Review

Darkest Dungeon · Test

Veröffentlicht am 11.10.2016 von Tobias Creter

Titelbild von Darkest Dungeon ()

Dungeons crawlen im Dunklen

Im rundenbasierten Rollenspiel Darkest Dungeon müsst ihr euch nicht nur mit Unmengen von Gegnern rumschlagen, sondern auch mit der Gesundheit und Psyche der Helden. Als unsichtbarer Befehlshaber rekrutiert ihr die unterschiedlichsten Helden, um sie dann jeweils in einer Vierergruppe in die seitlich scrollenden Dungeons zu schicken. Dort treffen Sie neben Fallen, Schätzen und Blockaden natürlich auch auf eine Vielfalt von furchterregenden Monstern.

Screenshot von Darkest Dungeon

Schickt die Dämonen zurück ins Jenseits

Im Kickstarter-finanzierten Dungeoncrawler von Red Hook Studios erbt ihr den heruntergekommenen Familiensitz und versucht dann nach und nach die versehentlich herbeigerufenen Dämonen wieder ins Jenseits zu schicken. Dazu dient euch das kleine Dorf Hamlet als Operationsbasis. Oberstes Ziel ist der Darkest Dungeon aber schon auf dem Weg dorthin werden unzählige Quests scheitern und angeheuerte Söldner sterben oder dem Wahnsinn verfallen.

Jeder Held der insgesamt 14 Klassen verfügt neben den üblichen Charakterwerten auch über eine zufällig generierte Psyche mit ganz eigenen Stärken und Schwächen. Behaltet das Stresslevel eurer Söldner immer gut im Auge, sonst kann das fatale Auswirkungen auf ihr Verhalten haben - bis hin zum plötzlichen Herzinfarkt.

Zum Glück gibt es für die zurückkehrenden Helden viele Möglichkeiten Stress abzubauen, Krankheiten zu heilen und Ticks zu kurieren. Dazu schickt man sie dann beispielsweise zum Besäufnis, ins Kloster oder auch ins Bordell. Allerdings sind die Helden auch hier oft sehr eigen, nicht jeder fröhnt gerne der Fleischeslust oder möchte sich bei einem kleinen gebet entspannen. Jeder Charakter ist anders, hat eigene Vorlieben und Abneigungen und das werden im stressigen Kampf gegen Skelette oder Riesenspinnen auch nicht weniger.

Einmal zu neugierig gewesen und schon hat man sich an einem rumliegenden Kadaver die Tollwut eingefangen oder wurde beim Öffnen einer Truhe vergiftet und traumatisiert. Tatsächlich schafft es bei weitem nicht jeder wieder zurück aus dem Dungeon und ein einmal gestorbener Held bleibt auch tot und kann dann nur noch auf dem Friedhof besucht werden.

Zum Glück kommen regelmäßig neue Söldner mit der Kutsche an, mit denen man dann die gefallenen Helden kostenlos „ersetzen“ kann. Und das ist auch schon das Einzige, was es bei diesem Spiel kostenlos gibt. Allerdings fangen neue Helden immer mit Erfahrungslevel 0 an. Genug Erfahrungspunkte und Gold vorausgesetzt lassen sich die Helden, ihre Waffen und Rüstungen natürlich auch ausbauen. Ähnlich geht auch der Ausbau von Kloster, Taverne, Abtei, Sanatorium, Postkutsche, Gilde, Schmiede, Nomadenkutsche und Überlebenskünstler. Dort benötigt man aber jeweils eine Kombination der vier Rohstoffsorten.

Screenshot von Darkest Dungeon

Gameplay & Steuerung

Bevor ihr euch in die Dungeons stürzen könnt, müsst ihr immer eine Gruppe von vier Helden zusammenstellen. Dabei solltet ihr darauf achten, dass ihr eine gute Mischung aus Nah- und Fernkämpfer, sowie Heiler zusammenstellt. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, bei der größen Klassenvielfalt, manche Helden weigern sich auch einfach mal mit anderen ein Team zu bilden - der Unhold scheint hier am unbeliebtesten zu sein. Zusätzlich gilt es zu beachten, dass jeder Held eine bevorzugte Position hat und auch nur von dort angreifen oder heilen kann. In den Charakterdetails sieht man alle relevanten Informationen und kann unter anderem Fähigkeiten und Gegenstände wechseln.

Die richtige Menge Proviant für die Reise ist wichtig. Je nach länge des Dungeon müsst ihr eueren Helden genug Nahrung, Fackeln, Schaufeln, Tränke und Schlüssel einpacken. Leider sind die Plätze im Gepäck begrenzt und wenn ihr unterwegs noch was einsammeln wollt, dann müsst ihr gut abwägen, wie voll ihr euch das Inventar packt.

Im Dungeon angekommen seht ihr rechts die Karte mit Räumen und Gängen. In den Räumen wählt ihr mit dem rechten Stick, in welche Richtung ihr gehen möchtet. Durch die Gänge bewegt man sich immer von links nach rechts (was anfangs etwas verwirrend ist). Also auch wenn man sich eigentlich auf der Karte nach oben bewegt, stehen die Helden immer auf der linken Seite und von Rechts kommen die Monster. Auf dem Weg von Raum zu Raum sollte man vorsichtig sein, denn sonst löst man schnell mal eine Falle aus. Blockaden, die einem den Weg versperren sollte man wenn möglich mit dem Spaten beseitigen, da man sonst Lebensenergie dabei verliert. Nehmt also immer ein paar Schaufeln mit. Auch bei Kisten, Truhen und sonstigen Fundstücken könnt ihr fast immer durch den Einsatz der richtigen Gegenstände die Ausbeute verbessern.

