Assassin's Creed Valhalla · Test
Veröffentlicht am 19.11.2020 von Andreas Erber
Wir werden uns in Valhalla wieder sehen und gemeinsam mit Thor an der großen Tafel speisen!
Im bereits 12. Abenteuer der Assassin's Creed Serie verschlägt es die Spieler:innen in den kühlen Norden. Genauer gesagt nach Nordengland und Teilen Norwegens, dem Land der Wikinger, in welchem sich 873 n. Chr. so einiges zugetragen hat. Krieg, Überbevölkerung und die Expansion der Wikinger waren die Themen der Zeit. Vor allem die Bewegung der Great Heathen Army in England während der Wikinger-Erweiterung tragen der Story bei. Somit stehen einige Ausflüge auf englischem und norwegischem Boden auf dem Programm. London selbst war bereits mit "Assassin's Creed Syndicate" an der Reihe. Nur diesmal ist das Setting wesentlich düsterer und bei weitem nicht so modern als noch im 19. Jahrhundert.
Doch was bedeutet eigentlich Valhalla überhaupt?
Valhalla heißt übersetzt "Wohnung der Gefallenen" und ist in der nordischen Mythologie der Ruheort gefallener Kämpfer einer Schlacht, die sich als besonders tapfer erwiesen haben. Dieses Setting hat anscheinend die Entwickler von Ubisoft Montreal so sehr fasziniert, dass sie daraus ein Hauptspiel mit einer spannenden Story und einem waschechten Wikinger namens Eivor kreierten. Die Handlung in der historischen Fiktion ist übrigens mit tatsächlichen historischen Gegebenheiten angesiedelt.
Eivor ist der neue Teufelskerl oder neue Teufelsbraut?
Eivor ist ein Wikinger-Räuber und der Protagonist des Spiels. Er führt einen Wikinger-Clan an und gerät in diversen Konflikten mit Königreichen wie beispielsweise Wessex, Northumbira oder East Angila. Auf seiner gefährlichen Reise trifft er auf die Verborgenen und schließt sich ihrem Kampf gegen den Orden der Ältesten an. Winechester, London, York sowie Teile Norwegens gehören zu den erforschbaren Städten und versprechen den Spieler:innen viel Abwechslung. Mit dem Wikinger-Langschiff lassen sich die Fjorde problemlos ansteuern. Zum Kampf kommt es auf hoher See diesmal allerdings nicht, da die Schifffahrten hauptsächlich für Reisen genutzt werden können. Am Land dient für längere Strecken ein Reitpferd, welches treu durch einen Pfiff angaloppiert.
Neben den historischen Ausflügen in die Weiten der Vergangenheit erleben Spieler:innen auch immer wieder Sequenzen aus der Jetztzeit. Fans wissen, dass die Reisen durch den Animus von statten gehen.
Valhalla ist ein Open-Word-Action-Adventure-Spiel, das sich aus mehreren Story-Missionen sowie Nebenquests zusammensetzt. Spieler:innen haben die freie Wahl das Abenteuer mit einem weiblichen oder männlichen Charakter zu starten. Kleidung, Haare, Rüstung und Tattoos können nach Belieben gestaltet werden.
Waffen sind ein wichtiges Element im Spiel und können von nun an fast alle doppelt geführt werden. Dies gilt auch für Schilde. Aber was fängt man schon mit zwei Schildern an, oder?
Das Besondere an den tödlichen Fundstücken ist, dass jede Waffe ein Einzelstück im Spiel darstellt. Doch Waffen allein führen keineswegs zum Erfolg!
Gameplay & Steuerung
Der „Adlerblick“ kehrt zurück und bietet wieder den nötigen Überblick. Das fliegende Begleittier ist ein Rabe namens Synin und ist bei der Auskundschaftung der näheren Umgebung äußerst hilfreich. Feindlich besetzte Gebiete, versteckte Ortschaften und Fundstücke können mit dem bekannten Feature aufgespürt werden. Vor allem für taktische Angriffe ist dies gut zu gebrauchen. Doch es gibt noch weitere Sinne.
Wird die R3-Taste lange gedrückt aktiviert sich die "Odin Sight" Funktion, welche ein Sonarfeld in nordischen Farben aussendet. Zudem machen akustische Effekte auf die genauen Positionen aufmerksam. Versteckte Geldbeutel, Nahrung für die Regeneration der Lebensenergie oder interessante Dokumente vergangener Zeiten werden so wesentlich einfacher auffindbar.
