Review

Planet Coaster · Test

Veröffentlicht am 23.11.2020 von Andreas Erber

Titelbild vonPlanet Coaster (PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series)

Theme Park Simulationen und der Wandel der Zeit

Wer kann sich noch an den Klassiker "Theme Park World" aus dem Jahre 1999 erinnern? Damals war das Spiel ein Hit unter den Aufbau-Simulationen. Seit Jahren gab es kein wirklich nennenswertes Spiel aus diesem Genre. Mit Planet Coaster, dem bereits bekannten PC-Spiel aus dem Jahre 2016, bringen die Entwickler von Frontier ein besonderes Stück Spielesoftware endlich auf die heimischen Konsolen. Natürlich hat sich nach dieser langen Zeit in Sachen Grafik, KI und Gameplay einiges getan. Aber kann die Portierung eines PC-Aufbauspiels für Konsolen überhaupt überzeugen? Immerhin müssen Spieler:innen ohne Maus und Tastatur auskommen, da die Anzahl der Knöpfe auf einem Gamepad bekanntlich recht beschränkt sind. Ihr wolltet schon immer einmal in eurem eigenen Themenpark eure eigene Achterbahn ausprobieren? Dann nichts wie los ins Getümmel!

Screenshot vonPlanet Coaster

Baut den Vergnügungspark eurer Träume

In einem Vergnügungspark gilt es ganze Menschenmengen mit ihren Wünschen und Träumen zu überraschen und den Familien einen wunderschönen Tag voller Erlebnisse zu bieten. Doch das ist viel schwieriger als gedacht, es gehört immerhin viel mehr dazu als nur die Idee von einem perfekten Theme-Park im Kopf zu haben. Fahrgeschäfte müssen stets gewartet werden, Wege und Servicegebäude benötigen regelmäßige Wartungen müssen sauber gehalten werden und dann ist da auch noch die Sache mit den Finanzen.
Neben den Vergrößerungen des Parks wächst auch die Verantwortung an. Planet Coaster ist die richtige Mischung zwischen Spaß und Strategie.

Das Aufbauspiel bietet drei Spielarten welche mit Karriere, Sandbox und Herausforderung im Hauptmenü zu finden sind.
In der Karriere wird ein Themepark-Management in Form von 9 Missionen gestartet. Hier gilt es abwechslungsreichen und zunehmend schwierigeren Szenarien in Angriff zu nehmen. Die ersten Missionen dienen dabei als Tutorial. So werden Neulinge nicht direkt ins kalte Wasser geworfen und können sich Schritt für Schritt mit den Aufgaben und der Steuerung vertraut.
In der Sandbox können Spieler:innen ihre Ideen frei walten lassen und den Vergnügungspark ihrer Träume auf die Beine stellen. Dabei sind keine Ziele vorgegeben, was den Stressfaktor spürbar sinken lässt.
Wem das ziellose Aufbauen solcher Parks keine Sinnhaftigkeit schenkt, kann sich im Menüpunkt Herausforderung den gewissen Kick geben. Das Kontrollieren von begrenztem Budget und das Erreichen von teils sehr streng gesetzten Zielen gehören hierbei zur Tagesordnung. Erfahrungswert und Fähigkeiten-Level sind in Planet Coaster zweitrangig, für das Entwicklerteam hat der Spaß am Aufbauspiel die höchste Priorität. Mit Hilfe von Bauplänen können über 700 vorgefertigte Objekte platziert werden. Darunter fallen auch Attraktionen wie Achterbahnen, Servicegebäude (Toiletten, Mitarbeiterhäuser, Arzt, ...) und Szenerie. Szenarien sind Einrichtungsmöglichkeiten und Kulissen die nach Themen geordnet sind, wie beispielsweise ein Piratenschiff.
Wem die hin geklatschten Bauwerke zu langweilig erscheinen, kann alles mit einer detaillierten Stück-für-Stück Baumethode erstellen. Doch dies erfordert jede Menge Übung und Feinspitzengefühl.

