Review

Commandos: Origins · Test

Veröffentlicht am 20.04.2025 von Andreas Erber

Titelbild vonCommandos: Origins (PC, PlayStation 5, Xbox Series X|S)

Kommando zurück!

Mit Commandos: Origins kehrt eine der ikonischsten Echtzeit-Taktikreihen der Videospielgeschichte zurück. Claymore Game Studios, ein deutsches Entwicklerstudio mit Sitz in Darmstadt, hat sich der Herausforderung gestellt das Erbe der ursprünglichen Commandos-Spiele fortzuführen und gleichzeitig moderne Standards zu erfüllen. Das Spiel dient als Prequel zur Originalreihe und verspricht sowohl Nostalgie als auch frische Impulse für das Genre.

Die Claymore Game Studios sind ein deutsches Entwicklerstudio mit Sitz in Darmstadt und Teil der Kalypso Media Group. Das Team hat sich auf die Entwicklung von Echtzeit-Taktikspielen spezialisiert und arbeitet derzeit an der Fortführung der erfolgreichen Commandos-Reihe für PC und Konsolen.

Screenshot vonCommandos: Origins

Jack O'Hara meldet sich zur Stelle!

Commandos: Origins erzählt die Entstehungsgeschichte der berühmten Commando-Einheit, bestehend aus sechs ikonischen Charakteren: Jack O’Hara („Green Beret“), Thomas Hancock („Sapper“), Francis Woolridge („Sniper“), Samuel Brooklyn („Driver“), James Blackwood („Marine“) und Rene Duchamp („Spy“). Das Spiel ist als Prequel konzipiert und zeigt, wie diese unterschiedlichen Persönlichkeiten erstmals zusammenkommen, um gefährliche Missionen hinter feindlichen Linien auszuführen. Die Handlung spielt während des Zweiten Weltkriegs und führt die Spieler durch historische Schauplätze wie die eisige Arktis, die Wüsten Nordafrikas und die Küsten Europas.

Die Story ist jedoch eher ein Rahmenwerk als ein tiefgründiges narratives Erlebnis. Die Missionen sind durch kurze Zwischensequenzen und Dialoge miteinander verbunden, die den historischen Kontext und die Dynamik zwischen den Charakteren leicht skizzieren. Während die Charaktere durch ihre unterschiedlichen Hintergründe und Akzente (z. B. der markante britische Akzent des Sappers) Charme versprühen, bleibt die Erzählung oberflächlich. Es gibt keine tiefen Charakterentwicklungen oder komplexen Handlungsstränge, was für ein taktisches Spiel nicht unüblich ist, aber dennoch eine verpasste Chance darstellt, die Spieler emotional stärker zu binden. Für Fans der Serie bietet die Rückkehr der bekannten Figuren Nostalgie, doch Neueinsteiger könnten sich eine packendere Geschichte wünschen. Die Missionen selbst sind abwechslungsreich und bieten genügend Kontext, um die taktischen Herausforderungen sinnvoll einzubetten, ohne die Spieler mit zu viel Narration zu überfordern.


Was ist eigentlich ein Green Beret? Das 1st Special Forces Command (Airborne) ist die dienstälteste Spezialeinheit der US Army. Ihre etwa 10.000 Soldaten werden aufgrund ihres grünen Baretts auch Green Berets genannt.

Screenshot vonCommandos: Origins

Gameplay & Steuerung

Das Herzstück von Commandos: Origins ist das Echtzeit-Taktik-Gameplay mit einem starken Fokus auf Stealth. Die Spieler steuern eine kleine Gruppe von Spezialisten, die jeweils einzigartige Fähigkeiten besitzen. Der Green Beret ist ein Nahkampfexperte, der Sapper legt Sprengfallen, der Sniper erledigt Feinde aus der Ferne, der Driver bedient Fahrzeuge, der Marine navigiert Wasserwege, und der Spy täuscht Gegner durch Verkleidungen. Die Missionen erfordern sorgfältige Planung, Geduld und präzise Ausführung, da offene Kämpfe meist zum Scheitern führen.

Die Level sind groß, detailliert und bieten zahlreiche Wege, die Ziele zu erreichen. Spieler können sich entscheiden, ob sie lautlos an Wachen vorbeischleichen, gezielte Ablenkungen schaffen oder Gegner einzeln ausschalten. Die Karten sind interaktiv gestaltet, mit Elementen wie explodierenden Fässern, kletterbaren Wänden oder Fahrzeugen, die kreative Lösungen ermöglichen. Optionale Nebenziele und Sammelobjekte fördern die Erkundung und erhöhen die Wiederspielbarkeit. Ein besonderes Highlight ist der kooperative Mehrspielermodus, der sowohl online als auch im lokalen Split-Screen verfügbar ist und das gemeinsame Taktieren mit einem Freund ermöglicht.

Die Steuerung auf der PS5 ist ein gemischtes Erlebnis. Das Spiel bietet zwei Steuerungsschemata, den „Commandos-Modus“ und den „Classic/RTS-Modus“, sowie eine anpassbare Tastenbelegungen. Das radiale Menü und der Befehlsring sind intuitiv und ermöglichen es, Befehle schnell zu erteilen. Dennoch fühlt sich die Steuerung mit dem Controller oft ungenau an, insbesondere bei der Kamerabewegung und der Auswahl von Einheiten in komplexen Situationen. Verglichen mit der Präzision einer Maus-Tastatur-Kombination, die auf dem PC verfügbar ist, wirkt die Konsolensteuerung fummelig. Auf der PlayStation 5 Pro profitiert das Spiel von einer flüssigeren Performance, aber die Steuerungsprobleme bleiben bestehen. Der Command-Modus, der das Spiel pausiert und gleichzeitige Befehle ermöglicht, ist eine willkommene Funktion, die die Planung erleichtert, aber die Umsetzung auf dem Controller könnte eben schon noch besser optimiert werden.

