Steel Seed · Test
Veröffentlicht am 28.04.2025 von Andreas Erber
Storm in a Teacup - ein Studio, dass man sich merken sollte!
Steel Seed wurde Storm in a Teacup entwickelt und von ESDigital Gamesveröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein Sci-Fi-Stealth-Action-Abenteuer, das am 22. April 2025 für PlayStation 5, Xbox Series X|S, PC und Nintendo Switch erschienen ist. Das Game verspricht eine düstere, futuristische Welt, in der die Menschheit am Rande der Auslöschung steht, und kombiniert Stealth-Elemente, Parkour und dynamische Kämpfe. Besonders auf der PlayStation 5 und der PS5 Pro wird viel Wert auf technische Raffinesse gelegt, unterstützt durch die Möglichkeiten der Unreal Engine 5. Doch kann Steel Seed die hohen Erwartungen erfüllen, die durch seine ambitionierte Prämisse und das Erbe des Entwicklerstudios geweckt werden? Diese ausführliche Review beleuchtet Story, Gameplay, Grafik, Sound und mehr, um diese Frage zu beantworten.
Storm in a Teacup ist ein italienisches Indie-Studio mit Sitz in Rom, das 2013 von Carlo Ivo Alimo Bianchi gegründet wurde. Das Studio hat sich darauf spezialisiert, immersive und narrative Spiele mit hohem Produktionswert zu entwickeln. Bekannt wurde es durch Titel wie N.E.R.O.: Nothing Ever Remains Obscure (2015), ein atmosphärisches Adventure, und Close to the Sun (2019), ein storygetriebenes Horror-Abenteuer, das mit seiner Bioshock-ähnlichen Ästhetik überzeugte. Mit Steel Seed wagt sich das Studio in den AA-Markt und kombiniert Stealth-Action mit einer ambitionierten Sci-Fi-Welt. Trotz gemischter Kritiken zeigt Storm in a Teacup mit jedem Projekt Fortschritte in Sachen technische Raffinesse und künstlerische Vision, bleibt aber oft hinter den Erwartungen an erzählerische Tiefe zurück. Das Studio arbeitet mit einem internationalen Team und legt Wert auf einzigartige visuelle Stile, was Steel Seed zu einem weiteren Beweis ihrer gestalterischen Stärken macht.
Ihr seid Zoe und schleicht durch eine post-apokalyptische Welt.
Die Handlung von Steel Seed versetzt Spieler:innen in eine post-apokalyptische Welt, in der ein katastrophales Ereignis die Erde unbewohnbar gemacht hat und Maschinen die Kontrolle übernommen haben. Die Protagonistin Zoe erwacht in einem kybernetischen Körper in einer unterirdischen Anlage, ohne klare Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Ihre letzten Erinnerungen kreisen um ihren Vater, einen brillanten Wissenschaftler, der sie offenbar durch eine experimentelle Technologie gerettet hat. Begleitet von ihrem Drohnen-Companion Koby, macht sich Zoe auf, die Geheimnisse der Anlage zu lüften und die Menschheit vor dem endgültigen Untergang zu bewahren.
Die Prämisse klingt vielversprechend und greift klassische Sci-Fi-Themen wie Mensch vs. Maschine und die Frage nach Identität auf. Leider entfaltet die Geschichte dieses Potenzial nicht vollständig. Die Erzählung bleibt oberflächlich und vorhersehbar, mit Dialogen, die oft an die Ära der PlayStation 2 erinnern. Zoe’s Interaktionen mit Koby, dessen unverständliches Piepsen an R2-D2 erinnert, sind zwar charmant, aber auch repetitiv und tragen wenig zur Tiefe der Handlung bei. Cutscenes sind selten und bieten nur begrenzten Kontext, was die emotionale Bindung an die Charaktere erschwert. Trotz einiger interessanter Wendungen gegen Ende fühlt sich die Story wie eine verpasste Gelegenheit an, die ambitionierte Welt des Spiels wirklich zum Leben zu erwecken.
Gameplay & Steuerung
Steel Seed ist ein Hybrid aus Stealth, Action und Parkour, mit einem Hauch von Souls-like-Elementen. Spieler:inen steuern Zoe, die durch eine labyrinthartige unterirdische Anlage navigiert, während sie Rätsel löst, Gegner umgeht oder bekämpft und Plattform-Passagen meistert. Der Fokus liegt dabei offensichtlich auf Stealth, da direkte Kämpfe, besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden, schnell tödlich enden können. Zoe kann sich ducken, in speziellen Bereichen unsichtbar werden und Gegner lautlos eliminieren. Koby, die Drohne, spielt eine aktive Rolle, indem sie Gegner markiert, Schalter aktiviert oder Ablenkungen schafft.
