Infinite Inside · Test
Veröffentlicht am 12.01.2025 von Andreas Erber
Ein innovatives Rätselspiel, das die Grenzen der Realität verwischt.
Infinite Inside ist das neueste VR-Erlebnis von Maze Theory, einem Studio, das sich neben narrative Spielen auch auf VR-Erfahrungen spezialisiert hat. Die Veröffentlichung auf der PS5 VR2 markiert einen Meilenstein für das Entwicklerstudio, das bereits mit Titeln wie Doctor Who: The Edge of Time und Peaky Blinders: The King’s Ransom für Aufsehen sorgte. The Infinite Inside bietet eine faszinierende Kombination aus Mixed und Virtual Reality, zumindest auf der Meta Quest. Dort wird die Passthrough-Technologie effektiv genutzt, um die realen und virtuellen Welten zu verschmelzen. Allerdings unterstützen die PlayStation VR2- sowie Steam VR-Versionen diese Funktion nicht, weshalb entsprechende Passagen in einer vollständig virtuellen Umgebung dargestellt werden. Meine Wenigkeit hat das Spiel in der VR2-Version gespielt und war gespannt, wie die finale Version ausfällt. Das VR-Game wurde bereits am 12. Juli 2024 für alle wichtigen VR-Plattformen veröffentlicht und schon im Vorfeld gab es immer wieder Gameplayvideos die Lust auf mehr machten.
Der Sockel öffnet ein Portal in eine geheimnisvolle Welt!
Das Abenteuer beginnt mit einem geheimnisvollen, steinernen Artefakt namens “Plinth”, das wie eine Säule aus dem Boden ragt. In den Schubladen und Öffnungen des Artefakts verbergen sich Puzzleteile, die zusammengesetzt werden müssen, um in eine surreale Innenwelt einzutauchen. Der Wechsel passiert immer dann, wenn die kleine Miniaturstatue angefasst bzw. auf den vorgesehenen Sockel platziert wird. Sobald man geschrumpft ist, befindet man sich in einem labyrinthischen Raum aus Steinblöcken, in dem weitere Puzzlestücke gesammelt werden können. In der "realen" Welt müssen oftmals in den Miniaturräumen des Plinths Treppen und Brücken gesteckt werden, um in der surrealen Innenwelt voran zu kommen. Das Hin- und Herreisen ist mit der Zeit leider etwas mühselig.
Innerhalb der surrealen Welt trifft man immer wieder auf einen rätselhaften Mann, der diese Umgebung erforscht. Überall finden sich Hinweise auf seine Präsenz: alte Fotografien, ein Plattenspieler, Pflanzen und ein Teleskop. Allerdings bleibt die Geschichte bewusst vage und überlässt es den Spieler:innen, die Puzzleteile einer möglichen Handlung zusammenzusetzen. Die narrative Tiefe wird zugunsten einer starken Atmosphäre geopfert. Wer also eine Story sucht, sucht in Infinite Inside vergebens.
Zusätzliche Info für alle Spieler:innen der Meta Quest Version:
Der ständige Wechsel zwischen der äußeren Realität und der Welt des “Plinth” ist zwar eines der zentralen Elemente von The Infinite Inside, kann aber nur auf der Meta Quest genutzt werden. Die VR2 und Steam-Version nutzten dieses Feature, wie bereits erwähnt, leider nicht. Schade, denn dieser Übergang zwischen Mixed und Virtual Reality sorgt für Abwechslung und eine spannende Atmosphäre. Leider sind die verbauten Kameras der VR2 wohl nicht so gut, wodurch Spiele mit einem Passthrough-Feature außen vor bleiben.
Gameplay & Steuerung
Die Kernmechanik von The Infinite Inside besteht aus dem Lösen von Rätseln, die meist darauf abzielen, Puzzlesteine zu finden und zusammenzusetzen. Die Aufgaben sind intuitiv und leicht verständlich, was sie besonders für VR-Neulinge geeignet macht. Erfahrene Spieler:innen werden mit diesem VR-Game eher unterfordert sein. Wobei man manchmal auch etwas länger braucht um die richtigen Teile zusammenzusetzen. Die Fortbewegung erfolgt durch Teleportation, was im Grunde ganz gut funktioniert, aber die Steuerungsgesten werden ab und zu erst nach mehreren Versuchen erkannt. Motion Sickness gibt es hier absolut nicht! Man zeigt auf eine im Raum schwebende Kugel, schließt die Hand und springt so von Punkt zu Punkt. Diese Methode wurde vermutlich gewählt, um andere Plattformen wie die Apple Vision Pro zu unterstützen, die ausschließlich mit Blick- und Handverfolgung arbeiten. Wobei hier anscheinend Apple bereits im Hintertürchen mit Sony zusammenarbeitet, um die VR2-Controller mit der Vision Pro kompatibel zu machen. Leider bringt die Teleportation Einschränkungen mit sich. Der Raum wirkt weniger zusammenhängend, und es ist leicht, die Orientierung zu verlieren. Eine optionale freie Bewegung hätte das Spielerlebnis deutlich bereichert, aber widerum auch Motion Sickness gefördert. Zumindest optional hätte man eine freie Bewegung integrieren können.
