Review

The Lord of the Rings: Gollum · Test

Veröffentlicht am 29.05.2023 von Andreas Erber

Titelbild von The Lord of the Rings: Gollum (PC, PS4, PS5, Switch, Xbox One, Xbox Series)

Kalt sei Hand, Herz und Gebein. Kalt, wer reist fern von daheim. Er sieht nicht mehr, was vor ihm liegt, wenn Sonn' und Mondes' Licht versiegt.

The Lord of the Rings: Gollum ist eine offizielle Adaption und basiert auf den literarischen Werken von J. R. R. Tolkien. Das Game spielt parallel zu den in Der Herr der Ringe: Die Gefährten beschriebenen Ereignissen und ist ein Action-Adventure-Spiel und ein episches interaktives Erlebnis. Wobei epischen Momente leider so schnell wie Seifenblasen zerplatzen. Denn leider müssen wir vorab euch darüber aufklären, dass das Spiel recht unfertig wirkt und jede Menge Bugs und Grafikfehler besitzt. Doch dazu später mehr. Wir lassen uns die Suppe nicht versalzen und gehen das Spiel bedacht an.
Ihr spielt den rätselhaften Gollum auf seiner gefährlichen Reise und findet heraus, wie er die mächtigsten Charaktere in Mittelerde überlistet hat.

Screenshot von The Lord of the Rings: Gollum

Mittelerde lässt Grüßen!

Der Herr der Ringe: Gollum basiert auf der legendären Der Herr der Ringe-Trilogie von J.R.R. Tolkien und erzählt von Gollums Erlebnissen hinter den Kulissen der ersten Kapitel von Die Gefährten. Nachdem er seinen kostbaren Ring an Bilbo Beutlin verliert, entscheidet Gollum sich dazu, das Nebelgebirge zu verlassen und begibt sich auf ein gefährliches Abenteuer durch Mittelerde, auf dem er wohlbekannte Charaktere aus den Büchern sowie neue potenzielle Verbündete und Feinde trifft. Es wird den Spielern überlassen, ob Gollum bei wichtigen Entscheidungen die Oberhand behält, oder ob sie sich eher auf die Seite seines Hobbit-Ichs Sméagol stellen. Um die Gefahren zu überstehen, denen er auf seinen Abenteuern begegnet, muss Gollum seine ganze Gerissenheit nutzen, von sich ablenken und an seinen Feinden vorbeischleichen, während er die vertikal angelegten Umgebungen erklimmt.

Screenshot von The Lord of the Rings: Gollum

Gameplay & Steuerung

Das Gameplay konzentriert sich vor allem auf Klettereinlagen, die allesamt viel zu einfach ausfallen. Es gibt auch keine alternativen Wege, was das Spiel recht steril erscheinen lässt. Steril ist übrigens auch die Steuerung, denn selbst die einfachsten Aktionen, wie das Anvisieren und Besteigen von Leitern, erfordern sehr viel Geduld. Immerhin wurde dieses Problem durch ein Update spürbar verbessert! Auffällig ist, dass das gesamte Spiel von den Entwickler:innen vorgefertigt wurde, denn sobald eine Aktion nicht genau so ausgeführt wird, wie vom Studio erwünscht, führt dies schneller zum "Game Over" als es einem lieb ist. Die Rücksetzpunkte sind an manchen Stellen sehr ungünstig gewählt. Oft wird man viel weiter nach hinten geworfen, obwohl eine etwas längere Kletterpassage schon hinter sich gelassen wurde. Durch die langsamen Klettereinlagen zieht sich das Spiel unnötig in die Länge.
Minispiele sollen für Abwechslung sorgen, allerdings sind diese viel zu leicht und einfach nur nervtötend.

Die Gegner folgen ihrem strikt vorgegeben Weg und sollten umgangen werden, denn mit Gollum ist Schleichen angesagt, was an sich nichts Schlechtes ist. Wir lieben "Sam Fisher" und seine Heimlichtuerei, doch hier gibt es einfach keine wirkliche Herausforderung. Neben wir ein Beispiel her: 2 Wachsoldaten sollen belauscht und verfolgt werden. Wir dürfen uns nicht zu nah und auch nicht zu weit entfernen. Was mich gewundert hat ist, dass die Ferne kaum ein Problem war. Damit hat man vor Frustmomenten vorgesorgt, doch selbst wenn wir ziemlich nah an den Gegnern waren, juckte ihnen das nicht. Nur einmal wurden wir fast entdeckt und der schnelle Husch ins Gebüsch hat sie alles vergessen gelassen. Es wird einfach nicht nachgeforscht, was da jetzt war oder passiert ist. Gegner-KI ist einfach am Holzweg. Zum Kampf kommt es mit Gollum freilich nicht. Nur ungeschützte Feinde können von hinten erwürgt werden, wobei der Vorgang einfach viel zu lange dauert. Sicher mag Gollum nicht der Größte und Stärkste sein, doch ist das Timing einfach übertrieben.

