Review

Clair Obscur: Expedition 33 · Test

Veröffentlicht am 13.05.2025 von Soul-1

Titelbild vonClair Obscur: Expedition 33 (PC, PlayStation 5, Xbox Series X|S)

Ein Liebesbrief an JRPGs

Clair Obscur: Expedition 33 hatte bereits bei der Ankündigung das Interesse unter den RPG-Fans geweckt. Seit der Veröffentlichung ist es wohl bis jetzt die größte Überraschung des Jahres. Nicht nur wegen der Qualität, sondern auch weil es von einem hochmotivierten kleinen französischen Entwicklerstudio von ca. 30 Personen erschaffen wurde.
Doch das ist noch nicht alles. Es handelt sich nämlich um ein rundenbasiertes Kampfsystem mit Echtzeit-Elementen. Dies gab es zwar schon beispielsweise in The Legend of Dragoon, Like a Dragon, usw. aber dieses Spiel bringt einen eigenen Twist auf den Tisch.
Natürlich haben die Entwickler kein Geheimnis aus ihren Inspirationen gemacht mit vielen japanischen RPG-Klassikern wie Shadow Hearts, Suikoden, The Legend of Dragoon usw. und wie es der Zufall will hat Shuhei Yoshida (der Produzent von The Legend of Dragoon) dieses Spiel ebenfalls hochgelobt.
Der Hype ist zwar da, doch die wichtigste Frage ist wie immer: Passt es zu dem jeweiligen Spieler?

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Begrenzte Zeit

Das Setup von Claire Obscur: Expedition 33 zeigt ein zerstörtes Lumiere (Paris, erkennt man am Eiffelturm) mit übernatürlichen Elementen wie z.B. fliegende Objekte. Doch der Blick sollte auf die große 34 Zahl fallen, denn vor 66 Jahren entstand der "Bruch". Dabei wurde die Welt ins komplette Chaos gestürzt. Laut den Aussagen wurden ganze Teile von Ländern zerstreut.
Lumiere hatte ausnahmsweise Glück gehabt, etwas weiter vom Epizentrum des Bruchs gefallen zu sein. Mit dem Bruch sind nämlich zwei tödliche Elemente erschienen: Die Malerin, die Gommage und Monster die Nevron (franz. für Neuronen) Monster.
Beim Bruch entstanden die Malerin und die Zahl, die bei entweder 99 oder 100 angefangen hat. Und jedes Jahr zur selben Zeit wacht sie auf und reduziert die Zahl um eins. Diese Zahl repräsentiert das absolute Todesalter für alle Überlebenden, d.h. ist die Zahl bei 40 sterben alle in dem Alter. Dieser Event wird als Gommage (franz. Für (Weg)Schrubben) genannt.
Dementsprechend haben die Überlebenden nur 100 Jahre Zeit sich dem entgegenzusetzen. Zusätzlich kommen noch die extrem tödlichen Monster hinzu, doch Lumiere hat es noch rechtzeitig geschafft, ein Schild zu erfinden, das sie vor ihnen schützt.

Gustave und die Expedition
Der Hauptcharakter ist Gustave, ein Erfinder, ein Bruder, ein Geliebter und die Geschichte fängt mit dem Schicksalstag des Gommage des Jahres 34 an. An dem Tag verliert er die Liebe seines Lebens Sophie.
Gleichzeitig ist es der Startschuss zur Expedition des Jahres 33. Bei der Expedition handelt es sich um die Reise zur Malerin, um den Rest der Menschheit zu retten. Trotz der hohen Moral und neuen Technologien ist die Ankunft alles andere als Hoffnungsvoll…

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Markanter Kontrast
Die Kombination von RPG und Hochspannung ist vergleichsweise relativ selten, da letzteres durch das Gameplay an Intensität verliert. In diesem Fall wird es dazu eingesetzt, die Intensität der Atmosphäre zu stärken. Es fängt leicht fantasy dystopisch an mit einer untergehenden Welt, wobei man sich hier beim Zeigen der physischen Bedrohung etwas Zeit lässt. Umso härter trifft die erste Begegnung.
Durch den spezifischen Aufbau der Welt weiß man, dass es bei allen Expeditionen nur einmal einen Überlebenden gegeben hat. Kurz gesagt, es ist eine Selbstmord Mission und deswegen sind fast alle Teilnehmer in ihrem letzten Jahr. Die einzige Ausnahme ist diesmal Gustaves Schwester Maelle.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Tödliche Schöhnheit

