Review

Death or Treat · Test

Veröffentlicht am 19.05.2023 von Tobias Creter

Titelbild von Death or Treat (PC, PS5, Xbox Series)

Eine Reise durch Dark Chat, RipTok, DevilTube und FaceBoo!

Im Genre der 2D Roguelike / Roguelite Action Plattformer gibt es ja bereits viele wirklich großartige Spiele. Mit seinem Erstlingswerk Death or Treat versucht nun der spanische Indie Entwickler Saona Studios den anderen Genre-Vertretern das Fürchten zu lehren. Er schickt dazu einen kleinen Geist namens Scary (auf Deutsch in "Schaurig" übersetzt) auf die Reise, um darum zu kämpfen, die Halloween-Stimmung nach HallowTown zurückzubringen! Die ist verloren gegangen, weil die Bewohner der neuen Droge Storyum verfallen sind.

Das stark von Nightmare before Christmas (Tim Burton) inspirierte Setting ist eine Parallelwelt mit einigen Anspielungen auf Social Media, Popkultur und Politik. Oberstes Ziel ist beispielsweise der CEO von FaceBoo!, ein gewisser Clark Fackerberg, der durch die rücksichtslose Verbreitung von Storyum wohl maßgeblich für den ganzen Schlamassel verantwortlich ist...

Klingt doch erstmal nach einer ganz witzigen Idee und optisch macht das Spiel auch was her. Lasst uns also in diesem Test herausfinden, od das Spiel auch hält was es verspricht und ob sich der Kauf für euch lohnt.

Screenshot von Death or Treat

Los Scary, ab in den Dark Chat!

Das Dorf HallowTown wirkt wie ausgestorben, fast alle Bewohner sind verschwunden und die Geschäfte haben geschlossen. Das betrifft auch den Süßigkeitenladen von Scary, in dessen Rolle du als Spieler schlüpfst. All das scheint mit der Droge Storyum zusammen zu hängen, die sich rasend schnell verbreitet hat. Der dafür Verantwortliche scheint der CEO von FaceBoo! zu sein, also stürz dich als Geist Scary in die Gefahren von Dark Chat, RipTok, DevilTube und FaceBoo!, um deine geliebte Heimat zu retten.

Screenshot von Death or Treat

Gameplay & Steuerung

Bei Death or Treat bewegt man sich sehr linear durch die zufällig generierten Levels. Dabei trifft man stellenweise auf so viele Gegner, dass man diese kaum ohne Schaden dezimieren kann und dann läuft man wieder durch sehr lange Passagen völlig ohne Feinde. Das Balancing ist hier wohl noch nicht ganz ausgereift. Einige Gegner fühlen sich auch sehr unfair an, denn zumindest solange man nur mit einer Nahkampfwaffe unterwegs ist, sind die säurespuckenden Feinde eine echte Plage. Lange bevor man sie auf dem Bildschirm sehen kann, fliegen Scary bereits die ätzenden grünen Kugeln entgegen, meist noch aus mehreren Richtungen. Das sind die Gegner in höheren Levels eigentlich sogar wesentlich angenehmer zu bekämpfen. Unterwegs trifft man noch auf einen Händler, der Tränke mit zufälliger Wirkung anbietet. Man erfährt wirklich erst nach dem Konsum, was die positive und evtl. auch negative Auswirkung ist. Mir war das ein wenig zu viel Zufälligkeit, ich wüsste gerne vorher, was ich mir da kaufe. Unterwegs sammelt man natürlich auch Ressourcen mit denen man neue Waffen und Verbesserungen freischalten kann. Der Grind ist hier etwas zu mühsam, um Spaß zu machen. Erschwert wird das ganze noch durch eine zusätzliche Beschränkung: Nach dem Tod kann man nur eine bestimmte Anzahl von Gegenständen auswählen und mitnehmen, der Rest geht verloren. Die Plätze hierfür lassen sich zwar auch aufwerten aber das fühlt sich einfach wie eine völlig unnötige Gameplay Mechanik an, durch die einfach nur die Spielzeit in die Länge gezogen wird. Die Gegnervielfalt ist noch ganz ok, hätte aber gerne etwas größer sein können. Richtig gut gelungen sind die vier Boss Kämpfe, die durchaus Kreativität und Abwechslung bieten.

Die Steuerung ist zwar wunderbar einfach aber leider auch sehr schwammig. Neben Laufen und Springen kann Scary natürlich auch Dashen und einen Doppelsprung. Ob das bei einem Geist, der über den Boden schwebt, Sinn ergibt steht auf einem anderen Blatt. Jede Waffe hat einen leichten und einen starken Angriff und man kann eine Spezialfähigkeit nutzen, die allerdings erst aufladen muss. Eigentlich alles da, was man so braucht aber leider gibt es weder Invincibility Frames während des Dashens, noch kann man präzise die Angriffe ausführen, geschweige denn einen Angriff mit einem Dash unterbrechen. Nach dem Starten einer Attacke reagiert Scary noch auf Richtungswechsel, also falls man nach rechts geschaut hat während man den Button für einen Schlag gedrückt hat und dann sofort nach Links ausweicht, dann erfolgt der Schlag leider auch nach Links und nicht, wie erwartet nach Rechts. Das ist mega nervig und hat mich einiges an Lebensenergie gekostet. Und zwischen Dash und Angriff ist immer eine deutlich spürbare Pause von einigen Millisekunden, durch die man als Spieler zusätzlich behindert und verwirrt wird. Ebenfalls nervig ist, dass man durch einige Plattformen nicht von unten durch springen kann, obwohl sie optisch danach aussehen. An der Steuerung sollte wirklich dringend noch nachgebessert werden, besonders bei Roguelites / Roguelikes muss die Steuerung einfach absolut zuverlässig, vorhersehbar und präzise sein, um nicht zu frusten. Man kann auch nicht das Steuerkreuz für die Bewegung nutzen, denn damit schwenkt man die Kamera, eine Funktion, die ich eher auf dem rechten Stick vermutet hätte. Leider lassen sich die Buttons nicht frei belegen und es gibt auch kein alternatives Steuerungsschema – zumindest bei der getesteten PlayStation 5 Version.