Alternative Offline-Modi oder gar einen Koop-Modus oder Multiplayer gibt es leider nicht, was den Wiederspielwert schnell sinken lässt.

Features:

  • DIE VERGESSENE GESCHICHTE
    Er hat Gefahren überlebt, über die die meisten nicht zu sprechen wagen, angetrieben von dem einzigen Wunsch, das, was ihm gestohlen wurde, wieder in den Händen zu halten. Obwohl sein verzweifeltes Streben ein zentraler Bestandteil der von J. R. R. Tolkien erdachten Geschichte ist, wurde es nie im Detail erzählt. Verfolge zum ersten Mal die nie erzählte Geschichte von Gollum: ein Erlebnis, das den Büchern äußerst treu bleibt. Von seiner Flucht aus Mordor, wo er Saurons Mund und der Dämonenspinne Kankra entkam, bis hin zu den Kerkern des Elbenkönigs Thranduil, Legolas' Vater, hat Gollum auf seiner außergewöhnlichen Reise viele Abenteuer und Begegnungen erlebt.
  • ACTION UND TARNUNG
    Nachdem er über Hunderte von Jahren durch den Ring korrumpiert wurde, hat Gollum eine außergewöhnliche Beweglichkeit und einen scharfen Verstand entwickelt. Nutze seine einzigartigen Fähigkeiten, um legendäre Orte und schwindelerregende Höhen zu erkunden und zu infiltrieren. Finde deinen Weg an den Orks vorbei, während du den Dunklen Turm von Barad-dûr erklimmst und den Elben im geheimnisvollen Düsterwald entkommst. Gollum ist zwar kein Kämpfer, aber er ist mehr als fähig, einen unvorsichtigen Gegner zu erwürgen, wenn sich die Gelegenheit bietet ... oder einen kreativeren und weniger riskanten Weg zu finden, um sich aus Schwierigkeiten zu befreien.
  • EIN WESEN, ZWEI PERSÖNLICHKEITEN
    Gollum ist eine der faszinierendsten Charaktere im Universum von Der Herr der Ringe. In 500 Jahren hat er Ereignisse erlebt, die selbst die härtesten Wesen zugrunde richten würden. Aber Gollum bricht nicht; er biegt sich, er passt sich an ... Gequält von seiner gespaltenen Persönlichkeit, kann er bösartig und niederträchtig sein wie Gollum, aber auch freundlich und vorsichtig wie Smeagol. Es liegt an dir zu entscheiden, welche seiner Persönlichkeiten bei den schwierigen moralischen Entscheidungen, die die Zukunft deiner prekären Allianzen bestimmen werden, triumphieren wird.

Screenshot von The Lord of the Rings: Gollum

Grafik & Sound

Die Atmosphäre in diesem Gollum-Abenteuer ist so wunderbar, wenn da nicht diese ärgerlichen Grafikfehler im Spiel vorhanden wären, die sich zu den bereits genannten Gameplay-Bugs gesellen. Die PC-Version ist davon am stärksten betroffen. Zwar wird Mittelerde eindrucksvoll dargestellt und die Kulissen sehen sehr ansprechend aus, doch fühlen sich die Abschnitte recht leblos an. Die Gegner bewegen sich strikt auf ihrem vorgelegten Weg und das vermiest einem einfach alles.
Ja, die Entwickler:innen haben in grafischer Hinsicht zumindest versucht sich Mühe zu gegeben. Das kann man zweifelsohne beim Durchspielen immer wieder erkennen, doch so an manchen Stellen im Spiel, sowie die Figuren selbst hätten einfach mehr Feinschliff benötigt. Gerade Gollum sieht grafisch irgendwie misslungen aus. Gollum wirkt einfach unfertig, das Gesicht sieht in manchen Kamerapositionen einfach albern aus, da die Augen zu groß und in einem seltsamen Comic-Look hervorstechen. Auch die Harre passen nicht und wirken wie ein Fremdkörper. Einzig und allein der Körper selbst wurde ganz gut der Filmvorlage nachempfunden.

