Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed · Test

Der Ursprung von Akiba’s Trip endlich lokalisert

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Vor 10 Jahren erschien ein skurriles Action Adventure für die PSP das in Akiba abspielte und das Hauptfeature das ausziehen von Kleidung war. 3 Jahre später erschien dann der Nachfolger den wir alle hierzulande als Akiba’s Trip: Undead & Undressed kennen. Zur damaligen Zeit hat NIS Europe den Vertrieb übernommen. Der Nachfolger Akiba’s Beats wurde hingegen vom mehrmaligen Partner PQube übernommen.

Diesmal vertreibt es Marvelous in Europa in digitaler Form.

Akiba’s Trip: Hellbound & Debriefed ist ein originalgetreuer PS4 Port der PSP Version, weshalb technisch hier nicht viel zu erwarten ist. Das größte neue Feature ist die Übersetzung, die englische Sprachausgabe und die Möglichkeit die Kamera mit den Rechten Stick zu steuern.

Die größere Frage ist jedoch… Wie hat sich das Spiel gehalten?

Mit großer Kraft kommt die große Verantwortung Vampire auszuziehen

Die Geschichte fängt damit an das der Hauptcharakters Nanashi (kann selber benannt werden) von einem Vampir ähnlichen Wesen tödlich verprügelt wird, während sein Freund bereits wie eine Capri Sonne ausgetrunken wurde. Doch keine Sorge, bei diesen Wesen handelt es sich nicht um tödliche Blutsauger, sondern Motivationskiller. Die Opfer werden zu sogenannten „Shut-Ins“, d.h. sie verlieren an Motivation und verbringen ihre ganze Zeit zu Hause.

Um Nanashi zu retten, überträgt eine Vampirin ihr Blut, womit er selber zu einem wird.

Bevor er sich überhaupt erholen kann, wird er von der staatlichen Geheimorganisation NIRO gefangen genommen und dazu „überredet“ ihnen zu helfen.

Dabei erfährt man, dass diese Wesen „Shadow Souls“ genannt werden und man kennt sie bereits seit längerem im Geheimen. Im Gegensatz zu den üblichen Vampiren zeigen sie eine höhere Resistenz gegenüber der Sonne. Ihre schnelle Regeneration reicht aus, um mit normaler Bekleidung zu überleben. Zieht man sie jedoch aus, reichen die Heilungskräfte nicht mehr aus. Der Plan dieser Shadow Souls liegt anscheinend darin die hohen Positionen in der Gesellschaft zu besetzen, um im Hintergrund ihre Macht auszuüben.

Nachdem Nanashi freigelassen wird, liegt es an ihm und seinen „Akiba Freedom Fighters“ Freunden ihre Lieblingsstadt Akiba vor Bedrohungen zu beschützen.

Genauso wie der Nachfolger Akiba’s Trip: Undead & Undressed gibt es hier mehrere Enden, die durch die Entscheidungen des Spielers erreicht werden. Es ist ziemlich eindeutig zu erkennen wie man sie erreicht, da 3 Fraktionen auftauchen und man entscheiden muss, wen man unterstützt. Die Zweige fangen mit einem universellen Hauptpfad an und teilen sich dann erst später. Wer also alle Enden anschauen möchte, der kann im New Game+ einiges überspringen.

Insgesamt handelt es sich hier um eine lockere Handlung mit leicht überzogenen Charakteren die ihre spezifischen Vorzüge haben. Beispielsweise ist einer von ihnen ein Hardcore 2D Fan und interessiert sich nicht für das weibliche Geschlecht in der realen Welt, ein anderer ist ein großer Fan von noch nicht etablierten Idols, usw.

Zwar gibt es ernsthafte Szenen, jedoch zieht sich die lockere Atmosphäre so ziemlich über das gesamte Spiel. Es ist eine relativ kurze Story mit vielen Füllmissionen, die an sich nicht allzu wichtig für die Handlung ist. Trotzdem ist sie durch die scherzhafte Ausführung zum größten Teil unterhaltsam und amüsant.

Gameplay & Steuerung

Wie bereits erwähnt liegt eine originalgetreue Portierung vor und man bekommt die volle PSP Erfahrung. L2 und R2 haben keine Funktion, während die Touch-Taste die Select-Taste ersetzt. Die Steuerung kann jedoch komplett angepasst werden.

