Review

Death's Door · Test

Veröffentlicht am 09.12.2021 von Tobias Creter

Titelbild von Death's Door (PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series)

Irgendwo zwischen Souls und Zelda passt doch noch eine kleine Krähe

Für PC und Xbox ist Death's Door schon seit 20. Juli 2021 verfügbar. Da wurde das Spiel bereits mit Lob und guten Kritiken überhäuft. Nur folgten endlich auch die Versionen für Nintendo Switch und PlayStation 4 & 5. Death's Door ist das neuste Spiel vom zweiköpfigen britischen Entwicklerstudio Acid Nerve. Vielleicht kennt ihr deren Erstlingswerk, das 2015 veröffentlichte Tital Souls, welches ebenfalls sehr positiv bewertet wurde. Auch da gab es bereits epische Bosskämpfe und eine Zelda ähnliche Welt aber auf einem ganz anderen grafischen Niveau. Auch der Spielumfang war wesentlich geringer. Trotzdem könnte auch Titan Souls einen Blick wert sein, zumal es in Death's Door ein paar Anspielungen darauf gibt. Man muss es aber nicht zwingend gespielt haben, um die Story zu verstehen.

Wie sich Death's Door im Test schlägt und ob sich der Kauf lohnt, erfahrt ihr jetzt hier. Von der Story werde ich dabei, wie gewohnt, so wenig wie möglich erzählen, damit ihr diese selbst erleben könnt.

Screenshot von Death's Door

Gegner und Bosse zerlegen und Seelen sammeln

Ich bin ja während meiner mittlerweile ca. 35-jährigen Reise durch die virtuelle Welt der Videospiele schon in so einige Rollen geschlüpft aber eine Krähe war noch nie dabei. Erst recht keine, die als sog. Schnitter arbeitet und Seelen erntet. Doch genau das ist euer Job im Action Abenteuer Death's Door. Ein Bus bringt euch zur tristen Arbeitsstelle, dem Erntekommisions-Hauptquartier. Das ist eine Art Finanzamt für Seelen und vereinfacht gesagt läuft es dort ab, wie im Film Monster AG, nur dass eben keine Kinderschreie geerntet werden, sondern Seelen. Aber auch hier reist man durch Türen, die als Portale dienen, in eine andere Welt und begibt sich dort auf Beutejagd. Allerdings stößt man bei Death's Door auf deutlich größeren Widerstand und gefährlichere Gegner, als es die verängstigten kleinen Kinder im Film sind. Die Seelen werden als Energiequelle benötigt. Neben kleinen Gegnern, die es aber auch durchaus in sich haben, muss man sich auf der langen Reise auch vielen Mini-Bossen und Bossen stellen, während sich die Geschichte Stück für Stück immer weiter entfaltet. Mit einer riesigen Menge an Seelen kann man vielleicht sogar die namensgebende Tür des Todes öffnen...

Screenshot von Death's Door

Gameplay & Steuerung

Gespielt wird Death's Door aus der isometrischen Perspektive von schräg oben. Man startet mit einem serienmäßigen Schnitterschwert und kann sich nach und nach neue Waffen freispielen, sowie die eigenen Fähigkeiten verbessern. Die wichtigste Währung dabei sind Seelen, die man für das Besiegen von Feinden erhält. Anders als bei Souls-Spielen behält man diese großzügigerweise über den Tod hinaus. Dafür ist Lebensenergie deutlich knapper. Anfangs hat man nur vier Segmente und jeder feindliche Treffer kostet euch ein Segment. Es gibt nur zwei Wege, um die Lebensenergie wieder aufzufüllen: Durch Türen gehen, allerdings sind dann alle zuvor erledigten Gegner wieder da oder Lebenssamen einpflanzen und pflücken. Dazu stehen aber nur an fest vorgegebenen Stellen geeignete Blumentöpfe und die Lebenssamen müssen zuvor gesammelt werden. Das Gute ist, wo ihr einmal den Topf bepflanzt habt, wächst nach dem Tod oder dem erneuten Betreten immer wieder eine Lebenspflanze.

Die Steuerung ist sehr einfach und präzise. Obwohl es so viele verschiedene Gameplay-Elemente gibt, ist man nie mit der Tastenbelegung überfordert. Im Gegenteil, es sind noch nicht mal alle Tasten des Controllers belegt. Neben Laufen, Dashen und Schlagen bekommt man mit der Zeit bis zu vier magische Fähigkeiten, die sowohl im Kampf als auch für die Rätsel nützlich sind. Der Nahkampfangriff variiert ja nach Waffe. Es gibt aber immer eine schnelle Schlagkombo oder einen langsamen aufgeladenen Schlag. Die magischen Fernkampf-Angriffe lassen sich nur durch Nahkampf-Treffer wieder aufladen. Allerdings reicht es hierbei auch wenn man Kisten, Pflanzen o.ä. zerstört, was sehr fair ist. Im Spielverlauf erhält man immer wieder neue Fähigkeiten durch die Bereiche zugänglich werden, die zuvor versperrt waren. Da hierfür meist magische Energie benötigt wird, ist es wichtig, dass man diese eigentlich überall wieder auffüllen kann. Das Spiel legt seinen Fokus aufs Erkunden der Welt und Entdecken von Geheimnissen. Neben den üblichen Sammelgegenständen sind so auch 16 Schreine zu finden, an denen man den Vorrat an Lebensenergie und Magie permanent vergrößern kann. Das ist insbesondere im letzten Drittel des Spiels sinnvoll, da der Schwierigkeitsgrad immer weiter ansteigt. Spätestens im finalen Boss-Kampf, der sich über zahlreiche Phasen erstreckt und euch nochmal alles zuvor gelernte abverlangt, seid ihr froh über jeden zusätzlichen Lebensbalken. Mit dem DualSense ist dank haptischem Feedback das Geschehen auf dem Bildschirm spürbar. Der PS5 Controller wird sehr gut vom Spiel unterstützt.