Nach dem traumatischen Onboarding zeigt sich das Land in starkem Kontrast. Sie begrüßt einen mit einem bunten Flora und Fauna, doch es folgen immer wieder Anzeichen von vergangenen Expeditionen, die an ihre tödliche Natur erinnern.
Ist der Mensch in dieser Region zum Tod verdammt? Die ständig feindliche Umgebung stärkt den Eindruck von allem das nicht gleich beim Aufeinandertreffen an die Gurgel der Charaktere geht. Es sind zwar nur kleine Sachen, die im Hintergrund sind, doch ihre Wirkung ist unbestreitbar.

Ein buntes Team
Wie immer gehört zum Abenteuer eine gute Mischung von Charakteren. Gustave zeigt sich als relativ mild und hat anfänglich Schwierigkeiten sich der erwarteten Herausforderungen zu stellen. Lune ist die normalerweise ruhigere Person im Team, die versucht, die Situationen aus objektiver Sicht zu bewerten und dadurch optimal zu handeln.
Maelle ist Forsch und bringt als Jüngere mehr Energie ins Team. Es kommen zwar noch mehr dazu, aber wir wollen hier nicht spoilern.

Putain! Merde!
In diesem Spiel wird an Flüchen nicht gespart. Doch hinter deren Einsatz versteckt sich ein kleines Detail. Der Einsatz wird normalerweise nur unter informellen Situationen eingesetzt, d.h. bei der Expedition handelt es sich nicht um ein streng militär artige Mission, sondern eine Zusammensetzung von Leuten, die sich relativ gut untereinander kennen.
Der durchgehende Einsatz zeigt die Nähe unter ihnen. Vor allem bei Putain, da es ein Double Entendre ist mit möglicher geschlechtlicher spezifischer Bedeutung.

Kritikpunkte
Obwohl Clair Obscur: Expedition 33 zum größten Teil eine gute Arbeit leistet die Geschichte und die Welt zu präsentieren muss ich den einen oder anderen kleinen Kritikpunkt erwähnen

  • Aufbau der Welt

Die Grundrisse sind sehr gut gezeichnet. Doch einige der Feinheiten müssen quasi aus der Nase gezogen werden, wie z.B. ob es Überlebende von vorherigen Expeditionen gab oder wie die Welt sich seit dem Bruch entwickelt hat. Man weiß nur, dass es Magie und besondere Maschinerie wie den mechanischen Arm von Gustave gibt.
Es wäre schön gewesen, gleich vorab etwas mehr Informationen zu bieten, damit solche Fragen die neugierigen Spieler nicht stören.

  • Training und Protokoll ohne Details

Bei der Expedition wird gerne an das Sicherheitsprotokoll erinnert, doch dies wirft zusätzliche Fragen auf, da dem Spieler dieses Protokoll nicht geboten wird.
Weiterhin ist nicht klar, was für ein Training sie zur Vorbereitung durchgegangen sind. Es handelt sich hier um eine quasi Selbstmord Mission die gleichzeitig extrem wichtig ist um die Menschheit zu retten. Leider wurde nichts davon dargestellt und dadurch schadet es ein wenig der Darstellung der Expedition Teams.
Teilweise zu lockere Charaktere
Da gleich am Anfang die Ernst der Lage eingebläut wird, ist es umso merkwürdiger, dass es teilweise Stellen gibt, bei denen die Charaktere etwas zu locker sind. Beispielsweise bei einem Blumenfeld, das von Wänden umringt ist, schauen die Charaktere sich ganz entspannt um. Aus taktischer Sicht ist es eine brandgefährliche Kill Zone, da bereits früh gezeigt wird, dass die Nevronen auch aus der Ferne angreifen können. Zusätzlich muss man sich auch die Frage stellen, warum das Blumenfeld unbefleckt ist.
Für ein trainiertes Team und die dazugehörige feindselige Umgebung ist diese lockere Einstellung etwas unverständlich.
Weiterhin gibt es noch die Sache mit Versorgung. In den Berichten der vorherigen Expeditionen wird Wasser und Essen als ein Problem dargestellt. Ich konnte keine Begründung dafür finden warum es ausgerechnet bei dieser Gruppe kein Gesprächsthema ist.

