RIDE 4 · Test
Veröffentlicht am 27.01.2021 von Tobias Creter
Spannende Asphalt-Schlachten auf zwei Rädern
Motorradfans ist die Rennsimulation RIDE sicher bereits ein Begriff. Schon 2015 setzte Entwickler Milestone mit dem ersten Teil der Serie neue Maßstäbe im Motorrad-SimRacing. Im Prinzip ist RIDE sowas wie Gran Turismo oder Forza Motorsport für Zweiräder. Realismus und originalgetreue Strecken, sowie Bikes zeichnen die Serie aus. Mit RIDE 4 erschien im Oktober 2020 der neuste Ableger, der nun endlich auch für die PlayStation 5 und Xbox Series verfügbar ist. Grund genug, dass wir das Spiel unter die Lupe nehmen und schauen, ob sich die neue Power der NextGen-Konsolen bemerkbar macht.
Käufer der PS4 oder Xbox One Version können sich über kostenlose Upgrades freuen. Auch bereits erworbene DLCs werden dann übernommen. Auf der PlayStation ist das Gratisupgrade allerdings zeitlich begrenzt und nur bis zum 30. April möglich.
Als Verbesserungen auf den neuen Konsolen nennt der Publisher flüssigeres Gameplay bei 60 fps und einer Auflösung bis zu 4K, ein erweitertes Fahrerfeld mit max. 20 Teilnehmern (statt 12), eine drastische Verkürzung der Ladezeiten sowie die DualSense Unterstützung auf PS5.
Motorradrennen mit NextGen Performance
Eine Warnung vorweg: RIDE 4 ist ein Rennspiel, dass sehr stark auf Realismus und Simulation setzt. Arcade-Racer werden also vermutlich nicht unbedingt glücklich mit dem doch recht hohen Schwierigkeitsgrad.
In RIDE 4 kann man sich mit Hunderten von Motorrädern auf mehr als 30 Strecken über den ganzen Globus verteilt austoben. Basierend auf CAD-Daten sowie Laser- und 3D-Scans wurden alle Bikes, Strecken und Zubehörteile mit außergewöhnlicher Detailtreue nachgebildet.
Das Spiel verfügt über dynamisches Wetter und kann komplette Tag-Nacht-Zyklen simulieren. Besonders für Hardcore-Simulations-Fans dürfte der Endurance-Modus interessant sein. Dort fährt man Langstreckenrennen mit animierten Boxenstopps, Spritverbrauch und Reifenabnutzung. Wichtig ist dort also vor Allem die richtige Strategie, um den Sieg nach Hause zu fahren.
Eine Karriere kommt in Form von Events, die in Regionen und Ligen unterteilt sind. Für die einzelnen Ligen muss man zuerst mehrere Lizenzprüfungen bestehen, die es teilweise in sich haben. Neue Events werden durch Punkte und Pokale freigeschaltet, die man sich in vorherigen Events verdienen muss.
Natürlich ist auch ein Online Multiplayer mit an Bord, in dem ihr Lobbies suchen oder erstellen könnt oder in privaten Matches gegen eure Freunde antretet. Der Multiplayer läuft auf dedizierten Servern und machte zum Testzeitpunkt keine Probleme, außer dass man schon mal etwas länger auf Mitspieler warten musste.
Beworben wird RIDE 4 mit einer revolutionären neuronalen KI, die auf maschinellem Lernen basiert. In der Praxis empfand ich die Gegner allerdings oft als relativ rücksichtslos und kollisionsfreudig. Das Schöne daran, die Stürze sehen spektakulär aus und sind mit aktivierter Rückspulfunktion nicht so schlimm.
Schade, dass es auch Mikrotransaktionen, mit denen man beispielsweise die verdienten Credits verdoppeln kann. In einem Vollpreisspiel hat sowas meiner Meinung nach einfach nichts zu suchen. Es gibt auch bereits einige kostenpflichtige DLC Pakete, sowie gratis Bonus-Packs.
