Review

XCOM 2 · Test

Veröffentlicht am 08.11.2016 von Tobias Creter

Titelbild von XCOM 2 ()

Rundenbasiertes Taktikgeballer mit Aliens

Aliens beherrschen die Erde und gaukeln den Menschen eine strahlende Zukunft vor. Nun ist es deine Aufgabe als Commander der XCOM den weltweiten Widerstand zu entfachen und damit ihren finsteren Plan zu vereiteln und die Menschheit zu retten. Als Operationsbasis dient dabei ein ehemaliges Versorgungsschiff der Aliens - die Avenger. Man beginnt mit einem kleinen Team von Soldaten, Wissenschaftlern und Ingenieuren und muss erstmal den Alienschrott beseitigen, um die Basis erweitern zu können. Die dazu benötigten Ressourcen bekommt man als Belohnung für erfolgreiche Missionen oder kann beim Händler tote Aliens und gesammelte Gegenstände eintauschen. Trotzdem herrscht eigentlich ständig Ressourcenknappheit, denn jeder Ausbau erhöht auch den monatlichen Grundbedarf.

Screenshot von XCOM 2

Auf in den Kampf

Aus insgesamt fünf Soldatenklassen könnt ihr euren Angriffstrupp zusammenstellen. Rekruten kann man kaufen und später auch selbst ausbilden. Durch erfolgreiche Tötungen gewinnen die Soldaten mehr und mehr an Erfahrung und lassen sich dann nach Abschluss einer Mission verbessern. Hierbei kann man immer pro Erfahrungsstufe aus zwei Optionen wählen. Das große Problem bei der Sache, wer im Kampf stirbt, ist und bleibt tot. Es ist also Vorsicht geboten, um nicht plötzlich die besten Soldaten im Kampf zu verlieren.

Screenshot von XCOM 2

Gameplay & Steuerung

Nach einem laaaangen Flug - die Ladezeiten vor Missionsbeginn dauern im Schnitt 80 Sekunden - kann man endlich mit der Mission starten. Die Wartezeit wird nur ein wenig dadurch verkürzt, dass man kurz nochmal die Aufgaben zusammengefasst bekommt. Am Boden angekommen muss man die Soldaten rundenbasiert näher ans Ziel führen. Da man immer zwei Aktionen pro Soldat durchführen kann, muss man sich immer entscheiden, ob man lieber die maximal mögliche Wegstrecke ausnutzt oder nach halbem Weg Deckung sucht und anderen Truppmitgliedern Feuerschutz bietet. Meist ist Letzteres die bessere Wahl. Leider tickt in vielen Missionen die Uhr und euch bleibt nur eine sehr knapp bemessene Anzahl von Runden, um das Hauptziel zu erledigen. Solange ihr noch unentdeckt seid, könnt ihr euch den Aliens nähern und sie möglichst ins Kreuzfeuer nehmen. Wenn sie euch erstmal entdeckt haben, ist schnelles und entschlossenes Handeln angesagt, da die Gegner klug agieren und oft heftig zuschlagen. Manche Kreaturen neigen sogar dazu sich zu vermehren oder zu klonen. Da ist dann ein Missionsabbruch klüger, um nicht das komplette Team zu verlieren. Ein taktischer Rückzug mit einem Teil der Beute ist immer noch deutlich besser als keine Beute und jede Menge gefallene Soldaten.

Die Steuerung mit dem Gamepad klappt wunderbar. Mit dem D-Pad dreht man die isometrische Ansicht in 90 Grad Schritten und kann bei Gebäuden und Hügeln zwischen den Etagen wechseln. Mit den linken Stick wählt man den Punkt aus, zu dem man sich bewegen möchte. Dabei bekommt man angezeigt, ob man sich dort in voller oder halber Deckung befindet. Durch eine türkise Umrandung sieht man den zurücklegbaren Weg für einem Aktionspunkt und mit gelbem Rand ist die maximale Entfernung für zwei Aktionspunkte markiert. Durch L1 und R1 kann man zwischen den noch verfügbaren Soldaten wechseln. L2 zoomt die Karte (leider etwas zu wenig) heraus. Mit R2 wechselt man in den Aktionsmodus, wo man dann zwischen Angriff, Feuerschutz, Deckung und anderen Aktionen wählen kann. Wenn man Angriff wählt, kann man durch L1 und R1 zwischen den Gegnern wechseln, die in Schusslinie sind und bekommt immer eine Trefferwahrscheinlichkeit angezeigt. Nachgeladen wird mit Quadrat und Feuerschutz mit Dreieck. Die meist benötigten Aktionen sind somit immer schnell erreichbar. Der rechte Stick bewegt die Kamera, also den Bildausschnitt.

Die Missionen haben meist mehrere Ziele, wie zum Beispiel Rettung von Zivilisten, Sammeln von Informationen oder Zerstörung eines Gegenstands und natürlich auch immer dem Beseitigen der Aliens. Beim ersten Versuch ist es mir nicht immer gelungen die Ziele in den kurzen Zeitvorgaben zu erledigen. Dadurch fehlen dann die benötigten Ressourcen für den weiteren Ausbau und neue Rekruten. Es ist also durchaus hilfreich öfter mal zu Speichern und den Spielstand in einer ausweglosen Situation erneut zu laden. Da die Bedrohung durch die Aliens ständig wächst ist nämlich auch nicht unbegrenzt Zeit, um die Avenger zu verbessern oder in Ruhe fortgeschrittene Soldaten ausbilden zu können. Die Uhr tickt unaufhörlich und kann nur durch Missionserfolge ein wenig verlangsamt werden.