Zwischenfazit Story
Die Geschichte von Clair Obscur: Expedition 33 besticht mit Konzepten, die schon seit längerem im Genre nicht verwendet wurden. Der nahestehende Tod, die Reise ins gefährliche Unbekannte und ein kleines Stück Hoffnungslosigkeit. Charaktere und Handlung überzeugen zum größten Teil.
Doch es ist nicht nur die Handlung, die es ausmacht, sondern auch das flüssige Tempo vom Gameplay.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Gameplay & Steuerung

Einfach, kompakt, schnell und abwechslungsreich. Beim Abenteuer Teil gibt es zusätzliche Bewegungen wie Sprung und Greifhaken, um die Entdeckungsreise etwas Abwechslung zu schenken. Technisch gesehen gibt es Sprungeinlagen wobei ein Großteil davon optional ist.
Das Kampfsystem ist zwar rundenbasierend, aber mit aktiven Elementen, die dem Spiel ein extrem hohes Tempo ermöglichen und Gegner schaffbar macht, die nicht heilen können (glücklicherweise selten).
Wie bei nahezu allen modernen RPGs bewegen sich die Gegner innerhalb der Umgebung und es ist möglich, einen Erstangriff mit zu starten.

Die “Souls” Elemente
Diese sind für einige wohl sofort bemerkbar:
- Erholungspunkte.
- Alle Heilungsgegenstände werden durch das Erholen vollständig aufgeladen.
- Werte und Angriffsstärke Skalierung.
- Level Ups bringen keine sofortige Vorteile und können erst beim Erholungspunkt eingetauscht werden.
- Beim Erholungspunkt können dann die Punkte für Werte eingetauscht und separate Fähigkeiten freigeschaltet werden.
- Alle besiegten Gegner bleiben entfernt, bis eine Erholung ausgeführt wird.
- Schnellreise zu anderen Erholungspunkte im aktuellen Bereich.
- Generell hoher Schaden, d.h. alle Gegner sind gefährlich, halten aber gleichermaßen wenig aus.

Es ist sehr wichtig zu erwähnen, dass die Elemente sorgfältig ausgesucht und integriert wurden, um das Gameplay auf eine genaue Art zu beeinflussen.
Außerdem fehlt hier das “wichtigste” Souls Element: Die Bestrafung. Nach jedem Kampf oder einem aufgehobenen Gegenstand wird gespeichert. Das Verlieren resultiert schlimmstenfalls in einigen Sekunden Laufweg für die Revanche. Man wird also ermutigt, sich gegen alle Gegner zu wagen.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Das Abenteuer Teil
Es hat starke Ähnlichkeiten zu den typischen TPS Spielen mit Sprüngen und Klettern von Wänden durch Halterungen. Zusätzlich kann man noch Projektile verschießen, um bestimmte Rätsel zu lösen.
Durch das Durchsuchen der Bereiche können echt nützliche Gegenstände gefunden werden, wodurch es zu einem lohnenswerten optionalen Unterfangen wird.
Das alles hört sich relativ standardmäßig an, doch die Besonderheit liegt am kompakten und effizienten Design für den Spieler. Laufwege sind bestmöglich kurz gehalten, langsame Stellen wie das Erklimmen von Wänden oder Sprünge sind sehr häufig nur optional.
Man kann es nicht stark genug betonen, wie gut das Tempo durch das Leveldesign geworden ist.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Das Kampfsystem
Ein absolutes Highlight und gewissermaßen kühnes Design. Passive rundenbasierte Kämpfe gab es schon immer, aber aus gewissen Gründen hat man sich darauf geeinigt, aktiv und passiv zu trennen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen wie Shadow Hearts, The Legend of Dragoon und Like a Dragon. Doch die Interaktivität hielt sich in starken Grenzen.
Clair Obscure: Expedition 33 konnte hier vielleicht mit einer jungen Waghalsigkeit strotzen, denn dieses Kampfsystem bietet in der Verteidigung ein Alles- oder Nichts System.
Doch das alleine würde dieses Spiel nicht so auffällig machen. Weiterhin bietet jeder einzelne Charakter eine individuelle Mechanik. Man stelle sich vor, als ob jeder Charakter wie Kiryu in Like a Dragon: Infinite Wealth einen markanten Job wie Dragon of Dojima hätte.
Weiterhin wurde hier komplett auf ein MP System verzichtet und stattdessen gibt es ein generelles AP System, bei dem jeder Charakter mit 3 Punkten anfängt. Man bekommt ein AP durch den Standardangriff, doch es gibt Pictos (passive Fähigkeiten), die noch einiges hervorzaubern können.
Auf Kosten von einem AP ist es sogar möglich, die Gegner mit einem Projektil zu beschießen und einige von ihnen haben sogar besondere Schwachpunkte.
Drei Charaktere im Kampf kann sich etwas wenig anhören, aber durch die individualisierung und Anpassungsmöglichkeiten ist es mehr als genug.