Technische Probleme trüben das Erlebnis zusätzlich. Bugs wie fehlerhafte Sichtkegel, KI-Aussetzer oder Objekte, die durch Wände greifbar sind müssen leider kritisiert werden. Ein Update (1.1) hat einige dieser Probleme behoben, aber nicht alle. Die Schwierigkeit ist hoch, was Fans der Serie schätzen werden, aber neue Spieler:innen könnten durch die steile Lernkurve und das Fehlen eines Autosave-Systems frustriert sein. Dennoch bleibt das Gameplay, wenn es funktioniert, unglaublich befriedigend, da jeder gelungene Plan wie ein Triumph über die Entwickler:innen wirkt.

Screenshot vonCommandos: Origins

Grafik & Sound

Visuell ist Commandos: Origins ein großer Schritt nach vorne für die Serie. Entwickelt mit Unreal Engine 5, bietet das Spiel detaillierte, vollständig dreidimensionale Umgebungen, die von kargen arktischen Landschaften bis hin zu sonnigen Wüsten reichen. Die Karten sind liebevoll gestaltet, mit authentischen Gebäuden, Fahrzeugen und Objekten, die die Ära des Zweiten Weltkriegs einfangen. Spieler können die Kamera frei drehen und zoomen, was das Auffinden von Lücken in der feindlichen Verteidigung erleichtert. Auf der PlayStation 5 Pro läuft das Spiel mit höherer Auflösung und stabilerer Framerate, was die Details der Umgebungen noch besser zur Geltung bringt. Dennoch ist die grafische Qualität nicht auf dem Niveau von AAA-Titeln, und Animationen wirken teilweise steif.

Leider gibt es auch hier technische Schwächen. Framedrops, Ruckler bei schnellen Kamerabewegungen und gelegentliche Texturfehler wurden berichtet. Probleme mit der Darstellung von Etagen in mehrstöckigen Gebäuden oder unsichtbaren Wänden stören das Gameplay. Diese Mängel sind auf der neueren Konsole, der PS5 Pro weniger ausgeprägt, aber nicht vollständig behoben.

Der Soundtrack ist atmosphärisch und unterstreicht die Spannung der Missionen, ohne aufdringlich zu wirken. Die 15 symphonischen Tracks, die auch als Teil der Deluxe Edition erhältlich sind, passen gut zur Kriegsstimmung. Soundeffekte wie Schritte, Explosionen oder ferne Schüsse sind dezent, aber effektiv und tragen zur Immersion bei. Die Sprachausgabe ist jedoch minimalistisch, was dem Fokus auf Heimlichkeit entspricht, aber Gelegenheiten für mehr Charaktertiefe verschenkt. Die deutsche Lokalisierung ist solide, obwohl einige Dialoge etwas hölzern wirken.

Screenshot vonCommandos: Origins

Fazit

Commandos: Origins ist ein würdiger, wenn auch nicht perfekter Nachfolger einer Kultserie. Es fängt die Essenz der Commandos-Reihe ein, indem es forderndes Stealth-Gameplay mit taktischer Tiefe kombiniert, und bringt gleichzeitig moderne Elemente wie 3D-Umgebungen und einen Koop-Modus ein. Die abwechslungsreichen Missionen, die Vielfalt der Charaktere und die Freiheit, Ziele auf unterschiedliche Weise zu erreichen, machen das Spiel zu einem Genuss für Fans von Echtzeit-Taktikspielen. Auf der PlayStation 5 Pro profitiert das Spiel von besserer Performance und schärferer Grafik, doch die Konsolensteuerung bleibt ein Schwachpunkt, der Präzision und Geduld erfordert. Technische Probleme und eine dünne Story verhindern, dass Commandos: Origins die Spitze des Genres erreicht, aber es bleibt ein solides Comeback, das Nostalgie und Herausforderung vereint.

Für Veteranen der Serie ist es eine liebevolle Rückkehr, die trotz einiger Macken begeistert. Neueinsteiger könnten jedoch von der steilen Lernkurve und den technischen Unzulänglichkeiten abgeschreckt werden. Wer bereit ist, die Schwächen zu übersehen und die Kunst des geduldigen Planens zu meistern, wird mit einem befriedigenden Erlebnis belohnt. Claymore Game Studios hat bewiesen, dass die Commandos-Reihe noch Potenzial hat, aber zukünftige Patches und eine mögliche Fortsetzung könnten das Erlebnis noch verfeinern.

Pro

  • authentisches Echtzeit-Taktik-Gameplay mit modernisierten Mechaniken
  • vielfältige und detaillierte Missionen in unterschiedlichen Kriegsschauplätzen
  • intuitive Steuerung und Benutzeroberfläche
  • Koop-Modus für zwei Spieler, sowohl online als auch lokal
  • hochwertige Grafik dank Unreal Engine 5
  • professionelle Sprachaufnahmen in mehreren Sprachen

Contra

  • Kein Modding-Support geplant
  • manuelles Speichern (kein automatisches Speichersystem)
  • einige Spieler:innen könnten die traditionelle Schwierigkeit als herausfordernd empfinden
  • technische schwächen wie Framedrops, Ruckler oder Screen Tearing
  • Framerate ist nicht stabil und schafft keine konstanten 60fps
  • Spielgeschwindigkeit kann für Gelegenheitsspieler:innen zu träge sein

Wertung

Testergebnis:75%

7.5Gut

Kaufempfehlung

65% Kaufempfehlung

65%Angebot abwarten

Getestet wurde Commandos: Origins auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.002.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Commandos: Origins wurde uns von Keymailer kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!