Screenshot von Death or Treat

Grafik & Sound

Hier kommen wir zu dem Punkt, bei dem Death or Treat am Meisten glänzen kann, die wunderschöne handgezeichnete Grafik. Das kleine Indiespiel ist wirklich hübsch und niedlich. Die Hintergründe und Gegener sehen durchweg gut aus und der von Tim Burton's Nightmare before Christmas inspirierte Stil gefällt mir extrem gut. Leider gibt es aber auch hier ein Problem. Durch den fehlenden Kontrast und die reduzierte Farbpalette erkennt man oft nicht, was nur Hintergrund und was eine Wand oder Plattform ist. Nicht selten bin ich an Wänden hängengelblieben, von denen ich annahm, dass diese nur im Hintergrund liegen oder wollte auf Objekte springen, die keine sind. Das hätte man irgendwie optisch besser trennen müssen, um nicht zu solchen Problemen zu führen. Was die Performance angeht, so läuft Death or Treat auch noch nicht ganz rund. Es kommt auch nach dem Day 1 Patch noch zu Rücklern, Tearing und kleinen Grafikfehlern, insbesondere bei Gegneranhäufungen. Das ist zwar kein Showstopper aber durchaus unschön und wird hoffentlich noch behoben.

Der Soundtrack ist sehr angenehm und gut gewählt. Jede der vier Welten hat einen eigenen Musiktitel und der passt auch zum jeweiligen Thema. Die Boss Kämpfe hätten aber etwas mehr Dramatik vertragen können. Auch die Soundeffekte haben mir gut gefallen. Bei den Fledermäusen haben mich die Sounds allerdings etwas verwirrt, weil der Angriffssound entweder zu früh kommt oder die Fledermaus zu spät angreift. Irgendwie ist das Timing da seltsam und nicht wie erwartet oder üblich. Musik und Effekte lassen sich getrennt regeln.

Screenshot von Death or Treat

Fazit

Death or Treat kann leider nicht mit den Genregrößen mithalten. Es hakt einfach noch an zu vielen Stellen, um ein wirklich gutes Roguelite zu sein. Und auch abgesehen von den technischen Problemen, wie der schlechten Performance und der unpräzisen Steuerung bietet das Spiel einfach zu wenig Neues, um ganz oben mit zu mischen. Die durchaus sehr schicke und charmante Grafik, sowie die vielen witzigen Anspielungen auf Netflix, Youtube, TikTok & co. retten Death or Treat leider auch nicht aus der Mittelmäßigkeit.

Stellenweise wirkt es auch, als wäre mehr geplant gewesen, als es dann ins Spiel geschafft hat. So kommt man immer mal an stellen, wo man sich gefühlt für einen von drei Pfaden entscheiden kann aber es gibt immer nur einen möglichen Pfad. Mit etwas mehr Polishing wäre eine höhere Wertung drin gewesen, so wirkt das Spiel noch etwas unfertig. Es fehlt einfach an spielerischer Tiefe um über lange Zeit an den Bildschirm zu fesseln. Gerade Letzteres wäre aber wichtig, um den Spieler bei dem unnötig langen Grind zum Freischalten von Waffen und Fähigkeiten bei Laune zu halten. Wenn man erstmal alle 16 Waffen zur Auswahl hat, kann das Spiel durchaus Spaß machen aber der Weg dahin ist beschwerlich und gähnend lang.

Als Genre-Fan kann man sicher irgendwann mal zugreifen, wenn das Spiel reduziert ist und vielleicht wurden bis dahin ja auch noch ein paar der Probleme behoben. Zum jetzigen Zeitpunkt und Preis würde ich Death or Treat eher nicht weiterempfehlen.

Pro

  • sehr hübscher Grafikstil
  • nette Anspielungen und Wortspiele
  • gute Boss Kämpfe
  • abwechslunsgreiches Waffenarsenal

Contra

  • Sehr unpräzise Steuerung
  • häufige Grafik- und Performanceprobleme
  • langer langweiliger Grind
  • zu wenig Spezialfähigkeiten
  • unnötige Beschränkungen
  • langer Grind, zu hohe Upgrade-Kosten

Wertung

Testergebnis: 60%

6.0 Zufriedenstellend

Kaufempfehlung

50% Kaufempfehlung

50%Angebot abwarten

Getestet wurde Death or Treat auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.001.001 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Death or Treat wurde uns von Renaissance PR kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!