noch die Kurve kriegen. Bereits der Day-One-Patch konnte einige verheerende Fehler, die ich hier nicht erwähnt habe, beheben. Auch die Ansätze im Online-Modus durch verschiedene Modi sind da, aber dafür muss erstmal die Grundstruktur verbessert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Project Motor Racing hat noch einen langen Weg vor sich. Wer bereit ist, sich auf eine eher unfertige Rennsimulation einzulassen, der kann mangels Alternativen auf der Konsole einen Blick darauf werfen. Wer „out of the box“ eine zufriedenstellende Rennerfahrung haben möchte, sollte erstmal abwarten.
Pro
- Mod Support
- Interessanter Karrieremodus und Online Modi
- Gute Fahrzeug und Streckenauswahl
Contra
- Schlechte Präsentation
- Schlechte KI
- Technisch teilweise schwach
- Kein Radar
Wertung
6.0Zufriedenstellend
Kaufempfehlung
35%Nicht für Jeden geeignet
Getestet wurde Project Motor Racing auf PS5 von Makes87. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.060 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Project Motor Racing wurde uns von Astragon kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
























































