Review

Fast & Furious Crossroads · Test

Veröffentlicht am 17.08.2020 von Andreas Erber

Titelbild von Fast & Furious Crossroads (PC, PS4, Xbox One)

Schnell & unberechenbar

Es gibt Spiele, die schon von Beginn an einen eher schlechten Ruf erhalten und somit schnell in die unterste Schublade landen. Leider ist Fast & Furious Crossroads von den Entwicklern der Slightly Mad Studios eines davon und erntet bereits kurz nach Release nicht gerade die schönsten Beeren. Doch wir wollen nicht den Teufel an die Wand malen und bemühen uns den interessierten Spielern das Spiel in einer gewissen Weise schmackhaft zu machen. Wie der Titel bereits verrät handelt es sich um eine Spielumsetzung der bekannten Filmreihe Fast & Furious. Diese Fangemeinde ist enorm riesig, was vor allem an den coolen Rennwagen, durchgeknallten Fahrern und den damit verbundenen, gefährlichen Geschichten liegt. Gerade deshalb war die Vorfreude auf diesen Titel hoch angesetzt. Zum Leid der Spieler gibt es allerdings einen gewaltigen Dämpfer. Zu viele technische Probleme, ein starres Gameplay und eine veraltete Grafik schaden der Gesamtwertung enorm. Dennoch beinhaltet der Titel ganz gute Ansätze, die den einen oder anderen Fan dennoch zum Kauf bewegen könnten. Unwissend zu behaupten das Spiel sei schlecht, sei einfach falsch. Gebt der Umsetzung eine kleine Chance sich zu präsentieren.

Screenshot von Fast & Furious Crossroads

Ein Spiel für Fans

Die Geschichte dreht sich genretypisch um die mafiöse Bande Tadakhul. Viennas Freund Sebastian ist hochverschuldet und wird von den Schuldeneintreibern verfolgt. Gut zu wissen, dass Dom und Letty bei den immer schwieriger werdenden Missionen zur Seite stehen. Immer größer und gefährlicher werden die gegnerischen Fahrzeuge, gegen denen sich die Helden der Straße in den Schlauch-Levels durchkämpfen müssen. Interessant dabei ist, die Möglichkeit zwischen bis zu 4 Fahrern mit Hilfe des Steuerkreuzes wechseln zu können. Das macht die illegalen Straßenrennen zwar einen Tick spannender und verleiht dem Spiel eine große Portion Abwechslung, doch leider wirken die Übergänge teilweise unfertig und abgehackt. Stellenweise verliert der Spieler den Überblick über seine eigene Position in der Umgebung. Wie bereits erwähnt bietet das Spiel stets nur vorgegebene Strecken an. Zwar können ab und zu Abkürzungen genommen werden, doch ansonsten gibt es nur den einen vorgegeben Weg zum Ziel der jeweiligen Missionen. Ein offenes Straßennetz gibt es nicht. Selbst die virtuellen, gelben Wegweiser auf den Straßen stellen unsichtbare Wände dar und der Spieler nimmt bei einem Aufprall Schaden davon.

Die Missionen selbst sind teilweise recht spannend inszeniert. Mal muss der Spieler mit der Hilfe von Greifhacken Geschütze eines Panzers zerstören, mit Hilfe einer Tastenkombination Kisten eines Güterzugs stürzen oder mit einem überstarken Seitenhieb gegnerische Autos von der Straße abbringen. Rammen könnt ihr die Gegner übrigens ganze einfach in die jeweilige linke oder rechte Seite mit der L1- oder R1-Taste. Doch diese Gameplayvarianten wiederholen sich während der gesamten Story einfach zu oft. Allgemein ein sehr lineares Actionspiel, welches leider schon nach knapp 5 Stunden vorbei ist.

