Review

Cannibal Cuisine · Test

Veröffentlicht am 22.05.2020 von Andreas Erber

Titelbild von Cannibal Cuisine (PC, Switch)

Chase - Kill - Cook - Feed!

Als Entwickler und Publisher zugleich versucht sich Rocket Vulture an ein ganz außergewöhnliches Spielprinzip heran. Schon der Titel des Spiels verrät, dass hier nicht nur der Kochlöffel geschwungen wird. In Cannibal Cuisine, so die brutale Namensgebung, werden Messer auch anderwärtig verwendet. Veröffentlicht wurde das Spiel bisher für den PC und die Nintendo Switch.

Das Spielprinzip ist recht einfach erklärt. Als Erstes gilt es die richtigen Zutaten zu sammeln, welche anschließend im Kochtopf landen. Dieser steht bereits auf einer Feuerstelle. Dabei muss auf die Kochzeit geachtet werden, die durch einen füllenden Balken dargestellt wird. Sollte das Essen anbrennen, muss der Kochvorgang von vorne begonnen werden. Die Zeit tickt und lässt kaum Fehler zu. Die fertigen Gerichte müssen anschließend serviert werden. Für jedes korrekte Gericht gibt es Punkte. Nur durch Erreichen einer gewissen Punktezahl gibt es dann eine 1, 2 oder 3 Sternebewertung. Kann Cannibal Cuisine überzeugen oder wurde hier nur eine billige Kopie des konkurrierenden Spiels Overcooked erzeugt?

Screenshot von Cannibal Cuisine

Kommt mir irgendwie bekannt vor!?

Eines vorweg. Das gesamte Spiel erinnert sehr stark an das bekannte Overcooked Spiel, wovon es bereits 2 Teile gibt. In Cannibal Cuisine wird im Endeffekt dasselbe Ziel verfolgt. Doch hier gibt es einen kleinen feinen Unterschied.

Die Location verrät uns schnell, dass sich die Handlung auf einer Insel abspielt. Aus dem Erdreich eines Berges kommt der Kannibalen-Gott Hoochooboo mit einem hungrigen Magen hervor und schreit sofort nach einem ordentlichen Happen. Ein Inselbewohner wird vom Stammesoberhaupt beauftragt das Ungetüm stets korrekt und unter Zeitdruck zu füttern. Ansonsten müsse der tapfere Bewohner mit seinem Leben bezahlen. Bananen, Oberginen und Chili allein reiche dem gefräßigen Gott nicht. Da die Insel über kein Tierreich besitzt, müssen Touristen aus Fleisch und Blut daran glauben. Diese werden kurzerhand mit dem Küchenmesser zu Steaks verarbeitet. Doch Vorsicht! Die Touristen wehren sich dagegen.

Der kleine feine Unterschied in Cannibal Cuisine ist also, dass nicht menschliche Gäste die Gerichte bestellen, sondern die Anordnungen von Kannibalen-Gott Hoochooboo kommen und die Gäste selbst auf der Nahrungskette stehen.

Screenshot von Cannibal Cuisine

Gameplay & Steuerung

Eure Kochkünste sind gefragt, denn es gilt vorgegebene Gerichte so schnell wie möglich essfertig dem hungrigen Gott zu servieren. Diese Gerichte verlangen von den Spielern teils aufwendige Arbeitsschritte ab und gerade Einzelspieler werden es ziemlich schwer haben, da selbst das erste Level ziemlich fordernd sein kann. Der Schwierigkeitsgrad ist merklich eher für Mehrspielerpartien ausgelegt worden. Der Spielablauf kommt mir 3 Tasten-Belegungen des Switch-Controllers aus. Angreifen (B-Taste), greifen (A-Taste) und essen (X-Taste). Mit der X-Taste kann der eigene Charakter geheilt werden, doch für ein weiteres Stück Fleisch ist ein erneuter Angriff auf einen Touristen notwendig.
Ein Pausenmenü gibt es selbst im Einzelspielermodus nicht, da das Spiel nach einem Druck auf die Plus-Taste im Hintergrund weiterläuft. Gerade für spontane Spielsessions wäre eine Möglichkeit das Spiel unterbrechen zu können ein äußert wichtiges Feature. Eigentlich sollte dies zum Standard gehören. Sogar in den Online-Partien der „FIFA“ Serie kann das Spiel für eine kurze Zeit pausiert werden.
Einstellungen gibt es nur im Hauptmenü, welche lediglich die Spracheinstellung sowie die Lautstärkenbalance zwischen Musik und Soundeffekten beinhaltet. Die Sprache betrifft eigentlich nur die Untertitel, da es keine Sprachausgabe vorhanden ist. Man merkt, es gibt leider ein paar kleine Fehler die sich ins Spiel geschlichen haben