Screenshot von Death's Door

Grafik & Sound

Grafisch glänzt der Indie Titel vor allem mit abwechslungsreichem Gegner- und Leveldesign. Der Art-Style ist sicherlich Geschmackssache, mir hat der Look des Spiels extrem gut gefallen. Insgesamt ist er zwar eher reduziert und düster aber trotzdem gibt es massenhaft kleine, liebevolle Details zu entdecken. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass man die hölzernen Wegweiser mit dem Schwert halbieren kann. OK, das ist noch nicht unbedingt etwas besonderes aber danach lassen sich beide Teile getrennt lesen und der Untertitel ist ebenfalls zerschnitten. Und davon gibt es noch Einiges mehr zu entdecken. Death's Door hat mich bis zum Schluss immer mal wieder mit witzigen neuen Ideen überrascht – was nicht viele Spiele schaffen. Die Gegner unterscheiden sich nicht nur optisch stark voneinander, sie haben auch komplett andere Angriffsmuster. Es ist wichtig ihre Stärken und Schwächen zu kennen und sie sich mit Geduld der Reihe nach vorzuknöpfen. Im Test lief alles absolut flüssig und fehlerfrei. Ladezeiten sind zumindest auf der PS5 praktisch nicht vorhanden. Auch beim Sound und der Musik gibt es nichts zu meckern. Die Effekte sind knackig und geben jederzeit gutes Feedback. Sofern unterstützt, könnt ihr das Ganze auf der PS5 sogar mit 3D Audio genießen. Ich liebe den Soundtrack, der je nach Spielsituation von fast schon meditativer Piano-Musik bis zu epochalen Klängen ein breites Spektrum hat. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, dafür aber sehr gute und humorvolle deutsche Texte.

Screenshot von Death's Door

Fazit

Wow, was für ein wundervolles Indiespiel! Death's Door ist eine echte Perle und ein absoluter Pflichtkauf, wenn ihr mit dem Mix aus Zelda, Metroidvania und Soulslike auch nur entfernt etwas anfangen könnt. Für knapp 20 € bekommt man hier viele Stunden Spielspaß, massig Rätsel und Geheimnisse und epische Bossfights. Obendrauf gibt es noch eine Spielwelt, die sehr gut durchdacht und designt ist, sowie eine durchaus interessante Story. Begleitet wird man auf der ca. 12 - 20 stündigen Reise von einem stimmungsvollen Soundtrack. Unterwegs begegnet man auch einigen NPCs, die Unterstützung benötigen. Die charmante Story erzählt sich weitgehend durch humorvolle Texte und kleine Cutscenes. Der Schwierigkeitsgrad ist hoch aber meist fair. An einigen Stellen muss man sich aber ganz schön durchbeißen. Die riesige Spielwelt lädt zum Erkunden ein und man entdeckt auch wirklich bis zum Schluss immer wieder etwas Neues. Nur schade, dass es keine Karte gibt und dass die Schnellreise nicht von jedem Ort aus funktioniert. So ist man immer gezwungen den Weg bis zur letzten Tür wieder zurück zu laufen. Aber wenigstens gibt es massig Abkürzungen. Neben vielen Bossen und Mini-Bossen sind es oft auch einfach nur die extrem vielfältigen Gegner, die in Gruppen zur echten Herausforderung werden können. Und falls ihr denkt, dass nach dem finalen Boss das Spiel vorbei ist, dann verpasst ihr neben einigen Secrets auch das zweite Ende.

Das zweiköpfige Entwicklerteam von Acid Nerve hat viel Liebe und Herzblut in das Spiel gesteckt, was man Death's Door auch an jeder Ecke merkt. Bis auf die winzigen Kritikpunkte, von denen eigentlich nur die fehlende Karte wirklich nervt, gibt es aus meiner Sicht nichts, was man noch verbessern könnte. Das Spiel ist nochmal eine – in jeder Hinsicht – gewaltige Steigerung zum Erstlingswerk Titan Souls. Ich freue mich schon jetzt auf das, was da hoffentlich in Zukunft noch von Acid Nerve kommt.

Pro

  • interessante Story
  • liebevolle grafische Umsetzung
  • großartiges Leveldesign
  • toller Soundtrack
  • viele Geheimnisse und Abkürzungen
  • guter Spielumfang
  • große Gegnervielfalt
  • clevere und vielseitige Rätsel

Contra

  • Schwierigkeit schwankt stark
  • leider keine Map / Mini-Map
  • Schnellreise nicht von überall möglich
  • Seelenfarming nötig für Max-Level

Wertung

Testergebnis: 95%

9.5 Hervorragend

Kaufempfehlung

80% Kaufempfehlung

80%Sehr empfehlenswert

Getestet wurde Death's Door auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.001.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Death's Door wurde uns von Cosmocover kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!