Begrenzte Heilungsgegenstände
Für viele ist es möglicherweise nicht allzu auffällig, doch im Gegensatz zu vielen anderen RPGs seiner Art bietet dieses Spiel eine sehr begrenzte Anzahl von 4 Heilungsgegenständen: LP, AP, Wiederbelebung und Elixir.
Alle außer AP sind prozentual und können über das Auffinden von Gegenständen aufgerüstet und die Anzahl erhöht werden.
Elixir sind ausschließlich außerhalb der Kämpfe verwendbar und bieten vollständige Heilung für die Ganze Truppe.

Charakter Individualität
Wie bereits erwähnt, hat jeder Charakter eine spezielle Mechanik.
Gustave hat die Overload-Mechanik , die durch Angriffe und Spezialangriffe aufgebaut wird. Sind 10 Punkte erreicht, kann er einen mächtigen Angriff ausführen. Auf eine gewisse Art ist es vergleichbar mit der klassischen Super Anzeige von Super Street Fighter 2 Turbo.

Lune hat im Gegensatz dazu das elementare Staffeln. Jede elementare Magie hinterlässt meistens einen oder mehrere Punkte in der Staffel Matrix von bis zu 4. Diese werden automatisch verbraucht, um andere Magie-Angriffe zu stärken. Bei ihr muss man um einiges strategischer vorgehen. Gleichzeitig ist sie auch einer der wenigen Heiler.

Maelle ist wieder komplett anders und setzt auf eine Haltungsmechanik: Offensiv, Defensiv, Virtuos und Neutral. Offensiv teilt 50% mehr Schaden aus und bekommt dafür auch 50% mehr Schaden. In anderen RPGs dieser Art wäre es extrem riskant, doch die defensiven Fähigkeiten machen es zu einer möglichen Strategie.
Defensiv erhöht die Verteidigung um 50% und ermöglicht das Einsammeln von AP durch erfolgreiches Ausweichen und Parieren.
Virtuos erhöht den ausgeteilten Schaden um 200%, ist aber schwieriger in diese Haltung zu kommen. Die neutrale Haltung hat keine Besonderheit.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Die Verteidigung
Der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Kampfsystems. Warum ist die Verteidigung der gewagteste Teil des Gameplays? Technisch gesehen wird vom Spieler einiges abverlangt, doch die Belohnung ist quasi unverwundbarkeit.
Im Austausch sind dafür alle Gegner gefährlich, da der Schaden auf beiden Seiten hoch angesetzt ist. Einige Bosse können beispielsweise schnell die gesamte Gruppe auslöschen.
Das hört sich auf den ersten Blick ziemlich schwierig an, aber es gibt bestimmte Elemente, die dieses System besonders attraktiv machen.
Es gibt keine Standard Option für eine normale Verteidigung und dementsprechend ist es ein Alles-oder-Nichts-System. Bei der Verteidigung gibt es zwei Optionen: Ausweichen und Parieren.
Ausweichen hat eine größere Zeitspanne für den Erfolg. Parieren ist kürzer, aber im Austausch gibt es einen mächtigen Konterangriff.
Zusätzlich gibt es noch Angriffe, die nur über einen Sprung ausgewichen werden können, doch dafür gibt es auch einen garantierten Konterangriff.

