Arc Raiders · Test
Veröffentlicht am 09.11.2025 von Tobias Creter
Maschinen, Mut und ganz viel Nervenkitzel
Wenn die Apokalypse so gut klingt, kann das Überleben ruhig etwas dauern. Mit Arc Raiders bringt das schwedische Studio Embark Studios – bekannt durch den Multiplayer-Hit The Finals – sein nächstes großes Projekt auf die Konsolen. Nach Jahren der Entwicklung und einigen Betaphasen ist das Spiel endlich da, und eines steht schnell fest: Embark hat hier kein halbfertiges Experiment veröffentlicht, sondern einen richtig runden Titel mit ordentlich Suchtfaktor.
Ich bin absoluter Genre-Neuling. Extraction-Games waren bisher so gar nicht mein Ding. Doch Arc Raiders hat mich schon in der Closed Beta gepackt – und seitdem nicht mehr losgelassen. Ich habe für diesen Test rund 30 Stunden in Arc Raiders verbracht – und trotzdem das Gefühl, erst an der Oberfläche dessen zu kratzen, was diese faszinierende Welt zu bieten hat. Es gibt noch so viel zu entdecken, zu plündern und zu erleben. In unserem Test erfährst du alles Wissenswerte zu Arc Raiders und ob sich der Kauf für dich lohnt oder du besser die Finger weglassen solltest.
Zwischen Hoffnung und Schrott – die Geschichte von Speranza
In der zerstörten Welt von Arc Raiders kämpfen die letzten Überlebenden ums Überleben – und um jedes noch so kleine Stück Technologie, das von den geheimnisvollen Maschinenwesen namens ARC übriggelassen wurde.
In der Untergrundstadt Speranza beginnt jede Mission: Hier bastelt, repariert und plant man den nächsten Ausflug an die Oberfläche. Oben wartet eine wunderschön zerfallene Welt voller Ruinen, rostiger Maschinen und unberechenbarer Gefahren. Es gibt keine klassische Kampagne, aber die Welt erzählt genug Geschichten durch Atmosphäre, Quests und kleine Details, um dich emotional bei der Stange zu halten.
Die unterirdische Basis dient übrigens nicht als begehbare Hub-Welt, sondern wird schlicht über Menüs navigiert. Das klingt zunächst unspektakulär, ist in der Praxis aber erstaunlich angenehm – denn so entfällt das sinnlose Herumlaufen zwischen Händlern, Werkbänken und Stationen. Alles ist schnell erreichbar, übersichtlich und spart Zeit, die man lieber in den nächsten Einsatz steckt.
Gameplay & Steuerung
Plündern, Zittern, Überleben. Der Gameplay-Loop ist simpel – aber unglaublich effektiv: Rein. Looten. Überleben. Extrahieren.
Klingt banal, wird aber schnell zur Nervenprobe, wenn man mit voller Beute in der Tasche durch das Dickicht schleicht, während irgendwo ein ARC-Roboter auf Patrouille ist – oder ein anderer Raider genau dieselbe Idee hatte. Jede Runde ist anders, und selbst wenn scheinbar nichts passiert, sorgt die Atmosphäre, der bedrohliche Soundtrack und die Angst vor dem Totalverlust der Ausrüstung für Dauerpuls.
Die ARC-Maschinen sind dabei die eigentlichen Stars des Spiels. Sie wirken nicht nur bedrohlich – sie leben. Von wendigen Drohnenschwärmen über zähe Krabbler bis hin zu riesigen Mechs mit Raketenwerfern hat jeder ARC eigene Taktiken, Schwachstellen und Verhaltensmuster. Selbst eine kleine fliegende Wespe kann dich ins Schwitzen bringen, wenn du gerade ohne Schild und mit schwacher Munition unterwegs bist. Und das Beste daran: Kämpfe sind laut – und Lärm zieht andere ARCs und Raider an. Wenn du also eine Explosion zu viel verursachst, hast du schnell ungebetene Gäste.
Die Waffen fühlen sich fantastisch an. Jede Knarre hat Gewicht und Rückstoß, jeder Schuss klingt wuchtig und präzise. Ob Schrotflinte, Sturmgewehr oder Granatwerfer – alles hat seinen eigenen Charakter, und der DualSense bringt das auch perfekt rüber. Doch Vorsicht: Waffen und Ausrüstung wiegen etwas, und Überladung macht deinen Raider langsam und träge. Hier heißt es abwägen: Mehr Loot oder mehr Beweglichkeit?