Alle Strecken und Varianten
Amerika:
- Canadian Tire Motorsport Park (1 Variante)
- Laguna Seca (1 Variante)
- Virginia International Raceway (4 Varianten)
- Road America (2 Varianten)
- Road Atlanta (3 Varianten)
- Interlagos (1 Variante)
- Utah (4 Varianten)
Europa:
- Brands Hatch (2 Varianten)
- Cadwell park (4 Varianten)
- Donington Park (2 Varianten)
- French Riviera (2 Varianten)
- Imola (2 Varianten)
- North West 200 (1 Variante)
- Nürburgring GP (3 Varianten)
- Nürburgring Nordschleife (1 Variante)
- Magny-Cours (1 Variante)
- Monza (1 Variante)
- Mugello (2 Varianten)
- Algarve (2 Varianten)
- Snetterton (3 Varianten)
- Southern 100 (1 Variante)
- Valencia (2 Varianten)
- Imatra (1 Variante)
Asien:
- Kanto (3 Varianten)
- Kyalami (1 Variante)
- Macau (1 Variante)
- Okayama (2 Varianten)
- Suzuka (3 Varianten)
- Tsukuba (1 Variante)
- Sugo (2 Varianten)
- Phillip Island (1 Variante)
Gameplay & Steuerung
Mit den besten und beliebtesten Motorrädern dieser Welt über echte Rennstrecken rasen – ohne Angst vor Knochenbrüchen oder Beschädigungen am Bike – herrlich! Dank RIDE 4 und der Power der NextGen-Konsolen ist das jetzt in rasanten 60 fps möglich. Egal, ob man sich durch die riesige Auswahl von Events der Karriere kämpft, in freien Rennen trainiert oder sich in spannenden Online Multiplayer Matches mit anderen Spielern misst, für stundenlangen Spielspaß ist gesorgt. Es gibt massig Freispielbares und man kann Bikes und Fahrer über einen umfangreichen Editor anpassen. Kreationen können auch online mit anderen Spielern in der Community ausgetauscht werden. Im Freien Modus kann man sich übrigens benötigte Motorräder auch einfach beim Händler ausleihen statt sie zu kaufen.
Durch die umfangreichen Einstellmöglichkeiten lässt sich RIDE 4 sehr gut an die eigenen Vorlieben anpassen. Die Steuerung ist komplett individualisierbar und die Fahrhilfen können bei Bedarf einzeln aktiviert werden. Lediglich eine Empfindlichkeitseinstellung für Steuerung, Gas und Bremsen habe ich anfangs vermisst aber man gewöhnt sich hierbei schnell an die Vorgaben der Entwickler. In Rennen lässt sich die Gegnerschwierigkeit von 20% bis 120% stufenlos anpassen. Wobei die Gegner auch auf niedrigster Stufe noch ordentlich Gas geben und aggressiv fahren. Neulinge im SimRacing müssen sich demzufolge auf eine sehr steile Lernkurve gefasst machen, zumal das Spiel keine Tutorials, Tipps oder Hinweise bietet. Je mehr Fahrhilfen man aktiviert hat, umso geringer sind die Belohnungsboni. Auch die Einstellung des Schwierigkeitsgrades wirkt sich auf die Boni aus.
Es lohnt sich einen Blick auf die Controller-Belegung zu werfen, denn einige Funktionen, wie zum Beispiel Ducken oder Einstellung der Elektronik-Optionen kann man sonst glatt übersehen, da man im Spiel nicht darauf hingewiesen wird.
Die Unterstützung des DualSense-Controllers bietet etwas besseres Feedback als man es noch vom DualShock gewohnt war und die adaptiven Trigger sind eine kleine Bereicherung. Auf höchster Stufe empfand ich das allerdings auf Dauer als zu anstrengend. Auf der niedrigen Stufe hat mir das haptische Feedback des Trigger-Effekts am Besten gefallen.