Gefallene Aliens und erbeutete Gegenstände lassen sich erforschen und helfen euch dabei neue Waffen und Rüstungen herstellen zu können. Und da gibt es reichlich Ausbaumöglichkeiten. Forschungen kosten euch Zeit und Ressourcen. Die Story ist nicht linear und so könnt ihr völlig frei entscheiden, wie ihr vorgeht. Einige Ereignisse werden euch zwar dringend empfohlen aber auch diese lassen sich überspringen. Erfahrene XCOM Spieler dürften hier voll auf ihre Kosten kommen.

Auf einer Weltkarte seht ihr alle aktuellen Ereignisse, Orte und mögliche Einsätze. Dort könnt ihr frei wählen, was ihr als nächstes machen möchtet. Jeder Flug kostet Zeit und einige Ereignisse erfordern zügiges Handeln. Dumm wenn grade eure besten Widerstandskämpfer verletzt sind und ihr nicht genug Ressourcen habt, um neue Rekruten anzuheuern. Wenn ihr das Kommunikationsnetz ausbaut, ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten. Behaltet aber immer das Avatar-Projekt der Aliens im Auge und versucht durch geschicktes Vorgehen Zeit zu gewinnen. Viel Erfolg bei der Rettung der Erde!

Screenshot von XCOM 2

Grafik & Sound

Grafisch ist das Spiel sicher kein Überflieger aber auch nicht schlecht. Es gibt viele Zwischensequenzen und auch im Kampf werden die Angriffe immer sehr schön in Szene gesetzt. Bei manchen Positionen ragen allerdings die Charaktere oder Waffen auch mal in die Deckung oder Wand hinein. Hier wird hoffentlich noch per Update nachgebessert ist aber zur Not auch zu verschmerzen.

Die abwechslungsreichen Umgebungen sehen gut aus und sind komplett zerstörbar, was auch strategisch mit eingeplant werden muss. Wände lassen sich zerstören und bieten dann keine Deckung mehr. Ich habe auch schon auf einen Schlag zwei Soldaten verloren, weil ein riesiger Formwandler nichts besseres zu tun hatte als das Haus unter ihnen einzureißen. Genau diese - wenn auch schmerzhaften - unvorhergesehenen Ereignisse machen XCOM 2 so spannend. Die Kämpfe sind nie langweilig und man fiebert jedes Mal mit, ob ein Schuss trifft oder sein sicherer Ziel doch noch verfehlt. Gefühlt bin ich deutlich öfter gestorben als beim alten XCOM und wirklich leicht ist das Spiel auch auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad nicht aber das erhöht in diesem Fall den Wiederspielwert. Beim zweiten Versuch klappt es dann meist auch schon deutlich besser.

Screenshot von XCOM 2

Multiplayer

In XCOM 2 könnt ihr abseits der Story auch zu zweit online gegeneinander antreten. Dabei stellt ihr Teams mit je 6 Einheiten zusammen. Die können sowohl aus XCOM Soldaten, wie auch aus Aliens gewählt werden. Jede Einheit hat einen bestimmten Punktwert und in Benutzerdefinierten Spielen lässen sich die zur Verfügung stehenden Punkte festlegen. Aus insgesamt 7 Kartentypen, die teilweise noch zusätzlich durch den Biomtyp variiert werden können, wird prozedural und zufällig eine Map generiert auf der es dann Team gegen Team bis zum bitteren Ende zur Sache geht.

Screenshot von XCOM 2

Fazit

XCOM 2 ist zwar nicht perfekt aber ein sehr gutes rundenbasiertes Strategiespiel. Die Ladezeiten von 70-90 Sekunden vor Missionsbeginn nerven und beim Rauszoomen hätte ich mir mehr Übersicht gewünscht. Die gelegentlichen Ruckler und Grafikfehler verzeihe ich dem Spiel, das sie den Spielspaß nicht mindern aber bei der errechneten Trefferwahrscheinlichkeit hatte ich so einige Frustmomente. Wie kann denn ein Soldat aus einem Meter Entfernung an einem Ziel, dass mit dem Rücken zu einem steht vorbeischießen, obwohl die Wahrscheinlichkeit mit 100% angegeben wurde. Oder wieso ist die Wahrscheinlichkeit höher einen Gegner über zwei Etagen, ein Fenster und einen Luftschacht zu treffen, als einen Alien, der mit freier Schusslinie direkt vor einem steht. Auch die knappe Zeitbegrenzung für einzelne Missionsziele brachte mich oft nur knapp um den Erfolg.

Abgesehen von diesen Problemen ist XCOM 2 aber ein tolles und forderndes Spiel mit guter taktischer Tiefe und gelungener Optik. Die prozeduralen zerstörbaren Umgebungen sorgen für viele Möglichkeiten und so einige unangenehme Überraschungen. Da die Rohstoffe knapp sind, wird man es kaum schaffen, beim ersten Durchspielen alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Man ist gezwungen strategische Entscheidungen zu treffen und muss dann mit den Konsequenzen leben. Nicht zu Letzt sorgen dann noch die insgesamt 51 Trophäen für Langzeitmotivation. Wer die alten Teile mochte, kann hier nichts falsch machen.

Pro

  • gelungene Gamepad-Steuerung
  • viele strategische Möglichkeiten
  • mehrere Schwierigkeitsgrade wählbar
  • taktisch fordernde Kämpfe (gute KI)
  • überraschende Wendungen im Kampf
  • zerstörbare Umgebungen

Contra

  • sehr lange Ladezeiten
  • Grafikfehler in Kampfsequenzen
  • vereinzelte Ruckler in Zwischensequenzen
  • manchmal etwas unübersichtlich
  • Trefferwahrscheinlichkeit nicht immer nachvollziehbar
  • oft sehr knappe Zeitbegrenzung

Wertung

Testergebnis: 85%

8.5 Sehr gut

Kaufempfehlung

75% Kaufempfehlung

75%Empfehlenswert