Falls die Landschaft nicht den geforderten Grund und Boden für das nächste Projekt vorweisen kann, gibt es dank der Geländewerkzeuge auch dafür Abhilfe. Schnell ist ein Berg dem Erdboden gleich gemacht.
Sobald eine Attraktion, beispielsweise ein klassisches Karussell, gewählt und platziert wurde, gilt es den Ein- als auch den Ausgang sinnvoll zu setzen. Im Anschluss muss ein gesicherter Weg zum Karussell führen.
Kleiner Tipp: Um einem möglichen hohen Andrang gerecht zu werden, empfiehlt es sich Weg zum Eingang in Schlangenlinien zu führen. Dadurch spart man Platz und kann eine längere Menschenschlange unterbringen ohne hinten am Hauptweg jemanden zu behindern.

Fertig ist eure erste Attraktion, doch wie geht es eigentlich weiter? Die Arbeit ist doch bereits getan oder?

Screenshot vonPlanet Coaster

Gameplay & Steuerung

Nicht ganz. Im Anschluss müssen die Arbeitspläne und Finanzen justiert werden. Eintrittspreise können an jedem Fahrgeschäft verändert werden, aber Vorsicht ein zu hoher Preis schreckt die Kundschaft ab. Ein zu teurer Eintritt ist nicht immer der Grund für die Stilllegung eines Fahrgeschäfts, da jedes Gerät einmal defekt sein kann. Geht eine Maschine kaputt, muss der Techniker ran und die Kosten für den Service sollten auch nicht außer Acht gelassen werden. Am Ende sollte ja auch ein satter Gewinn übrigbleiben, denn nur so kann der Park weiter wachen und mit weiteren Attraktionen bestückt werden. Damit die Techniker nicht willkürlich oder gar zu oft eine Attraktion für den Service sperren, sollte ein Arbeitsplan aufgestellt werden. Eine Markierung hilft dabei, um beispielsweise 2 Techniker für die Attraktionen im südlichen Bereich des Parkes einzuteilen. Sobald allerdings mehrere Markierungen gesetzt werden, verlieren die Spieler:innen schnell mal die Übersicht, da es keine farblichen Unterschiede gibt.
Hausmeister hingegen sind für die Instandhaltung der Wege und Beseitigung des Mülls zuständig. Die Begeisterung der Arbeiter hält sich stark in Grenzen. Nur durch eine Gehaltserhöhung oder der Bereitstellung ausreichender Mitarbeiterhäuser lassen sich Motivation und Arbeitsmoral steigern. Leider ist das Management in dieser Hinsicht stark begrenzt.

Auch nicht gerade anspruchsvoll sind die Reaktionen der Besucher. Selbst mit einer einzigen Attraktion sind die Besucher äußerst zufrieden, solange der Eintritt kostenlos ist und die Atmosphäre stimmt. Ein Park lebt immerhin von besonderen Dekorationen und wunderschönen Kulissen. Die Parkbesucher können sich allerdings schon über eine sinnfreie Steinanhäufung erfreuen, was die Glaubwürdigkeit der KI dann doch ein wenig wackeln lässt. Apropos KI, die Kollisionsabfrage hat auch so ihre Probleme. Das fällt vor allem dann auf, wenn sich extrem viele Leute auf den Wegen anhäufen und ein engagiertes Maskottchen durch die Menschenmassen laufen möchte.
Auch die Marketingabteilung läuft nicht so rund. Sobald eine Werbekampagne abläuft sinkt die Besucheranzahl rapide ab, dabei müssten vor allem teure TV-Werbungen doch einen länger anhaltenden Effekt haben. In Planet Coaster zählt wie bereits erwähnt der Spielspaß, welcher sich alleinig bei den erstellen und ausprobieren der Attraktionen finden lässt.

Im Frontier Workshop können übrigens unendlich viele Kreationen und Designs von Spielern aus aller Welt gefunden werden. Ihr habt ein cooles Projekt? Dann teilt es ganz einfach mit der Planet Coaster Community.

Mit der Zeit bekommt euer Freizeitpark immer mehr Leben und Freude. Natürlich wachsen mit der höheren Menschenanzahl auch die dadurch entstehenden Probleme. Stets muss die Begeisterung immer wieder neu entfacht werden, um die Besucherzahlen und Profite hoch zu halten. Es ist gar nicht so leicht, den Park so gut wie möglich auszubalancieren.

