Review

Dirt Rally VR Edition · Test

Veröffentlicht am 08.03.2017 von Tobias Creter

Titelbild von Dirt Rally VR Edition ()

Jetzt auch mit VR-Brille über den Schotter rasen

Für das schon im April 2016 erschienene Dirt Rally hat Codemasters nun ein Update für die PlayStation Pro und einen VR Modus herausgebracht. Grund genug die Rallye-Simulation einem Community Review zu unterziehen. Dirt Rally wirbt damit das authentischste und packendste Rallye-Spiel zu sein, was wohl mangels brauchbarer Konkurrenz sogar stimmen dürfte. Konzentration und schnelle Reaktionen sind gefragt, wenn es mit möglichst hoher Geschwindigkeit über Asphalt, Kies, Matsch, Schnee und Eis geht. Schon der kleinste Fehler kann zum Totalschaden und sofortigen Aus führen aber auch kleinere Fehler werden mit Zeitstrafen quittiert, die einen schnell den Platz kosten können. Schnallt euch gut an und macht euch bereit für eine holprige Fahrt. Für VR sollten Spieler mit empfindlichem Magen vielleicht sogar eine Spucktüte unter den Sitz legen.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Reinrassige Rennsimulation mit optionaler VR-Unterstützung

Eine Warnung vorweg, das Spiel ist nichts für Gelegenheitsfahrer und Crash-Kids. Der Einstieg ist verdammt hart. Ich kann nur jedem Neueinsteiger die gut gemachten Tutorialvideos aus 6 Kategorien ans Herz legen. Dort lernt ihr alles Wichtige über die Steuerung des Fahrzeugs und die Ansagen des Copilots. Wenn man sich dann erstmal mit der simulationslastigen Steuerung angefreundet hat und insbesondere wenn man das Spiel mit einem richtigen Lenkrad spielt, kann es richtig Spaß machen. Ich beschränke mich hier auf die Steuerung mit dem Lenkrad (in meinem Fall das Logitech G29), da es für mich wenig Sinn macht das Spiel mit dem Controller zu zocken. Beim kurzen Test war die Controller-Steuerung aber durchaus sehr gut. Das volle Potential lässt sich nach meiner Meinung aber nur mit einem Force Feedback Lenkrad ausschöpfen, denn dann ist das Renngefühl wirklich klasse. Die Einstellungsmöglichkeiten sind auch vorbildlich, es lässt sich jeder Button umbelegen und Lenkverhalten, Gas, Bremse und Kupplung können sehr präzise an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Mit dem VR-Modus (für Besitzer von Dirt Rally auch als DLC verfügbar) kann man nun noch realistischer ins Renngeschehen eintauchen. Im direkten Vergleich zu Drive Club VR gelingt das auch grafisch wesentlich besser.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Spielmodi

Als Neuling habt ihr erstmal kein Auto und müsst euch zuerst eins vom stark begrenzten Startkapital kaufen. Hierbei solltet ihr euch vorab überlegen, ob ihr direkt in den Rallycross Modus einsteigen wollt, bei dem ihr gegen andere Fahrer antretet oder lieber klassisch mit den Rally Modus startet, bei dem ihr alleine auf der Strecke seid und um Bestzeiten kämpft. Die InGame-Credits reichen nur für ein Auto und ohne passende Fahrzeugklasse dürft ihr nicht an Meisterschaften teilnehmen. Dirt Rally kommt völlig ohne Story daher, was für mich auch absolut in Ordnung ist. Es ist eben eine reine Rennsimulation und versucht auch garnicht irgendetwas anderes zu sein. Man kann entweder die Karriere in Meisterschaften vorantreiben, sich in bis zu sechs Ligen mit Anderen messen, in PvP-Events gegen bis zu 5 weitere Fahrer im Rallycross antreten, in täglichen / wochentlichen / monatlichen Herausforderungen um die beste Zeit kämpfen oder im freien Fahren die drei Disziplinen (Rally, Rallycross und Hillclimb) ausprobieren und sich verbessern.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Strecken

Die Strecken der Rallye Meisterschaften entsprechen originalen Schauplätzen aus sechs Ländern (Wales, Deutschland, Schweden, Finnland, Monaco und Griechenland), die durch unterschiedliche Bodenbeläge und Witterungsverhältnisse für Abwechslung sorgen. Man muss das eigene Fahrverhalten anpassen, um mit den Eigenheiten jeder Strecke zurecht zu kommen. Auf Aspalt und Schotter mit relativ langen geraden Abschnitten kann man mal richtig aufs Gas treten, auf den engen Serpentinen mit Schnee und Eis muss man sehr behutsam beschleunigen und bremsen wohingegen man im Wald vor Allem mit Bodenunebenheiten, Senken und Kuppen zu kämpfen hat. Egal auf welchem Untergrund, bei Dirt Rally ist immer volle Konzentration gefragt, um nicht an einem Baum zu enden oder wertvolle Zeit durch einen Fahrfehler zu verlieren. Jede Strecke ist in mehrere Abschnitte unterteilt und als Ansporn wird eure Zeit in jedem Abschnitt mit der aktuellen Bestzeit verglichen. So habt ihr einen groben Überblick, wie schnell ihr unterwegs seid und ob es sich überhaupt noch lohnt das Rennen zu beenden oder lieber nochmal neu zu starten.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Gameplay & Steuerung