In Gängen und in Räumen trefft ihr immer wieder auf eine wild zusammengewürfelte Schar von Gegner. Die Kämpfe sind rundenbasiert und in zufälliger Reihenfolge. Wenn ihr Glück habt, überrascht ihr die Dämonen und könnt zu erst zuschlagen. Wie schon erwähnt ist hier die Position entscheidend. Unter jeder Fähigkeit sieht man immer von welcher Position man sie ausführen kann und auf welche Gegnerposition sie sich auswirkt. Das ist erkennbar durch die kleinen Punkte. Dummerweise ändert sich die Position oft ganz überraschend durch einen speziellen Angriff oder wenn einer eurer Helden ängstlich zurückfällt oder übermütig nach vorne stürmt. Im schlimmsten Fall landet man plötzlich an einer Stelle, wo man keine Fähigkeit nutzen kann und muss erst wieder manuell die Position ändern oder aussetzen.

Jeder Charakter kann immer auf vier Fähigkeiten zugreifen, die man vor Betreten des Dungeons festlegen muss. Neben direkten Angriffen auf einen Gegner gibt es auch Attacken, die mehrere Feinde treffen. Manche Fähigkeiten haben zusätzlich die Chance das Monster zu vergiften oder bluten zu lassen, dann nimmt in den folgenden Runden die Energie stetig weiter ab. Aber oft wird das auch abgewehrt oder geheilt bevor es Wirkung zeigt. Ein getöteter Feind hinterlässt seinen Leichnahm, der erst mit der Zeit verschwindet und somit noch die Position blockiert. Und lasst euch auch nicht zu viel Zeit, wenn ihr schon einen Teil der Angreifer in den Tod geschickt habt, denn sonst kommt ganz plötzlich Nachschub... Nach einem überstandenen Kampf gibt es immer Belohnungen. Wenn man merkt, dass man keine Chance hat zu siegen, dann kann man versuchen abzuhauen - klappt nur leider nicht immer.

Wenn ihr in Fallen tappt, von Feinden überrascht oder angegriffen werdet erleiden eure Helden Stress. Das jeweilige Stresslevel zeigen die weißen Kästchen an. Je mehr Stress eure Helden erleiden, umso unberechenbarer werden sie. Auch im Dungeon (sogar im Kampf) kann man den Stress senken. Manche Fähigkeiten helfen beim Stressabbau, andere verursachen zusätzlichen Stress. In leeren Räumen kann man bei längeren Dungeons ein idyllisches Camp aufschlagen und dann gemütlich zusammen am Lagerfeuer sitzen. Hier kommen dann die Lagerfähigkeiten jedes Helden zum Einsatz. Dadurch lassen sich Stress, Energie und Kampffähigkeiten beeinflussen. Aber fühlt euch lieber nicht zu sicher...

Weil das alles noch nicht komplex genug ist, gibt es bei Darkest Dungeon noch eine weitere wichtige Komponente: Die namesgebende Dunkelheit. Mit Fackeln lässt sich die Helligkeit in den Dungeons verändern und in einigen Situationen ist es besser wenn es hell ist und in anderen kann es sogar Sinn machen die Fackeln komplett zu löschen. Natürlich kommt damit nicht jeder Held gleich gut zurecht und Fallen sieht man im Dunkeln auch nicht mehr rechtzeitig. Man muss es einfach ausprobieren und dann sehen was besser ist.

Screenshot von Darkest Dungeon

Grafik & Sound

Die liebevolle grafische Umsetzung im düsteren Comiklook setzt zwar keine neuen Maßstäbe aber ist für dieses kickstarter finanzierte Spiel durchaus gelungen. Die minimalistischen Animationen sind völlig ausreichend, um eine gewisse Dynamik ins Kampfgeschehen zu bringen. Der Sound geht auch in Ordnung und untermal die Stimmung gut.

Screenshot von Darkest Dungeon

Fazit

Darkest Dungeon ist zwar grafisch kein neuer Meilenstein aber durchaus sehr liebevoll umgesetzt. Wenn man komplexe Strategie- / Rollenspiele mag, dann ist man damit gut bedient und mit einem Umfang von ca. 80 Stunden auch eine ganze Weile beschäftigt. Die Lernkurve ist relativ steil aber man bekommt das Meiste gut erklärt und kann jederzeit eine Hilfefunktion aufrufen wenn man mal etwas nicht versteht. Die Klassen- und Gegnervielfalt zusammen mit den psychologischen Faktoren und dem guten Kampfsystem lassen gerne darüber wegsehen, dass man im Prinzip immer wieder das Gleiche macht. Trotzdem wird es nicht langweilig und kein Kampf gleicht dem anderen. Mit 12 Bossgegner, etlichen anderen Dämonen und insgesamt 53 Trophäen hat man reichlich zu tun. Die etwas dünne Story ist auf dem Weg zum dunkelsten Dungeon eher Nebensache.

Pro

  • toller (englischer) Sprecher
  • hohe taktische Tiefe und Komplexität
  • viele strategische Komponenten
  • Charakterentwicklung
  • Zufällig generierte Dungeons

Contra

  • Ungewöhnliche Steuerung
  • Unübersichtliche Menüs
  • Quests laufen immer ähnlich ab
  • Relativ simple Kampfanimationen
  • Zufallsfaktor kann frustrieren

Wertung

Testergebnis: 80%

8.0 Gut

Kaufempfehlung

60% Kaufempfehlung

60%Angebot abwarten