Inertial Drift · Test
Veröffentlicht am 19.09.2020 von Tobias Creter
Stylisches Driften mit Twin-Stick-Drift-Mechanik
Inertial Drift ist ein klassischer Arcade-Racer. Man rast mit diversen Sportwagen durch eine 90er Jahre Retro Zukunft im Neon-Look. Doch die eigentliche Besonderheit des Rennspiels ist die völlig neue Drift-Mechanik. Anders als bei normalen Rennspielen steuert man die Autos hier nämlich mit beiden Analogsticks. Querfahren ist bei Inertial Drift absolute Pflicht und daher musste natürlich auch eine gute und zugängliche Steuerung her, mit der man auf ganz neue Weise Drifts einleitet und kontrolliert. Die eigens dazu entwickelte Twin-Stick-Steuerung sorgt für präzise Drifts, bei denen man mit dem rechten Stick den Drift kontrolliert und mit Links wie gewohnt lenkt. Das klingt zugegebenermaßen erstmal sehr ungewöhnlich und auch nicht wirklich einfacher als man es bisher kennt. Ihr erfahrt im folgenden Test wie gut das funktioniert und ob sich der Kauf lohnt.
ANMERKUNG: Auf der Xbox One verspätet sich Inertial Drift leider ein wenig.
Driften bis die Reifen qualmen!
Die Kampagne von Inertial Drift begleitet eine Gruppe junger Hobbyrennfahrer auf ihrem Weg zum Grand Prix. Dabei kann man anfangs aus drei verschiedenen Charakteren wählen, die jeweils ein spezielles Fahrzeug haben, dessen Fahreigenschaften den Schwierigkeitsgrad festlegen. Nach erstmaligem Abschluss der Kampagne schaltet man einen weiteren Charakter und den höchsten Schwierigkeitsgrad Xtra Crispy frei. Die Story wird durch kurze Animationen und Dialoge erzählt und ist nicht besonders spannend aber wer braucht für Arcade-Racing überhaupt eine Handlung? Zum Glück sind alle Dialoge überspringbar, so muss man sich damit nicht lange aufhalten, wenn es einen eh nicht interessiert. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass man sich auf den großen Grad Prix vorbereiten möchte und dazu gegen andere Hobbyrennfahrer antritt, um von ihnen zu lernen und somit das eigene Können verbessert.
In der Kampagne spielt man auf fünf verschiedenen Strecken mit je drei verschiedenen Events. Die Events variieren hierbei je nach Schwierigkeitsgrad und bieten so bei erneutem Durchspielen mit einem anderen Charakter etwas Abwechslung. Zum Durchspielen der Story ist es übrigens nicht zwingend nötig immer den ersten Platz zu machen. Ggf. könnt ihr das auch noch nach dem Abschluss nachholen, um auf 100% zu kommen.
Gameplay & Steuerung
Neben der relativ kurzen Kampagne gibt es noch diverse Herausforderungen und Spielmodi. Außerdem ist auch ein zwei Spieler Splitscreen sowie ein Online Multiplayer mit an Bord. Online könnte ich leider während meines Tests keine Gegner finden, was wohl an der noch geringen Spielerzahl und evtl. auch an der Uhrzeit gelegen hat. Diesen Modus kann ich also bisher nicht bewerten, gehe aber davon aus, dass er sich vom spaßigen Splitscreen kaum unterscheidet.
Es gibt insgesamt zwölf verschiedene Herausforderungen, bei denen man immer mit einem anderen Fahrzeug ein spezielles Event spielt. Dabei kann man sich Medaillen verdienen. Die Fahrzeuge sind in drei Klassen aufgeteilt: Sport, Leistung und Rennen. Im Arkade Modus hat man sofortigen Zugriff auf alle Strecken. Es gibt insgesamt zehn Strecken, die man jeweils auch rückwärts fahren kann, wodurch sich die Anzahl theoretisch auf 20 verdoppelt. Bei den Strecken handelt es sich entweder um Rundkurse oder Rennen von Punkt zu Punkt. Man schaltet neue Herausforderungen und Fahrer / Wagen frei, in dem man die Kampagne spielt oder Rennen erfolgreich abschließt.
Als Events stehen Training, Ghost-Rennen, Zeitfahren, Kopf-an-Kopf-Rennen, Duell, Style und Ausdauer zur Verfügung. Bei den Meisten dieser Events kann man sein Können auch in den Online Leaderboards unter Beweis stellen und so mit Freunden um die beste Zeit fahren. Im Style-Rennen gibt es Punkte für möglichst lange und gefährliche Drifts. Also treibt den Multiplikator mit waghalsigen Manövern in die Höhe, um viele Punkte zu bekommen. Bei Ausdauerrennen läuft die Zeit runter und kann durch rechtzeitiges Überqueren von Checkpoints verlängert werden.
Der Grand Prix besteht aus fünf Events. Je nach gewähltem Fahrzeug unterscheiden sich die Events und Strecken. Einige Fahrzeuge sind auch hier allerdings noch gesperrt und müssen erst freigespielt werden. Im Grand Prix hat man immer nur drei Versuche, um ein Event erfolgreich zu beenden – sind sie verbraucht, ist das Spiel vorbei.
