Deliver At All Costs · Test
Veröffentlicht am 02.06.2025 von Andreas Erber
Zustellung um jeden Preis!
Deliver At All Costs ist ein Action-Adventure-Spiel welches von Far Out Games entwickelt wurde. Das Spiel verspricht eine einzigartige Mischung aus chaotischem Gameplay, einer humorvollen, aber zunehmend düsteren Erzählung und einer offenen Welt, die an die frühen GTA-Titel erinnert. Der Fokus liegt jedoch auf unkonventionelle Liefermissionen im Amerika der späten 1950er Jahre. Besonders auf der PlayStation 5 und der PS5 Pro wird das Spiel durch die leistungsstarken Konsolen-Hardware unterstützt, die das Potenzial für flüssiges Gameplay und beeindruckende visuelle Darstellung bietet. Doch kann Deliver At All Costs die hohen Erwartungen erfüllen?
Far Out Games ist ein im Jahre 2021 gegründetes Entwicklerstudio mit Sitz in Göteborg, Schweden. Als kleines, unabhängiges Team hat sich das Studio zum Ziel gesetzt, innovative und erzählerisch starke Spiele zu entwickeln, die sich von Mainstream-Titeln abheben. Deliver At All Costs ist ihr erstes Projekt, das nach vier Jahren Entwicklungszeit veröffentlicht wurde.
Prime zum Nachspielen
Die Handlung von Deliver At All Costs spielt im Jahr 1959 und entführt Spieler:innen in drei fiktive Städte an der Westküste der USA: die karibisch anmutende Insel St. Monique, die abgelegene Kleinstadt Shellington Falls und die weitläufige Metropole New Reed. Im Zentrum der Geschichte steht Winston Green, ein ehemaliger Ingenieur der United States Atomic Energy Commission, kurz AEC. Winston wurde, nach einem beruflichen Rückschlag, bei der Kurierfirma „We Deliver“ angeheuert. Was zunächst wie eine skurrile Arbeitskomödie beginnt, entwickelt sich im Verlauf der etwa zehnstündigen Kampagne zu einer überraschend komplexen Geschichte.
Winston startet als Lieferbote in St. Monique und übernimmt zunächst scheinbar banale Aufträge, die jedoch durch seine unkonventionellen Methoden, wie das Liefern von explodierenden Feuerwerkskisten oder das Verkaufen verdorbener Wassermelonen, schnell aus dem Ruder laufen. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, als Winston von Visionen eines roten Fuchses heimgesucht wird, der mit seiner Vergangenheit verknüpft ist. Gleichzeitig wächst das Misstrauen seines Kollegen Donovan, der Winstons mysteriöse Vergangenheit hinterfragt.
Die Story ist einer der stärksten Aspekte des Spiels. Sie schafft es, humorvolle Momente mit einer zunehmend ernsten und emotionalen Handlung zu verbinden, was für ein abwechslungsreiches Erzähltempo sorgt. Allerdings wirkt die Handlung manchmal überambitioniert, da sie versucht, zu viele Themen aufzugreifen.
Gameplay & Steuerung
Das Action-Adventure mit isometrischer Perspektive (schräger Blick von oben herab) erinnert an Klassiker wie die frühen GTA-Spiele oder Chinatown Wars . Der Fokus liegt auf Liefermissionen, die oft absurde und physikbasierte Herausforderungen mit sich bringen. Spieler:innen steuern Winston und verschiedene Fahrzeuge, um Pakete unter Zeitdruck zu liefern, während sie Hindernisse, Polizei oder sogar rivalisierende Lieferfirmen umgehen müssen. Die Missionen sind abwechslungsreich, von der Lieferung brennender Fracht, bis hin zu waghalsigen Verfolgungsjagden oder improvisierten Verkaufsaktionen ist alles dabei. Die Kamera bietet lediglich 2 verscheidene Blickwinkel, die mit den Joysticks umgeschaltet werden können. Die Perspektiven erschweren manchmal die Orientierung, besonders in engen Stadtgebieten, wo die Kamera gelegentlich Objekte verdeckt und auch bei schnellen Autofahren wäre ein automatisiertes, größeres Blickfeld von Vorteil gewesen.
Ein Highlight ist ganz klar die Physik-Engine, die für chaotische, aber unterhaltsame Momente sorgt. Beispielsweise wenn ein Laster mit Feuerwerk explodiert oder ein Fahrzeug spektakulär von einer Brücke stürzt.
Die Steuerung ist auf mit dem Controller der PlayStation präzise und reaktionsschnell. Der DualSense-Controller glänzt durch adaptive Trigger und haptischem Feedback.
Die offene Welt ist zwar atmosphärisch, aber außerhalb der Hauptmissionen relativ leer, mit nur wenigen Nebenquests und sammelbaren Fahrzeugen, die für Abwechslung sorgen.
