CastleStorm 2 · Test
Veröffentlicht am 02.10.2020 von Andreas Erber
Strategie im Mittelalter
CastleStorm 2 hebt den größten Genre-Mischmasch der Spielegeschichte mit der ruchlosen Zerstörungskraft von Unreal 4 und einem völlig neuen Metaspiel von strategischen und taktischen Eroberungszügen auf ein neues Level. Zen Studios ist für die Entwicklung und Vermarktung des zweiten Ablegers zuständig und will auch Strategieneulinge mit ins Boot holen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger CastleStorm (2013) gibt es in CastleStorm 2 zwischen den Levels noch eine generierte Kampagne-Karte, auf der man sein Reich verwalten und ausbauen kann.
Baut mit eurem inneren Hardcore-Strategen ein ganzes Imperium auf... und steuert Eure Soldaten auf dem Weg zum Triumph!
Katapulte bereit halten!!!
Der Spieler kehrt in ein klassisches Fantasy-Land zurück, welches von seltsamen Charakteren bewohnt wird. Ritter, Hexen und sogar Schafe beleben das Land und erfüllen die Atmosphäre voller Energie, Hoffnung und Frieden. Wenn da nur nicht die bedrohlichen Leichen, kopflosen Ritter und Zombie-Schafe wären, die nach jeglichem Hab und Gut trachten. Zwar gibt es im Spiel einige Kämpfer, doch braucht jede kämpferische Gruppe einen Anführer. Kein geringer als Sir Gavin, ein tapferer, athletischer Ritter mit blonden Haaren und hellbraunen Bartwuchs, stellt sich den schwierigen Aufgaben, um die boshaften Wesen zu besiegen. Wartet mal... blonde Haare und brauner Bart? Äh ja... das Spiel hat auch ein wenig Ironie intus, was sich vor allem in der optischen Gestaltung der Charaktere niederschlägt. Der gepanzerte Held ist auf den Nahkampf spezialisiert und kann auf eine besondere Fähigkeit namens "Blitzschlag rufen" zurückgreifen. Übrigens besitzt er über eine Level-Up-Fortschritt-Anzeige auf der auch die XP-Boost Ziele und die Anzahl der Kämpfe, Tötungen und Niederlagen vermerkt werden. Zum Glück ist Sir Gavin mit seinen Gefolgsleuten, welche im Spielverlauf angeworben und trainiert werden können, nicht allein. Eine Vielzahl von verschiedenen Katapult- und Schleuder-Varianten sowie mächtige Zaubersprüche helfen der Truppe den Kampf siegreich zu beenden.
Doch wie wird CatleStorm 2 überhaupt gespielt? Vorschaubilder zeigen oft Bilder im "Sid Meiers Civilization" Stil, was Action-Fans generell eher abschrecken dürfte. Doch die Vermutungen sind unbegründet und unerfahrene Spieler ohne taktische Ambitionen brauchen sich keine Sorgen über langweilige Spiel-Sessions zu machen! Der Titel verlangt weitaus mehr als nur strategisches Können.
Gameplay & Steuerung
Im Hauptmenü findet der Spieler die Möglichkeit zwischen Arcade und der Kampagne zu wählen. Lasst uns zunächst den Fokus auf die Kampagne richten. Hier fällt schnell auf, dass der Mauszeiger, in Form eines Kreises, sich viel zu träge bewegen lässt und es dauert meist unnötige lange, bis das gewünschte Feld anvisiert ist. Tatsächlich gibt es aber in den Optionen, welche sich unteranderem ebenfalls im Hauptmenü befinden, eine Möglichkeit die Empfindlichkeit des Cursors anzupassen. Sobald der Spieler die Kampagne gewählt hat, wird ein vertikales Buchregal angezeigt, in welchem sich zu Beginn 2 Bücher befinden. Anfangs lässt sich ohnehin nur das blaue Buch mit dem Titel "Der Ritter und die lebenden Toten" öffnen. Bereits die schriftliche Zusammenfassung verrät schnell, dass etwas im Königreich nicht in Ordnung ist: "Zombies... Es sind Zombies."
Wählt Sir Gavin als Charakter aus und startet das Kapitel "Ein neuer Anfang". Alle weiteren Heldencharakter werden übrigens auf dieselbe Weise gesteuert.
Es gilt einen nahe gelegenen Goldstapel aufzuheben. Heldencharakter können Beute aufheben, wenn sie sich auf demselben Spielstein befinden. Spielsteine sind unzählige, aneinanderlegende, sechseckige Felder, die ein Wespenähnliches Muster bilden. Als Spieler könnt ihr jeweils nur eine bestimmte Anzahl von Feldern betreten. Die Fortbewegungsanzahl wird am linken mittleren Bildschirmrand als AP (Angriffspunkte) angezeigt. Sind alle Punkte verspielt müsst ihr durch das Gedrückt halten der B-Taste die Endrunde einleiten. Durch diesen strategischen Zug, können wiederum die Gegner ihre weiteren Vorhaben in die Tat umsetzen. Versucht also am besten die Aufgaben in so wenig Runden wie möglich zu bestreiten. Zu Beginn müssen ein paar kleine Aufgaben gemeistert sowie Ressourcen gesammelt werden, um die ersten Felsgesteine abbauen oder Gebäude errichten zu können. Dass der Weg kein leichter sein wird steht außer Frage und so tappt der Spieler während seines Feldzuges immer wieder auf gegnerischen Wiederstand.
