XIII · Test
Veröffentlicht am 13.11.2020 von Andreas Erber
Jetzt schlägt’s 13
XIII (römisch dreizehn), ein einmaliger Comic-Ego-Shooter aus dem Jahre 2003 kehrt in einer überarbeiteten Version zurück. Das Actionspiel mit Stealth-Elementen basiert auf die gleichnamige, frankobelgischer Comicserie, welche von Jean Van Hamme und William Vance seit 1984 erschaffen wurde.
Spieler*innen dürfen sich auf ein Solo-Abenteuer mit Action- und Stealth-Elementen freuen. 34 originalgetreuen Levels sorgen für ein spannendes und nicht zu kurz geratenes Abenteuer. Von Brighton Beach über Armeestützpunkte bis hin zum Grand Canyon Valley... XIII liefert eine Reise, die viele abwechslungsreiche Szenenwechsel beinhaltet.
Mit der Power einer modernen 3D-Engine wurden alle visuellen Elemente des Spiels von einem brandneuen Art Direction-Team verbessert. Dabei wurde auf das ursprüngliche Material des Originals mit seinem kultigen und stylischen Cel-Shading-Looks geachtet. XIII hat ein breites Waffenarsenal zu bieten und beschert selbst Profispieler ein wahres Shooter-Vergnügen. Ebenso beinhaltet die neue Version einige Gameplay-Verbesserungen. Doch wurde wirklich auf jedes Detail geachtet und kann ein Game aus 2003 noch moderne Zocker dieser Tage überzeugen?
Charmanter Comic trifft auf Brutalität
Bereits im Intro geht es heiß her. Der Präsident der USA erschossen und. Der Protagonist wacht an einem Strand mit einer Schusswunde auf und kann sich nicht mehr an seine eigene Identität erinnern. Er wird von einer Frau im Baywatch-Style gerettet und in ein Erste Hilfe-Strandhaus gebracht. Ein Schließfachschlüssel, war alles was er bei sich trug und eine Tätowierung mit der Zahl XIII auf der linken Schulter. Plötzlich stürmen mehrere Männer das Strandhaus und versuchen den verletzen Protagonisten zu töten. Dabei geriet die helfende Frau in den Schusswechsel und wurde durch mehrere Schusswunden getötet. Was ist an XIII so brisant, um ein unschuldiges Leben auszulöschen. XIII startet den Fluchtversuch und kann sich vorerst noch retten. In einer Gasse wird er, bezüglich des Mordfalles an den Präsidenten, gefangen genommen und dem FBI überstellt. Ein Foto soll belegen, dass er genauso aussieht, wie der Täter des Präsidenten. Doch XIII bekam externe Hilfe und es gelang ihm aus dem FBI-Hauptquartier zu fliehen. Im weiteren Spielverlauf bekommen Spieler:innen immer mehr Infos über die Identität des angeblichen Mörders. Ein Bankangestellter verriet am Schalter dem verwirrten Protagonisten zum ersten Mal seinen Namen. "Mr. Rowland... Es ist so lange her." Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen Doppelgänger, also einer Kopie des Mörders XIII handelt. Der Mord war ein Teil einer Verschwörung. Die Regierung der USA sollte von 20 Verschwörern gestürzt werden, welche eine Nummerierung trugen, um ihre Identität zu verbergen. Der Protagonist war der Lockvogel um die Operation zu vereiteln. Schwarzweiß Rückblicke zeigen immer was vorher passiert war. Steve Rowland ist einer von 20 Verschwörern. Nun gilt es mit Hilfe des Doppelgängers, welcher in der Gestalt des früheren echten Nummer XIII auftritt, alle Verschwörer zu beseitigen, um dem bösen Vorhaben, die USA in die Knie zu zwingen, einen Riegel vorzuschieben.
Gelingt es euch alle Verschwörer zu entlarven?
Gameplay & Steuerung
Wenn nur das Spiel selbst so flüssig wie das durchforsten des vielschichtigen Hauptmenüs wäre. Denn im Gegensatz zum Menü hackt das Gameplay ab und zu. Der Wechsel zwischen Schusswaffen und Nahkampf verläuft meist holprig und die Spieler:innen kassieren in dieser Zeit bereits ein paar fiese Treffer. Recht viel einstecken kann XIII nicht. Bereits auf dem Schwierigkeitsgrad "Agent" sollten Areale zuerst auf leisen Sohlen bereinigt werden, denn sobald die Action beginnt ist man dem Bildschirmtod nicht weit entfernt. Es gibt ein paar schwierige Schlüsselstellen, die sich im Schwierigkeitsgrad "Schlafwandler" mildern lassen. Für Profis steht der kaum zu schaffende "XIII" Modus zur Verfügung. Der Spielverlauf ist recht einfach erklärt und bietet dennoch viele Angriffsmöglichkeiten. Die meiste Zeit läuft, springt oder schießt man sich durch die Levels, wobei die Gegner KI sich stellenweise wie Kanonenfutter anfühlen und sich leicht austricksen lassen. Die gegnerische Treffsicherheit hingegen ist zu scharf eingestellt, wodurch sich der bereits erwähnte hohe Schwierigkeitsgrad ergibt. Zum Glück stehen kleine und große Medipacks (Steuerkreuz oben/unten) zur Verfügung! Außerdem kann immer wieder Rüstungsgegenstände aufgesammelt werden, diese blockieren feindlichen Schaden bis sie zerstört sind. Zur Abwechslung gibt es versteckte Items, die anschließend im Dossier zu finden sind.
