Review

Atlas Fallen · Test

Veröffentlicht am 09.08.2023 von Andreas Erber

Titelbild von Atlas Fallen (PC, PS5, Xbox Series)

Erhebt euch aus dem Staub!

Atlas Fallen ist, nach den überraschenden Highlights The Surge (2017) und The Surge 2 (2019), der neueste Release aus dem Hause Deck 13. Für alle, welche das heimische, talentierte Team noch nicht kennen: Deck13 ist ein deutsches Entwicklungsstudio und Publisher für Computerspiele mit Stammsitz in Frankfurt am Main. Das 2001 gegründete Unternehmen erlangte erste Bekanntheit durch seine Adventures Ankh und Jack Keane, später auch durch seine Action-Rollenspiele Venetica und The Surge.

In Atlas Fallen verschlägt es die Spieler:innen diesmal in eine staubige Wüstenlandschaft. Der Sand ist dabei ein wichtiger Bestandteil des Spiels, denn damit lassen sich so einige interessante Dinge anstellen. Erhebt euch also aus dem Staub und entfesselt den Sturm! Ob das Spiel etwas für euch ist und ob sich der Kauf lohnt oder ihr besser auf ein Angebot warten solltet, erfahrt ihr natürlich in unserem Test.

Screenshot von Atlas Fallen

Schmiedet in einer packenden Geschichte ein neues Zeitalter der Menschheit

Der böse Sonnengott Thelos ist dafür verantwortlich, dass es der Menschheit so schlecht geht. Die Menschen haben weder ein Zuhause noch einen Namen. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, in den Trümmern der Welt nach der magischen Essenz zu graben, die dem Sonnengott zustehen.

Die Spieler:innen schlüpfen in die Haut zweier Arbeiter:innen. Dank eines besonderen Handschuhs bekommt man die Möglichkeit, die Menschheit zu befreien. Mithilfe von Waffen, die aus dem Sand hergestellt werden, können die Ungetüme bekämpft werden und dank der neuen Fähigkeiten können Spieler:innen beispielsweise durch die Lüfte schweben oder über die sandigen Dünen gleiten und so neue Gebiete entdecken.

Spieler:innen stoßen auf ihrer Reise auf mysteriöse Ruinen, Truhen und anderen Geheimnissen. Es wäre alles so einfach, wenn ihnen da nicht die Anhänger von Thelos in die Quere kommen würden. Diese versuchen, sie zu töten. Doch nicht nur die Menschen sind eine Gefahr, auch die legendären Bestien erfordern einiges an Geschick, um sie zu bezwingen. Doch jedes noch so große Biest hat auch seine Schwachstellen. Sind diese erst einmal herausgefunden, sind sie wesentlich leichter zu besiegen.

Screenshot von Atlas Fallen

Gameplay & Steuerung

Spielerisch erinnert Atlas Fallen sehr stark an Forspoken – nicht zuletzt wegen dem Gauntlet, eine Art sprechender Spezialhandschuh, der magische Fähigkeiten ermöglicht. Das Game mit Heldin Frey konnte damals nicht vollends überzeugen, obwohl die Spielwelt gigantisch und die Ideen vorhanden waren. In Atlas Fallen ist es genau umgekehrt. Zwar besitzt Atlas Fallen ebenfalls eine recht große, offene Welt, doch kann das Spiel durch sein intuitives Gameplay überzeugen. Egal ob leichte oder starke Angriffe, Ausweichmanöver oder der gezielte Einsatz von Spezialfähigkeiten... die Handhabung ist in jeder Situation gelungen. Um sich auf der Karte fortzubewegen, können Spieler:innen auf dem Sand gleiten, was nicht nur technisch gut funktioniert, sondern auch, durch den gelungenen Einsatz von Effekten, brutal gut aussieht.

Es gibt viele einzigartige Skills und Fähigkeiten, die nach Belieben zu einem individuellen Move-Set zusammengesetzt werden können. Die Skills muss man zuvor allerdings erst freispielen, um sie ausrüsten zu können. Durch Upgrades für Skills und Rüstungen lassen sich vielfältige Builds bauen, um für die immer stärker werdenden Gegner gerüstet zu sein. Das Momentum, das man im Kampf aufbaut, ermöglicht immer wuchtigere Angriffe. Zudem haben Gegner verschiedene Körperteile, die man gezielt angreifen kann. Letzteres dürfte euch von The Surge bekannt vorkommen und ich fand es damals schon ein gutes Feature.