Das letzte Kapitel bringt einen Hauch von Komplexität ins Gameplay, da Spieler:innen in eine weitere Tiefendimension des “Plinth” hinabsteigen. Doch gerade, wenn die Rätsel interessanter werden könnten, endet das Spiel abrupt. Das schreit nach neuen Levels und wer das World Wide Web genauer durchforstet, stößt auf einen DLC zu Infinite Inside namens "The Lost Depths", welcher bisher nur auf Steam gelistet, aber noch nicht verfügbar wurde. Auf einen VR2 Release des DLCs kann bis jetzt nur spekuliert werden.
Features:
- 5 atemberaubende Welten: Entflieht in fünf friedliche, beruhigende Labyrinthe voller Geheimnisse.
- Herausfordernd und zugänglich: Löst knifflige und gleichzeitig ganz gut lösbare geometrische Rätsel in eurem eigenen Tempo mit intuitiver Steuerung.
- Himmlische Klanglandschaften: Lasst euch von bezaubernden Klängen und Musik mitreißen, die eure Verbindung zur Welt vertiefen.
Grafik & Sound
Die visuelle Gestaltung von The Infinite Inside beeindruckt mit ihrer surrealen Ästhetik. Die Welt des “Plinth” erinnert gegen Ende an die faszinierenden Werke von Maurits Cornelis Escher, mit verschachtelten Strukturen und verwirrenden Perspektiven. Escher war ein niederländischer Künstler und Grafiker, welcher für seine unmöglichen Figuren und irreführenden Treppenkonstellationen bekannt war (1898 bis 1972).
Hervorzuheben sind die surrealen Levels mit den irreführenden Treppen und die kleinen feinen Partikelpixel, die ständig in der Luft umherschwirren und die Atmosphäre modernisiert und auch etwas auflockert.
Der Soundtrack und die Umgebungsgeräusche tragen erheblich zur dichten Atmosphäre bei. Die minimalistische Musik untermalt die geheimnisvolle Stimmung, während subtile Klangdetails das Gefühl verstärken, sich in einer anderen Realität zu befinden. Perfekt für diese Genre!
Fazit
Infinite Inside ist ein zugängliches und atmosphärisches VR-Erlebnis, das sich besonders für Einsteiger:innen eignet. Die Mischung aus Mixed und Virtual Reality auf der Meta Quest ist ein Highlight, während PS5 VR2- und Steam-Nutzer auf diese Funktion leider verzichten müssen. Erfahrene VR-Spieler:innen könnten die einfachen Rätsel und die kurze Spielzeit jedoch als unterfordernd empfinden und sicher eher langweilen. Mit einer Spielzeit von ca. 3 Stunden ist der Preis von UVP 12,99€ (Meta Quest UVP 13,99€) fair. Das Spiel richtet sich an ein breites Publikum, die Puzzle-Aufgaben lieben und nach einem Game ohne Motion-Sickness Problemen suchen. Für Fans mysteriöser Welten und Neulinge im VR-Bereich ist Infinite Inside jedenfalls einen Blick wert.
Pro
- einfacher Einstieg in die Welt der VR-Games mit soliden Rätseln
- das Zusammenstecken der Objekte motiviert
- beeindruckende Atmosphäre und visuelle Gestaltung
- passende Soundkulisse
- innovative Mischung aus Mixed und Virtual Reality (nur auf der Meta Quest verfügbar!)
- vernünftiges VR-Game mit sehr guter Qualität für einen fairen Preis
Contra
- eher kurze Spielzeit von ca. 3 Stunden, dafür aber faires Preis-/Leistungsverhältnis
- keine narrative Tiefe und eher einfache Rätsel
- Teleportation als Bewegungsmethode wirkt einschränkend und funktioniert nicht immer reibungslos
- Rätsel-Profis dürfte dieser Titel viel zu einfach sein
- leider kein Passthrough auf PS5 VR2 und Steam
Wertung
8.5Sehr gut
Kaufempfehlung
85%Sehr empfehlenswert
Getestet wurde Infinite Inside auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.000.400 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Infinite Inside wurde uns von Keymailer kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!