Zumindest im Mehrspielermodus kommt etwas mehr Schwung in das stressige Gameplay. Doch auch hier gibt es immer wieder Schwierigkeiten. Oft müssen schwimmende Holzfässer als Brückenverbindungen zu den Touristen und sonstigen Gemüsesorten missbraucht werden. Doch genau hier liegt die Schwierigkeit. Leider ist die Steuerung nicht präzise genug und der Sturz ins Wasser ist unvermeidlich. Bereits hier beginnt schon im ersten Abschnitt des Spiels der Frust, welcher sich durch die etwas zu kurz bemessene Zeit fortsetzt.
Wer in der Kampagne keine Lust hat sich nur gegen die Zeit messen zu lassen, kann sich im Versus-Modus versuchen. Hier kocht man sozusagen im Kochduell. Die schnellere Kochmannschaft mit den meisten Punkten gewinnt. Doch dieser Modus macht ebenfalls nur mit weiteren Mitspielern Sinn.
Die "Gegner" KI der Menschen ist eher träge. Oft kommt es vor, dass sich die Menschen auch mal nicht wehren und auch die Balance der erhaltenen Treffer stimmt kaum mit den selbst ausgeteilten Schlägen überein.

Lustig hingegen ist der Charakter-Editor, welcher es erlaubt seine Spielfigur zu Beginn eines jeden Levels nach Lust und Laune zu gestalten. Zur Auswahl stehen bunte Hautfarben, diverse Kopfbedeckungen, 4 unterschiedliche Handwaffen sowie die 4 Charaktereigenschaften. Mit den Eigenschaften kommt zumindest der taktische Aspekt etwas mehr zur Geltung.

Die 4 Eigenschaften sind wie folgt:

"TOTEM" > Stelle ein Totem auf, das Kannibalen in der Nähe heilt.
"FEUERTEAM" > Spucke Feuer und lasse Spieße doppelt so schnell braten. Damit kannst du auch Spieße auf dem Boden braten.
"SPRINT" > Sprinte mit aberwitzigem Tempo vorwärts. So kannst du kleine Abgründe und Gräben überqueren.
"STAMPFEN" > Erzeuge eine Schockwelle, die Feinde kurzzeitig verwirrt und betäubt.

Screenshot von Cannibal Cuisine

Grafik & Sound

Die Grafik erinnert sehr stark an „Overcooked“. Sowohl die Ansicht von oben als auch der Grafikstil sind enorm ähnlich. Hier hätte ein komplett frisches Setting gutgetan. Vielleicht ist es die Location „Küche“, die dem Spiel etwas zum Verhängnis wird. Die Ausbeute an unterschiedlichen Umgebungen ist auf 4 begrenzt. Dschungel, Tempel, Strand und Vulkan sind die großen unterschiedlichen Settings. Immerhin sind die dahinter verborgenen Levels unterschiedlich und bieten die nötige Abwechslung. Die Schriftgröße ist selbst für Adleraugen etwas zu klein geraten, was vermutlich an einer 1:1 Portierung der PC-Version liegt.

Beim ersten Start des Spiels ertönt bereits im Startbildschirm eine aufmunternde Trommelmusik im karibischen Stil. Doch die Vorfreude ist nur von kurzer Dauer. Die Musik entpuppt sich als Loop, also eine Dauerschleife. Selbst im eigentlichen Spielablauf ist der Soundtrack eher monoton und geht sehr schnell auf die Nerven. Vielleicht hätte etwas mehr Mut und Inspiration geholfen, vor allem auch um sich von der Konkurrenz mehr abheben können. Die Soundeffekte sind zweckmäßig. Nicht mehr und nicht weniger. Selbst die Jagd nach Menschenfleisch wirkt optisch als auch akustisch eher langweilig. Gerade dieser Punkt ist ja das Hauptaugenmerkmal des Spiels.

Screenshot von Cannibal Cuisine

Fazit

Cannibal Cuisine kann vor allem im Mehrspielermodus punkten. Das Ziel, so viele Gerichte wie möglich fertig zu stellen, ist allerdings auch der einzige Antriebsmotor im Spielverlauf. Einzelspieler bekommen es mit einem unfairen und nicht einstellbaren Schwierigkeitsgrad zu tun. Die Grafik ähnelt dem Konkurrenten "Overcooked" einfach zu stark und die Soundtracks sind kurze Loops in der Dauerschleife. Immerhin sind die Eigenschaften und der Charakter-Editor eine nette Draufgabe. Vielleicht hätten das Setting und die Thematik besser gewählt werden müssen. So reicht es nur für eine durchschnittliche, aber solide Wertung.

Pro

  • Mehrspieler-Sessions machen durchaus Spaß
  • Spielfiguren mit unterschiedlichen Eigenschaften
  • Charakter-Editor

Contra

  • Schwierigkeitsgrad für Einzelspieler unfair
  • keine sinnvollen Einstellungsmöglichkeiten
  • Steuerung über Hindernisse ist unpräzise
  • Schriftgröße wurde vom PC übernommen und wirkt auf der Switch zu klein
  • Soundtracks sind ein einziger Loop

Wertung

Testergebnis: 65%

6.5 Zufriedenstellend

Kaufempfehlung

25% Kaufempfehlung

25%Nicht für Jeden geeignet

Getestet wurde Cannibal Cuisine auf Switch von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.0.0 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Cannibal Cuisine wurde uns von gärtner pr kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!