Es klingt vielleicht etwas einfach, doch das Ganze wird durch die verschiedenen Angriffe der Gegner aufgemischt. Unter den Angriffen gibt es schnelle Angriffe, Komboangriffe, langsame Angriffe und mehr. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, die Angriffe der Gegner zu erkennen, zu lernen und konsistent auf sie zu reagieren.
Abgesehen von vielleicht einem Gegner können alle Gegner mit genug Geduld und Ausdauer besiegt werden. Ganz sture Spieler könnten beispielsweise sich gegen Gegner mit über hohem Level versuchen. Ich gehe davon aus, dass Kämpfe in Richtung Stunden nicht abwegig ist, aber das sind aber Situationen, in die man sich mit Absicht und Spaß bringt.

Die eigentliche Essenz hinter diesem System liegt in der Animation der Gegner und dem festgelegten Zeitraum für den Erfolg der defensiven Manöver.
Vor jedem Angriff gibt es eine clever gesetzte Bewegung oder Haltung und das macht es möglich, eine sehr hohe Konsistenz zu erreichen. Dementsprechend ist das erste Aufeinandertreffen mit einem Gegner durchaus die größte Herausforderung.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Ausrüstung: Weniger ist mehr?
In vielen RPGs ist es gang und gäbe, mehrere Ausrüstungsgegenstände anzubieten. Einige für verschiedene Körperteile und andere vielleicht nur Accessoires für besondere Funktionen.
Dieses Spiel fällt auf das letztere mit den Pictos, aber mit einem gigantischen Twist.
Dann gibt es noch Waffen. Allerdings sind sie vergleichbar mit der Bloodborne Philosophie, indem sie alle relativ gleiche Werte haben und eingestuft werden können. Das Besondere liegt in deren Elementen und zusätzlichen Funktionen, mit der die eine oder andere Strategie ermöglicht oder gestärkt werden kann.

Pictos und Luminas: Laissez-Faire “Accessoires”
Pictos sind ein wesentlicher Teil des Kampfsystems, denn jedes Pictos kommt mit einer besonderen Funktion und nach vier Kämpfen werden diese als Luminas für alle freigestellt.
Luminas sind sozusagen ein Teilsystem von den Pictos. Jede Lumina benötigt für den Einsatz eine bestimmte Anzahl an Lumina Punkten. Diese Lumina Punkte kommen durch Level Ups und besondere Gegenstände, die relativ häufig aufzufinden sind.
Mit den Luminas können die Strategien für die Charaktere angepasst werden. Beispielsweise ist es möglich, die kritische Trefferwahrscheinlichkeit bei brennenden Gegnern zu erhöhen. Normale Angriffe können einen zusätzlichen AP aufbauen oder es wird ein zusätzlicher Angriff ausgeführt. Bei diesem Beispiel sieht man die Synergiemöglichkeit.
In Verbindung mit den Fähigkeiten und Waffen lassen sich da einige mächtige Kombinationen finden.

Die Dreieinigkeit der Anpassung: Fähigkeiten, Waffen und Lumina
Durch diese drei Faktoren ist es möglich, die Kämpfe auf mehrere verschiedene Art und Weise zu bestreiten. Beispielsweise ist es möglich, Maelle stetig in der Virtuosen Haltung zu bleiben, um die in dieser Haltung gestärkten Fähigkeiten einzusetzen. Zusätzlich kann man die Gegner in den brennenden Zustand versetzen, damit beispielsweise kritische Treffer leichter werden.
Teilweise ist es in der Philosophie vergleichbar mit einem Kartenspiel wie Yu-Gi-Oh und MTG. Man bereitet sich vor dem Kampf mit einem Deck (Fähigkeiten, Waffen und Lumina) vor, um eine Kette an Aktionen herbeizuführen.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33


