Thief VR: Legacy of Shadow · Test
Veröffentlicht am 04.12.2025 von Andreas Erber
Sei dein eigener Schatten!
Thief VR: Legacy of Shadow bringt die legendäre Stealth-Reihe erstmals in die virtuelle Realität. Genauer gesagt handelt es sich um ein eigenständiges VR-Erlebnis, das ausdrücklich für moderne Headsets wie PlayStation VR2 und Meta Quest entwickelt wurde. Wer die stillen Korridore, das Plündern in der Dunkelheit und das nervenzerreißende Ausweichen von Wachen aus den klassischen Thief-Titeln liebt, findet hier ein Spiel, das diese Kernideen in direkte, taktile VR-Interaktion übersetzt. Schlösser knacken mit der Hand, Taschen durchsuchen, Lichtquellen ausblenden und sich im Schatten verstecken. Das Setting wurde speziell für die VR-Erfahrung angepasst und somit eher kompakt gehalten, um die Erdungstouren nicht an Motion Sickness Problemen zu verlieren. Thief VR ist jedenfalls ideal für PS VR2-Besitzer:innen, die die entsprechende Hardware bereits besitzen und nach einem anspruchsvollen Stealth-Erlebnis suchen.
Hinter Thief VR steht das britische Studio Maze Theory als Hauptentwickler, unterstützt und veröffentlicht von Vertigo Games, einem bekannten Namen im VR-Sektor. Sie sind vor allem durch die beiden bereits veröffentlichten Arizona Sunshine Titel bekannt geworden, die ich persönlich als Highlight des Studios empfinde.
Diebesleben in VR erleben
Die Handlung versetzt Spieler:innen zurück in eine düstere, pseudo-mittelalterliche bis Renaissance-angehauchte Stadt voller Geheimnisse und Korruption. Man schlüpft darin in die Rolle einer Meisterdiebin, deren persönlicher Auftrag schnell in eine größere Verschwörung hineinführt. Die Storyline dient hier weniger als kinoreifen Blockbuster, sondern mehr als leitendes Motivationsfeld für die einzelnen Missionen. Es geht hauptsächlich ums Beobachten, Schleichen, Stehlen und dem Lösen von kleinen Herausforderungen. Das düstere, kompakte Setting ist perfekt für die intensive VR-Erfahrung.
Gameplay & Steuerung
Das Game setzt ganz auf ein physisch erlebbares Stealth-Design, das die Stärken der virtuellen Realität konsequent nutzt. Fast jede Aktion wird direkt mit den Händen und den Sense Controllern ausgeführt. Schlösser werden durch das Drehen des Handgelenks und vorsichtiges Führen der Dietriche geöffnet, Taschen von Wachen lassen sich durch präzise manuelle Bewegungen durchsuchen, und Lichtquellen wie Kerzen oder Laternen können realistisch manipuliert werden, um Schattenzonen zu schaffen. Dieses haptische Konzept macht das Schleichen spürbar intensiver und erhöht die Spannung, da jeder kleine Fehler, wie etwa ein zu hastiger Griff oder eine unachtsame Bewegung, zu hektischen Situationen führen kann. Die bekannten Mechaniken der Thief-Reihe, insbesondere das Spiel mit Licht und Schatten, wurden clever ins VR-Format übertragen. All das verlangt ein bewusstes Navigieren durch die Level.
Die KI der Wachen wirkt durchdacht. Sie reagieren auf Geräusche, bemerken Bewegungen im Augenwinkel und schalten vom normalen Patrouillenmodus zu aktiver Suche, wenn etwas Verdächtiges passiert. Dadurch entsteht ein dynamisches Katz-und-Maus-Spiel, das kaum Fehler verzeiht und das taktische Vorgehen belohnt.
Die Fortbewegung kann je nach Komfortempfinden über fließende Analogstick-Bewegung oder Teleportation erfolgen. Gerade auf der PS VR2 sorgt die Kombination aus feinfühligem Tracking, adaptiven Triggern und Haptik im Sense-Controller dafür, dass jede Handlung glaubhaft und unmittelbar wirkt. Motion Sickness ist somit nur kaum ein Thema. Trotzdem empfinde ich die Arizona Sunshine Spiele als noch viel angenehmer, da in Thief das Level-Design einfach stets dunkel gehalten wird. Ähnlich wie in dem Metro VR Titel, welcher ebenfalls von Vertrigo Games stammt und in unserem Test auch wegen der extremen Dunkelheit Motion Sickness hervorrief.