Das Inventarsystem sorgt für zusätzliche Spannung – aber auch Frust. Es ist alles künstlich begrenzt: begrenzte Slots, begrenzte Stapelgrößen, begrenzte Sicherheitstaschen (deren Inhalt man beim Tod behalten darf). Nur zwei Waffen gleichzeitig, dazu ein paar Gadgets, und schon ist der Rucksack voll. Natürlich kann man sein Lager und die Werkbank erweitern, aber selbst dann fühlt es sich nie wirklich nach genug Platz an. Ständig sortiert man, recycelt oder verkauft Dinge, von denen man weiß, dass man sie später wieder brauchen wird. Das streckt den Gameplay-Loop unnötig und unterbricht den Spielfluss.
Abseits davon funktioniert das Fortschrittssystem wunderbar. Alles, was du tust – von Gegnerkills über Looten bis zum Öffnen von Kisten – bringt Erfahrungspunkte. Levelaufstiege belohnen dich mit Skillpunkten für den umfangreichen Skilltree, der spürbare Vorteile bietet. Quests von Händlern führen dich behutsam in die Mechaniken ein und sorgen mit kleinen Storys für zusätzlichen Kontext. Selbst Niederlagen fühlen sich nie nutzlos an – du bekommst immer etwas zurück.
Die Kämpfe sind taktisch, spannend und oft unvorhersehbar. Eine falsche Bewegung, und du bist umzingelt. Dann heißt es improvisieren: Schild aktivieren, Barrikade platzieren oder mit der Seilrutsche abhauen. Und wenn du es am Ende doch schaffst, lebend zu extrahieren, ist die Erleichterung fast euphorisch. Genau das macht Arc Raiders so süchtig – diese Mischung aus Risiko, Anspannung und Belohnung.
Die Steuerung auf der PS5 ist grundsätzlich solide aber die Kamera in Third-Person kann in engen Büschen oder bei Deckung den Überblick rauben, und gelegentlich bleibt man an Felsen oder Objekten hängen. Auch das ungewollte Abrutschen beim Klettern nervt manchmal. Das größte Ärgernis bleibt aber das Inventarmenü – es ist schlicht nicht für Controller gedacht. Fummelig, unpräzise, mit schlecht platzierten Tooltips. Hier besteht echter Nachbesserungsbedarf.
Grafik & Sound
Schön, kaputt und unfassbar atmosphärisch. Optisch ist Arc Raiders ein Fest. Die zerstörte Welt ist voller kleiner Details, das Lichtspiel beeindruckt, und die Wettereffekte – Regen, Nebel, elektromagnetische Stürme oder grelle Sonne – tragen unglaublich zur Stimmung bei.
Die vier derzeit verfügbaren Karten unterscheiden sich visuell stark und wirken lebendig, auch wenn sich einige Objekte und Gebäudetypen wiederholen.
Auf der PS5 Pro läuft das Spiel sehr flüssig, mit nur seltenen Grafikfehlern oder Clipping-Problemen. Und das Beste: Die Atmosphäre ist einfach gigantisch.
Der Soundtrack ist schlicht grandios – mal melancholisch, mal bedrohlich, immer perfekt zur Situation passend. Wenn Maschinen bedrohlich brummen und Musik Gänsehaut macht dann ist man in Arc Raiders unterwegs. Dazu kommt ein exzellenter 3D-Sound, der das Geschehen auf der Oberfläche noch intensiver macht. Jeder Schuss, jeder Schritt, jedes Summen einer ARC-Drohne hat Gewicht und Richtung. Wenn du mit Kopfhörern spielst, wirst du die Spannung körperlich spüren. Die Soundeffekte sind ikonisch, und das Klangdesign zählt zu den besten im Shooter Genre.
Karten und Events – Immer was los da oben
Die vier derzeit verfügbaren Karten unterscheiden sich optisch, geografisch und spielerisch deutlich voneinander und wirken erstaunlich lebendig – trotz einiger wiederkehrender Gebäudetypen und Objekte. Jede Map erzählt ihre eigene Geschichte einer Welt, die zwei Mal untergegangen ist und nun langsam von der Natur zurückerobert wird.
Besonders beeindruckend ist, wie viel Erkundungsspielraum es gibt. Fast jedes Gebäude lässt sich komplett betreten – vom kleinen Schuppen bis zur verlassenen Forschungsstation. In Innenräumen findet man oft wertvollen Loot, geheime Räume oder verriegelte Türen, die nur mit Schlüsseln geöffnet werden können. Wer aufmerksam sucht, entdeckt versteckte Bunker, geheime Caches und kleine Rätsel, die das Erkunden lohnenswert machen.
