Review

Dreams · Test

Veröffentlicht am 22.02.2020 von Tobias Creter

Titelbild von Dreams (PS4)

Kein Spiel im klassischen Sinne aber dafür so viel mehr!

Endlich ist es soweit, das neuste Werk der Entwickler von Little Big Planet und Tearaway hat die Early-Access-Phase verlassen und steht nun allen Spielern als Vollversion zur Verfügung. Doch was ist das eigentlich diesmal für ein Spiel? Ist es überhaupt ein Spiel? Eigentlich ist es eher ein extrem umfangreicher Baukasten mit dem ihre eure Kreativität ausleben könnt. Vergesst LEGO Technik oder den ollen Physikbaukasten, denn was ihr mit Dreams erschaffen könnt, geht so viel weiter! Eurer Kreativität sind nahezu keine Grenzen gesetzt, so fern ihr genug Zeit und Muße habt euch mit dem umfangreichen Toolset auseinander zu setzen. Doch keine Angst, ihr werden dabei mit vielen guten Tutorials, Videos und hilfreichen Tipps nie allein gelassen. Und das Besten: Alles was ihr erstellt, könnt ihr mit euren Freunden oder auch der ganzen Welt teilen oder umgekehrt die erstellten Träume anderer ausprobieren und in eure Werke mit einfließen lassen. Doch macht das alles auch Spaß? Lest es hier in diesem Test.

Screenshot von Dreams

Traumsurfen oder Traumformen?

In Dreams erstellt man keine Spiele oder Levels, man kreiert Träume, die alle im großen Traumiversum zu finden sind. Media Molecule hat mit Dreams selbst einen sehr ambitionierten Traum gehabt und nun, nach 7 Jahren Entwicklungszeit und fast einem Jahr Early Access, ist der Traum wirklich wahr geworden. Als Einstieg und zur Demontration, was mit Dreams alles möglich ist, hat Media Molecole selbst einen Traum komplett in Dreams erstellt, der sozusagen der Story Mode des Spiels ist. "Arts Traum" zeigt dabei dass Dreams diesmal viel weiter geht als Little Big Planet. Mit LBP wurden zwar auch schon immer sehr kreative Werke aller möglichen Genres erstellt aber es war dann doch anzumerken, dass es eigentlich eher ein Levelbaukasten für ein Jump & Run war. Genau da geht Dreams nun einen Schritt weiter und man spürt schon in "Arts Traum", dass diesmal eigentlich alles möglich ist. Media Molecule beschreibt das selbst als "interaktive, musikalische Geschichte in Spielfilmlänge" und das trifft es auch wirklich gut. Es ist ein extrem unterhaltsamer Mix aus Storyelementen, Adventure, Platformer, Shoot 'em Up und kleinen Rätseln. Wie schon aus LBP bekannt, gibt es auch hier wieder versteckte Preisblasen, in denen dann Gameplay-Elemente sind, die man nach dem Sammeln selbst für eigene Kreationen nutzen kann. Doch auch nach der zugegeben recht kurzen aber sehr beeindruckenden Kampagne hört der Spaß nicht auf, im Gegenteil! Wer lieber spielt kann sich danach direkt ins Traumsurfen begeben und tausende Kreationen anderer Spieler ausprobieren, denn durch die lange Early Access Phase wurde schon fleißig Content von der Community erstellt. Wenn er lieber sehen möchtet, wie man selbst Dinge erschaffen kann, dann könnt ihr direkt mit den spielbaren Tutorials beginnen oder euch Videos mit Tipps und Tricks ansehen. Die von Media Molecule zur Verfügung gestellten Beispiele sind sehr gut umgesetzt, leicht verständlich und motivieren zum Experimentieren. Werft einfach mal einen Blick darauf und lasst euch nicht abschrecken. Mit Dreams kann wirklich jeder etwas tolles erstellen. Und wenn ihr trotz aller Hilfestellung alleine mal nicht weiter kommt, kann jederzeit auch ein Freund (oder auch mehrere) an euren Träumen mitarbeiten. Zusammen macht es ja sowieso mehr Spaß. Und niemand erwartet, dass ihr gleich ein Meisterwerk abliefert – die Community von Dreams ist extrem freundlich und motivierend. Macht einfach das, worauf ihr Lust habt: Musik, Kurzfilme, Standbilder, Interaktive Geschichten, Mini-Games, Spiele mit mehreren zusammenhängenden Levels oder einfach nur irgendwelche Modelle von Objekten, die dann vielleicht jemand anderes in seinem Traum nutzen kann. Und das Beste: Schon jetzt läuft Dreams auch auf der PS5 und es soll auch noch PSVR Unterstützung nachgereicht werden.

Auf der Begleitwebsite indreams.me könnte ihr übrigens ebenfalls nach neuen Träumen fürs Traumsurfen Ausschau halten. Über die "Play later" Funktion könnt ihr jederzeit interessante Träume zu eurer Playlist hinzufügen und diese dann später in Dreams erkunden.

Screenshot von Dreams

Gameplay & Steuerung

An dieser Stelle macht es wenig Sinn über das Gameplay und die Steuerung eines einzelnen Traums zu schreiben, da diese ja in jedem Traum wieder komplett anders sein kann. Jeder kann in seinen Träumen die volle Palette der Steuerungsmöglichkeiten des Dualshocks nutzen, was daraus gemacht wird, liegt allein beim Ersteller.

Beim Traumsurfen und Traumformen (so nennt sich der Editor, der das eigentliche Kernstück von Dreams ist) kann man zwischen Dualshock 4 oder Motion Controller wählen. Beim Dualshock gibt es die Möglichkeit die eher klassische Steuerung über die zwei Sticks oder die Sixaxis Bewegungssteuerung zu nutzen. Mein Tipp: Probiert die Bewegungssteuerung aus, denn damit ist vieles wesentlich leichter und angenehmer, zudem könnt ihr dann die Sticks für andere Funktionen nutzen.