Die Steuerung ist ein klassischer Fall von schnell zu erlernen, aber schwierig zu meistern. Erste Drifts gehen intuitiv und flott von der Hand aber bis man wirklich alle unterschiedlichen Fahrzeuge beherrscht vergehen einige Stunden. Von Anfänger bis Profi ist hier für Jeden was dabei und Übung macht den Meister. Jedes Fahrzeug verhält sich unterschiedlich und muss dementsprechend anders gesteuert werden. Bei einigen Autos reicht es schon nur den rechten Stick zu bewegen um zum Driften, bei Anderen muss man zusätzlich vom Gas gehen oder bremsen. Und mit steigender Fahrzeugklasse und Schwierigkeit wird die Dosierung von Gas und Bremse zunehmend wichtiger. Auch die Haftung der Reifen ändert sich, je nachdem, ob man über Asphalt, Kies, Wasser oder Schnee fährt bzw. rutscht. In den Optionen kann man wahlweise den linken und rechten Stick tauschen oder die Driftsteuerung invertieren. Einfach mal ausprobieren, was für euch am Besten funktioniert. Die Fahrzeuge reagieren sehr präzise auf die Controllereingabe. Mit dem linken Stick kann man aber nicht wirklich Kurven fahren, sondern eigentlich nur Gegenlenken oder Spurwechsel durchführen. Um die Kurven kommt man nur mit Drifts.
Grafik & Sound
Die Grafik ist ein gelungener Mix aus Cell-Shading mit ein paar Texturen. Insbesondere die Lichteffekte sehen wirklich gut aus. Die Rennen finden immer nachts statt, wodurch die Neon-Optik sehr gut zur Geltung kommt. Man rast durch Städte im Neonlicht, über ländliche Tempelanlagen und gewundene Bergpässe hinunter. Die 16 Fahrzeuge sind echten Fahrzeugen nachempfunden und sehen für einen Fun-Racer völlig okay aus. Man kann sie nach Belieben einfärben und sie unterscheiden sich in den Bereichen Beschleunigung, Handhabung und Höchstgeschwindigkeit. Zusätzlich wird für jedes Fahrzeug eine Schwierigkeit zur Orientierung angegeben. Mir gefällt der Look von Inertial Drift sehr gut und ich habe zu keinen Zeitpunkt eine fotorealistische Darstellung vermisst. Sonnenuntergänge, Dämmerlicht und vom Meer herüberschwappende Wellen sorgen für eine angenehme Atmosphäre.
Das Spiel läuft flüssig, doch vereinzelt tauchen am Horizont Objekte auf oder Lichtquellen flackern. Während dem Rennen fällt das aber kaum auf und störend ist es auch nicht. Trotzdem wäre es schön, wenn die Entwickler hier nochmal etwas nachbessern.
Die Musik ist leider sehr monoton und für mein persönliches Empfinden eher nervig. Zum Glück kann man die Musik getrennt regeln und somit auch komplett abschalten. Dann kommen auch die Soundeffekte noch besser raus, die ohnehin schon deutlich mehr überzeugen. Jedes Fahrzeug klingt ein wenig anders und es macht auch einen Unterschied, wenn man zum Beispiel durch einen Tunnel fährt. Genau wie im echten Leben klingen dort die Autos am Besten und so wünscht man sich schon fast, dass es noch mehr Tunnel gäbe.
Fazit
Inertial Drift ist Arcade-Racing vom Feinsten. Es macht viel Spaß mit den 16 unterschiedlichen Autos zu driften und die eigene Ideallinie auf den abwechslungsreichen Strecken zu finden. Die Fahrzeuge spielen sich alle anders und es dauert eine Zeit, um die jeweilige Steuerung zu perfektionieren. Und genau das macht den besonderen Reiz von Inertial Drift aus. So einfach, wie die geniale Twin-Stick-Steuerung prinzipiell ist, so schwer ist es auch sie zu meistern. Die Strecken unterscheiden sich sowohl optisch als auch in der Streckenführung. Klammert man die Option aus, dass man sie auch rückwärts zu befahren kann, bleiben es allerdings nur 10 einzigartige Strecken. Das hätten gerne noch ein paar mehr sein dürfen. Optisch konnte Inertial Drift voll überzeugen. Die stimmungsvolle Neon-Optik bei Nacht funktioniert perfekt und verleiht dem Spiel einen ganz eigenen Look. Es gibt massig Spielmodi und Freischaltbares. Zusätzlich spornen die Online Leaderboards zu neuen Höchstleistungen an. Als größter Schwachpunkt ist bestenfalls die seichte Handlung der Kampagne zu nennen aber die ist im Arcade-Racer eigentlich sowieso völlig überflüssig. Technisch leistet sich Inertial Drift kaum Schwächen. Die Ladezeiten sind angenehm kurz und das Spiel lädt eigentlich auch nur dann, wenn eine neue Strecke betreten wird. Es gibt keine Kollisionen mit anderen Fahrzeugen. Das kann im Online Multiplayer zwar auch von Vorteil sein aber wäre als zusätzliche Option sicher eine wünschenswerte Bereicherung für Duelle mit Freunden. Die gelegentlich auftretenden Grafikfehler verzeiht man dem Spiel gerne, da sie nicht wirklich störend sind.
Pro
- präzise Twin-Stick-Steuerung
- 16 unterschiedliche Autos
- viele Spielmodi
- frische Neon-Optik
Contra
- sehr seichte Story
- gelegentliche Grafikfehler
- etwas zu wenig Strecken
Wertung
9.0 Sehr gut
Kaufempfehlung
70%Empfehlenswert
Getestet wurde Inertial Drift auf PS4 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.02 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Inertial Drift wurde uns von PQube Ltd kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!