Review

Crysis Remastered · Test

Veröffentlicht am 20.09.2020 von Andreas Erber

Titelbild von Crysis Remastered (PC, PS4, Switch, Xbox One)

Crysis - Der Name kommt einem schon bekannt vor.

Crysis zählte im Jahre 2007 zu den bislang bedeutendsten, deutschen AAA-Videospielen. Mit einer überdurchschnittlich guten Bewertung konnte die Firma Crytek seiner Zeit sich lange auf ihren Lorbeeren ausruhen. Immerhin wurde das Spiel international bekannt und diente stets als Messlatte in Sachen Grafik, Entscheidungsfreiheit und Handling.
Das Spiel stellt den ersten Teil einer Trilogie dar, doch leider konnten die beiden Nachfolger bei weitem nicht dem ersten Ableger das Wasser reichen und wurden von der Community als 0815-Shooter abgestempelt.
Nichtsdestotrotz dreht das Entwicklerstudio Crytek selbst nach knapp 13 Jahren nicht einfach nur Däumchen und startet mit einem Remake des ersten Ablegers durch. Dank Raytracing, neuen Effekten und neuer Beleuchtung soll das Spiel sich auch mit aktuellen Benchmark-Referenzen messen können.

Gelingt es Crytek das einstige Feuerwerk der Superlative erneut zu zünden?

Screenshot von Crysis Remastered

Nomad ist der Schlüssel

Die Handlung von Crysis spielt, welch Ironie, im Jahr 2020 auf den fiktiven, tropischen Ling-Shan-Inseln irgendwo im Ostchinesischen Meer. Nach einer Invasion der Nordkoreanischen Armee, kurz KVA, wird der Spieler als ein Mitglied einer US-amerikanischen Spezialeinheit, genauer gesagt den US-Special Forces, entsandt, um ein dort gefangen gehaltenes Archäologenteam zu befreien. Die fünf Mitglieder des Spezialteams Raptor sind jeweils mit einem hochentwickelten Nanosuit ausgestattet, mit dessen Hilfe sie wahlweise ihre Panzerung, Stärke, Geschwindigkeit erhöhen oder sich in einem Unsichtbarkeitsfeld verbergen können.
In der Einheit trägt der Spieler den Codenamen Nomad und wird begleitet von den anderen Mitgliedern Prophet, Psycho, Jester und Aztec. Die beiden Letzteren werden bereits früh in der Handlung von mysteriösen Wesen getötet, die anderen Teammitglieder sind die meiste Zeit von Nomad getrennt. So wird Prophet von einem Wesen entführt und taucht erst später im Spiel wieder auf. Bei der Rettung der letzten Überlebenden des Archäologenteams stellt sich dem Spieler der nordkoreanische General Kyong in den Weg, der die sagenhafte Entdeckung des Archäologenteams ausnutzen will, um die Machtverhältnisse auf der Welt zu ändern, wie er sagt. Bei der Entdeckung handelt es sich um eine außerirdische Anlage, die nach ihrer Entdeckung zu erwachen scheint. Ein Kampf gegen den nordkoreanischen General beginnt.

Bringt eure Ego-Shooter-Erfahrungen auf Hochtouren, nutzt sämtliche, verfügbare Specialfähigkeiten und beweist ein guter Soldat mit Führungsqualitäten zu sein.

Screenshot von Crysis Remastered

Gameplay & Steuerung

Zwar bietet die Story kaum Abwechslung und auch die Gegner-KI hat in den letzten 13 Jahren kaum etwas dazugelernt, doch kann das überarbeitete Spiel in Sachen Gameplay und Steuerung durchaus punkten. So bietet das Spiel eine saubere und einfach zu erlernende Handhabung. Nomad lässt sich ohne jegliche Probleme durch die Levels manövrieren. Üblicherweise stellt das "Aiming" eine wichtige Rolle im Genre der Action-Shooter dar, welche in Crysis mit Erfolg jederzeit reibungslos funktioniert. Das HUD wirkt sehr aufgeräumt und lässt keine Fragen offen. Neben der Lebensanzeige und einem kleinen Radar gibt es auch eine Energieanzeige über welche der aktuelle Status der verfügbaren Kraft für Spezialfähigkeiten angezeigt wird. Mit den R1 und L1 Tasten lassen sich Tarnung und maximale Panzerung aktivieren. Die übernatürliche Laufgeschwindigkeit wird, bei genügend vorhandener Energie, mit der L3-Taste automatisch aktiviert.
Kleiner Tipp: In den Optionen lässt sich die Intensität der Bewegungsgeschwindigkeiten justieren, welche auf jeden Fall etwas erhöht werden sollten, um schnellere Reflexe durchführen zu können.