Die Steuerung des Traumsurfens ist intuitiv und sofort verständlich. Ihr könnt dort einfach durch vorgeschlagene Kategorien blättern oder euch mit der Suchfunktion und den umfangreichen Filtermöglichkeiten passende Träume anzeigen lassen, die ihr dann der Reihe nach durchprobieren könnt. Wenn euch ein Werk besonders gut gefällt, lohnt es sich vielleicht dem Ersteller zu folgen, um auch seine neuen Träume nicht zu verpassen. Hier kann man sich wirklich endlos durchklicken, wenn man das möchte. Und dabei steht Dreams ja gerade erst am Anfang.

Komplizierter wird es beim Traumformen, denn auch wenn alles logisch aufgebaut ist und man immer wertvolle, kontextsensitive Tipps angezeigt bekommt, die schiere Kompexität ist erstmal überwältigend. Doch zum Glück nimmt Media Molecule grade auch Anfänger sehr gut an die Hand und führt in kleinen Häppchen durch die verschiedenen Themen, wie Steuerung, Modellerstellung, Charaktererstellung, Bewegung, Animation, Musik, Sound, Logik etc. Wenn man sich erstmal mit den Funktionen vertraut gemacht hat, geht eigentlich das Meiste wirklich sehr einfach und die vielen sinnvollen Shortcuts ersparen viel Zeit. Doch bis man wirklich in der Lage ist ein eigenes Spiel zu erstellen, sollte man schon einige Stunden Geduld mitbringen. Doch hier ist der Weg das Ziel und das Herumprobieren macht auch eine Menge Spaß und wenn man dann die eigene Kreation ausprobiert und es klappt alles, ist schon ein tolles Gefühl. Vorkenntnisse aus Little Big Planet sind übrigens durchaus hilfreich, denn an vielen Stellen merkt man Dreams die Herkunft an.

Screenshot von Dreams

Grafik & Sound

Bei der Grafik werde ich exemplarisch "Arts Traum" bewerten, da das sicher für lange Zeit die Speerspitze dessen sein dürfte, was mit Dreams erschaffen wird. Was Media Molecule hier erschaffen hat, geht weit über eine Demo hinaus, auch wenn die Spieldauer mit ca. 3 Stunden leider relativ kurz ausfällt. "Arts Traum" ist sehr abwechslungsreich und einfach nur wunderschön. Man spürt die Liebe, die in das Spiel geflossen ist und ich war an vielen Stellen wirklich beeindruckt, was für tolle Gameplaymechaniken mit Dreams umsetzbar sind. Musik und Sound runden erwartungsgemäß das Gesamtwerk perfekt ab und untermalen die tolle Stimmung des Traums perfekt. Grade in den eher düsteren Levels überzeugt Dreams auf ganzer Linie. Die Kampagne hat trotz der unterschiedlichen Genres einen durchgängigen roten Faden und eine ergreifende Story. Jedes neue Gameplayelement überraschte aufs Neue und die optionalen Rätsel, für die man mit Preisblasen belohnt wird, runden das Ganze gut ab.

Screenshot von Dreams

Fazit

Als großer Fan von Tearaway und der Little Big Planet Reihe habe ich schon sehnsüchtig auf die offizielle Vollversion von Dreams gewartet und durfte auch schon seit der Beta reinschnuppern. Doch das was nun am Ende dabei raus kam übertrifft meine Erwartungen noch bei Weitem. Egal ob man eher Traumsurfer oder Traumformer ist, man bekommt schon jetzt (nur 1 Woche nach Release) eine Menge geboten. Kaum auszudenken, wie sich Dreams in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird. Die Story-Kampagne "Arts Traum", die als Demonstration dessen dient, was man in Dreams erschaffen kann ist zwar kurz aber trotzdem sehr beeindruckend und abwechslungsreich. Man bekommt einen sehr guten Einblick auf das was machbar ist und möchte danach am Liebsten gleich ins Traumformen eintauchen und eigene Spiele erstellen. Doch auf Grund der Komplexität ist das leider erst nach vielen Stunden mit Tutorials und Videoanleitungen wirklich sinnvoll. Auch wenn der Editor sehr strukturiert und logisch ist, die unfassbar vielen Möglichkeiten sind nicht immer selbsterklärend und müssen erstmal erlernt werden. Hierbei wird man aber perfekt unterstützt und so kann jeder, der das wirklich möchte auch irgendwann eigene tolle Träume erstellen. Dafür sollte man nur auf Grund der langen Lern- und Experimentierkurve einiges an Zeit und Geduld mitbringen. Aber auch für reine Spieler, die keine kreative Ader haben, ist Dreams empfehlenswert, so fern man es mag sich die vielleicht noch etwas unrunden Kreationen anderer anzusehen. Wer AAA Qualität beim Traumsurfen erwartet, ist hier aber definitiv falsch. Die Qualität der usergenerierten Träume ist sehr unterschiedlich – auch wenn zwischendurch schon einige echte Perlen zu finden sind.

Pro

  • abwechslungsreicher Story-Mode
  • unfassbare umfangreiches Toolset
  • tolle, motivierende Tutorials
  • gute Videoanleitungen und Tipps
  • viele Such- und Filtermöglichkeiten

Contra

  • Komplexität erstmal abschreckend
  • anfangs relativ lange Lernkurve
  • Performanceprobleme in einigen Träumen

Wertung

Testergebnis: 95%

9.5 Hervorragend

Kaufempfehlung

80% Kaufempfehlung

80%Sehr empfehlenswert

Getestet wurde Dreams auf PS4 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 2.05 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Dreams wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!