Zum Glück gibt es ja noch einen Mehrspielermodus, der den Wert des Spiels anheben könnte. Der Schwerpunkt liegt in dem Satz auf das Wort "könnte", denn hier gibt es ein paar Baustellen.
Bis zu 9 Spieler können in einer Partie teilnehmen. Das Spiel teilt die Spieler in drei 3er-Gruppen ein. Der Spieler wählt zwischen den Teams "Schurken", "Polizei" und "Helden". In der Mission "Steinbruch ausschalten" müssen die Helden versuchen das Luftkissenboot zu zerstören bevor es entkommt. Die Schurken hingegen beschützen das Boot mit aller Kraft und die Polizisten verhalfen alle Verdächtigen. In einer anderen Partie gilt es in einem frei befahrbaren Areal im Team-Deathmatch so viele "Crashes" wie möglich zu erlangen. Zur Hilfe stehen dem Fahrzeug eine Fähigkeit zur Seite. Durch ein wenig Taktik kann so ein Spieler die Gegner hacken und ihre Fähigkeiten blockieren, einer übernimmt das Abschießen der Raketen und der Dritte heilt seine 2 Mitspieler. Es gibt auch weitere Fähigkeiten wie die Harpune, um den Gegner festzuhalten oder auch die Schockwellen. Nicht immer geht der besprochene, taktische Plan auf.
Das alles klingt im Grunde nach jeder Menge Spaß, wären da nicht die unendlich lange Spielersuche in der Lobby. Teilweise dauert ein Match-Making bis zu einer halben Stunde und länger. Hier reist die Geduld ganz schnell ab. Selbst, wer es ins Spiel geschafft hat, weiß noch nicht, ob während der ganzen Mission überhaupt spielen kann, da das Spiel im Test schon vor Missionsbeginn einen Grafikbugs vorweisen, welche das Spiel unspielbar machen. Diese Fehler könnten allerdings zeitnah per Update ausgebessert werden. Eine Vervollständigung der Teams durch Bots mit einer ordentlichen KI würde schnell Abhilfe schaffen. Als Zeitvertreib würde sich zwar die Werkstatt anbieten, doch diese kann leider nur außerhalb der Lobby angesteuert werden. Die Änderungen sind ohnehin nur von optischer Natur. Lackierungen, Folierungen, Lack, Sprays und Nummernschilder zählen zu den kosmetischen Optionen. Mit Hilfe des Passes bekommt der Spieler so beispielsweise 2 exklusive Nummernschilder wie beispielsweise mit der goldenen Aufschrift VIP. Eigene Schilder lassen sich nicht erzeugen.

Screenshot von Fast & Furious Crossroads

Gameplay & Steuerung

Durch die vielen verschiedenen Aktionen in den Missionen wurde im Gegenzug der Schwierigkeitsgrad des Spiels enorm gedrosselt. Selbst unerfahrene Spieler können sich mit keinerlei Spielerfahrung durch die Levels leiten lassen. Nur selten beleibt ihr an einer Wand oder einem geparkten Fahrzeug hängen und Aufpralle ziehen euch viel zu wenig Schaden von der Statusleiste des Fahrzeuges ab. So gesehen ist der Sieg vorprogrammiert und verlangt nur selten eine Wiederholung durch einen Fahrfehler. Und selbst wenn der Spieler einmal sein Fahrzeug in einer Ecke festgefahren oder es gänzlich gecrasht hat, kann sich auf die vielzählig gesetzten Respawn-Punkte erfreuen. Für unerfahrene Rennspielfans mit dem Drang zur Action ist der Titel zweifelsohne empfehlenswert. Die Spannung geht für erfahrene Spieler leider zu schnell verloren.

Das Handling der Fahrzeuge ist zwischen den Fahrzeugtypen unterschiedlich. So fährt sich ein Sportwagen wesentlich direkter im Lenkeinschlag als ein gewöhnliches Fahrzeug. Im Mehrspielermodus kann zwischen den Fahrzeugtypen "Leistung", "Leichtgewicht", "Gelände", "Geschwindigkeit" und "Technologie" gewählt werden. Letzteres erfüllt immerhin die CO2 Emissionen. Hier stehen Elektrofahrzeuge wie der I-Pace von Jaguar zur Auswahl. Umweltbewusste Raser kommen also auf ihre Kosten.
Fahrgefühl und Geschwindigkeitsgefühl erzeugen ein positives Feedback. Zu bemängeln ist die etwas zu unpräzise Bremse und die zu ungenaue Justierung der Handbremse. Da Kurven ohnehin einfach zu meisten sind, reichen die normalen Bremsen vollkommen aus, da diese ein wenig die Charakteristik einer Handbremse besitzen. Da es 3 Gruppierungen gibt kann der Spieler hier schnell den Überblick verlieren und fährt ziellos in der Gegend umher. Extrem unübersichtlich wird es meist im Team-Deathmatch Modus.

Mit Realismus hat das Rennspiel freilich gar nichts zu tun. Hier zählt alleinig der Spaß und die schnelle Action auf den Straßen.
Kleiner Tipp am Rande der Rennstrecke: Achtet darauf beim Abschießen der Raketen mit der Quadrat-Taste, dass ihr mit dem ersten Druck auf die Taste lediglich das automatische Zielvisier aktiviert und erst der zweite Tastendruck den Schuss auslöst. Bei unkontrolliertem Hämmern auf der Abschusstaste verschießt ihr die Raketen ins Leere.