Ganz anders sieht es beim Sound aus. Der Soundtrack bringt Stimmung in das „Herr der Ringe“ Setting und die Soundeffekte hören sich akzeptabel an. Wobei sich auffällig viele Soundfiles wiederholen. Auch die Stimmwiedergabe von Gollum nervt mit der Zeit enorm. Sicher ist Gollum in der Filmvorlage dafür bekannt, dass er durch seine Schizophrenie viel mit sich selbst unterhält, doch ist das kein Grund Spieler:inenn damit zu überhäufen. Immerhin hat das Gollum eine deutsche Sprachausgabe, sowie einen deutschen, gut lesbaren Untertitel erhalten.

Screenshot von The Lord of the Rings: Gollum

Fazit

Gollum hat stets Angst um seinen Schatz, doch in diesem Fall könnte er ihn am Ende sogar behalten. Das gilt allerdings nur für Spieler:innen die ohnehin wenig mit dem Herr der Ringe Genre anfangen können. Fans könnten trotz der vielen Bugs und nervigen Gameplay-Passagen Gefallen an dem Titel finden. Gollum ist ein geheimnisvoller Charakter und bewegt sich stets verdeckt vorwärts, um nicht in gegnerische Hände zu fallen. Die meiste Zeit verbringen Spieler:innen damit viel zu leichte Kletterpassagen zu meistern und Wachsoldaten auszuweichen. Nur Gegner ohne Rüstungshelm können beseitigt werden, alle anderen müssen durch Ablenkungsmanöver umgangen werden. Dazu kommen auch ein paar simple Minispiele die für Abwechslung sorgen sollten, doch der Plan der Entwickler:innen geht am Ende leider nicht auf. Zu viele Bugs, Grafikfehler und das sperrige Gameplay bringen Spieler:innen dazu sich folgendes zu denken: "Gollum, behalte dir deinen Schatz!" Leider haben die vielen Verschiebungen und die draus resultierende lange Entwicklungszeit nicht dafür gesorgt, dass Herr der Ringe Fans ein ordentliches Gollum-Spiel erhalten. The Lord of the Rings: Gollum rühmt sich mit seinem Namen, der Inhalt ist allerdings recht ernüchternd. Eine Kaufempfehlung können wir nur waschechte Gollum-Fans empfehlen und selbst die werden kein Lächeln ins Gesicht bekommen. Das Entwicklerteam hat sich zumindest kurz nach dem Release die Fehlentwicklung eingeräumt und versprechen das Spielerlebnis durch Updates zu verbessern. Das erste Update hat uns kurz vor der Fertigstellung dieser Review erreicht. Version 1.003.000 Dabei wurde beispielsweise der Bug beim Erklimmen von Leitern ausgebessert.
Am Ende wird es vermutlich auch nicht für eine Kehrtwende reichen. Gollum hat nichts mehr zu verlieren ... wie weit wird der kleine, habgierige Kerl gehen, um seine Ehre zurückzubekommen?

Pro

  • deutsche Sprachausgabe mit gut lesbaren deutschen Untertitel
  • die Herr der Ringe Atmosphäre wird relativ gut eingefangen
  • Grafik ist stellenweise überraschend gut und an manchen stellen unverständlich schlecht
  • erhebliche Bugs trüben den Spielspaß (gleich zu Beginn des Spiels kam es mit Gollum schon zu einem physikalischen Grafikbug)
  • Soundtrack untermalt das Spiel passend
  • Bewegungsabläufe der Charaktere wirkt meist realistisch

Contra

  • Gameplay ist stark vorprogrammiert, führt zu oft zum ungewollten Game Over
  • die meiste Spielzeit geht für langweilige Kletterpassagen drauf
  • Steuerung ist sehr ungenau (Leitern werden z.B. nur schwer angepeilt)
  • Respawn-Punkte sind unglücklich gesetzt und frustrieren
  • Gegner-KI ist eine Katerstrophe
  • kein Koop-Modus, kein Mehrspielermodus und keine alternativen Spielmodi
  • Charaktermodelle sehen teilweise albern und unfertig aus (vor allem Gollum selbst)
  • Soundeffekte wiederholen sich immer wieder und wirken aufgesetzt
  • langweilige Schlauchlevels (keine alternativen Routen oder offene Welten)

Wertung

Testergebnis: 65%

6.5 Zufriedenstellend

Kaufempfehlung

35% Kaufempfehlung

35%Nicht für Jeden geeignet

Getestet wurde The Lord of the Rings: Gollum auf PS5 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.003.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für The Lord of the Rings: Gollum wurde uns von Marchsreiter Communications kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!