Die einzige große Neuerung ist der Zusatz des rechten Sticks für die Steuerung der Kamera außerhalb des Kampfes.
Für alle die weniger an Kämpfe und Herausforderung interessiert sind, empfehle ich den leichtesten Schwierigkeitsgrad. Vor allem Richtung Ende können die Gegner recht übertrieben stark sein.

Abenteuer in Akiba

In diesem Spiel wird Akiba in ca. 10 kleine Bereiche aufgeteilt. Hier sieht man sehr leicht die Grenzen der damaligen PSP Hardware und man hat versucht die Lebendigkeit der Stadt mit einer höheren Anzahl an Fußgängern zu präsentieren. Man kann dabei sehr viele Hommagen von bekannten Marken wie Sega und Casio erkennen, die höchstwahrscheinlich aus Lizenz gründen hier nicht verwendet werden durften. Ich gehe davon aus das die Teile der Stadt so gut wie möglich nachgebildet wurde, aber Spieler die Akiba nicht kennen, wird es schwierig sein sich in Vertrautheit zu schwelgen.

Die einzige Ausnahme sind natürlich Spieler der anderen Akiba’s Trip Spiele.

Doch was kann man in Akiba finden? Nicht viel, es besteht hauptsächlich aus Läden in denen man Kampftechniken und bessere Waffen und Kleidung kaufen kann. Aus der Sicht eines Touristen ist leider nicht viel vorzufinden, Minispiel mäßig konnte ich nur einen Kran Spiel und in einer Szene ein simples Kampfspiel entdecken.

3 Läden stechen besonders hervor. Im Schrott Laden werden aus den verkauften Ausrüstungsgegenständen die Verbesserungen, sind als +1 oder mehr nach dem Namen zu erkennen, extrahiert und man kann sie dann abkaufen um dessen eigene Ausrüstung nach Wunsch aufzustufen.

Im Kleidungsladen vor dem Bahnhof sollte man alle überschüssigen Kleidungstücke verkaufen. Dieser sammelt sie und ermöglicht es dem Spieler sie wieder zu kaufen. Zuletzt wird noch das Maid-Café erwähnt, es ist ein Laden, bei dem man kleine Spielereien wie ein Multiple-Choice-Rätsel im sich testen lassen kann.

Auf dem Rooftop darf man gegen ausgewählte Gegnerteams vom Meister bekämpfen. Leider ist es keine abgegrenzte Arena und es kann schon mal vorkommen, dass Gegner dem Spieler das Leben nochmal extra erschweren.

Missionen und… das Zimmer der jüngeren Schwester

Bei den Hauptmissionen tauchen am häufigsten Prügeleinlagen auf. Wenn das mal nicht der Fall ist, ist es Zeit sich neue Kleidung zu suchen, um sich ausreichend zu verkleiden. Da gibt es zwar noch ein wenig mehr, aber diese zwei Missionsarten sind am häufigsten.

Nebenbei gibt es auch beim Information Broker zusätzliche optionale Nebenmissionen. Diese führen den Spieler zur Maid Café oder zur Schwester.

Apropos Schwester. Sie hat keine große Rolle und ist hauptsächlich dazu da um die erworbenen Kleidungsstücke zu tragen und Fotos zu schießen. Anscheinend ist der Hauptcharakter ein sogenannter Siscon (Schwesterkomplex)?

Ausrüstung

Wie immer besteht die Ausrüstung aus drei Teilen: Kopfbedeckung, Oberkleidung und Hose. Je besser die Statuspunkte, desto mehr halten sie die Angriffe deiner Gegner aus bevor sie entweder ausgezogen werden oder durch hohen Schaden zerfetzt. Im späteren Verlauf is es möglich Frauenkleidung zu tragen.

Spieler, die sich nur nach den Statuspunkten ausrüsten werden einige komische Kombinationen von Kleidung zu sehen bekommen.

Ganz wichtig, die Ausrüstung und Waffe können nur im Übersicht/Kartenmenü gewechselt werden.