Im Gegensatz zu anderen Rennspielen ist es bei Dirt Rally nicht so einfach möglich beim ersten Versuch gleich Bestzeiten aufzustellen oder Meisterschaften zu gewinnen. Das Spiel hat ein großes Frustpotential für Anfänger, da man sich erstmal mit den Strecken vertraut machen und an die Fahrzeugsteuerung gewöhnen muss bevor man überhaupt eine Chance aufs Siegertreppchen hat. Die Tutorials bieten zwar ein gutes Basiswissen aber ich hätte mir ein Fahrtraining gewünscht, wo man das Gelernte auch gezielt ausprobieren kann. Das geht dann leider erst direkt auf derPiste, wo dann natürlich sämtliches Wissen kombiniert angewand werden muss.

Ob man am Anfang erstmal die verfügbaren Fahrhilfen (ABS, ESP & Co.) nutzt oder sie zugunsten von höheren Siegprämien deaktiviert ist jedem selbst überlassen. Für das totale Rallye-Feeling macht ihr am Besten alles aus und wechselt direkt in die sehr detailierte Cockpit-Ansicht. Sorgt auch immer dafür, dass ihr gute Mechaniker in eurem Team habt, denn was wäre der beste Fahrer ohne ein gutes Techniker-Team. Alles was ihr im Rennen beschädigt muss ja schließlich irgendwer auch wieder reparieren. Die Gelegenheit dazu habt ihr zwischen den einzelnen Etappen aber Vorsicht, wenn eure Techniker dazu länger als 30 Minuten benötigen drohen Zeitstrafen. Je länger und erfolgreicher ihr mit eurem Team zusammenarbeitet, umso mehr steigen die Techniker im Fertigkeitslevel auf. Auch könnt ihr nach und nach mehrere Techniker gleichzeitig beschäftigen und den Teamleiter verbessern. Auch bei Fahrzeugen werden je nach darin gefahrenen Kilometern zusätzliche Optionen und Verbesserungen freigeschaltet. Für Tüftler, die gerne das letzte Millisekündchen rausholen möchten, dürfte insbesondere das freischaltbare erweiterte Fahrzeugsetup interessant sein.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Copilot

Ihr wundert euch vielleicht wer der Typ ist, der da neben euch im Auto sitzt und euch die ganze Zeit das Ohr blutig labert - dieser redseelige Herr mit dem Klemmbrett in der Hand ist euer Copilot, der ständig bemüht ist, euch auf die nächste Streckeneigenschaft hinzuweisen. Um die Ansagen zu verstehen solltet ihr euch unbedingt das Tutorial ansehen.

Wenn man sich erstmal an die Ansagen des Copilots gewöhnt hat und sie ggf. auch vom Zeitpunkt an die eigenen Vorlieben angepasst hat, dann sind die Streckenhinweise schon extrem hilfreich beim Versuch eine neue persönliche Bestzeit aufzustellen. Leider scheinen ein paar Kurven verbugt zu sein, denn dort werden reproduzierbar immer falsche Sprachhinweise gegeben, die dann auch nicht zu den eingeblendeten Symbolen passen. Besonders ärgerlich ist das wenn Rechts und Links vertauscht wird.

Wen der Copilot nervt, kann sich auch alleine durch den Hill Climb am Pikes Peak in den USA kämpfen. Dabei rast ihr knapp 20 Km einen Berg der Rocky Mountains hoch. Die Strecke mit durchschnittlich 7% Steigung und fast 1.500 Metern Höhenunterschied hat es in sich, denn sie führt durch 156 Kurven. Hier seid ihr auf euch alleine gestellt, denn es gibt weder Symboleinbledungen noch Ansagen als Streckenhinweise.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Rallycross

Für alle, die sich gerne direkt mit anderen messen möchten, bietet sich der Rallycross Modus an, bei dem man auf relativ kurzen Rundkursen zusammen mit bis zu 5 weiteren Fahrern um den ersten Platz kämpft. Die Rennen gehen immer über mehrere Runden und das Besondere dabei ist, dass jeder Fahrer einmal pro Rennen die sogenannte Joker-Runde fahren muss. Dabei handelt es sich um eine mindestens 2 Sekunden langsamere Alternativroute. Jeder Fahrer kann selbst entscheiden wann er die Joker-Runde fährt. Falls man sie garnicht fährt drohen Zeitstrafen.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

