Get Even · Test
Veröffentlicht am 28.06.2017 von Tobias Creter
Ein Profikiller mit Gedächtnisverlust
Als ehemaliger Söldner und Killer Cole Black in einer düsteren Anstalt aufwacht, kann er sich an nichts mehr erinnern. Wo ist er, wie kam er dort hin und was soll er dort? Durch ein spezielles VR Headset kann er seine Erinnerungen nochmal durchleben und dabei wird er von der Stimme eines Unbekannten names Red geleitet. Bewaffnet mit einem Handy begibt sich Black auf die Reise durch seinen eigenen Verstand und versucht die Wahrheit herauszufinden.
Durchhalten, es wird noch richtig spannend
Get Even macht es einem in den ersten Stunden nicht leicht es zu mögen. Die Story kommt noch nicht richtig in Fahrt und viel zu tun gibt es auch nicht. Doch was als Walking Simulator anfängt entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einem spannenden Action Adventure. Die beklemmende Atmosphäre und ein Gefühl von Hilflosigkeit ist von Anfang an spürbar. Das Spiel erklärt wenig und so stürzt man sich ahnungslos in der Rolle des von Amnesie geplagten Cole Black ins Geschehen und versucht anhand der unterwegs gefunden Hinweise und Erinnerungssequenzen etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen.
Gameplay & Steuerung
Mit Hilfe des Pandora-Headsets ist es Black möglich sich durch eigene Erinnerungen zu bewegen. Und so läuft man in der Egoperspektive und mit einem Handy bewaffnet (meist) durch düstere Gänge und die Grenzen zur Realität verschwimmen dabei. Ich fühlte mich ein bisschen als wäre ich in der Matrix unterwegs. Von einem auf den anderen Moment kann sich plötzlich alles ändern. Ich möchte nicht zu viel verraten aber ich hatte einige erfrischend unerwartete Momente im Spiel.
Wichtig ist alles genau zu untersuchen und dabei ist das Handy mit Taschenlampe, Scanner, Karte, Wärmebildkamera und Nachtsichtfunktion durchaus hilfreich. An die Handhabung muss man sich allerdings erst gewöhnen. Wenn ihr euch in der Nähe von wichtigen Hinweisen befindet macht sich der Controller durch Vibration bemerkbar. Dann lohnt es sich immer die Umgebung mit den diversen Funktionen des Smartphones abzusuchen.
Im Verlauf des Spiels findet man auch diverse Waffen, die sich teilweise sogar mit dem Handy kombinieren lassen. Trotzdem ist Get Even nicht wirklich ein Shooter und will das vermutlich auch garnicht. Die KI der Gegner ist eher mittelmäßig und nicht sehr fordernd. Zudem bekommt man auch bei unnötigen Tötungen gesagt, dass das eigene Handeln Konsequenzen haben wird. Durch kleine Rätseleinlagen, die mir überwiegend gut gefallen haben, wird nochmal Abwechslung geboten.
Das Spiel ist in mehrere Kapitel unterteilt und in einer Art Kommandoraum sieht man zu jedem Kapitel die bereits gefundenen bzw. noch fehlenden Hinweise. Die Präsentation erinnert hierbei an die Pinwände in den üblichen Serienmörderfilmen. Von dort kann man immer wieder zurückkehren und neue Hinweise suchen oder die durchlebte Erinnerung anders verlaufen lassen.
Grafik & Sound
Grafisch ist Get Even für ein Indiespiel auf gutem Niveau und unterstreicht mit sehr gutem Sounddesign die schaurige Stimmung. Es ist aber vor Allem die immer wieder aufs Neue verwirrende Handlung, die das Spiel so spannend macht. Es lässt sich zwar nicht so recht in eine Genreschublade stecken aber der Mix aus Horror, Adventure und Shooter gepaart mit der starken Story hat mich für ca. 15-20 Stunden an den TV gefesselt. Man kann sicher schneller durchrennen aber ich empfehle jedem auch die Hinweise zu lesen und Flashbacks anzusehen.
Fazit
Auch wenn der Einstieg und die ersten Stunden etwas öde waren, hat mich Get Even dann doch noch richtig an den Bildschirm gefesselt. Man muss sich allerdings auf den Genremix einlassen und bereit sein viel zu lesen. Es ist mehr ein storylastiges Adventure mit kleinen Stealthshooter Einlagen als ein richtiger Shooter. Shooterfans kommen also eher nicht auf ihre Kosten, da gibt es forderndere Spiele mit besserer KI. Grafisch ist das Spiel für einen Indietitel durchaus ansprechend und auf der Pro lief es bei mir auch flüssig und ohne technische Probleme. Die Sounds unterstreichen sehr gut die beklemmende Atmosphäre. Die Rätsel sind auf einem guten Niveau, es hätten gerne noch ein Paar mehr sein dürfen. Vorallem ist es aber die originelle und fesselnde Story, die mit einigen unerwartetenTwists zu überzeugen weiss. Positiv überrascht hat mich auch der Umfang von ca. 15 Stunden, insbesondere da ich dachte ich bin kurz vorm Ende und dann dauerte es doch nochmal 4 Stunden bis zum Abspann. Wer alle Hinweise sammeln und die unterschiedlichen Konsequenzen sehen möchte dürfte noch deutlich mehr Zeit reinstecken können.
Pro
- sehr spannende Story
- bedrückende Atmosphäre
- tolle Soundeffekte
- guter Umfang
Contra
- anfangs eher langweilig
- keine deutsche Sprachausgabe
- zu wenig Rätsel
- KI eher mittelmäßig
Wertung
7.5 Gut
Kaufempfehlung
70%Empfehlenswert
Getestet wurde Get Even auf PS4 von Tobias Creter. Das Test Exemplar / der Review Code für Get Even wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!