Waffen und Kampfstile

Hier gibt es lediglich drei Waffentypen: Faustkampf, einhändig oder zweihändig. Dementsprechend gibt es auch nur drei Kampfstile. Der Faustkampf ist schnell, hat aber eine kürzere Reichweite und richten weniger Schaden an. Waffen mit einer Hand sind das Beste aus beiden Welten mit mittelmäßiger Geschwindigkeit und Schaden.

Zweihändige Waffen sind langsam, haben kurze Reichweite und bieten dafür im Austausch richtig Power.

Alle Kampfstile können über Lehrbücher aufgerüstet werden. Darunter sind beispielsweise ein dritter Angriff, ein nicht Abwehrbarer Angriff und weitreichende Angriffe.

Praktisch gesehen sind sich alle Kampfstile sehr ähnlich. Die Entscheidung die aktuelle stärkste Waffe zu verwenden ist eine mögliche Strategie, da die zusätzlichen Angriffe nicht so wichtig sind.

Kämpfe

Das Kampfsystem ist ziemlich rudimentär bei dem nahezu alle Kämpfer auf die gleiche Art und Weise kämpfen, das kommt davon das sich alle die gleichen Angriffe Teilen. Die einzige Ausnahme sind die Bosse.

Das Ziel im Kampf liegt darin die Kleidung zu schwächen, um sie dann mit dem Halten der entsprechenden Taste auszuziehen und funktioniert wie ein Wurf. Es ist auch möglich die Kleidung mit sehr viel Schaden zu zerfetzen.

Mit den richtig erlernten Skills bleibt die Kleidung intakt und kann dann selber verwendet oder verkauft werden.

Anvisierung und Bewegung

Soweit ich beobachten konnte gibt es keine manuelle Anvisierung. Man zielt automatisch denjenigen an den man letztens getroffen hat oder von ihr getroffen wurde. Dementsprechend ist das Kampfsystem nicht für den Kampf gegen mehrere Gegner ausgerichtet, obwohl dies möglich ist.

Bei der Bewegung kommt im Kampf zusätzlich ein Ausfallschritt hinzu. Zwar hat es keine Unverwundbarkeit, trotzdem ist es für die Positionierung noch nützlich.

Normale Angriffe

Genauso wie bei der Ausrüstung ist es möglich die drei Ebenen gezielt anzugreifen. Angriffe mit der Dreieck-Taste auf den Kopf sind schnell, während Angriffe mit der Viereck-Taste Richtung Oberkörper auf mittlerer Geschwindigkeit sind. Mit der X-Taste zielt man mit den langsamsten Angriffen auf den Unterkörper ab, dabei weicht man Angriffe auf den Kopf aus.

Nimmt man alle Informationen zusammen kommt man auf ein Dreieck: Angriffe auf den Kopf besiegen Angriffe auf den Oberkörper, Angriffe auf den Oberkörper besiegen Angriffe auf den Unterkörper, Angriffe auf den Unterkörper besiegen Angriffe auf den Kopf.

Abwehr

Dieses Spiel hat eines der interessantesten Ausführung der Abwehrmechanik. Anstatt das der Charakter hier physisch die Abwehrt, wird stattdessen automatisch ausgewichen. Sie ist eines der stärksten universellen Fähigkeiten, da man automatisch alle normalen Angriffe abwehrt.

Die einzigen Ausnahmen sind das ausziehen und langsame unabwehrbare Angriffe.

Konter

Während der Abwehr ist es möglich einen extrem starken Gegenangriff zu starten. Dabei muss man lediglich auf den Angriff des Gegners achten und während der Ausweichanimation die gleiche Angriffstaste eingeben. Aber Vorsicht, die Gegner haben ebenfalls diese Fähigkeit.
Bei einer erfolgreichen Ausführung sieht man einen kleinen Sturm beim Charakter und der Angriff fegt den Gegner von den Füßen. Da dieser in die Luft gefegt wird, kann man mit ein oder zwei Treffern nachsetzen.

Spezialangriffe

Neben den einfachen Angriffen gibt es auch welche die mit zusätzlichen Eingaben ausgeführt werden. Der Großteil davon besteht aus normalen Angriffen die langsamer sind und mehr Reichweite haben.