Screenshot von Fast & Furious Crossroads

Grafik & Sound

Grafisch sehen die Zwischensequenzen ganz annehmlich aus. Selbst der weltbekannte Schauspieler Vin Diesel alias Dom als auch Michelle Rodriguez alias Letty sehen ihren Vorbildern überraschend ähnlich. Die Dialoge sind vor allem witzig, wenn dem Spieler die Filmreihe geläufig ist.
Die Spielgrafik selber hinkt allerdings gewaltig hinterher und lässt PS3-Erinnerungen hochkommen. Die Weitsicht ist einfach zu unscharf, verpixelt und zu detailarm. Unfälle werden zu oft aus zu spät ersichtlichen Abzweigungen und Fahrzeugen hervorgerufen. Die nähere Umgebung kann hingegen vor allem in der Nacht stellenweise mit lichtreflektierenden Spiegelungen auf den nassen Straßen der Stadt glänzen. Der Spieler spürt förmlich, dass die Entwickler mit all ihrer Kraft ein Spiel mit Emotionen erschaffen wollten. Dies gelingt ihnen zumindest ein paar Details und den Fahrzeugmodellen. Überraschend sind die äußerst detailgetreuen Modelle, die allerdings kein Innenleben zu bieten haben.

Der Effekte beim Rammen der Gegner sowie beim Einsatz der Nitroeinspritzung kann sich sehen lassen und hebt das Gefühl von Action deutlich an. Nur leider kommt diese Situation stellenweise zu wenig oder aber auch zu häufig vor. Gerade bei der Flucht vor den Cops wirkt die Mission einfach überladen. Zu viele Polizeifahrzeuge folgen euch im Gummiband-Prinzip und scheitern an ihrer nicht vorhandenen KI. Zeitweise wirkt die Polizeijagd nach dem Spieler wie ein Geleitschutz.

Positiv ist der gewählte Soundtrack der schon im Vorspann einen guten Eindruck hinterlässt. Schade nur, dass die Tracks sehr limitiert sind und sich in der Lobby, in der man für gewöhnlich längere Zeit wartet, oft wiederholen. Motorensounds klingen relativ satt und rund. Nur wenige Fahrzeuge, ausgenommen der E-Fahrzeuge, klingen etwas zu dünn.

Screenshot von Fast & Furious Crossroads

Fazit

Es ist echt furious! Einerseits bietet Fast & Furious Crossroads viele gute Ansätze und andererseits verhindern viele grobe Fehler eine gute Bewertung. Das Gameplay ist im Großen und Ganzen vertretbar und erfüllt zumindest die grundlegenden Anforderungen eines Arcade-Rennspiels. Die linearen Missionen sind nach kurzer Zeit durchgespielt und lassen den Wiederspielwert im Keller. Der Hoffnungsträger Mehrspielermodus kämpft zurzeit noch mit Fehlern und könnte trotz der längeren Wartezeit den einen oder anderen Jäger oder Gejagten zu einer Runde verleiten. Die Grafik ist zweifelsohne nicht zeitgemäß doch kommt das Spiel zumindest in stressigen Situationen ohne Ruckeln aus. Wir haben es hier zweifelsohne mit einem Fanspiel zu tun. Ein Spiel für Fans der F&F-Filmreihe. Bitte beachtet diesen Ansatz, denn zum späteren Zeitpunkt kann das Spiel im Angebot durchaus eine Spritztour wert sein!

Pro

  • kurzweilige Rennspiel-Action
  • Zwischensequenzen sind ansehnlich
  • Soundtrack ist passend gewählt
  • viele verschiedene Fahrzeugklassen
  • kosmetische Items für Fahrzeuge

Contra

  • viel zu kurze Story ohne Mehrspielwert
  • Grafik aus der PS3-Zeit
  • Multiplayer mit langen Wartezeiten
  • in stressigen Situationen kann es unübersichtlich werden
  • jede Menge Bugs, Grafikfehler und Abstürze des Spiels möglich

Wertung

Testergebnis: 55%

5.5 Akzeptabel

Kaufempfehlung

25% Kaufempfehlung

25%Nicht für Jeden geeignet

Getestet wurde Fast & Furious Crossroads auf PS4 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.02 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Fast & Furious Crossroads wurde uns von Bandai Namco Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!