Tormented Souls 2 · Test
Veröffentlicht am 23.11.2025 von Tobias Creter
Zurück im Albtraum: Stärker, schwächer oder einfach mehr davon?
Tormented Souls 2 ist der mit Spannung erwartete Nachfolger des erfolgreichen Survival-Horror-Spiels Tormented Souls und stammt vom chilenischen Indie-Studio Dual Effect, das auch den ersten Teil entwickelt hat. Das Spiel erschien am 23. Oktober 2025 für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S.
Im Vorgänger führte uns Caroline Walker durch das verlassene Wildberger Krankenhaus, wo sich klassische Survival-Horror-Elemente mit Rätselmechanik und fester Kameraperspektive zu einem nostalgischen, aber anspruchsvollen Erlebnis verbanden – eine Erfahrung, die ich selbst in meinem Test von Tormented Souls positiv bewertet habe.
In Tormented Souls 2 kehrt Caroline zurück, diesmal, um ihre Schwester Anna zu retten. Das Spiel erweitert das Setting, bringt neue Monster, eine mechanisch spannendere Welt – und bewahrt doch die DNA des ersten Teils: fest installierte Kamerawinkel, begrenzte Ressourcen und klassischer Survival Horror.
In diesem Test gebe ich euch nicht nur einen Einblick ins Spiel, sondern auch meine persönliche Meinung: Ich schildere, wo Teil 2 für mich hinter seinem Vorgänger zurückbleibt, welche Verbesserungen gelungen sind – und ob sich der knapp 30 €-Preis aus meiner Sicht wirklich lohnt. Außerdem gibt's eine Wertung und eine Kaufempfehlung.
Düstere Visionen und ein neuer Albtraum
In Tormented Souls 2 kehrt Caroline Walker wider Willen in die Welt des Übernatürlichen zurück. Nachdem ihre Schwester Anna plötzlich von grausamen Visionen und körperlichem Verfall heimgesucht wird, führt Carolines Suche nach Antworten in die abgelegene Villa Hess in Südchile – ein Ort, der mehr Geheimnisse verbirgt, als es zunächst scheint.
Ohne zu spoilern: Die Story knüpft atmosphärisch an den ersten Teil an, setzt wieder stark auf mysteriöse Kultstrukturen, medizinische Experimente und surreale Horrorbilder. Die Handlung entfaltet sich klassisch durch Notizen, Umgebungsdetails und Zwischensequenzen, während Caroline Stück für Stück eine Wahrheit aufdeckt, die ihre Familie und ihre eigene Vergangenheit erneut ins Zentrum des Schreckens rückt.
Kurz gesagt: Die Geschichte bietet reichlich Atmosphäre und motiviert zum Weiterspielen – auch wenn sie nicht ganz die emotionale Wucht und Stringenz des Vorgängers erreicht.
Gameplay & Steuerung
Tormented Souls 2 bleibt spielerisch fest in der Tradition klassischer Survival-Horror-Titel verankert. Die festen Kamerawinkel, die begrenzten Ressourcen und die bewusst reduzierte Bewegungsfreiheit sorgen für ein stetiges Gefühl von Verwundbarkeit. Gleichzeitig bedeuten diese Elemente aber auch, dass man jede Bewegung sorgfältig planen muss – hektisches Reagieren oder spontanes Ausweichen sind kaum möglich.
Die Steuerung ist nach wie vor recht altmodisch gehalten. Caroline bewegt sich etwas träge, und besonders bei Kamerawechseln kann es passieren, dass die Laufrichtung plötzlich ungewollt umspringt. Das ist gerade in brenzligen Situationen nervig und erfordert Eingewöhnung. Wer möchte, kann zusätzlich die klassische "Tank-Steuerung" aktivieren, was das Retro-Feeling noch verstärkt, aber ebenfalls nicht jedermanns Sache ist.
Eine zentrale Rolle spielt erneut das Licht: Caroline ist in dunklen Bereichen extrem gefährdet und braucht das Feuerzeug, um überhaupt ruhig agieren zu können. Dieser Mechanismus wirkt auf den ersten Blick spannend, führt aber immer wieder zu spielerischen Einschränkungen – vor allem, weil man im Dunkeln weder kämpfen noch einfache Aktionen durchführen kann.
Die Kämpfe selbst bleiben recht simpel. Improvisierte Waffen wie Hammer, Nagelpistole oder Schrotflinte geben zwar ein gutes Gefühl von roher Survival-Horror-Action, doch durch die fixen Kameraperspektiven und die fehlende Möglichkeit auszuweichen wirken viele Gefechte unnötig sperrig. Besonders Bosskämpfe können dadurch frustrierend werden.
Deutlich stärker präsentiert sich erneut der Rätselanteil. Viele Puzzles sind schön durchdacht und fordern genaues Hinschauen sowie cleveres Kombinieren von Gegenständen. Allerdings schwankt die Qualität ein wenig – einige Rätsel glänzen mit kreativen Ideen, andere fühlen sich dagegen unnötig kompliziert oder etwas willkürlich an.