Mit der Eingabe von weg vom Gegner und dann schnell zum Gegner führt man einen unabwehrbaren Angriff aus. Bei der Ausführung sieht man beim Ausholen eine kurze weiße Aura als Effekt. Ist der Gegner nah genug, kann man mit einem einfachen Angriff darauf reagieren.

Der Hauptcharakter hat exklusive Shadow Soul Angriffe wie z.B. Fledermäuse verschießen oder Blut Saugen. Die Eingaben werden in Verbindung mit R1 ausgeführt und haben ein ziemlich striktes Eingabefenster. Als Nachteil verliert man dabei ein wenig Ausdauer bei der Kleidung.

Das Ausziehen

Das Hauptaugenmerk des Gameplays. Es ist möglich jede Kleidung einzeln zu entfernen, wer es aber schnell haben möchte kann mehrere Kelidungsstücke soweit bearbeiten das sie Reif zum pflücken sind.
Danach wird ein Kettenausziehen QTE aktiviert und ermöglicht dem Spieler ein automatisiertes ausziehen von mehreren Kleidungsstücken und Gegnern.

Zwischenfazit Gameplay

Da es eine direkte Portierung eines PSP Spiels ist, sind viele Begrenzungen durch die damalige Hardware zu erkennen.Es gibt zwar leichte RPG Elemente wie Stufen, spielen jedoch eine untergeordnete Rolle da alles automatisch mit den besiegen von Gegnern abläuft. Am wichtigsten ist es hohe Zahlen bei den Statuspunkten bei den Waffen und Kleidung zu sehen.

Kleine Bereiche, gleiche Kampfanimationen für alle Charaktere mit wenigen Ausnahmen und einen Fokus auf wiederspielbarkeit durch die mehreren Enden.

Ist das Gameplay deswegen schlecht? Nein. Es ist einfach gut genug um unterhaltsam zu sein.

Grafik & Sound

Zwar liegt eine HD Version vor, aber die Assets sind für die PSP ausgelegt und haben dementsprechend eine sehr niedrige Auflösung. Akiba’s Trip: Hellbound & Debriefed ist wie das klassische Guilty Gear ein Schnappschuss aus einer anderen Zeit. Natürlich ist alles noch erkenntlich, indem die wichtigsten Details hervorgehoben werden.

Man sieht halt an der bescheidenen Grafik wie stark die technischen Begrenzungen waren und macht einen sehr guten Vergleich mit dessen Nachfolger.

Am Sound lässt sich wenig schreiben. Man bekommt die passende Musik für das jeweilige Ambiente. Die Soundeffekte bei den Angriffen und Treffern sind gut ausgewählt und bringt die Wucht davon ans Ohr.

Wie immer ist die Sprachausgabe sehr gut und bei den englischen Sprechern wurde auch einiges an Mühe gegeben, da hier ebenfalls bekannte Sprecher zum Einsatz kommen.

Fazit

Akiba’s Trip: Hellbound & Debriefed ist ein exzentrisches Produkt das vom Original alles übernommen hat. Man merkt, dass viel Mühe gegeben wurde Akiba in 3D zu reproduzieren, auch wenn einige Einstriche hingenommen werden müssen. Leider hat dabei das Gameplay etwas gelitten und ist dadurch etwas rudimentär ausgefallen. Die Stars der Show ist eindeutig die Story und die Charaktere, unbeeinträchtigt vom Wandel der Zeit. Sie überzeugen mit witzigen Momenten und Reaktionen. Insgesamt ist es ein Spiel mit Befriedigendem Gameplay und einer relativ guten Story.

Nüchtern betrachtet ist der Preis von 39.99€ leicht hoch angesetzt, vor allem wenn der spielerisch bessere Nachfolger bereits für weniger angeboten wird.

Für Akiba’s Trip Fans ist es natürlich eine Empfehlung, ebenso für Neueinstiger die neugierig sind und die Akiba Trilogie in Reihenfolge spielen möchten um die Evolution der Reihe mitzuverfolgen. Alle anderen sollten es sich ein wenig mehr überlegen.

Trotzdem bin ich dankbar, dass Marvelous diesen Klassiker endlich lokalisiert und ein weiteres Spiel aus der damaligen dunklen Zeit herausgeholt haben.

Wertung

7.0 Gut

Kaufempfehlung

60% Kaufempfehlung

60%Angebot abwarten