Natürlich sind auch die beliebten Aussichtspunkte wieder mit von der Partie. Diese befinden sich bekanntlich, getreu der Spielereihe, stets auf den höchstgelegenen markanten Punkten. Synchronisiert man diese Punkte wird die durch Nebel bedeckte Landkarte ein Stück leserlich. Als kleinen Nebeneffekt machen die cineastischen Umrundungen aus der Luft einiges her und zeigen die Kulissen von ihrer schönsten Seite. Trophäen-Jäger werden kaum einen Aussichtspunkt übersehen wollen!
Sobald Spieler:innen eine Taktik für die aktive Mission gefunden haben, gibt es zwei wesentliche Angriffsarten. Entweder die Gegner werden nach und nach auf leisen Sohlen überlistet oder ihr klopft laut an der Eingangstür an und meldet euch zum Kampf an. Neben dem Schwierigkeitsgrad lässt sich auch die Stealth-Vorgangsweise justieren. Auf leichter Stufe kann sich Evior mehr Missgeschicke leisten bevor ihn die Gegner entdecken.
Der Kampf an sich orientiert sich an den beiden Vorgängern (Origins und Odyssey). Neben leichten und schweren Angriffen per Schultertasten ist außerdem das zeitgenaue Parieren wichtig. Nur durch eine gute Abwehr und zielgenauen Ausweichmanövern lassen sich stärkere Gegner oder gar Gegnerhorden mit hohem Level besiegen. Punkteanzeigen geben Infos über die Wirkung der Angriffe an und 2 Leisten über den Köpfen der Gegner zeigen den Lebens- bzw. Panzerungsbalken an. Im späteren Verlauf begegnet Evior immer schwierigeren Gegner, welche sich nur durch neue Moves und neuen Ausrüstungsgegenständen besiegen lassen. Gesammelte Punkte können im Skillbaum eingelöst werden und geben Evior mehr Lebensenergie, eine höhere Reichweite im Fernkampf oder die Fähigkeit Gegner automatisch im Stealthmodus zu erkennen. Gefallene Gegner lassen ab und zu Items fallen, welche Evior robuster und agiler machen.
Eine neue Rüstung oder verbesserte Handschuhe mit höheren Werten beispielsweise heben das Gesamtlevel von Evior an, deshalb lohnt sich stets ein Blick ins Inventar. Natürlich finden sich auch immer bessere Waffen und Schilde, die wahlweise auf die linke oder rechte Hand platziert werden. Größere Waffen sind beidhändig zu benützen, was den Entfall einer zweiten Waffe oder eines Schilds bedeutet. Das Ausrüstungssystem ist deutlich freier und zugänglicher geworden.
Das allgemeine Verbesserungs-System in Valhalla ist beinahe unendlich. In den Dörfern gibt es diverse Minispiele wie Wettsaufen, Würfel oder die Kunst mit einem Dichter ein passendes Gespräch führen zu können. Letzteres gibt den Spieler:innen die Möglichkeit mehr Auswahl bei den Antworten in den Dialogen zu erhalten, die teilweise ungewöhnlich und witzig sind.
Grafik & Sound
Die Inszenierung in der Assissn's Creed Reihe spielt schon seit Anbeginn eine große Rolle. Zwischensequenzen lassen das Game wie einen Spielfilm wirken und selbst der Übergang in das eigentliche Gameplay verläuft nahtlos. Die unterschiedlichen Kulissen sind riesig und bieten eine enorme Weitsicht. Städte und Dörfer trotzen vor Details. Verkaufsstände, geflochtene Körbe, gedeckte Esstische. Jedes noch so kleine Utensil wird sauber dargestellt und lässt Spieler:innen staunen. Schifffahrten werden durch das realistisch dargestellte Gewässer zum Erlebnis und Windstöße werden auf dem Bildschirm malerisch durchzeichnet. Jedes Setting im Spiel ist ein wahres Kunstwerk. Dazu kommen die Charaktere mit ihren unzähligen Polygonen, wobei kaum ein Bewohner dem Anderen ähnlichsieht. Die kleinsten, liebevollen Details, wie die Überwucherrungen über Steinbrücken oder das Holzdrehrad einer Mühle am Ufer geben dem Spiel enorm viel Tiefe und Atmosphäre.
Auffallend ist, dass die Kämpfe diesmal aus einem etwas entfernteren Blickwinkel ausgetragen werden, was womöglich den Überblick mehrerer Gegner bewahren soll.
Etwas unrunder fallen die Animationen beim Klettern aus, was durch aufwendige Gemäuer und Dächer zur Herausforderung wird. Es ist optisch schwer erkennbar, wie und wo man an der Stelle klettern kann. Andererseits können überraschenderweise unglaublich steile Wikinger-Dächer problemlos bestiegen werden, was dem Ganzen ein wenig die Glaubwürdigkeit raubt.