Leider bietet das Spiel nur einen Einzelspielermodus an, was alleinig auf die vorhandene Kampagne zurückzuführen ist. Fans von Multiplayermodi gehen damit leer aus.
In der ersten Mission, mit dem Titel "Kontakt", wird Nomad zwar im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser geschubst, doch die Steuerung wird dem Spieler schrittweise und leicht verständlich nähergebracht. Laut Missionsbericht hat die KVA die Lingshan-Inseln besetzt. Als ein internationales Team von Archäologen einen Notruf absetzt, springt das Raptor-Team der US Special Forces über der Region ab um die Wissenschaftler zu retten.

Qualitativ spielt sich Crysis 2020 wie dazumal. Die exotischen Kulissen, die großen Levels und die Entscheidungsfreiheiten waren bereits im Erscheinungsjahr die großen Highlights des Urspiels. So kann auch in der überarbeiteten Version der Spieler frei wählen, wie die Missionen bewältigt werden sollen. Egal ob im Stealthmodus oder mit cineastischer Baller-Kraft, die Aufgaben spielen sich jedes Mal etwas anders. Sollte Nomad beim Vorbeischleichen an Gegnern doch einmal erwischt werden, müssen Sturmgewehre und Granaten die Antworten liefern. Dadurch entsteht eine spannende Balance, die dem Spiel trotz der einfallslosen Story die nötige Abwechslung verleiht.
Glücklicherweise sind auch wieder die vielen Fahrzeuge und die geniale Spiel-Physik mit von der Partie. Mit einem Jeep können ganz einfach größere Entfernungen zurückgelegt werden und mit der Feuerkraft eines MG-Maschinengewehrs oder einer Granate lassen sich Unterstände und Bäume zerstören. Selbst Wellblechhütten können mühelos dem Erdboden gleich gemacht werden. Auch diese Features geben den Fans den richtigen Punch.

Etwas enttäuschend ist die nicht vorhandene Weiterentwicklung der Gegner-KI. Wie auch im Original kann es zeitweise passieren, dass euch Gegner einfach ignorieren oder im Schusswechsel falsch reagieren. Gerade in der heutigen Zeit ist die künstliche Intelligenz in Spielen äußerst wichtig. Die Entwickler haben sich anscheinend gegen eine Anpassung entschieden. Viel wichtiger war ihnen die Aufwertung des Spiels in grafischer Hinsicht. Mehr dazu im nächsten Textabschnitt.