Die Steuerung verlangt Präzision. Wer ungenau greift oder zu hektisch agiert, riskiert, Gegenstände umzustoßen oder Wachen zu alarmieren. Die Lernkurve ist daher etwas steiler als in manch anderen VR-Spielen, doch gerade diese anspruchsvolle und authentische Umsetzung verleiht Thief VR seinen besonderen Reiz. Zum Glück gibt es keinen Zeitdruck durch die ständige Sauerstoffknappheit wie in Metro VR. Das Spiel belohnt Geduld, gutes Timing und eine ruhige Hand. Also ganz im Sinne der klassischen Thief-Philosophie, nur eben in VR.
Grafik & Sound
Technisch zielt das Spiel darauf ab, die dichte, gedämpfte Atmosphäre der Serie in VR sichtbar und hörbar zu machen. Enge Gassen, Kerzenschein-Beleuchtung, dynamische Schattenwürfe und detaillierte Objekte schaffen klaustrophobische und fesselnde Räume. Auf PS VR2 ist das Bild äußerst scharf und angenehm. Die immer noch recht moderne Plattform liefert hier den erwarteten Next-Gen-Look.
Beim Sound spielt 3D-Audio eine große Schlüsselrolle. Schritte, Flüstern, der Regen auf Dächern und entfernte Stimmen geben situative Hinweise, die für Stealth essenziell sind. Die gute Klangabmischung macht das Versteckspiel deutlich nicht nur einfacher, sondern auch immersiver. Insgesamt ist der 3D-Klang beeindruckend und bietet einen räumlichen Klangteppich. Thief gehört akustisch hier ganz klar zur Referenz der VR2-Spiele.
Fazit
Thief VR: Legacy of Shadow ist genau das, was sich viele Fans der Reihe und VR-Stealth-Liebhaber erhofft haben. Ein VR-Stealthspiel, das auf taktische Interaktion, Schatten-Spiel und nervenaufreibende Schleicheinlagen setzt. Das Zusammenarbeit zwischen Maze Theory und Vertigo Games schafft eine solide Basis aus der VR-Expertise. Die PS VR2-Version profitiert hier ganz offensichtlich von der Hardware.
Gleichzeitig gilt: Wer primär ein einfaches Action-VR-Game erwartet ist hier fehl am Platz. Thief VR hat einen gewissen Anspruch und belohnt Geduld und Präzision. Zudem ist die Lernkuve hier etwas steiler angesetzt. Technisch ist Thief VR sauber und auf einem sehr hohen Niveau. Einzig die vielen aufgesetzten VR-Vorführungen stören den flüssigen Spielverlauf und auch die Dunkelheit trägt etwas zur Motion-Sickness-Tendenz bei. Preislich ist Thief VR: Legacy of Shadow äußerst attraktiv und für Stealth-Fans ist das Game schon fast ein Must-Have.
Pro
- authentische, taktische VR-Interaktionen (Schlösser knacken, Taschendiebstahl, Lichtmanipulation, ...)
- starke Atmosphäre dank Licht- und Schatten-Design
- coole Audiokulisse in 3D
- attraktives Preis-/Leistungsverhältnis von €29,99 (UVP)
Contra
- anspruchsvolle Lernkurve, nichts für ungeduldige Gelegenheits-VR-Spieler:innen
- Komfortoptionen sind zwar verfügbar, aber die ständige Dunkelheit kann trotzdem Motion Sickness verursachen
- leider kein Multiplayer- oder Koop-Modus vorhanden
- manche Interaktionen fühlen sich aufgesetzt an ("Schaut her, ich bin jetzt ein interaktives VR-Spiel!")
Wertung
8.5Sehr gut
Kaufempfehlung
90%Absoluter Pflichtkauf
Getestet wurde Thief VR: Legacy of Shadow auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.001.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Thief VR: Legacy of Shadow wurde uns von Plaion (Koch Media) kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!









