Auch unter der Erde spielt sich viel ab: Weitläufige Tunnel, verlassene Anlagen, riesige Schächte und verwinkelte Versorgungsgänge bilden ein zweites, düsteres Spielfeld unter der Oberfläche. Diese unterirdischen Bereiche erzeugen eine ganz eigene Spannung – hier ist es eng, dunkel, und das Echo der ARC-Maschinen hallt durch die Gänge. Wer klaustrophobisch veranlagt ist, wird hier regelmäßig schlucken.
Das Terrain selbst ist abwechslungsreich und glaubwürdig gestaltet. Dichte Wälder, offene Ebenen, schroffe Felsen und verfallene Städte wechseln sich ab. Dazu kommen dynamische Wettereffekte wie Regen, Sandstürme oder dichter Nebel, die nicht nur schön aussehen, sondern auch Einfluss auf Sichtweite und Gameplay haben. Besonders bei Nachtmissionen sorgt das eingeschränkte Sichtfeld für eine beklemmende, fast schon filmreife Stimmung.
Abwechslung bieten auch die regelmäßig wechselnden Events, die jede Karte spürbar verändern. Mal fallen elektromagnetische Stürme vom Himmel, mal taucht ein gigantischer Harvester mit einer gefürchteten Queen auf, oder Stürme legen alte Raider-Caches frei, die nur für kurze Zeit geborgen werden können. Diese Ereignisse bringen zusätzliche Spannung und seltene Beute – aber auch enormes Risiko.
Eine fünfte Karte ist bereits angekündigt, und wenn Embark das bisherige Niveau hält, dürfen wir uns auf noch mehr atemberaubende Kulissen und neue Spielmechaniken freuen.
Fortschrittssystem – Immer ein Grund, weiterzumachen
Erfahrungspunkte gibt's in Arc Raiders buchstäblich für fast alles – Looten, Kämpfen, Überleben, Zeit an der Oberfläche, ja sogar für das Öffnen von Schubladen oder das Reparieren von Antennen. Jede Aktion fühlt sich relevant an und trägt messbar zum eigenen Fortschritt bei. Selbst wer keine epische Beute ergattert oder mal keine Extraktion schafft, wird trotzdem mit XP belohnt. Das motiviert enorm und sorgt dafür, dass sich selbst gescheiterte Runs lohnend anfühlen.
Mit jedem Levelaufstieg erhält man Skillpunkte, die man in einem umfangreichen Skilltree investiert. Der ist angenehm übersichtlich und bietet spürbare Boni: mehr Ausdauer, schnellere Regeneration, oder leiseres Plündern. Nichts wirkt übertrieben oder unausbalanciert – man wächst organisch mit dem eigenen Spielstil. Besonders schön: Viele Skills verändern das Spielgefühl subtil, sodass man mit jedem Punkt ein kleines Erfolgserlebnis spürt.
Neben dem freien Fortschritt gibt es in Speranza eine Vielzahl an Händler-Quests, die nicht nur als Tutorial dienen, sondern auch die Geschichte und Charaktere des Untergrunds näherbringen. Die Aufgaben reichen von simplen Sammel- und Reparaturmissionen bis hin zu gezielten Aufträgen, bei denen man bestimmte Gegnerarten auf spezielle Weise besiegen muss. Dabei lernt man ständig neue Spielmechaniken, Tricks und Kombinationsmöglichkeiten kennen – mit regelmäßigem "Ach so geht das!"-Effekt.
Darüber hinaus motivieren tägliche Aufgaben, für die man mit der Währung für den Battle Pass belohnt wird. Dieser bietet Skins und Ausrüstung. Ähnlich wie bei Helldivers 2 schaltet man Seite für Seite frei. Man kann echtes Geld investieren, muss es aber nicht. Durch Echtgeld hat meinen keinen unfairen Vorteil. Ab Stufe 15 wird die Rangliste freigeschaltet, in der man sich mit anderen Raiders über wöchentliche Aufgaben misst. Besondere Belohnungen sorgen für zusätzlichen Antrieb, auch wenn man bereits das meiste freigeschaltet hat.
Und dann gibt es noch das Expeditionssystem – eine Art Prestige-Feature für Langzeitspieler. Hat man genug Ausrüstung und Ressourcen gesammelt, kann man seinen Raider auf eine Expedition schicken, was im Prinzip einem Soft-Reset entspricht: Man verliert einen Teil seines Fortschritts, erhält dafür aber wertvolle Skillpunkte und permanente Boni, um beim nächsten Durchlauf noch stärker zurückzukehren. Das erinnert etwas an das Prestige-System aus Call of Duty, nur mit echtem Mehrwert.
