Another Fisherman's Tale · Test
Veröffentlicht am 04.05.2023 von Andreas Erber
Fisherman's Friend - Sind Sie schlau genug?
Die Entwickler:innen von InnerspaceVR präsentieren zusammen mit Vertigo Games den Nachfolger eines ganz besonderen VR-Games. Nach A Fisherman’s Tale, welches Anfang 2019 auf den Markt kam, erscheint der 2. Teil Another Fisherman’s Tale für PC (Steam, Oculus Store und VIVEPORT), Meta Quest 2 und für PlayStation. Auf der PS5 kommen zudem die neuen Hardware-Features der VR2-Brille sehr gut zur Geltung.
Another Fisherman's Tale ist ein VR-Rätselspiel mit einer poetischen Geschichte und einzigartigen VR-Mechaniken.
Die Entwickler:innen bedienten sich an dem griechischen Mythos von Theseus’ Boot. Das Schiff des Theseus ist ein philosophisches Paradoxon, das bereits in der Antike aufgezeigt wurde. Es berührt die Frage, ob ein Gegenstand seine Identität verliert, wenn viele oder gar alle seiner Einzelteile nacheinander ausgetauscht werden.
Das ganze lässt sich auch auf den Menschen übertragen. Alle vorhandenen Körperzellen erneuern sich innerhalb von ca. 15 Jahren. Werden wir deshalb zu einem anderen oder komplett neuen Menschen mit einer vorhandenen Vergangenheit? Fragen über Fragen, die uns zum Philosophieren bringen.
Ich hab ein knallrotes Gummiboot!
Der 2. Teil erzählt die packende Geschichte von Bob dem Fischer fort. Bob kentert mit seinem Boot durch einen Zusammenstoß mit einer Gesteinsformation. Dabei ist nicht nur sein Boot, sondern auch sein eigener Körper in mehreren Teilen zerbrochen. Bobs Leben ist damit allerdings noch lange nicht vorbei. Wie durch Zauberei kann der Protagonist seine einzelnen Gliedmaßen bewegen.
Dieses Mal ist also der eigene Körper das primäre Rätsel, das von den Spieler:innen gelöst werden muss. Bei dem unkonventionellen Gameplay handelt es sich um ein sogenanntes Body-Manipulation-Gameplay. Dabei wird der Körper des Protagonisten verformt und benutzt, um im Spiel voran zu kommen. Durch den Abbau und Wiederaufbau der eigenen In-Game-Form können diverse Hürden gemeistert werden. Wie genau diese Mechaniken funktionieren erklären wir euch im nächsten Abschnitt im Detail.
Gameplay & Steuerung
Das Body-Manipulation-Gameplay bietet enorm viele Möglichkeiten. Durch das Lösen und Zusammensetzen von Gliedmaßen kann sich Bob aus prekären Situationen befreien. Mit Hilfe der geworfenen Hand, können weit entfernte Gegenstände wie Schlüssel oder Zahnräder herangezogen werden. Doch neben den Händen gibt es auch Krabbenscheren oder Piratenhaken. Mit den Scheren können Stricke zerschnitten und mit den Haken höhere Ebenen erreicht werden. Mit der Zeit werden die diversen Hilfsmittel immer öfter in Kombination verwendet. Interessant ist auch die Möglichkeit, seinen eigenen Kopf auf eine andere Position zu werfen. So bekommen Spieler:innen eine andere Sichtweise in Räumlichkeiten und ihren versteckten Objekten. Die VR-Rätsel-Mechaniken fordern enorm und bieten einen hohen Spielspaß. Schade nur, dass das Speichermanagement nicht so gelungen ist. Es gibt keine erkennbare Speicherpunkte, sprich es wird nur nach jedem erfolgreichen Abschnitt bzw. Level gespeichert. Oftmals müssen begonnene Levels selbst nach weitem Fortschritt von vorne begonnen werden. Sehr ärgerlich!
Jedes Level beinhaltet mehrere Rätsel, die auch mal anspruchsvoll ausfallen. Meistens allerdings sind die ausgeklügelten Hindernisse recht schnell durchschaut. Das Lösen von Aufgaben, um den Weg fortsetzten zu können, ist übrigens, neben der niedlichen Story, der Hauptbestandteil des Spiels. So gilt es beispielsweise 2 Schlüssel zu finden, um eine versperrte Tür zu öffnen. Da nur ein Schlüssel gefunden werden kann, ist man vielleicht selbst der zweite Schlüssel?! Diese und weitere geniale Einfälle zeigen im Spiel gekonnt das Know-How des Entwicklerstudios.