VR

Wenn man das nötige Zubehör (Lenkrad & VR) bereits hat, bekommt man mit Dirt Rally VR Edition oder dem VR-DLC ein sehr preiswertes und intensives Rallye Fahrgefühl fürs Wohnzimmer. OK, es dauert ein wenig bis man alles aufgebaut und verkabelt hat aber die Mühe wird mit einem sehr immersiven Erlebnis belohnt. Am Besten setzt ihr dazu noch die Kopfhörer auf, dann fehlt eigentlich nur noch das Wackeln des Sitzes und die Fliehkraft, um sich wie in einem echten Rallyeauto zu fühlen. Dabei ist die Grafik im VR-Modus während dem Rennen durchaus brauchbar und holt vermutlich das Maximum aus der Hardware raus. Lediglich in den Menüs hatte ich Probleme mit der typischen VR-Unschärfe von Texten und Icons. Mit dem VR-Modus ist nicht nur das kompletten Spiel erlebbar, sondern es gibt sogar einen speziellen Beifahrermodus, der exklusiv für VR verfügbar ist. Dabei übernimmt ein zweiter Spieler mit Dualshock-Controller die Rolle des Copiloten und muss mit gut getimten Eingaben (ähnlich wie bei Guitar Hero) dafür sorgen, dass der Fahrer die richtigen Streckenhinweise rechtzeitig bekommt. Dieser Modus macht auch nur mit VR Sinn, da man so den TV als Social Screen für den Beifahrer nutzen kann, ohne dass der Fahrer vorab die angezeigten Symbole sieht. Testet den Modus aber lieber erstmal außerhalb einer Meisterschaft, nicht dass daran noch Freundschaften zerbrechen. ;-)

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Statistiken & Telemetriedaten

Auf www.dirtgame.com könnt ihr euch übrigens diverse Statistiken, detailierte Infos und Telemetriedaten zu Events ansehen, Ligen beitreten und erstellen. Schaut dort ruhig mal rein.

Screenshot von Dirt Rally VR Edition

Fazit

Als reinrassige Rallye-Simulation ist Dirt Rally wirklich sehr gut. Der Einstieg ist hart und kann frustrieren aber es lohnt sich dran zu bleiben. Der Rallye Sport wird sehr gut rübergebracht und auf den originalen Schauplätzen bei unterschiedlicher Witterung und Tageszeit zu fahren macht richtig Laune. Grafisch gibts wenig zu meckern, das Spiel läuft flüssig und sieht großartig aus. Es gab nur sehr selten mal Probleme mit nachladenden Texturen o.ä. und darauf kann man sich eh nicht wirklich konzentrieren. Ärgerlich sind die seltenen falschen Ansagen des Copilots auf manchen Strecken. Das Fahrgefühl und Force Feedback ist hervorragend. Ich hätte mir noch ein paar Strecken mehr gewünscht aber die vorhandenen bieten zumindest eine recht gute Abwechslung. Schade, dass es kein Fahrertraining gibt, in dem man gezielt Manöver wie Lastwechsel und Haarnadel-Drifts üben kann.

Der neue VR-Modus lässt noch tiefer ins Renngeschehen eintauchen und man bekommt ein besseres Gefühl für Geschwindigkeiten und Entfernungen. Gerade der Hillclimb am Pikes Peak mit seinen engen Haarnadelkurven und tiefen Abgründen neben der Straße ist ein intensives Erlebnis in VR. Leider werden einige Spieler mit Motion Sickness zu kämpfen haben obwohl Codemasters durch Verkleinerung des Sichtfeldes bei Crashs und Sprüngen versucht dem entgegen zu wirken. Mir war es leider nicht möglich längere Sessions am Stück in VR zu spielen. Schade, denn der VR-Modus macht (zumindest bei mir auf der PS4 Pro) einen sehr guten Eindruck und richtig Laune.

Pro

  • realistisches Fahrverhalten
  • authentisches Rallye-Feeling
  • gute Sounds und Visuals
  • präzise Lenkradsteuerung
  • sehr gute VR Umsetzung

Contra

  • sehr schwerer Einstieg
  • zu wenig Strecken
  • teilweise umständliche Menüs
  • seltene falsche Ansagen vom Copilot
  • leider kein Fahrtraining

Wertung

Testergebnis: 85%

8.5 Sehr gut

Kaufempfehlung

60% Kaufempfehlung

60%Angebot abwarten

Getestet wurde Dirt Rally VR Edition auf PS5 von Tobias Creter. Das Test Exemplar / der Review Code für Dirt Rally VR Edition wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!