Review

Assetto Corsa · Test

Veröffentlicht am 23.09.2016 von Andreas Erber

Titelbild von Assetto Corsa (PS4)

Physik vs. Grafik

„Es ist nicht nur ein Spiel. Es ist echtes Sim-Racing“ so beschreibt das Entwicklerteam von 505 Games ihr neues Rennspiel. Mit Assetto Corsa bekommt die PlayStation 4 einen richtigen Hardcore Rennsimulator, der Fans des Genre begeistern soll. Doch wird es auch Gelegenheitsspieler an den Bildschirm fesseln können? Aller Anfang ist schwer und das ist bei Assetto Corsa deutlich zu spüren. Wenn anfangs bei den Optionen kein Feintuning gemacht wird, hat der Spieler keine Chance die Kurven sauber zu meistern. Kunos Simulazioni sind Simulator Experten welche unter anderem auch schon für Farrari eine Software entwickelt haben. Bei Assetto Corsa waren also Profis am Werk, die den Entwicklern ihre Erfahrungen weitergegeben haben. Leider musste die Grafik hier in den Hintergrund rücken und wurde stark vernachlässigt, was für viele Spieler ein Dorn im Auge sein wird. Ob eine gute Fahrphysik in einem Rennspiel ausreichen kann? Eines schon mal vorweg: Die Atmosphäre leidet dadurch deutlich und wirft einen großen Schatten über die Rennstrecken.

Screenshot von Assetto Corsa

Start/Stop System

Neben Spezial Events und dem Karriere Modus gibt es viele Spielmodi, die zur Auswahl stehen. Training, Zeitfahren, Drift-Rennen oder Rennwochenende zählen dazu und laden zum Experimentieren ein. Da Assetto Corsa nur auf Simulation getrimmt ist, empfiehlt es sich mit dem Training zu beginnen um für einen selbst die beste Einstellung zu finden. Das bedeutet, ihr braucht viel Geduld und Zeit bevor ihr es zur Ziellinie schafft. Nach vielen Trainingsrunden könnt ihr euch auch an den Online Modus ranmachen. Sobald ihr euch für ein Event entschieden habt, könnt ihr, je nach Spielmodi, frei das Fahrzeug, die Strecke und dessen Bedingungen auswählen. Interessant ist auch, dass man von Beginn an Zugriff auf alle verfügbaren Fahrzeuge und Strecken hat und somit nichts freigeschaltet werden kann. Einzig einen käuflich erhältlichen Season Pass gibt es, der euch neue Inhalte liefert. Darunter zählen weitere 30 Fahrzeuge, eine Rennstrecke von Red Bull und ein einzigartiges Thema. Die Fahrzeuge lassen sich leider nur optisch ändern, wobei sich nur vorgefertigte Folien aussuchen lassen. Der Spieler wird gleich von Beginn an gefordert und zeigt wie präzise man hier an einer Strecke arbeiten muss, um jede Kurve und Engstelle zu schaffen. Schnelligkeit und ein präzises Vorgehen wie eines Rennprofis helfen dem Spieler ungemein weiter. Dabei sollte man gleichzeitig die Rennstrecke jederzeit auswendig im Kopf haben. Der Frustfaktor ist also schneller erreicht, als einem lieb ist.

Screenshot von Assetto Corsa

Gameplay & Steuerung

Die Fahrphysik ist einsame Klasse. Kaum ein Spiel schafft es so genau das Fahrgefühl eines Sportwagens zu vermitteln. Die Steuerung lässt sich in den Optionen ganz exakt einstellen und sollte auch Anfängern eine Hilfe darstellen. Beispielsweise wäre ein Automatikgetriebe hier Empfehlenswert. Die Features des Spiels reichen sogar soweit, dass Temperaturzyklen, Reifenflachstellen, Garning oder Blistering im Verlaufe des Rennens eine Rolle spielt. Gut, dass es „Google“ gibt, ansonsten müsstet nicht nur ihr Rätsel raten, wofür die Begriffe stehen könnten. Alle Eingaben des Controllers werden im Spiel reibungslos und ohne Auffälligkeiten wiedergegeben. Empfehlenswert ist es mit dem Spiel externe Hardware wie ein Lenkrad und Pedale zu verwenden. So bekommt der Spieler einfach die beste Kontrolle über sein Auto.

Screenshot von Assetto Corsa

Grafik & Sound

Schade, dass alle Rennstrecken in Europa angesiedelt sind. Die Umgebungsgrafik bietet hier deshalb wenig Abwechslung. Stadtkurse oder Bergfahrten bleiben dem Spiel vorenthalten. Größter Negativpunkt im Spiel ist wahrlich die Grafik. Langweilig und trocken wirken die Zuschauer und Fans, die nur verschwommen in die lieblose Fassade geklebt wurden. Da ist den Entwicklern wohl die meiste Zeit für die eingescannten Rennstrecken drauf gegangen. Die Nachbildung der Kurse wurde, dank dieser Technik, sehr exakt. Motorensound 2.0 - Ja, die Soundeffekte kommen hier sehr gut rüber und vermitteln einem ein Mittendringefühl. Hammer! Auch der Soundtrack im Menü ist stimmig und passt super zum Spiel. Ein PlayStation VR Support für Assetto Corsa wäre sicherlich interessant.

Screenshot von Assetto Corsa

Kommende Updates

Mit Sicherheit werden die Entwickler noch ein paar Updates nachreichen, das nicht nur der kommende Season Pass vermuten lässt. Bereits im 1. Update kam ein Support für Lenkräder und Pedale hinzu. Auf ein PlayStation PRO Update, der dem Spiel einen Grafikboost geben könnte, sollte man eher nicht warten…

Fazit

An alle Freunde der Hardcore Simulationen: Pflichtkauf! Gelegenheitsspieler werden wenig Freude an diesem Spiel finden. Trotz vieler Einstellmöglichkeiten wird das zu Beginn eine schwere Geburt. Doch wer die Geduld aufbringt und die Herausforderung im Rennsport sucht, ist hier genau richtig!

Pro

  • Simulation der Extraklasse
  • Fahrphysik lässt keine Wünsche offen
  • 90 Traumautos
  • viele, detaillierte Einstellmöglichkeiten
  • passender Soundtrack
  • satte Soundeffekte
  • 15 lasergescannte Strecken
  • Fotomodus

Contra

  • Grafik könnte wesentlich besser sein
  • keine Nachtrennen / keine Regeneffekte
  • KI setzt manchmal aus
  • schnell frustrierend

Wertung

Testergebnis: 80%

8.0 Gut

Kaufempfehlung

55% Kaufempfehlung

55%Angebot abwarten

Getestet wurde Assetto Corsa auf PS4 von Andreas Erber. Das Test Exemplar / der Review Code für Assetto Corsa wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!