Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin Remastered · Test
Veröffentlicht am 10.10.2019 von DevilBearCGN
Frische Farben ohne Waschmaschine
“Remastered” ist eine feine Sache in der Spielebranche. Eine sehr gute Gelegenheit mehr oder weniger wahre Schätze aus der Mottenkiste herauszuholen. Leicht entstaubt bringt man diese wieder auf den Markt und beglückt neue Generationen und alte Fans. Besonderes bei der zweiten Gruppierung in der Regel leicht dazu verdientes Geld, bei der Anderen ein Risiko, da sich die Vorlieben stetig im Wandel befinden.
“Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin” erblickte 2011 (Europa erst 2013) die virtuelle Welt der PS3 und wurde im September dieses Jahres für die Plattformen Nintendo Switch, PlayStation 4 und Microsoft Windows erneut veröffentlicht. Ist es aus heutiger Sicht weiterhin eine Perle der Rollenspiele und wird es mit den jungen Dingern aus diesem Genre mithalten können?
Dramatischer Anfang - Damals wie Heute
Wie halt Jungs oft so sind, interessieren sich auch der 13-jährige Protagonist Oliver und sein Kumpel Philipp für fahrbare Untersätze, am besten selbst gebastelt. Kaum ist das gebaute Konstrukt fertig, treffen sich die Kids heimlich in der Nacht, um es zu testen. Dummerweise landet bei der Fahrt der Held der Geschichte im Fluss seiner Stadt - namens Motorville - und droht dabei zu ertrinken. Da Mütter innere und sensible Antennen für ihre Sprösslinge entwickeln, spürt seine Mama Ally die Gefahr und kann ihn rechtzeitig vor dem Ertrinken retten. Allerdings für einen hohen Preis: sie erleidet einen Herzinfarkt und stirbt kurz danach im Krankenbett.
Ein paar Tage später. Die Trauer des Knaben ist verständlicherweise riesengroß. Er sitzt in seinem Zimmer und weint. Dabei treffen seine Tränen ein Geschenk seiner Mutter in Form einer Puppe. Durch einen Fluch dort gebannt und endlich wieder frei, wird Tröpfchen - auch genannt großer Großfürst derFeen (eine optisch so untypische männliche Fee, die man so bisher in Filmen und Spielen noch nicht gesehen hat) - wieder zum Leben erweckt. Er erkennt in Oliver den Reinherzigen, dessen Bestimmung es ist, seine Parallelwelt vor den bösen Dschinn Shadar zu retten. Zwar zögert Dieser anfangs, aber als er von der Fee erfährt, dass es in beiden Welten miteinander verknüpfte Seelenverwandte in Form von Doppelgängern gibt, funkt Hoffnung in seinem Herzen wieder auf, denn Allys Gegenstück, die große Weise Alice, ist noch am Leben. Gefangen genommen von dem - jetzt gemeinsamen Feind - Shadar. Kann die Befreiung von Alice seine Mutter retten? Die Hoffnung wächst in Oliver immens! Schnell ein Portal geöffnet und ab gehts ins Unbekannte für den Jungen und das Bekannte für die Fee. Kaum dort angekommen, gilt es mächtige Magierinnen und Magier zu suchen um seine neuen Fähigkeiten zu erweitern. Denn der absolute Endgegner ist nicht nur stark, sondern auch böse! Und warum überwacht die weiße Königin jeden seiner Schritte?
Vertrauen ist gut, Vertraute sind besser!
Das Abenteuer beginnt ganz harmlos mit einer Stöckchensuche. Schließlich benötigt der Reinherzige, bei dem es sich um einen Magiebegabten handelt, einen brauchbaren Zauberstab, damit als erste Amtshandlung das Portal für die Parallelwelt erscheinen kann. Glücklicherweise kommt es zu einer Begegnung (von mehreren) mit einem Mädchen, das ausschließlich für Oliver sichtbar ist und die, nach deren Verschwinden, einen echten Stab mit Runen hinterläßt. Somit ist die Aufgabe schnell erledigt und die Beiden wechseln die Umgebung.
Sofort kommt es, als Tutorial verpackt, zum Probekampf mit Einem der Phantasiewesen aus diesem Universum. Die Fee ist zwar ein hilfsbereites (und ziemlich freches Wesen), allerdings als Berater vorhanden und greift nur sehr (sehr) selten in Form von Sequenzen ins Geschehen ein, während der Held sich anfangs alleine ins Getümmel stürzt. Allerdings werden mit der Zeit nicht nur das Spektrum der Zauber für Kampf oder Umgebung erweitert, um Rätsel zu lösen oder anderen Spielfiguren zu helfen, sondern auch nach und nach das Arsenal von unterstützenden Wesen - namens Vertraute - in verschiedenen Kategorien unterteilt. In der ersten Zeit als Geschenke verpackt und später als gezähmte, ehemalige Gegner (jeweils Eins einer Gattung). Das Talent der Bändigung besitzt Oliver selber zwar nicht, aber zu was hat man später mitreisende, neue Freunde.