Die Steuerung ist auf der PS5/Pro präzise, mit flüssigen Bewegungen, die besonders in den Parkour-Abschnitten glänzen. Das DualSense-Controller-Feedback verstärkt die Immersion, etwa durch haptisches Feedback bei Sprüngen oder Kämpfen. Allerdings gibt es auch Schwächen: Das Kampfsystem ist unausgewogen, mit Gegnern, die oft zu viel Schaden aushalten, was direkte Konfrontationen frustrierend macht. Die Vielfalt der Gegner und Fähigkeiten bleibt begrenzt, was die Spieltiefe spürbar einschränkt. Ein Fortschrittssystem, bei dem Fähigkeiten durch das Erfüllen von Herausforderungen (z. B. 20 Heilungen für eine verbesserte Heilung) freigeschaltet werden, fügt etwas Motivation hinzu, fühlt sich aber uninspiriert an.
Die Souls-like-Elemente, wie Checkpoints, die Gegner respawnen lassen, funktionieren, sind aber nicht so ausgefeilt wie in Genre-Vorbildern. Plattform-Passagen sind dank Kobys Interaktionen dynamisch, aber oft repetitiv. Insgesamt bietet das Gameplay solide Unterhaltung, leidet jedoch unter mangelnder Innovation und gelegentlichen Balance-Problemen.
Grafik & Sound
Visuell ist Steel Seed ein Highlight, besonders auf der PS5 Pro, wo die Unreal Engine 5 ihr Potenzial entfaltet. Die unterirdischen Anlagen sind detailreich gestaltet, mit beeindruckenden Lichteffekten, reflektierenden Oberflächen und einer düsteren, cyberpunkartigen Ästhetik. Die Architektur der Level, von riesigen Maschinenhallen bis hin zu engen Korridoren, ist atmosphärisch und lädt zum Erkunden ein. Auf der PS5 Pro profitiert das Spiel von höheren Auflösungen und stabileren Framerates (bis zu 60 FPS im Performance-Modus), während der Fidelity-Modus eine nahezu fotorealistische Darstellung bietet. Allerdings können einige Abschnitte zu dunkel sein, was die Navigation erschwert.
Der Soundtrack, komponiert von Andrea Remini (mit Beiträgen von Porcelain Pill), ist ein weiteres starkes Element. Die elektronische Musik passt perfekt zur Sci-Fi-Atmosphäre, mit subtilen, unheimlichen Klängen in ruhigen Momenten und intensiven Tracks während Action-Szenen. Die Surround-Unterstützung (Atmos) sorgt für ein immersives Klangerlebnis, bei dem Schritte, Explosionen und Maschinengeräusche präzise ortbar sind. Die Sprachausgabe ist solide, aber Zoe’s Monologe und Kobys Piepsen können auf Dauer ermüdend wirken. Insgesamt tragen Grafik und Sound maßgeblich zur Atmosphäre bei, auch wenn kleinere technische Mängel den Eindruck leicht trüben.
Fazit
Steel Seed ist ein ambitioniertes Projekt, das in vielen Bereichen glänzt, aber auch deutliche Schwächen zeigt. Die visuell beeindruckende Welt und der stimmige Soundtrack schaffen eine fesselnde Atmosphäre, während das Gameplay mit Stealth- und Parkour-Elementen solide Unterhaltung bietet. Doch die uninspirierte Story, das unausgewogene Kampfsystem und die repetitive Natur einiger Abschnitte verhindern, dass das Spiel sein volles Potenzial ausschöpft. Auf der PS5 Pro hebt die technische Raffinesse das Erlebnis, aber auch hier können kleinere Bugs und mangelnde Innovation die Immersion bremsen. Für Fans von Sci-Fi- und Stealth-Spielen ist Steel Seed eine lohnende Erfahrung, aber es bleibt ein Titel, der eher solide als herausragend ist.
Pro
- beeindruckende Grafik dank Unreal Engine 5, besonders auf PS5 Pro
- atmosphärischer Soundtrack und immersives Sounddesign
- flüssige Parkour- und Stealth-Mechaniken
- kreative Nutzung von Koby als Gameplay-Element
- solides Fortschrittssystem mit Herausforderungen
Contra
- oberflächliche und vorhersehbare Story
- unausgewogenes Kampfsystem
- repetitive Gegner und Levelabschnitte, Gegner-KI ist oft sehr stumpf
- gelegentliche technische Bugs
- zu dunkle Bereiche erschweren die Navigation
Wertung
8.0Gut
Kaufempfehlung
75%Empfehlenswert
Getestet wurde Steel Seed auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.000.006 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Steel Seed wurde uns von Cosmocover kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!