Auch nicht ganz so perfekt: In manchen Passagen kommt es mit dem Protagonisten zu leichten Kameraproblemen. Evior verschwindet bei manchen Kameraschwenks komplett vom Bild.
Qualitativ kann sich Valhalla vor allem auf den neuen Konsolen-Generationen sehen lassen. Sowohl auf der PS5 als auch auf der Xbox Series X sieht das Gesamtbild mit der 4k Auflösung und den 60fps einfach erstaunlich gut aus. Das Bild ist selbst bei den schnellsten Bewegungen stabil. Erkennbares Tearing ist so gut wie ausgeschlossen. An manchen Orten kommt man einfach nicht mehr vom Staunen heraus. Beispielsweise wenn die Gelb-goldenen Sonnenstrahlen durch Baumkronen hervor strahlen, die sich mit den windbewegten Blättern realistisch mitbewegen und ein Farbenspiel verbreiten. Oder in der Nacht, wenn der Mond sich im Wasser spiegelt und das Land unter einem dunklen, mystischen Tuch verhüllt wird. Der Tag- und Nachtwechsel geschieht dynamisch und völlig automatisch wobei dies durch eine Meditation beschleunigt werden kann. Einfach genial und aus der Schwärmerei komm ich als Tester fast nicht mehr heraus.
Gewohnt gut sind die Soundtracks mit ihrem orchestralen Sound, der als nordischen Klangteppich zu beschreiben ist. Egal ob Hintergrundsongs, treibende Kampfhymnen oder der Gesang der Ruderleute, die Abmischung ist stets perfekt. In Dialogen hält sich die Musik dezent zurück, wodurch Dialoge besser zu verfolgen sind.
Die Soundeffekte in Kampfeinlagen sind einzigartig und gleichen einem Actionfilm der Superlative. Die deutsche Sprachausgabe kann sich ebenfalls hören lassen.
Kleiner Tipp: Besonders füllig ist der Klang dank der neuen 3D-Sound Technik der PlayStation 5. Dieses Klangbild lässt sich zwar mit jedem Kopfhörer erleben, doch zur Gänze ausreizen lässt sich die Technik mit dem neuen PS5 3D-Headset von Sony. Hier bekommt man spürbar was auf die Ohren!
Fazit
Assassin's Creed Valhalla bietet „fast“ alles was sich ein Fan dieser Serie nur wünschen kann. Angefangen von den erklimmbaren Aussichtspunkten bis hin zu den überarbeiteten Ausrüstungssystem bietet Valhalla sehr viel. Die Story wird mit Hilfe von schönen Zwischensequenzen und ulkigen, eigenständigen Charakteren lebendig erzählt. Das Gameplay ist flüssig und alle Aktionen lassen sich sauber über den Controller steuern. Da kann man gern ein paar Ausrutscher bei den Kletterpassagen verzeihen. Die Grafik ist auf den Nextgen-Konsolen atemberaubend was zuletzt nicht nur an der 4k Auflösung und den 60fps liegt, sondern an der tollen Arbeit der Entwickler, die dem Spiel mit viel Liebe ins Detail Leben eingehaucht haben. Doch warum bietet das Spiel nur fast alles? Valhalla bietet im Grunde keine wirklich neuen Spielideen, man setzt auf alt bewährtes und überarbeitet bekannte Features. Durch die vielen Interaktionen kommt dennoch keine Langeweile ins Spiel. Das Klangbild ist sehr homogen und lässt keine Wünsche übrig. Alle, die Origins und Odysee mögen, werden Valhalla lieben!
Pro
- 4k Auflösung mit stabilen 60fps auf PS5 und Xbox Series X
- bombastische Atmosphäre und viele Details an denen man sich nicht satt sehen kann
- homogenes Klangbild mit passendem Soundtrack und knackigen Effekten
- präzise Steuerung, die ab und zu bei Kletterpassagen ein wenig stumpf wirkt
- flüssiges Gameplay mit sauberen Übergängen zwischen Action und Dialogen
- enorm viele Nebenquests und Spielereien (Würfelspiel, Wettsaufen, ...)
Contra
- Leichte Kameraprobleme
- Kletterpassagen wirken nicht immer realistisch
- keine wirklich neuen Spielideen
- keine Online-Features
- Ubisoft Connect bietet zu diesem Spiel zu wenig freischaltbare Goodies
Wertung
9.0Sehr gut
Kaufempfehlung
75%Empfehlenswert
Getestet wurde Assassin's Creed Valhalla auf PS4 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.02 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Assassin's Creed Valhalla wurde uns von Ubisoft kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!