Besonders bei den Zufalls- oder storybedingten Battles bemerkt man eine gewiße Hektik, die sich verstärkt bei den Bossgegnern breit macht. Diese finden in Echtzeit statt und da immer nur der Knabe und später auch seine zukünftigen Begleiter oder jeweils - zeitlich begrenzt - Einer ihrer maximal drei aktiven Vertraute (Drei weitere sind auf der Reservebank und 400! können gelagert werden) kämpfen dürfen, muss schnell entschieden werden, welche drei Figuren gleichzeitig den Feinden eins über die Rübe geben dürfen. Lieber die Starken oder die Magiebegabten mit z.B. Heilen oder feuerartigen Angriffen im Angebot. Die Mischung entscheidet in der Regel über Sieg oder Niederlage. Besonders Diese ist bitter, da man entweder kostenlos den letzten Speicherstand laden darf oder gegen einen finanziellen Obolus, kurz vor der Auseinandersetzung, wieder starten muss.
Nach einem Erfolg gibt es für alle auch bei “Ni no Kuni” die RPG und JRPG typischen Erfahrungspunkte für Stufenanstiege, ab und zu neue Fähigkeiten, Gegenstände (viel Platz in der Sammeltasche - juhu) und Geld. Ersteres gilt auch für die aktiven Vertrauten, die ebenfalls dem gleichen Levelsystem angehören und sich bei den Gegenständen besonders über gefundene Leckereien freuen. Werden sie damit gefüttert verbessern sich ihre Skillwerte (max. 10 Zusatzpunkte) wie z.B. Flinkheit und magische Abwehr und auch der Freundschaftsstatus mit ihren Besitzern. Aber nicht alles auf einmal mampfen lassen! Sonst gibt es eine Übersättigung. Und werden die kleinen Racker schön gelevelt, wird irgendwann eine Evolution angeboten, vorausgesetzt man hat den passenden Katalysator im Sammeltäschchen. Zwar beginnt das Wesen wieder mit leichten Abzügen auf der ersten Stufe, aber die Entwicklung ist dann stärker und magischer als vorher.
Eine Besonderheit ist Olivers weiteres Talent Gefühle (z.B. Enthusiasmus) in einer Phiole zu sammeln oder zu verschenken. In der Regel ein Bestandteil, neben Monsterjagden, von gewinnbringenden Nebenquests. Hat ein NPC einen Überschuss, darf er spenden. Ist er ein Opfer des Dschinns (der gemeine Kerl hat Schuld daran), hat er zu wenig und bekommt zum Flicken seines Herzens, die fehlende Empfindung als Geschenk. Zur großen Überraschung betrifft dieses Problem später auch die Seelenverwandten aus Olivers eigener Welt. Gottseidank funktioniert das Zauberportal in beide Richtungen. Denn manchmal hilft es die Probleme des Doppelgängers zu lösen oder die Sorgen des anderen Ichs zu beseitigen und zu erkennen.
Die Sichtweise in Motorville ist durch eine vorgegebene Kameraführung strikt vorgegeben und folgt den Bewegungen des Heldens. Nachteil dabei: manchmal ist der Junge optisch verschwunden, weil ein Haus oder ein Torbogen im Weg ist. Da man sich meistens in Tröpfchens Heimat aufhält, ist das nicht so tragisch und dort wird der Spieler mit einer “Lauffreiheit” von 360 Grad aus der Vogelperspektive beglückt. Betritt man die jeweiligen Lokationen, ändert sich der Blickwinkel in der Regel in die Third-Person. Das trifft auch zusätzlich auf die Kämpfe zu. Je nachdem wer als Anführer oder Vertrauter gewählt wurde, ist dann der jeweilige Star der Auseinandersetzung.
Grafik & Sound
Dungeons, Waldgebiete (beides mit festen Speicherplätzen), Städte und eine riesige Außenwelt (beides mit flexibler Speicherfunktion), alles mit lieblichen Melodien untermalt und in der Originalversion schon sehr detailliert dargestellt. Die Farben nebst die Konturen der Figuren, Häuser, etc. wurden dank 4K - im Vergleich zur Originalversion - zeitgemäß für die Playstation 4 aufgehübscht (bei der Switch-Version handelt es sich um eine reine Portierung. Es gibt daher erneut viel zu entdecken.
Fazit
“Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin” begeisterte schon 2011 mit seiner Handlung, seinen Bewohnern auf beiden Seiten und seiner Masse an Abenteuern inklusive vieler Spielstunden. Bei der remasterten Version wurde lediglich die grafische Präsentation dem heutigen technischen Standard angepasst und detaillierter und farbenfroher dargestellt. Als hätte man ein Gemälde bei der Restauration ordentlich entstaubt, den Anstrich neu überpinselt und die Konturen nachgezeichnet. In diesem Fall die richtige Entscheidung, die Essenz beim Konsolenwechsel zu bewahren und nicht durch neue Figuren oder Kapitel kaputt zu erneuern.
Pro
- visuelle Verbesserung
- gelungener Wechsel auf aktuelle Unterhaltungsmedien
- für jüngere Generationen zugänglich
Contra
- Kämpfe besonders bei Bossgegnern stressig
- hohe Anzahl Vertrauter führt zur Unübersichtlichkeit
- starres Laufen in der “Normal”-Welt
Wertung
8.5 Sehr gut
Kaufempfehlung
85%Sehr empfehlenswert
Getestet wurde Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin Remastered auf PS4 von DevilBearCGN. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1:00 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin Remastered wurde uns von Bandai Namco Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!