Review

MediEvil · Test

Veröffentlicht am 03.11.2019 von Andreas Erber

Titelbild von MediEvil (PS4)

Sir Dan will es noch einmal wissen!

Nach mehr als 20 Jahren nach der Ersterscheinung von MediEvil kehrt Sir Daniel Fortesque erneut und selbstverständlich exklusiv auf die PlayStation Konsole zurück. Kein Wunder, wo doch das Action-Adventure direkt von Sony Computer Entertainment Europe entwickelt wurde. Für das Remake ist das Entwicklerstudio "Other Ocean Interactive" verantwortlich. Seit dem Remake des PS1-Klassikers hat sich einiges getan. Der Protagonist legt erneut seine Rüstung an und greift zum Schwert, um seine Widersacher zu bezwingen. Zwar sind die Levels an sich gleichgeblieben, doch wurde die Grafik, Steuerung und das Gameplay spürbar verbessert. Vor allem die frische Grafik und der überarbeitete Soundtrack stechen sehr positiv hervor.

Screenshot von MediEvil

Ein toter Ritter soll die letzte Hoffnung sein?

Der Spieler schlüpft in die Rolle des Sir Daniel Fortesque, der das fiktive Land Gallowmere vom bösen Zauberer Zarok befreien soll. Fortesque ist kurzum eine schusselige, unfähige Witzfigur, welche die letzte Hoffnung darstellen soll und in der Form eines Skelettes kämpft. Doch wie kam es, dass er kein Fleisch mehr an seinen Knochen trägt? Die Vorgeschichte, die von entscheidender Bedeutung ist, besagt, dass Sir Fortesque schon einmal gegen den Hexer Zarok kämpfte und sich dabei großen Ruhm erwarb. Jedoch ist hiervon kein Wort wahr, vielmehr fiel Fortesque unter dem ersten Pfeilhagel im Schlachtengetümmel. Der tote Ritter wird jedoch zu seinem Glück versehentlich von seinem Erzfeind, dem bösen Hexer, wiederbelebt. Da nun Zarok das Land ein zweites Mal bedroht, wird Fortesque kurzerhand wieder zur neuen Hoffnung ernannt, da es ansonsten keine Ritter gab, die sich dem Hexer stellen könnten. So muss Fortesque sich im weiteren Spielverlauf als Skelettritter durchschlagen und sich den Ruhm nachträglich verdienen. Diesmal jedoch auf ehrliche Art und Weise. Letztendlich geht es also um den Kampf "Gut gegen Böse". Vielleicht kann Sir Dan Fortesque sich dann endlich seinen Platz im Heldensaal verdienen.


Die Handlung mag für die Spielergemeinde zwar auf den ersten Blick wie ein Abklatsch eines schlechten Action Films wirken, doch macht der Titel vor allem durch seinen schwarzen Humor enorm viel Spaß!
Damals kam neben der, für die damalige Zeit, gelungenen Grafik und dem passenden Soundtrack, vor allem die Gegnertypen sehr gut an. Diese waren schon damals äußerst fantasiereich und lustig animiert. Der tote Skelettritter muss sich natürlich auch im Remake gegen fiese Zombies, lebendig gewordenen Kürbissen und Vogelscheuchen behaupten. Da kommt mit Sicherheit jeden Spieler, trotz der düsteren Kulisse, das Schmunzeln.

Screenshot von MediEvil

Gameplay & Steuerung

Vordergründig ist MediEvil ein Kampfspiel, in dem Waffen wie Schwerte, Äxte, Wurfgeschosse oder sogar Fortesques eigener Arm zum Einsatz kommen. Ihr seht schon, den Entwicklern war der Humor stets ein wichtiger Leitfaden, welcher sich durch alle Facetten des Spiels durchschlingt. Es gibt 2 Angriffsarten. Einen Primären per Quadrattaste und einen Sekundären per Kreistaste. Mit Dreieck kann der Spieler zwischen den Waffentypen wechseln und mit der R1-Taste wird geblockt. Doch Vorsicht, das Schild hält nicht ewig stand! Bezüglich Bewegungsmöglichkeiten gibt es auch eine Hüpffunktion, welche mit der X-Taste ausgeführt werden kann. Neben den Kämpfen gilt es auch Rätselaufgaben zu lösen, welche nahtlos ins Gameplay einfügt wurden. Aufgebaut ist das Spiel in einzelne Levels, wobei sich jedes Level wie ein Irrgarten anfühlt. Zusätzlich können Sammelgegenstände gesammelt und Geheimnisse gelüftet werden. Der Weg zum Ziel ist kein leichter und so stellen sich einige Fallen in Fortesques Weg. Verschlossene Türen, unpassierbare Flüsse und gefährliche Sprengfallen machen dem Protagonisten das Leben noch schwerer, als es auf Grund der eher leblosen Körperverfassung eh schon ist. Praktisch ist es, dass der Spieler jederzeit zu vergangenen Levels zurückkehren kann, welche sich in einem liebevollen 3D animierten Kartenmenü auswählen lassen.