Zu bemängeln ist die geringe Charaktervielfalt, die mit zu vielen Klonen aufwartet. Teilweise kommen in einem Augenblick sogar 2 identische Gegner durch die Tür, was die Glaubwürdigkeit der bedrohlichen Verschwörung trübt.
Die Waffenhandhabung ist recht gewöhnungsbedürftig und ist meilenweit von einem "Battlefield" oder "Call of Duty" entfernt. Das Anvisieren verläuft einfach zu grob und die Jagd nach Gegnern hat Schießbudencharakter. Nachladen muss man die Waffen übrigens wie im echten Leben stets manuell.
Umständlich gelöst wurde die Sprintfunktion. Standartmäßig muss die L3-Taste gedrückt und gehalten werden. Zwar lässt sich dies in den Einstellungen auf "drücken" umstellen, doch dann sprintet der Charakter bei jedem Gehversuch. Eigentlich sollte nach der Sprint-Umstellung sich das Geh-Verhalten wieder resetten. Umstellen sollte man in den vielen Optionen auch die Kriech-Funktion, welche per Kreis-Taste ausgeführt wird.
Das Inventar, welches sich in Form eines Waffenrades per gedrückter L1-Taste aufrufen lässt, bietet eine Vielzahl an Waffen jeglicher Art an. Egal ob Wurfmesser, Revolver, Schrottflinte oder Sturmgewehr, das Waffenarsenal kann sich jedenfalls sehen lassen. Neben Schusswaffen lassen sich auch herumstehende Holzstühle oder Aschenbecher zweckentfremden. In manchen Situationen lassen sich auch Geisel in Gewahrsam bringen, die kurzerhand als Schutzschilde dienen. Das funktioniert jedoch sehr empfindlich. Wehe es gibt auch nur einen Millimeter freies Schussfeld!
Um höher gelegene Ebenen erreichen zu können, haben die Entwickler eine Seilhackenpistole ins Spiel gepackt. Damit können auch verschlossene Sicherheitsräume aus luftiger Höhe erreicht werden.
Im Einsatz verraten uns Comic-Symbole den aktuellen, mentalen Zustand der Feinde. Weiße vermehrende Balken mahnen uns entdeckt zu werden. Sobald ein rotes Rufzeichen über den Köpfen erscheint, heißt es schnell handeln. Entweder man schafft mit Hilfe einer Armbrust oder Wurfmessers noch einen leisen Kill oder der Alarm lässt die Action aufleben. Die Abschussbestätigung wird durch einen letzten "Nooooo..." Hilfeschrei vermerkt.
Kleiner Tipp: Ihr wisst nicht wo es lange geht? Ein kurzer Druck auf das Touchpad und ein gelber Punkt in der Umgebung markiert das nächste Ziel.
Grafik & Sound
Die Grafik ist lässt sich als bewundernswert zu beschreiben! Selten hinterlässt ein Spiel solch einen Eindruck als dieses Stück Shooter-Software. Grund dafür ist die Cel-Shading Grafik mit ihrer symbolhaften Darstellung. Comics in Papierform versuchen durch Symbole und Wellen mehr Dynamik und Bewegung in die Situation zu zaubern. Denkt beispielsweise an Donald Duck. Wenn das lustige Federvieh aus Entenhausen sich über etwas aufregt, bekommen es Leser:innen, auch ohne vorher die Sprechblasen zu lesen sofort mit. In XIII werden Gegnerpatrouillen durch mehrmaliges Einblenden von "Tap! Tap! Tap!" Sprechblasen angekündigt. Dadurch ist es recht einfach ihre gegenwärtige Position und den weiteren Verlauf ihrer Routen zu erahnen. Witzig sehen auch die Effekte aus sobald eine Scheibe zu Bruch geht, ein Gegner mit einem Wurfmesser getroffen oder eine Granate Staub aufwirbelt. In den Zwischensequenzen werden Aktionen oft aus mehreren Blickwinkeln gleichzeitig gezeigt. Der Kopftreffer einer Schusswaffe, beispielsweise ein Fernschuss mit der Armbrust, wird blitzartig in drei weiteren, kleineren Bildern detaillierter im Comic-Look gezeigt. Dadurch erhöht sich neben der Brutalität auch der Spannungsfaktor um ein Vielfaches. Das Ableben der Gegner schmerzt seelisch mehr und sieht auf eine abartige Art und Weise fast schon witzig und albern aus. Der Grat zwischen Comicwitz und Gewalt ist sehr gewagt. Diese Art von Darstellung wird auch im eigentlichen Gameplay eingesetzt. So können Dialoge hinter verschlossenen Türen aus 1-3 weiteren Blickwinkeln mitverfolgt werden.