Unterm Strich liefert Tormented Souls 2 ein atmosphärisch dichtes Retro-Survival-Horror-Erlebnis, das Fans des ersten Teils sofort wiedererkennen. Gleichzeitig bleiben aber auch bekannte Schwächen bestehen, vor allem in Sachen Steuerung, Übersicht und Kampfmechanik.
Grafik & Sound
Optisch bleibt Tormented Souls 2 seiner düsteren Identität treu. Die Umgebungen sind detailliert gestaltet, wirken aber technisch kaum weiterentwickelt im Vergleich zum Vorgänger. Viele Räume überzeugen mit stimmungsvoller Beleuchtung, morbiden Details und einem gelungenen Mix aus klassischem Gothic-Horror und moderner Optik. Dennoch merkt man deutlich, dass das Spiel nicht das Budget eines großen Studios hat: Animationen wirken teilweise etwas steif, Texturen sind nicht immer ganz sauber, und manche Effekte wiederholen sich häufig. Insgesamt erzeugt die Grafik zwar eine sehr dichte Atmosphäre, bietet aber kaum echte Fortschritte gegenüber Teil 1.
Der Sound trägt dagegen enorm zur Stimmung bei – zumindest in seinen stärksten Momenten. Das Knarzen alter Türen, das Echo in langen Fluren oder das bedrohliche Atmen unsichtbarer Gegner erzeugen ein ständiges Gefühl von Anspannung. Auch die Musik wurde sparsam, aber effektiv eingesetzt, um bestimmte Szenen zu unterstreichen oder Rätselmomente zu begleiten. Dennoch gibt es auch hier Licht und Schatten: Manche Geräusche wirken überraschend unspektakulär oder wiederholen sich zu oft, und die Sprachausgabe ist nicht immer überzeugend.
Insgesamt liefern Grafik und Sound ein stimmiges Gesamtbild, das hervorragend zur Atmosphäre passt – auch wenn man sich angesichts des höheren Preises durchaus ein paar sicht- und hörbare Weiterentwicklungen gegenüber dem Vorgänger gewünscht hätte.
Fazit
Tormented Souls 2 bleibt ein atmosphärisch dichtes Retro-Survival-Horror-Erlebnis, das Fans des ersten Teils grundsätzlich abholt – allerdings ohne sich wirklich weiterzuentwickeln. Viele Stärken des Vorgängers sind wieder vorhanden, wie die spannenden Rätsel, die starke Grundatmosphäre und der klassische Horrorstil. Gleichzeitig kehren aber auch die bekannten Schwächen zurück: fummelige Kamerawinkel, träge Steuerung, unübersichtliche Karte und frustrierende Kämpfe – vor allem gegen Bosse.
Der neue Preis wirkt gemessen am tatsächlichen Fortschritt nicht gerechtfertigt, denn grafisch, spielerisch und akustisch hat sich das Spiel nur minimal verändert. Die neue Story ist solide, erreicht aber nicht die Qualität des Erstlings, und manche Designentscheidungen – wie die Lichtmechanik – wirken eher einschränkend als spannend.
Wer den ersten Teil geliebt hat und mehr vom gleichen Konzept möchte, bekommt hier ein okayes "Inhaltsupdate" mit einer Spieldauer von ca. 14 Stunden. Wer jedoch echte Weiterentwicklungen, moderne Komfortfunktionen oder ein deutlich runderen Horrortrip erwartet, dürfte eher enttäuscht werden.
Lohnt sich also der Kauf? Ein klares Jein. Mangels Alternativen im Genre können Hardcore-Fans sofort zuschlagen, allen anderen würde ich eher dazu raten auf eine Preissenkung oder ein Angebot zu warten.
Pro
- Dichte, klassische Survival-Horror-Atmosphäre
- Viele gut designte Rätsel
- Stimmige Umgebungen und gelungene Lichtstimmung
- Nostalgischer Flair für Fans alter Horror-Klassiker
- Verschiedene Schwierigkeitsgrade
Contra
- Kaum technische oder spielerische Verbesserungen gegenüber Teil 1
- Feste Kamerawinkel sorgen weiterhin oft für Frust
- Kämpfe, besonders Bossfights, wirken sperrig und ungelenk
- Karte unvollständig/inkonsistent (teilweise verwirrend)
- Story nicht so stark wie im Vorgänger
- Lichtmechanik einschränkend und teilweise unlogisch
- Höherer Preis ohne spürbaren Qualitätszuwachs
Wertung
8.0Gut
Kaufempfehlung
65%Angebot abwarten
Getestet wurde Tormented Souls 2 auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.004.000 vor.



















































