Checkpoints sind großzügig verteilt, was den Frust bei Fehlschlägen minimiert, aber auch die Spannung etwas mindert. Manche Missionen, wie eine uninspirierte Stealth-Sequenz oder eine Aufgabe, bei der man Führungskräfte erschrecken soll, wirken unausgereift und brechen den Spielfluss. Dennoch überzeugen die kreativen Ideen und die Freiheit, Missionen auf unterschiedliche Weise anzugehen, sei es durch riskante Abkürzungen oder das bewusste Auslösen von Chaos.
Auf der PS5 Pro profitiert das Spiel von Sonys PlayStation Spectral Super Resolution (PSSR), das eine schärfere Darstellung und stabilere Framerates ermöglicht. Während die Standard-PS5 das Spiel in 4K mit 60 FPS solide darstellt, glänzt die Pro-Version mit verbesserten Texturen und flüssigeren Animationen, besonders in actionreichen Szenen. Die Ladezeiten sind auf beiden Konsolen nahezu nicht existent, was den Spielfluss erheblich verbessert.
Grafik & Sound
Grafisch ist Deliver At All Costs ein gemischtes Erlebnis. Die isometrische Perspektive und der Retro-Stil der späten 1950er Jahre schaffen eine charmante Ästhetik, die an Pulp-Magazine und B-Movies erinnert. Die Schauplätze wie St. Monique sind detailreich gestaltet, mit lebendigen Farben und abwechslungsreichen Umgebungen, die von tropischen Stränden bis zu neonbeleuchteten Großstadtstraßen reichen. Auf der PS5 Pro kommen die verbesserten Raytracing-Funktionen und PSSR zum Einsatz, die Schatten, Reflexionen und Texturen schärfer wirken lassen. Beispielsweise sehen die Wasseroberflächen in St. Monique oder die beleuchteten Straßen von New Reed auf der Pro-Version noch etwas realistischer aus. Dennoch ist die Grafik kein technisches Meisterwerk, da die begrenzten Ressourcen von Far Out Games sichtbar sind. Manche Texturen wirken grob, und die Animationen der NPCs können steif erscheinen. Vor allem die Zwischensequenzen sind ziemlich schwach prodruziert und bieten keine wircklich gute Qualität.
Der Soundtrack ist ein absolutes Highlight. Die Musik, eine Mischung aus Rockabilly, Jazz und orchestralen Klängen, fängt die Ära perfekt ein und unterstreicht die wechselnden Stimmungen von humorvoll bis dramatisch. Da macht sich sofort eine Art Cuba-Feeling breit! Die Sprachausgabe ist solide, mit Winston und den Nebencharakteren, die durch charismatische Darbietungen zum Leben erweckt werden. Die Soundeffekte, wie das Krachen von Kollisionen oder das Knistern von Feuerwerk, sind überzeugend und nutzen, mit dementsprechendem Equipment, die Tempest 3D AudioTech der PS5 für ein immersives Klangerlebnis. Gelegentliche Audiobugs, wie sich überschneidende Dialoge, trüben das Erlebnis nur leicht.
Fazit
Deliver At All Costs ist ein ambitioniertes Debüt von Far Out Games, das mit seinem einzigartigen Konzept und einer fesselnden Mischung aus Humor und Drama überzeugt. Die Geschichte von Winston Green bietet überraschende Wendungen und eine emotionale Tiefe, die man in einem Spiel über chaotische Liefermissionen nicht unbedingt erwartet. Das Gameplay ist ein unterhaltsamer Mix aus Physik-basiertem Chaos und kreativen Missionen, auch wenn die offene Welt und manche Aufgaben unausgereift wirken. Auf der PS5 und besonders der PS5 Pro läuft das Spiel technisch einwandfrei, mit der Pro-Version, die durch verbesserte Grafik und Performance punktet. Der Soundtrack und die Sprachausgabe sind erstklassig.
Gesamt betrachtet ist das Spiel kein Meisterwerk, aber ein charmanter und unkonventioneller Titel, der besonders Fans von Retro-inspirierten Action-Adventures anspricht. Für Spieler:innen, die eine frische Alternative zu den üblichen Open-World-Titeln suchen, ist Deliver At All Costs definitiv einen Blick wert. Besonders, wenn man die moderate Preisgestaltung von 29,99€ (UVP) berücksichtigt.
Pro
- fesselnde und überraschende Story
- kreative, physikbasierte Missionen für chaotischen Spaß
- großzügige Checkpoints reduzieren Frustration
- flüssige Performance auf PS5/Pro (besonders mit PSSR-Unterstützung auf der Pro Konsole)
- starker Soundtrack der 1950er-Jahre
- solide Sprachausgabe
Contra
- offene Welt wirkt außerhalb der Hauptmissionen etwas leer
- isometrische Perspektive kann in engen Bereichen unübersichtlich sein
- manche Missionen wirken unausgereift
- Grafik ist solide, aber nicht auf Triple-A-Niveau
- gelegentliche Audiobugs und sich überschneidende Dialoge
- Handlung versucht, zu viele Themen in kurzer Zeit abzudecken
- geringer Wiederspielwert
Wertung
8.0Gut
Kaufempfehlung
90%Absoluter Pflichtkauf
Getestet wurde Deliver At All Costs auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.000.002 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Deliver At All Costs wurde uns von Konami kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!