All diese Systeme greifen wunderbar ineinander, ohne zu überfordern. Fortschritt fühlt sich nie wie Arbeit an, sondern wie eine Belohnung für jeden Schritt, den man in dieser gnadenlosen Welt wagt. Und das Beste: Selbst wer verliert, kommt weiter – fair, transparent und durchgehend motivierend.
Fazit
Zwischen Hoffnung und Untergang: Arc Raiders ist ein atmosphärisches Meisterwerk – eines dieser seltenen Spiele, die dich schon mit ihrer Stimmung gefangen nehmen, bevor du überhaupt den ersten Schuss abgibst. Die Kombination aus visueller Wucht, dynamischer Beleuchtung, Sounddesign und Musik erzeugt eine dichte, fast greifbare Atmosphäre. Jeder Streifzug durch das zerstörte Speranza fühlt sich an wie ein kleiner Kurzfilm – mal beklemmend, mal ruhig, dann wieder explosiv. Der Soundtrack von Embark untermalt das perfekt: melancholisch, elektronisch, eindringlich. In Verbindung mit dem präzisen 3D-Audio entsteht ein Gefühl von Nähe und Bedrohung, das man selten so intensiv erlebt.
Trotz kleiner technischer Macken, vereinzelter Performance-Drops und einem etwas hakeligen Inventar-Management, bleibt das Gesamtpaket herausragend. Das Spiel schafft den Spagat zwischen Spannung, Erkundung und taktischem Überlebenskampf fast mühelos. Besonders beeindruckend: Es ist nie unfair. Arc Raiders fordert, aber bestraft dich nicht – du lernst, wächst und wirst mit jedem Run besser.
Für rund 40 Euro bekommt man hier ein Spiel, das in Sachen Atmosphäre, Gameplay-Tiefe und Präsentation locker mit großen AAA-Titeln mithalten kann. Die vier Karten bieten schon jetzt genug Abwechslung und Wiederspielwert, um Dutzende Stunden zu füllen – und das Versprechen von zukünftigen Updates und neuen Gebieten macht die Perspektive noch spannender.
Die Langzeitmotivation hängt aktuell stark vom eigenen Spielstil ab: Wer den Nervenkitzel des Überlebens liebt, wird hier problemlos hunderte Stunden verbringen. Wer eher auf lineare Progression oder Story getrimmt ist, könnte irgendwann nach mehr Abwechslung verlangen. Doch das Fundament ist so solide, dass Embark nur noch draufbauen muss – das Potenzial ist riesig.
Unterm Strich ist Arc Raiders ein packendes, atmosphärisch dichtes Erlebnis, das taktisches Denken, Mut und Entdeckergeist belohnt. Es zieht dich rein, lässt dich schwitzen und überrascht dich immer wieder.
Klare Kaufempfehlung – besonders für alle, die auf Extraktion Shooter stehen. Aber auch Genre-Neulingen lege ich das Spiel wärmstens an Herz. Wenn du jetzt noch zögerst, dann warte vielleicht besser auf ein Angebot. Wenn du Atmosphäre, taktisches Gameplay und echten Adrenalinschub suchst – hier wirst du fündig.
Pro
- Fantastische Atmosphäre & starker 3D-Sound
- Wuchtiges Gunplay mit spürbarem Feedback
- Großartige Grafik & dynamische Wettereffekte
- Spannende KI-Gegner (ARC) mit individuellen Verhaltensmustern
- Faire Progression & motivierendes Levelsystem
- Abwechslungsreiche Karten & Events
Contra
- Nerviges Inventarmanagement mit Controller
- Kamera in Büschen oder engen Räumen unpraktisch
- Teilweise wiederholende Assets & Gebäude
- Keine Wahl zwischen PvE/PvP oder Schwierigkeitsgrad
- Eingeschränkter Inventarplatz wirkt künstlich begrenzend
Wertung
9.0Sehr gut
Kaufempfehlung
90%Absoluter Pflichtkauf
Getestet wurde Arc Raiders auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.000.007 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Arc Raiders wurde uns von Marchsreiter Communications kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

















































































