Review

Life is Strange: True Colors · Test

Veröffentlicht am 27.09.2021 von Tobias Creter

Titelbild von Life is Strange: True Colors (PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series)

Willkommen in Haven Springs, Colorado!

Die Life is Strange Reihe geht endlich in die nächste Runde. Nach den wirklich tollen und erfolgreichen Vorgängern, die großteils vom französischen Entwickler Dontnod Entertainment stammen, wagt sich das Entwicklerstudio Deck Nine Games mit Life is Strange: True Colors an ein neues Thema ran und erzählt eine weitere spannende Geschichte in der Form eines dialoglastigen 3D Adventures. Zuvor setzte das Studio mit Life is Strange: Before the Storm bereits das Prequel zu Teil 1 um. Das Besondere an Life is Strange ist, dass die Hauptfigur immer über eine spezielle Fähigkeit verfügt. Im ersten Teil, der schon 2015 erschien, konnte Maxine Caulfield die Zeit manipulieren, in Teil 2 aus dem Jahre 2018 beherrschen die Brüder Sean und Daniel Diaz Telekinese. Das Spin-Off The Awesome Adventures of Captain Spirit erschien ebenfalls 2018 und der Hauptcharakter Christopher Eriksen, der in seiner Vorstellung als Captain Spirit Superkräfte hat, verfügt am Ende sogar über eine echte Superkraft. Wer dieses kostenlos erhältliche kleine Adventure noch nicht gespielt hat, sollte es übrigens unbedingt nachholen. Für den neusten Teil Life is Strange: True Colors muss man aber keinen der Vorgänger oder Spin-Offs gespielt haben, um der Handlung zu folgen. Aber es schadet definitiv auch nicht, denn es gibt immer kleine Anspielungen oder wiederkehrende Charaktere, was für eingefleischte Fans durchaus interessant ist. Die Switch Version ist übrigens bereits angekündigt aber kommt wohl leider erst gegen Ende des Jahres. Zur Handlung erfahrt ihr in diesem Test nahezu nichts, denn ihr sollt die Story ja selbst erleben.

Screenshot von Life is Strange: True Colors

Eine emotionale Reise mit überraschenden Wendungen

Bei Life is Strange: True Colors schlüpfst du diesmal in die Rolle von Alex Chen. Gleich zu Beginn wird klar, dass Alex eine besondere Gabe hat, sie kann die Emotionen und Gedanken von anderen Menschen sehen. Sie werden ihr durch verschieden farbige Auren angezeigt und erlauben ihr tiefe Einblicke in deren Gefühlswelt. Alex zieht zu ihrem älteren Bruder Gabe nach Haven Springs in den Rocky Mountains. Die beiden haben sich seit acht Jahren nicht gesehen, daher ist die Wiedersehensfreude dementsprechend groß. Auch die anderen Bewohner in Haven Springs nehmen Alex mit offenen Armen auf und es stellt sich heraus, dass Gabe dort sehr beliebt ist. So beginnt die fesselnde und rührende Reise mit viele Höhen und Tiefen, sowie diversen Überraschungen. Und auch wenn das Gameplay nicht sonderlich fordernd ist, so bietet es doch genug Abwechslung. Besonders gut gefallen hat mir das LARP (Live Action Role Playing) das mit viel Liebe zum Detail inszeniert wurde. Zusätzlich gibt es noch ein kurzes Tischkicker Duell, sowie zwei Arcade Spielautomaten.

Screenshot von Life is Strange: True Colors

Gameplay & Steuerung

Das bewährte Life is Strange Spielprinzip wurde auch diesmal wieder weitgehend beibehalten und auch die ganz spezielle Optik der Reihe erkennt man sofort wieder. Man steuert den weiblichen Hauptcharakter Alexandra Chen aus 3rd Person Sicht, interagiert mit Objekten und unterhält sich mit anderen Charakteren. Dabei hat man in den Dialogen immer mehrere Möglichkeiten und einige Taten haben später Konsequenzen auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Oft lösen die verschiedenen Auswahlmöglichkeiten aber auch nur einen kurzen anderen Dialogverlauf aus. Die Handlung ist diesmal in fünf Kapitel unterteilt. Nach jedem abgeschlossenen Kapitel bekommt man eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Entscheidungen und sieht auch immer, wie andere Spieler oder die eigenen Freunde sich in den entsprechenden Situationen verhalten haben. Ein Inventar, wie man es aus klassischen Adventures kennt gibt es nicht, aber Life is Strange ist ja auch kein typisches Adventure, bei dem man Gegenstände finden und kombinieren muss und dadurch Rätsel löst, um weiter zu kommen. Hier geht es viel mehr um die Beziehungen der Charaktere und üblicherweise eine spannende Geschichte mit unerwarteten Wendungen. So bekommt man hier auch jederzeit Zugriff auf das Handy von Alex und kann ihre SMS und Notizen lesen, im lokalen sozialen Netzwerk stöbern oder Erinnerungen zu den Charakteren abrufen. Diese Inhalte sind genau wie die Dialoge gut und interessant geschrieben und tragen dazu bei die Charaktere besser zu verstehen. Die Steuerung ist sehr einfach und selbsterklärend. In den meisten Fällen funktioniert die Steuerung auch sehr gut, nur an einigen Stellen bleibt man mal irgendwo unbeabsichtigt hängen oder muss einen Schritt zurück treten, um ein Objekt, wie beispielsweise die Treppe in der Black Lantern, anwählen zu können. Welche Knöpfe zu drücken sind wird immer angezeigt, wodurch sich jeder sofort zurecht finden dürfte. Die zusätzlichen Features des DualSense Controllers werden auf der PlayStation 5 unterstützt. Die Vibrationen und adaptiven Trigger werden dabei gut dosiert eingesetzt.