Das hört sich alles schön und gut an, doch es gibt einen Knackpunkt, der alles zusammenführt: Das Tempo. Alle Elemente wurden mit gründlicher Überlegung integriert, dabei entstand ein schnelles und flüssiges Tempo, das den Spieler fesselt. Es gibt eine begrenzte, aber genügende Anzahl an Gegner in jedem Dungeon. Unterwegs findet man immer wieder optionale Wege mit guten Belohnungen, häufig ohne Gegner.
Aufgrund der wenigen Ausrüstungsgegenstände verbringt man relativ wenig Zeit in den Menüs, sobald man sich eine feste Strategie aufgebaut hat.
Das Leveldesign ist ein ausschlaggebendes Element für den Spielspaß und die Reduzierung von Frust. Weiterhin kommen im Laufe der Kampagne immer wieder neue leichte Elemente hinzu, die das Kampfsystem leicht erweitern. Man hat also dafür gesorgt, dass keine Langeweile aufkommt.

Zwischenfazit Gameplay
Das Gameplay von Clair Obscur: Expedition 33 ist eine außergewöhnliche Symphonie von gut integrierten und ausgeführten Ideen. Weiterhin ist die Lieferung davon nicht zu unterschätzen. Es wird immer dafür gesorgt, dass der Spieler etwas zu tun hat, deshalb ist beispielsweise die interaktive Verteidigung so ausschlaggebend. Dann kommt noch der Aufbau der Kampfstrategie hinzu und wenn der Plan aufgeht und die Verteidigung perfekt ausgeführt wurde, erwirkt es beim Spieler eine kleine Euphorie. Weiterhin sind die Kämpfe relativ kurz bzw. sie fühlen sich auch kurz an weil man immer aktiv ist.
Wie bereits erwähnt, sind es nicht nur die Einzelteile, die gut funktionieren, sondern das gesamte Paket lässt das Spiel aufblühen. Man erkennt, dass die Entwickler sich zu jederzeit bewusst waren, dass sie an einem interaktiven Medium werkeln und deswegen den Inhalt auf bestimmte Weise balancierten.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Grafik & Sound

Es ist ein prächtiges Spiel, wobei ich es nicht aus technischer Sicht beurteilen kann. D.h. Es gibt in dieser Hinsicht keine ersichtlichen Schwächen. Die eigentliche Stärke liegt wohl eher in einer einheitlichen Vision, die es erstrahlen lässt. Die Umgebungen sind thematisch aufgebaut mit einer einfachen Ausführung und überzeugen vor allem durch gezielte Platzierung von Objekten und besonderen Flächen.
Wie bereits erwähnt muss man auch die Kampfanimationen und deren Soundeffekte richtig loben, denn sie haben auch einen wichtigen Gameplay Beitrag in der Verteidigung. Durch das Zusammenspiel beider Elemente ist es möglich, eine hohe Konsistenz zu erlangen.
Die einzige Kritik liegt in der Mimik bei normalen Gesprächen. Zwar gibt es ein paar leichte Gesichtszüge, aber leider sind sie hier etwas steif ausgefallen.

Die Musik ist absolut Klasse mit einer sehr großen Anzahl an Musikstücken und ich glaube dieses Spiel hat von allen rundenbasierten RPGs die größte Anzahl an Kampfmusik. Am bemerkenswertesten ist aber die Qualität und die passende Auswahl für jeden Moment. Bei der Auswahl an Instrumenten wurden gezielt keine Elektrischen verwendet und das passt perfekt zum Thema und dessen Zeitperiode.
Auch die Musikstücke mit Gesang sind sehr gut gewählt und das obwohl ich aufgrund von Final Fantasy XIII bei Gesang immer etwas skeptisch geworden bin.

Das Treffen von Komponist Lorien Testard und diesem Spiel muss eine Fügung des Schicksals sein, denn die Musik kann locker mit allen großen RPGs mithalten.