Grafik & Sound
Auf der PlayStation 5 glänzt das Spiel mit sehr schöner und realistischer Grafik. Technische Aussetzer oder Darstellungsfehler traten nicht auf und alles lief butterweich. Besonders positiv sind die nahezu nicht vorhandenen Ladezeiten. Innerhalb weniger Sekunden ist die Strecke geladen und man kann sofort losrasen. Die Motorräder und die Strecken sehen fantastisch aus und auch abseits der Strecke glänzt RIDE 4 mit hohem Detailgrad. Und die Sounds der Bikes sind auch ein echter Ohrenschmaus. So macht Motorradrennen Spaß!
Einigen Spielern ist die auf Events basierende Karriere vielleicht zu tröge präsentiert aber mir gefällt dieser reduzierte Ansatz. Ich brauche keine Story in einer Rennsimulation, wie sie beispielsweise in F1 zu finden ist. Die Rennen sind gut in Szene gesetzt und es kommt ein ordentliches Renngefühl rüber. Dadurch, dass die KI relativ gnadenlos ist sind die Rennen wirklich spannend.
Neben 2 Kameraperspektiven mit unterschiedlichem Abstand von Hinten stehen diverse Cockpitansichten zur Verfügung. Die Nutzung der Cockpit-Kamera setzt allerdings Streckenkenntnis und einen guten Magen voraus. Dem Gefühl auf einer echten Maschine zu sitzen kommt man so natürlich am Nächsten. Aber auch in der Rückansicht kann RIDE 4 voll überzeugen.
Die Menüs sind vernünftig und übersichtlich strukturiert. Man findet sich sofort zurecht und kann sich somit auf das Wesentliche konzentrieren: die Rennen. Ob Sound, Grafik oder Steuerung, alles ist detailliert anpassbar. Sechs Tonspuren lassen sich getrennt voneinander konfigurieren.
Über die Replay-Funktion kann man sich das komplette Rennen nochmal ansehen. Etwas nervig ist dabei, dass man bei jedem Tastendruck die zuvor manuell ausgeblendeten UI-Elemente wieder kurz angezeigt bekommt. Es steht auch ein Fotomodus zur Verfügung, der umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten und Filter bereit hält.
Fazit
Mit RIDE 4 geht die bekannte Rennsimulation in eine neue Runde. Besonders auf NextGen-Hardware kann das Spiel voll abliefern. Eine flüssige und hohe Bildrate, knackig scharfe Details und nahezu keine Ladebildschirme sind sehr gute Argumente für die PS5 bzw. Xbox Series Version.
Wer schnelle Motorräder liebt und eine realistische Rennerfahrung auf höchstem technischen Niveau sucht, wird bei RIDE 4 fündig. Allerdings ist das Spiel durch den hohen Schwierigkeitsgrad und die relativ steile Lernkurve nur für Anfänger geeignet, die wirklich gewillt sind, sich durchzubeißen. Dann wird man aber mit einer exzellenten Rennsimulation belohnt, die über einen langen Zeitraum fesseln kann.
Die schlichte Karriere bietet eine große Anzahl an Events und Herausforderungen. Die zahlreichen Originalteile und der Editor lassen euch die Bikes nach euren Vorstellungen verschönern. Wem die KI Fahrer nicht ausreichen, dem steht der Online Multiplayer für gnadenlose Rennaction zur Verfügung.
Vom einfachen Rennen bis zur Langstrecken-Meisterschaft ist hier alles möglich. Mit dynamischem Wetter und Tag-Nacht-Wechsel ist kein Rennen wie das Andere.
Schade, dass Einsteiger so wenig an die Hand genommen werden. Ein paar Tutorials oder Tipps zur Verbesserung des Fahrkönnens würde die Hürde für neue Spieler senken.
Pro
- detaillierte und flüssige Grafik
- großer Umfang und viel Abwechslung
- dynamisches Wetter
- fast keine Ladezeiten
- DualSense-Unterstützung
Contra
- hoher Schwierigkeitsgrad
- nicht besonders einsteigerfreundlich
- Mikrotransaktionen (unaufdringlich)
Wertung
9.0 Sehr gut
Kaufempfehlung
80%Sehr empfehlenswert
Getestet wurde RIDE 4 auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.002.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für RIDE 4 wurde uns von Plaion (Koch Media) kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!