Geheimtipp: Jedes Level beinhaltet eine verlorene Seele, welche zur ewigen Ruhe finden muss. Wer alle 19 Seelen findet, darf sich auf die originale PS1 Fassung freuen. Nach einer erfolgreichen Freischaltung findet ihr den neuen Menüpunkt "Old Game" im Hauptmenü.

Die Steuerung funktioniert einwandfrei. Schade, dass es in den Optionen keine Einstellung über die Empfindlichkeit der Kamerabewegungen gibt. Auch die Kameraführung selbst ist nicht in jeder Situation sauber gelöst. Immer wieder gab es stellen, an denen ich die Kamera leider nicht so ganz nach meinen Vorstellungen justieren konnte. So passiert es auch mal, dass Fortesque ungewollt in eine Schlucht stürzt. Dank der Lebensflaschen kann der Spieler an Ort und Stelle weiterspielen. Sollten alle Flaschen aufgebraucht sein, muss das gesamte Level von Beginn an gespielt werden. Checkpoints haben den Weg ins Land von Gallowmere leider nicht gefunden. Das kann durchaus zu Frustmomenten führen. Dazu kommt, dass der Schwierigkeitsgrad rapide zunimmt und es im Spiel nur einen Schwierigkeitsgrad gibt.
Neben den genannten negativen Aspekten gesellt sich auch das etwas ungenaue Trefferfeedback hinzu, was vor allem für ein Kampfspiel ein herber Kritikpunkt darstellt.

Screenshot von MediEvil

Grafik & Sound

In grafischer Hinsicht sieht MediEvil äußerst bezaubernd aus. Die bekannte Welt aus dem PS1-Klassiker wurde komplett überarbeitet und wirkt stark aufgefrischt, wobei die damalige Atmosphäre keineswegs verloren ging.
Chris Sorrell, Designer des ursprünglichen Entwicklerteams sagte: "Wie die meisten Entwickler tasteten wir uns überhaupt erst einmal an 3D-Projekte heran. Kamera und Steuerung des Charakters waren interessante, neue Herausforderungen für uns." Alle Animationen wirken viel runder und geschmeidiger. Auch das HUD wurde modernisiert und beinhaltet dynamische Effekte in den Anzeigen. Die 4k Auflösung präsentiert das Abenteuer, gegenüber der Original-Fassung, in einer angenehmen Spielerfahrung.

Der Soundtrack ist besonders passend und wurde von Grund auf neu eingespielt. Das überarbeitete Ergebnis lässt sich hören! Auch die Soundeffekte sind stark verbessert worden.

Screenshot von MediEvil

Fazit

Egal ob MediEvil-Fans der ersten Stunde oder Neueinsteiger. Garantiert findet jeder Jump&Run Fan in diesem Stück Softwarekultur mit Kampfeinlagen und Rätseln seinen Spaß. Das Remake ist durchaus geglückt und bietet alles Gewesene in einem neuen Gewand an. Der ursprüngliche Charme ist sehr gut erhalten geblieben, was zuletzt auch auf die moderne Rendertechnologie zurückzuführen ist. Die Grafik wurde aufpoliert und stahlt in neuer 4k Pracht und auch der neu aufgenommene Soundtrack macht in den hitzigen Kämpfen äußerst Laune. Lediglich die Kameraführung kratzt am ansonsten einwandfreien Spiel, was ich auf Grund des ohnehin etwas langsameren Gameplays verschmerzen kann. Das Balancing ist etwas unausgewogen. Ein paar Checkpoints innerhalb der einzelnen Levels würden den Neulingen unter uns durchaus guttun. Schade, dass das Abenteuer rund um Sir Daniel Fortesque einfach zu schnell zu Ende geht und der Wiederspielwert eher gering ausfällt. Vielleicht hätten die Entwickler noch den zweiten Ableger der Serie dazu packen müssen, um den knappen Umfang zu erweitern. Ich kann jedenfalls nicht genug vom MediEvil-Universum bekommen und würde mich über ein Remake von MediEvil 2 freuen.

Pro

  • bezaubernde Grafik
  • stimmungsvoller, neu aufgenommener Soundtrack
  • gelungene, deutsche Sprachausgabe
  • humorvoller Protagonist
  • spaßiges Waffenarsenal

Contra

  • Kameraführung ist oft nervig
  • Trefferfeedback etwas ungenau
  • nur ein Schwierigkeitsgrad
  • Speichern ist nur zwischen den abgeschlossenen Levels möglich
  • zu kurzes Abenteuer (MediEvil 2 fehlt)

Wertung

Testergebnis: 80%

8.0 Gut

Kaufempfehlung

75% Kaufempfehlung

75%Empfehlenswert

Getestet wurde MediEvil auf PS4 von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.01 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für MediEvil wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!