Review

El Hijo - A Wild West Tale · Test

Veröffentlicht am 26.03.2021 von Tobias Creter

Titelbild von El Hijo - A Wild West Tale (PC, PS4, Switch, Xbox One)

Mit der Steinschleuder in den Wilden Westen

El Hijo - A Wild West Tale ist ein Stealth-Spiel im Spaghetti Western Szenario. Der kleine 6-jähriger Junge El Hijo wird von seiner Mutter getrennt und setzt alles daran, sie wieder zu finden. Dabei schleicht er sich an Mönchen, Cowboys und Hunden vorbei, nutzt diverse Spielzeuge, wie zum Beispiel eine Steinschleuder, um für Ablenkung zu sorgen oder den Weg frei zu machen. Es gilt kleine Rätsel zu lösen und möglichst ungesehen durch die 30 Levels zu kommen. Das Spiel ist nominiert für den Deutschen Computerspielpreis (DCP) 2021 und bereits seit dem 3. Dezember 2020 auf Steam erhältlich. Nun folgen die Konsolenversionen für Xbox One, PlayStation 4 und Nintendo Switch. Ob sich der Kauf für euch lohnt erfahrt ihr in diesem Test.

Screenshot von El Hijo - A Wild West Tale

Der kleine El Hijo sucht seine Mama

Nein, das ist keine Durchsage im Kaufhaus und El Hijo, der 6-jährige Junge, den ihr in diesem Spiel begleitet möchte auch nicht im Bälleparadies abgeholt werden. Man startet als El Hijo in einem Dorf und folgt der Mutter zu einem Grab. Ganz offensichtlich liegt dort sein Vater begraben, an was er gestorben ist wird nicht erklärt. Es scheint aber schon eine Weile her zu sein, denn beide sind fröhlich und haben die Trauer wohl bereits hinter sich gelassen. Zusammen mit der Mutter schleicht man wenig später unter anderem an Vogelscheuchen vorbei und lernt dabei die wichtigsten Stealth- und Steuerungsmechaniken. Als die beiden vom Spielen zurück kehren müssen sie mit ansehen, wie fiese Banditen ihr Haus abfackeln. Um ihren Sohn zu schützen bringt sie ihn darauf hin in ein Kloster und sie selbst wird von den Banditen gefangen genommen. So beginnt El Hijos Reise damit, dass er es erstmal aus dem Kloster raus schaffen muss...

Screenshot von El Hijo - A Wild West Tale

Gameplay & Steuerung

El Hijo ist ein Stealth Spiel, bei dem man möglichst ungesehen an den Gegnern vorbei kommen muss. Wird man doch entdeckt kann man zwar noch versuchen wegzurennen aber in den meisten Fällen ist man zu langsam um noch zu entkommen. Dann startet man erneut am letzten Checkpoint. Die Checkpoint sind meist fair platziert und so kann man auch mal etwas ausprobieren und riskieren dabei geschnappt zu werden. Genau genommen muss man das sogar, denn das Spiel setzt stark auf Trial & Error. Für meinen Geschmack etwas zu sehr, denn die Gegner verhalten sich nicht immer erwartungsgemäß. Oft wird man auch außerhalb des Sichtkegels entdeckt oder im umgekehrten Fall wird ein Spielzeug im Sichtkegel einfach öfter mal ignoriert. Solange man sich im Dunkeln aufhält wird man nicht gesehen, selbst wenn man direkt an einem Gegner vorbei läuft. Das ist zwar nicht besonders realistisch aber vereinfacht die Schleicherei natürlich sehr. So versteckt man sich hinter Vorhängen, in Vasen und Schränken oder unter Tischen und bleibt natürlich wenn möglich immer im schützenden Schatten. Gut gefallen haben mir die Rätsel, die von einfachem Licht aus schießen bis zu komplexen Schieberätseln reichen. Leider wiederholen sich die verschiedenen Rätseltypen sehr schnell, hier wäre noch etwas mehr Abwechslung gut gewesen. Auch die Lorenfahrten und der Zug waren eine schöne Ergänzung. Die Loren sind in den Kurven aber etwas zu sensibel und die Zeitfenster, die hier über Erfolg oder Niederlage entscheiden, oft sehr klein.