In XIII verschlägt es die Spieler:innen in die verschiedensten Umgebungen der USA. Sämtliche Kulissen wurden mit viel Liebe ins Detail programmiert. Überschanderweise sind die ersten Spielminuten eher ernüchternd. Doch mit der der Zeit werden die Level Abschnitte immer attraktiver und spätestens in der ersten Nachtmission baut sich eine geniale Atmosphäre auf. Im Dunkeln sind vor allem die Lichter der Stadt beeindruckend. Am Tag hingegen ist vor allem die Weitsicht ein wenig limitiert und der Agenten-Flair geht ein wenig verloren.
Weniger gut ist das vorhandene Tearing, welches sich am oberen Drittel des Bildschirmes bemerkbar macht. Ganz stark fällt der negative Effekt in der ersten Mission am Strand auf. Der Blick des Protagonisten ist am oberen und unteren Rand des Bildes verschwommen. Der Überlauf misslingt und der Tearing-Effekt erscheint recht stark. Auch im späteren Spielverlauf kommt es immer wieder zu störenden Bildrucklern oder ganz kurzen Aussetzern. In Anbetracht, dass das Game bereits 7 Jahre auf dem Buckel hat, ist diese Feststellung recht ernüchternd. Vielleicht kann ein Update diesem Phänomen entgegenwirken.
Der Orchestersoundtrack in XIII trägt den Kultstatus. Kenner der Urversion werden sich mit aller Freude an die geheimnisvollen Piano-Akkorde erinnern. Bei den Soundeffekten gibt es hingegen leider immer wieder Bugs. Teilweise werden erforderliche Effekte einfach nicht wiedergegeben und fehlen im Gameplay. Auch kommt es zu plötzlichen Überraschungen, da Totgeglaubte Gegner, nach dem Klären eines Gebietes, auf einmal vor einem stehen. Sie waren anscheinend irgendwo im Level Versteckt und hören konnte man sie überhaupt nicht. Die annähernden Schritte fehlen. Solche Situationen sind selbstverständlich für die perfekte Agenten-Stimmung alles andere als förderlich. Die Klangqualität der Effekte sind durchaus gelungen.
Fazit
XIII ist ein Kultspiel, ein Ego-Shooter-Game wie kein anderes. Der starke Kontrast zwischen Comic-Look und Brutalität ist ein gelungener Mix, der sich durch das ganze Spiel zieht. Das Waffenarsenal lädt zum Experimentieren ein und Gadgets wie der Seilhackenpistole lassen den Spieler:innen in cooler James Bond-Manier auch höher gelegene Ebenen erreichen. Leider ist das Gameplay etwas unrund, was sich vor allem beim Anvisieren der Feinde und beim Wechseln in den Nahkampf bemerkbar macht. Die Grafik hingegen kann sich im Gameplay, als auch in den Zwischensequenzen sehen lassen und kommt vor allem in den nächtlichen Missionen zum Höhepunkt. Auf die Ohren gibt es stilvollen Soundtrack, der bereits schon 2003 begeistern konnte. Weniger cool sind die Bugs bei den Soundeffekten. Alles in allem bietet XIII eine hohe Kunst des Schusswechsels und kann beruhigt Kenner und Neulingen empfohlen werden.
Pro
- geniale Cel-Shading Grafik
- witzige Comic-Symbole
- dramatische Darstellungen aus vielen Blickwinkeln
- passender Soundtrack
- großes Waffenarsenal
Contra
- Gegner KI lässt zu Wünschen übrig
- Soundeffekte bringen viele Bugs mit sich
- häufiges Tearing (ruckelndes, versetztes Bild)
- Weitsicht könnte besser sein
- Gameplayschwächen (Sprintfunktion, Anvisieren, ...)
- zu viele Bugs die aktuell durch Updates ausgebessert werden
Wertung
6.0 Zufriedenstellend
Kaufempfehlung
25%Nicht für Jeden geeignet
Getestet wurde XIII auf PS4 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.02 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für XIII wurde uns von Astragon kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!