Die Feinde bieten zwar durchaus eine gewisse Vielfalt aber irgendwie konnte mich Atlas Fallen hier nicht so richtig begeistern. Man trifft am Ende doch immer wieder auf die gleichen Gegner und die Kämpfe fühlen sich etwas zu gleichartig und lang an. Es könnten auch gerne öfter und mehr Gegner auftauchen, die dann aber schneller zu besiegen sind. Simples Kanonenfutter für Zwischendurch, an dem man schnell mal ein paar Spezialangriffe und Fähigkeiten ausprobieren könnte, fehlt hier leider. Auch die Übersichtlichkeit leidet stark, wenn man von Gegnergruppen umringt ist.

Es gibt überall versteckte Schatzkisten oder kleine Rätsel und Nebenaufgaben, also eigentlich viel zu tun für fleißige Sammler. Aber wirklich innovativ ist hier leider nichts. Die größte Innovation von Atlas Fallen ist ganz klar der Sand und alles was mit Sand zu tun hat. Man merkt auch, dass hierfür viele Ressourcen in der Entwicklung verwendet wurden. Das Sandsurfen funktioniert gut und auch die Waffen, die sich aus Sand formen lassen sehen beeindruckend aus. Getoppt wird das noch durch die unzähligen Spezialangriffe und Fähigkeiten. Bei vollem Momentum erwartet euch hier ein wahres Effekt-Feuerwerk.

Im Fokus der Entwickler stand auch der durchdachte Online-Koop. Im Koop für zwei Spieler – insbesondere mit einem Freund – macht alles gleich doppelt so viel Spaß. Deck 13 hat bei der Entwicklung großen Wert darauf gelegt ein gutes Koop Erlebnis zu erschaffen und das ist gelungen. Der Mehrspieler Modus wird sehr früh freigeschaltet und man kann die komplette Kampagne zu zweit spielen – natürlich nur wenn man das möchte. Leider hat das Koop Erlebnis auch seine Schattenseiten. So können Mitspieler:innen mit geringerem Spielfortschritt keine Boni, Verbesserungen oder Perks in die eigene Speicherdatei importieren. Ein Feature, welches in vielen Koop-Games bereits Standart ist.

Die Steuerung von Atlas Fallen ist relativ einfach gehalten und schnell erlernt. Die etwas unübliche Tastenbelegung (z.B. Dash auf R1) erschwerte mir zwar die ersten Stunden aber irgendwann kommt man dann doch rein und dann geht auch alles flott von der Hand. Auf Wunsch kann man die Steuerung auch anpassen. Mit simplem Tastendruck lassen sich optisch beeindruckende Angriffe starten und verketten. Durch Doppelsprung und bis zu drei Dashes hat man einen ungewöhnlich großen Aktionsradius. Die Menüs sind übersichtlich aufgebaut, gut strukturiert und man findet sich trotz Komplexität sofort gut zurecht.

Screenshot von Atlas Fallen

Grafik & Sound

In der Spielwelt von Atlas Fallen gibt es verfallene Ruinen und mysteriöse Relikte aus längst vergessenen Zeiten zu entdecken und diese Kulissen und Umgebungen sehen einfach fantastisch aus. Atlas Fallen bietet eine halboffene sandige Spielwelt, die dadurch natürlich auch sehr viel leere Wüste aufweist. Die Grafik kann nicht ganz mit aktuellen Titeln wie "Hogwarts Legacy" mithalten, doch ist die Aufmachung durchaus gut gelungen. Insbesondere die Umgebung sieht stellenweise sehr stimmungsvoll aus. Die Charaktere hätten ein paar mehr optische Details vertragen können und auch der Charakter Editor ist etwas schwächer als bei anderen Titeln. Durch die feinen Partikeleffekte beim Sandsurfen wirkt diese schnelle Art der Fortbewegung sehr realistisch. Allerdings kann es hierbei auch öfter vorkommen, dass weiter entfernte Objekte nachladen und plötzlich aus dem Nichts erscheinen.