In einigen der insgesamt 30 Levels schlüpft man übrigens auch mal in die Rolle von El Hijos Mutter, die über geringfügig andere Fähigkeiten verfügt. Im Prinzip spielt sie sich aber sehr ähnlich – trotzdem eine willkommene Abwechslung.

Die Steuerung ist einfach gehalten und somit schnell erlernbar. Bewegt wird El Hijo mit dem linken Stick und es gibt je eine Taste für Interagieren, Ducken / Verstecken und Rennen. Mit dem D-Pad wählt man die Spielzeuge aus, mit denen man Rätsel lösen und Gegner ablenken kann. Wenn man die Taste für den Vogel-Modus hält, zoomt die Kamera ein wenig weiter raus und man sieht die Sichtkegel der Gegner. Anfangs startet man nur mit Steinen zum Werfen, im weiteren Spielverlauf kommen weitere Spielzeuge hinzu, die immer gut erklärt werden. Von jedem Spielzeug kann man immer nur maximal 3 Teile tragen.

Screenshot von El Hijo - A Wild West Tale

Grafik & Sound

Das Stealth Spiel El Hijo - A Wild West Tale kommt in einer sehr niedlichen Comikgrafik daher, die mir persönlich gut gefallen hat. Die Levels sind detailreich und es gibt unterschiedliche Gebiete, die sich optisch voneinander unterscheiden. Auch die Zwischensequenzen sind liebevoll illustriert und fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Durch den Verzicht auf Gewaltdarstellung ist das Spiel auch für Kinder geeignet, die erste Schritte im Stealth Genre wagen wollen.

El Hijo kommt ohne Sprache aus. Die Story wird über kurze Zwischensequenzen transportiert. Alle Texte sind auch auf Deutsch verfügbar. Das Spielgeschehen wird von einem sehr zurückhaltenden und angenehmen Soundtrack begleitet, der insgesamt gut zum Wild West Setting passt. Allerdings empfand ich die Hintergrundmusik auf Dauer als etwas zu monoton, da die einzelnen Stücke recht kurz sind und sich somit auch schnell wiederholden. Wem das zu nervig wird, der kann die Lautstärke der Musik aber auch getrennt von den Soundeffekten runter regeln. Die Soundeffekte sind gut gewählt.

Screenshot von El Hijo - A Wild West Tale

Fazit

El Hijo - A Wild West Tale bietet einen guter Einstieg ins Stealth Genre. Die Schleichmechanik ist relativ simpel gehalten und die Steuerung ist schnell zu erlernen. Die Grafik im Comiklook gefällt mir gut und durch die gewaltfreie Darstellung ist das Spiel auch sehr gut für jüngere Gamer geeignet. Allerdings könnten dann die Rätsel teilweise etwas zu knifflig sein. Zudem ist bei den zahlreichen Trial & Error Passagen auch ein hohes Frustpotential vorhanden. Insbesondere die Hunde empfand ich als sehr nervig, weil sie extrem sensibel sind und El Hijo auch weit über den eigentlichen Sichtkegel hinaus wahrnehmen.

Mich hat El Hijo - A Wild West Tale für ca. 6-7 Stunden gut unterhalten. Wer möchte kann danach noch alle im ersten Durchlauf übersehenen Kinder suchen, sowie jedes Level komplett unentdeckt durchspielen. Dazu fehlte mir persönlich aber der Anreiz. Die Rätsel und Gameplay Mechaniken wiederholen sich einfach etwas zu oft und es fehlt ein wenig an frischen Ideen, um zu einem erneuten Durchspielen zu motivieren.

Stealth Veteranen werden vermutlich bessere und komplexere Stealthmechaniken bevorzugen als sie hier zu finden sind. Wer ein unterhaltsames und familienfreundliches Schleichspiel für Zwischendurch sucht, der sollte sich El Hijo zumindest mal genauer anschauen.

Pro

  • sehr niedliche Comikgrafik
  • knifflige Rätsel
  • oft mehrere Lösungswege
  • auch für Stealth Anfänger geeignet

Contra

  • Gegner KI manchmal unvorhersehbar
  • Gameplay etwas eintönig
  • zu wenig frische Ideen
  • zu viel Trial & Error

Wertung

Testergebnis: 7.5

7.5 Gut

Kaufempfehlung

70% Kaufempfehlung

70%Empfehlenswert

Getestet wurde El Hijo - A Wild West Tale auf PS4 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.00 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für El Hijo - A Wild West Tale wurde uns von Handy Games kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!