Screenshot von Crysis Remastered

Grafik & Sound

In Sachen Grafik lässt die Remastered Version seine Muskeln spielen. Besonders viel Aufmerksamkeit erhalten die neuen Optionen HDR und Raytracing. Letzteres wird sogar erstmalig auf Konsolen angewendet. Aktuell kämpft allerdings die Xbox-Version mit erheblichen Fehlern, die auf das Aktivieren von Raytracing und HDR zurückzuführen sind. Ein Update soll das Problem demnach zeitnah lösen. Bis dorthin empfehlen wir Raytracing und HDR auf der Xbox zu deaktivieren, um ein reibungsloses Spielvergnügen zu garantieren.
Vor allem auf den kommenden Nextgen-Konsolen PlayStation 5 und Xbox Series S/X soll die neue Technologie erst so richtig ihren Einzug erhalten. Dort kann Raytracing schlussendlich nativ verarbeitet werden, was mit den aktuellen Konsolen nur per Software und somit eher schwer umsetzbar ist.
Allgemein erlebt der Spieler mit der aktivierten Raytracing Option auf den aktuellen Konsolen einen erhöhten Performance-Verlust, wodurch die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt wird. Wir empfehlen euch speziell bei diesem Titel auf der PlayStation 4 (später Xbox) nur bei HDR das Häckchen zu setzen.
Viel wichtiger ist der allgemeine Look des Spiels. Neue HD-Texturen, eine spürbar verbesserte Beleuchtung sowie natürlichere Licht- und Schatteneffekte heben das Spielerlebnis auf ein neues Level. Die ohnehin schönen Kulissen wirken kraftvoller und frischer. Spiegelungen auf Wasseroberflächen werden zeitgemäß wiedergegeben. Vor allem die Vegetation profitiert von der höheren Detaildichte.
Sämtliche Spielfiguren weisen eine verbesserte Mimik auf und die Animationen wurden verbessert. Für ein Vollendetes Remaster hätte die Wandlung der Figuren wesentlich höher ausfallen müssen.
Etwas störend sind die Passagen, in denen ein Kontrollpunkt erreicht wird, da genau in diesem Moment immer das Bild kurz einfriert. Das passiert selbst dann, wenn der Spieler mit dem Fahrzeug gerade eine kurvige Straße entlang fährt. Auffällig ist auch, dass nach jedem Neustart des Spiels die Sprache erneut gewählt werden muss. An manchen Stellen kennt man dem Spiel einfach sein Alter an.
Alles in allem handelt es sich hier dennoch um die bislang beste Crysis-Performance ever.

Der Sound hat sich im Vergleich zum Original so gut wie kaum verändert. Einen bombastischen 3D Sound hätten die Entwickler nur in ein PlayStation 5 Remaster implementiert, da die neue Konsolengeneration von Sony auch im Bereich Klangqualität einen großen Schritt nach vorne macht.
Beim Schusswechsel bekommt der Spieler in Crysis Remastered die gewohnt gute Qualität mit sauberen Knalleffekten. Ebenso kann das Spiel mit seinem treibenden, spannungsvollen Soundtrack punkten.

Screenshot von Crysis Remastered

Fazit

Der erste Ableger der Crysis Reihe ist dieser auch heute noch ein geniales Shooter-Erlebnis. Optisch wurde das Spiel gehörig aufgewertet und kann mit verbesserten Texturen und Effekten glänzen. Auch die unterhaltsame Physik kommt heutzutage noch sehr gut an. Die Raytracing Option verträgt sich allerdings nicht so richtig mit den aktuellen Konsolengenerationen. Die HDR Unterstützung funktioniert hingegen tadellos. Etwas schade ist auch das Fehlen eines spaßigen Multiplayers. Dieser hätte den Wiederspielwert enorm erhöht. Ärgerlich ist auch die fehlende VTOL-Mission, bei welcher der Spieler hinter dem Steuer eines Kampfhubschraubers platz nehmen darf. Außerdem gibt es keine Spur von Warhead... mit der Beigabe des Addon "Crysis Warhead" hätten die Entwickler den Fans einen gehörigen Gefallen getan. Das liegt vermutlich daran, dass Warhead, auf Grund des großen Inhalts gegen Ende der Produktion, schon damals als Stand-Alone Spiel erschien. Trotz der simplen Story und der etwas irren Gegner-KI macht der Titel auch im Jahre 2020 noch richtig Spaß. Crytek schafft mit ein paar kleinen Fehlzündungen erneut ein Feuerwerk für Ego-Shooter Fans.

Pro

  • verbesserte Texturen, Licht- und Schatteneffekte
  • tadellose HDR Unterstützung
  • ein genialer Ego-Shooter mit Kultstatus
  • saubere und einfach zu handhabende Steuerung
  • übersichtliches HUD

Contra

  • Raytracing Option ist nicht zufriedenstellend (Xbox Probleme auch mit HDR)
  • Sound wurde kaum verbessert
  • kein Multiplayer oder Ko-op Modus
  • Gegner-KI hat einfach nichts dazugelernt
  • "Crysis Warhead" Addon und VTOL-Mission fehlen leider

Wertung

Testergebnis: 80%

8.0 Gut

Kaufempfehlung

75% Kaufempfehlung

75%Empfehlenswert

Getestet wurde Crysis Remastered auf PS4 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.0 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Crysis Remastered wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!