Die Musik ist gut ausgewählt und passt wunderbar zum Setting. Und nicht nur der Soundtrack weiß zu überzeugen, auch die Soundeffekte sind gelungen und werden auf den Punkt gebracht. Sogar die deutsche Synchronisation ist überwiegend gut, mit kleinen Abstrichen bei manchen Charakteren. Die Geschichten und Dialoge sind inhaltlich gut und interessant aber vielleicht in vielen Fällen etwas zu ausschweifend erzählt. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Screenshot von Atlas Fallen

Fazit

Mit Atlas Fallen hat der Entwickler Deck 13 wohl scheinbar versucht ein Best-of-Mixtape aus ähnlichen Spielen zu erschaffen. An einigen Stellen gelingt das durchaus gut, besonders dann, wenn auch eigene frische Ideen dazu kommen, wie der Sand und das Anheben von Objekten. Quests und Nebenquests sind hingegen leider weniger innovativ. Versteckte Kisten sind eher lieblos in der Landschaft verteilt und nicht wirklich clever positioniert und andere Elemente wiederholen sich einfach Open-Word typisch zu oft.

Auch bei den Gegnern könnte die Vielfalt auch größer sein und es mangelt an schnellen Kämpfen für Zwischendurch. Die Kämpfe sind zwar gut und bieten durch die vielen Fähigkeiten auch Abwechslung aber zu 100% konnten sie mich im Test einfach nicht überzeugen – ohne, dass ich genau in Worte fassen kann, was mir dabei gefehlt hat. Trotzdem ist Atlas Fallen ein Action Abenteuer das Genrefans glücklich machen dürfte. Auch ein altbewährtes Gekloppe kann ja durchaus für viele Stunden an den Bildschirm fesseln. Die Kämpfe erreichen aber nie die Brillanz von einem God of War oder SoulsBourne.

Grafisch ist Atlas Fallen mit den sehr schönen Sand-Effekten durchaus etwas fürs Auge und auch die Landschaft sieht toll aus und lädt zum Erkunden ein. Zusammen mit dem stimmungsvollen Soundtrack bietet das Spiel eine solide Grundlage für ein gelungenes Abenteuer in einer (halb-)offenen Spielwelt. Die Welt ist überwiegend wirklich sehr schön, wenn auch thematisch bedingt viel Wüste und Sand das Landschaftsbild zieren. Doch trotz Karte und Kompass ist es nicht immer einfach den richtigen Weg zu finden, weil es der Karte an Höheninformationen mangelt. Manchmal hätte ich mich vermutlich sogar durch reine Erkundung besser zurechtgefunden als mit dem oft etwas verwirrenden Kompass.

Wenn ihr typische Open-World Spiele mögt, dann werft definitiv mal einen Blick auf Atlas Fallen. Es ist zwar sicher nicht das innovativste neue Spiel aber macht dennoch vieles richtig. Besonders gut wird das Spielerlebnis zu zweit im Koop, denn dann machen sowohl die Kämpfe, als auch die Erkundung doppelt so viel Spaß. Der Spielumfang ist solide, insbesondere wenn man auch die zahlreichen Nebenquests erledigen möchte. Der Kaufpreis ist relativ angemessen für ein Spiel dieses Umfangs.

Pro

  • ganz ordentliche Spielzeit (25-30h)
  • Grafik ist gestochen scharf und flüssig
  • massenhaft Nebenquests und Verstecktes
  • gutes Kampfsystem mit vielen Möglichkeiten
  • wunderschöne Panoramen

Contra

  • kleinere Grafikproblemchen
  • etwas langweilige Spielwelt (viel Wüste)
  • sehr dialoglastig (nur zeilenweise skipbar)
  • Quests insgesamt etwas zu gleichartig
  • die erste Stunde ist ein wenig zäh
  • Mitspieler:innen im Koop-Modus gehen leer aus (kein Fortschritt übertragbar)

Wertung

Testergebnis: 80%

8.0 Gut

Kaufempfehlung

65% Kaufempfehlung

65%Angebot abwarten

Getestet wurde Atlas Fallen auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.002.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Atlas Fallen wurde uns von Plaion (Koch Media) kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!