Die Steuerung klappt per Gamepad überraschend gut. Zwar gibt es Aktionen, die nur durch eine Tastenkombination ausgelöst werden können, doch halten sich diese sehr in Grenzen. Beispielsweise kann die Höhe der Kameraführung nur verändert werden, wenn beim Bewegen des Analogsticks die Quadrat-Taste gehalten wird. Alles in allem geht die Bedienung locker von der Hand und auch die einzelnen Menüs wirken recht übersichtlich. Die Unterteilungen werden mit den oberen Schultertasten durchgeklickt. Die Reaktionszeit ist dabei immer recht flott. Am Ende lässt sich allerdings zusammenfassen, dass die Handhabung in der PC-Version mit Maus und Tastatur weiterhin am besten funktioniert. Die Konsolen-Lösung verdient jedoch jeglichen Respekt!

Screenshot vonPlanet Coaster

Grafik & Sound

Die Kulissen sehen einfach malerisch aus und protzen mit einer gewaltigen Farbenvielfalt. Besonders hervorzuheben sind die putzigen Animationen, die von den Besuchern wiedergegeben werden. Lachende Gesichter sind der beste Beweis für einen erfolgreichen Vergnügungspark und diese Emotionen und Gefühle lassen sich sehr gut aus dem Verhalten der Besucher erkennen. Detailliert wirken auch die diversen Attraktionen und Gebäude. Jedes Fahrgeschäft wurde mit viel Liebe ins Detail designt und selbst feinste Verzierungen hauchen den Gerätschaften Leben ein. Dekorationen, worunter auch Parkbänke, Bäume, Sträucher und Brunnen fallen, kommen grafisch sehr sauber rüber! Positiv hervorzuheben ist, dass das Spiel selbst bei schnellen Kamerabewegungen immer flüssig bleibt und es kommt zu keinem Tearing- oder Nachzieheffekt. Kurz gesagt: Die Grafik ist Top!
Bei solch einer wunderschönen Parkatmosphäre sehen Spieler:innen bestimmt über die fehlende Spieltiefe hinweg.

Musikalisch bleibt Planet Coaster genretypisch. Die sanfte Chillout-Melodien bleiben stets im Hintergrund, um nicht unnötig bei den Bauarbeiten zu stören. Neben der Musik darf natürlich auch nicht das Geschrei und der Jubel auf den Achterbahnen fehlen. Allgemein sind die Soundeffekte sehr gelungen und überlagern sich bei Besucherrekordern nicht zu stark.

Screenshot vonPlanet Coaster

Fazit

Planet Coaster: Konsolenedition macht auf den Konsolen eine echt gute Figur. Vor allem auf den Next-Gen Konsolen kann sich die gesteigerte Qualität und Grafikleistung sehen lassen. Der Spielspaß in der Aufbausimulation ist groß wohingegen der Tiefgang bezüglich Managements eher in den Hintergrund gerät. Dabei wäre dieser Aspekt in einem Simulation-Spiel sehr wichtig gewesen. Immerhin kann die überragende Grafik über die geringe Spieltiefe trösten. Und die über 700 Objekte und unzähligen Besucher lassen bestimmt keine Langeweile aufkommen. Wer schon lange auf ein Aufbau-Simulationsspiel gewartet hat, ist jetzt fündig geworden!

Pro

  • flüssige Animationen
  • über 700 unterschiedliche Objekte
  • chillige Hintergrundmusik
  • passende Soundeffekte
  • Steuerung und Handhabung sind auch auf Konsolen sehr angenehm
  • Frontier Workshop - Teilt eure Ideen mit der Community

Contra

  • Besucher KI ist mangelhaft (leicht zu beeindrucken, Kollisionabfrage, ...)
  • eigentliche Spielmechanik (Management) ist nicht tiefgründig genug
  • Einteilung mehrerer Mitarbeiterpläne (Techniker, etc. ...) wird unübersichtlich
  • Langzeitmotivation nur für Simulation-Fans

Wertung

Testergebnis:85%

8.5Sehr gut

Kaufempfehlung

100% Kaufempfehlung

100%Absoluter Pflichtkauf

Getestet wurde Planet Coaster auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.004.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Planet Coaster wurde uns von Ranieri Agency kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!