Screenshot von Life is Strange: True Colors

Grafik & Sound

Grafisch hat mir True Colors insgesamt wirklich gut gefallen. Der ganz spezielle Look der Reihe setzt sich hier fort und bekommt mehr Details als zuvor spendiert. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und zeigen durch die wirklich sehr gute Mimik ihre Gefühle. Da es genau darum geht, ist es sehr gut, dass hier so viel Wert auf die Details gelegt wurde. Die glaubwürdigen Charaktere sind zudem auch gut vertont, was auch auf die deutsche Synchro zutrifft. Die Spielwelt ist zwar relativ klein aber durchaus hübsch anzusehen und lädt durch die vielen verspielten Details zum Erkunden ein. Die Spielwelt verändert sich auch im Laufe der Geschichte und gibt neue Wege frei oder versperrt dafür andere. Neben der eher linearen Haupthandlung gibt es auch immer wieder ein paar optionale kleine „Geheimquests“, die meist mit Trophäen belohnt werden. An einigen Stellen im Spiel kann man sich auch einfach mal entspannt zurücklehnen und der Musik lauschen während man besonders schöne Panoramen genießt. Der gelungene und sehr rockige Soundtrack lädt ohnehin dazu ein, zwischendurch einfach mal den Controller wegzulegen und der Musik zu lauschen. Leider trübten ein paar technische Probleme das sonst sehr gute Gesamtbild. Einmal ist das Spiel komplett abgestürzt und die deutsche Übersetzung ist an ein paar Stellen auch fragwürdig. Zudem ruckelt es öfter mal beim manuellen Kameraschwenk. Die Ladezeiten sind mit jeweils ca. 10 Sekunden zwar noch relativ kurz, hätten zumindest auf NextGen Konsolen aber eigentlich komplett vermieden werden können. Dass es möglich ist zeigen ja einige andere Spiele bereits äußerst eindrucksvoll.

Screenshot von Life is Strange: True Colors

Fazit

Ich habe mich im Vorfeld sehr auf das neuste Life is Strange gefreut und meine Erwartungen wurden teilweise sogar übertroffen. Die kleineren technischen Probleme, wie das Kameraruckeln fallen zum Glück nicht so dramatisch aus, dass sie wirklich stören. Ärgerlich sind sie trotzdem, zumal auch der Verzicht auf das optionale Ray Tracing hierbei keine Abhilfe brachte. Aber dafür wird man mit einer fesselnden und mitreißenden Story belohnt, die den Spieler erneut auf eine sehr emotionale Reise entführt, die im Spielebereich ihresgleichen sucht. Die Charaktere sind glaubwürdig und die Handlung überrascht durch einige dramatische Wendungen. Außerdem glänzt das Adventure mit einer filmreifen Inszenierung, tollen Kameraperspektiven, interessanten Dialogen und einer guten deutschen Synchronisation. Wer auf Spiele mit einer guten Story steht oder die Vorgänger mochte kann hier absolut bedenkenlos zugreifen. Die Spieldauer liegt bei etwa 8 Stunden und nach dem ersten Durchspielen kann man die Kapitel und Szenen einzeln anwählen, falls man Trophäen nachholen möchte oder mal Ausprobieren will, was passiert, wenn man andere Entscheidungen trifft. Grade auch in Hinblick auf die eher kurze Spieldauer finde ich die zusätzlichen 12,99€, die man zahlen soll, um den ab 30. September verfügbaren DLC „Wavelength“ freizuschalten, recht hoch. Der DLC, der euch in die Rolle von Steph schlüpfen lässt, die man ja bereits aus Before the Storm kennt, hätte gerne auch kostenlos oder zumindest deutlich günstiger sein dürfen. In der Ultimate und Deluxe Edition ist dieser Inhalt zumindest bereits erhalten.

Pro

  • Unverwechselbarer Grafikstil
  • sympathische und glaubwürdige Charaktere
  • Spannende und emotionale Story
  • Überraschende Wendungen
  • gute deutsche Synchronisation
  • rockiger Soundtrack

Contra

  • Ruckler bei Kameradrehung
  • Ladezeiten könnten noch kürzer sein
  • stellenweise seltsame deutsche Übersetzung

Wertung

Testergebnis: 85%

8.5 Sehr gut

Kaufempfehlung

90% Kaufempfehlung

90%Absoluter Pflichtkauf

Getestet wurde Life is Strange: True Colors auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.003.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Life is Strange: True Colors wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!