Die Steuerung funktioniert überraschend gut und Bewegungen sind stets flüssig. Nur die Steuerung der krabbelten Hand fühlt sich recht ungenau an. Immer wieder macht die ferngesteuerte Hand einfach nicht das, was wir gerne hätten. Immerhin handelt es hierbei um ein wichtiges Element im Spiel, welches leider nicht den Erwartungen gerecht wird. Die anderen Mechaniken machen zum Glück keine Probleme. Lediglich beim Steuern des Körpers muss man den Dreh rauskriegen.
Positiv zu erwähnen sind die verwendeten Hardware-Features in der VR2-Version. Controller und auch das VR-Headset vibrieren in den bestimmten Situationen. Es ist nicht ganz selbstverständlich, dass die neuen Hardware-Features bei Neuerscheinungen zur Verwendung kommen.
Features:
- Poetische Geschichte:
Entdeckt die Wahrheit hinter Bobs Vergangenheit, indem ihr Ninas Kindheit unter die Lupe nehmt. - Umwerfende VR-Rätsel-Mechaniken:
Euer eigener Körper ist das größte Rätsel und sorgt für ein unkonventionelles Gameplay. - Mehr Orte:
Erkundet farbenfrohe Modelle im Keller von Ninas Mutter.
Grafik & Sound
Optisch präsentiert sich das VR-Game in einer recht ordentlichen, farbenfrohen Comic-Grafik. Leider wirken manche Levels vor allem in der Ferne etwas unscharf. Vor allem für den gewählte Comic-Look könnte man den Schärfegrad noch etwas höher treiben, da die Hardware bezogene Grafik-Grenze bei weitem nicht erreicht wird. Dazu gesellt sich ein leichter Tearing-Effekt, der vor allem im Hintergrund wahrnehmbar ist. Der Spielspaß wird dadurch allerdings nicht beeinträchtigt. Naheliegende Bereiche sind hingegen gestochen scharf, so auch die eigenen Körperteile.
Die Soundeffekte sind stimmig und passen perfekt zu den diversen Handlungen. Vom Soundtrack her bekommt man leider recht wenig mit, was an den unaufdringlichen, gut angepassten Harmonien liegen mag. Etwas schade ist das Fehlen der deutschen Sprachausgabe. Hier wurde zumindest ein gut lesbarer Untertitel integriert.
Fazit
Kontrolliert eure Extremitäten, löst Rätsel und deckt in dieser Fortsetzung von A Fisherman‘s Tale die Wahrheit über Bob und seiner Geschichte auf. Das Body-Manipulation-Gameplay mit seinen VR-Mechaniken macht richtig Spaß und bietet eine große Vielfalt an unterhaltsamen Rätseln. Nur die Navigation der eigenen Hand erweist sich als recht schwierig. Grafisch wirkt das VR-Game recht solide und sieht im näheren Bereich recht hochauflösend auf. Nur in der Ferne wirken die Kulissen etwas verwaschen. Der Sound ist recht bis auf die gelungenen Soundeffekte recht unspektakulär. Eine deutsche Synchronisation fehlt leider, dafür sind die Untertitel gut lesbar. Schade, dass es keine vernünftigen Speicherpunkte gibt und nur abgeschlossene Levels gespeichert werden. Mit einer Spielzeit von ca. 7 Stunden bietet Another Fisherman's Tale jedenfalls ein faires Preis-/Leistungsverhältnis. Wenn die paar kleinen negativen Punkte durch Updates aus der Welt geschafft würden, hätten wir ein VR-Spiel mit einer 90er Bewertung gesehen. Vielleicht bessern die Entwickler:innen ja hier noch nach.
Entdeckt die Wahrheit, während ihr wunderschöne Orte erkundet, die von den Machern von „A Fisherman’s Tale“ zum Leben erweckt wurden. Macht euch bereit, in ein ganz besonderes VR-Erlebnis einzutauchen. Es lohnt sich definitiv einen Blick auf Another Fisherman's Tale zu setzen.
Pro
- unterhaltsame Story
- farbenfrohe Comic-Grafik ist gelungen
- Rätsel sind sehr ausgeklügelt und bringen viel Abwechslung
- Vibrationen der Controller und des Headsets werden genutzt (VR2-Version)
- Soundtrack ist unaufdringlich, aber dafür sehr gut intigeriert
- passende Soundeffekte
Contra
- die Kulissen wirken in der Ferne etwas unscharf
- leichtes Tearing im Hintergrund
- die ferngesteuerte Hand und auch der Körper lassen sich nur schwer steuern
- ungenügend Speicherpunkte, gespeichert wird nur zwischen den Levels
- leider gibt es keine deutsche Sprachausgabe
Wertung
8.0 Gut
Kaufempfehlung
85%Sehr empfehlenswert
Getestet wurde Another Fisherman's Tale auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.001.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Another Fisherman's Tale wurde uns von Plaion (Koch Media) kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!