Bei der englischen Sprachausgabe gibt es einige Schwergewichte wie z.B. Charlie Cox (Daredevil Netflix) und Ben Starr (Khazan und Clive).
Doch an dieser Stelle möchte ich auch ein Lob an die französische Sprachausgabe aussprechen, die ebenfalls mit einer erfahrenen Gruppe besetzt wird. Es trifft sich einfach anders als in Englisch, da sie andere Nuancen hervorbringen. Ich würde persönlich die französische Sprachausgabe empfehlen.

PS5 Vs. PS5 Pro
Ich habe das Spiel auf beiden Konsolen probiert und konnte keine erheblichen Unterschiede erkennen. Beide sehen sehr gut aus.
WICHTIG: Im Qualitätsmodus (Standard Einstellung) läuft das Spiel bei 30FPS und das ist sehr bemerkbar. Aus Gameplay gründen empfehle ich den Leistungsmodus das auf 60 FPS läuft, dadurch werden auch die Kämpfe etwas einfacher.
Es gibt einen guten Grund warum alle Kampfspiele Minimum auf 60 FPS laufen. Dies liegt nämlich darin das wie Bildrate meistens an der Aufnahme der Eingaben gekoppelt ist. D.h. die Eingabe wird bei 60 FPS doppelt so oft gelesen. Gleichzeitig bietet es auch flüssigere Animationen und macht es somit auch einfacher auf die Angriffe zu reagieren.
Eine Hybrid Einstellung wäre vielleicht nicht schlecht gewesen bei dem der Abenteuerteil auf 30 FPS läuft und Kämpfe auf 60 FPS.

Screenshot vonClair Obscur: Expedition 33

Fazit

Clair Obscure: Expedition 33 gehört zu einem der Wunder der PS5/Xbox Series Generation mit Stellar Blade, Baldur’s Gate 3 und Black Myth: Wukong. Es ist unglaublich, was dieses hochmotivierte Team erreicht hat.
Es überzeugt nicht nur in nahezu jeder hinsicht, sondern schafft es viele Erwartungen auf eine eigene Art zu übertreffen. Die einzige schwäche liegt vielleicht in der Story, für bewanderte genießer von Medien könnte es sie ein wenig lauwarm sein.
Abgesehen davon ist es ein sehr gutes Beispiel für ein extrem gut abgestimmtes Spiel, bei der man auch auf kleinere Details geachtet hat um den Spielspaß hoch zu halten und den frustfaktor niedrig.
Dann kommt noch der perfekte Abschluss des Pakets: Der Preis. Dieser ist auf 49,99€ angesetzt und ist für das, was geboten wird, ein Preisknaller, da es mit den großen Titeln locker mithalten kann.
Insgesamt ist es ein leichtes Clair Obscure: Expedition 33 zu empfehlen. Vor allem bei diesem niedrigen Preis unbedingt dieses Spiel in Betracht ziehen.
Es ist ein Paradebeispiel für ein Overdeliver (Bietet gefühlt mehr als für den angebotenen Preis).

Pro

  • Interessante Geschichte die sich langsam aufrollt
  • Interessante Charaktere
  • Konstrastreich
  • Schwierigkeitsgrade macht es zugänglicher für alle und kann jederzeit geändert werden
  • Höhere Interaktivität als bei anderen rundenbasierten Kampfsystemen
  • Hohe Anzahl an Anpassungsmöglichkeiten
  • Kampfsystem wird langsam erweitert
  • Gutes Tempo ohne Filler
  • Top Musik
  • 60 FPS auf Performance Modus (Wichtig für Kampf)

Contra

  • Story ist zwar gut, kann aber wie immer nicht unbedingt allen gefallen
  • Aktive Verteidigung könnte für einige etwas herausfordernd sein

Wertung

Testergebnis:100%

10.0Spitzenklasse

Kaufempfehlung

100% Kaufempfehlung

100%Absoluter Pflichtkauf

Getestet wurde Clair Obscur: Expedition 33 auf PS5 von Soul-1. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.200.300 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Clair Obscur: Expedition 33 wurde uns von Cosmocover kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!