Sobald der Kampfmodus beginnt wechselt die Ansicht in eine zweidimensionale, horizontale Grafikebene, die wir auch von den 2D Super Mario Spielen kennen. Ungeheuerliche Ritter oder bösartige Wölfe greifen Sir Gavin bzw. seinen Stützpunkt, der einem Totem gleicht, an. Um dies zu verhindern gilt es die Gegnerhorden vor der Zerstörung des Totems und Sir Gavin selbst zu eliminieren. Hier gibt es mehrere Angriffsvarianten.
Wenn die L-Taste gehalten wird können Soldaten, sowie auch die Legende Sir Gavin als Truppenanführer mit seinen besonderen Fähigkeiten in die Schlacht geordert werden. Beim Halten der R-Taste können Spezialattacken wie den Blitzanschlag, als auch die Bedienung des Katapults mit seinen treffsicheren Speeren angesteuert werden. Zudem gibt es über dieses kreisartige Menü auch die Möglichkeit selbst einen Kämpfer auf dem Schlachtfeld mit Hilfe der Besessenheit zu steuern. Der Wechsel klappt dabei ziemlich gut und es gibt keine künstlichen Ladepausen.
Das Gameplay wirkt sehr abwechslungsreich und dynamisch, da die Angriffsstrategie ständig gewechselt werden kann. Pro Mission gibt es ein paar Wellen voller Gegner. Sobald alle erfolgreich besiegt wurden gilt der Kampf als Siegeszug und der Spieler bekommt Coins und wichtige Rohstoffe. Letzteres wiederum können auf der taktischen Karte in der Vogelperspektive eingelöst werden können.
Nun gilt es weitere Aufgaben und Kämpfe in diesem Rhythmus zu bewältigen, sowie weitere Landsleute und Kommandeure anzuwerben.
Die Armee des Helden kann über die Schaltfläche "Armeeführung" aufgerufen werden. In diesem Bereich lassen sich beispielsweise auch die Art der Munition für das Katapult und die Spezialfähigkeiten von Sir Gavin einstellen. Rekrutierte Kämpfer können mit Hilfe von Fleischkeulen ausgebildet werden.Neben der Angriffslust, darf natürlich auch nicht die Verteidigung in Vergessenheit geraten. Die erste Burg "Donkeystone" kann über das Burgmanagement repariert oder gar komplett ersetzt werden. Die Armee muss in der Burg sinnvoll aufgestellt sein, um vor Eindringlinge geschützt zu sein.
Kleiner Tipp: Gebt in den Schlachten acht und entfernt euch nicht zu weit vom Ausgangspunkt, da ihr ansonsten die Angriffe auf euer Totem im Off (außerhalb des Bildschirmrandes) komplett überseht!
Euch ist die Strategie dahinter zu aufwendig? In Arcade fällt der strategische Schwerpunkt komplett weg. Hier geht es alleinig um die Action in der 2D-Kampfstrasse und in dieser kann der Spieler nicht nur allein sondern auch zu zweit im offline Ko-op loslegen. Dazu werden bei der Switch-Konsole beispielsweise ein weiterer Pro-Controller oder ein weiteres Joy-Con-Set benötigt. Im Team macht das Zusammenspiel zwischen Verteidigung und Angriff um so mehr Spaß.
Grafik & Sound
Das Spiel basiert auf der Unreal Engine 4, was auf der Switch-Konsole einen schönen Eindruck hinsichtlich der Optik erweckt. Sämtliche Hintergrundlandschaften und Objekte werden, dank hochauflösender Texturen, äußerst detailgetreu dargestellt. Die Unterschiedlichen Settings wie der mystische Wald im Nebelgewand oder die Lava-Landschaft sorgen für reichlich Abwechslung.
Die Animationen der Charaktere sind butterweich. Selbst tierische Lebewesen, wie die gefährlichen Wölfe, bewegen sich nach ihrer Vorlage sehr animalisch. Ein Punkt stößt allerdings besonders sauer auf. Untertitel, Beschriftungen und Textfelder werden einfach viel zu klein dargestellt, was vor allem in einem Strategiespiel nicht gerade vorteilhaft ist. In den Einstellungen unter dem Reiter „Gameplay“ lassen sich lediglich die Optionen Blut und Zeitlupe aktivieren oder deaktivieren. Ein Update mit der Möglichkeit die Schriftgröße anpassen zu können wäre zu begrüßen. Auf eine Vertonung der Dialoge wurde grundsätzlich verzichtet.
Unter den Audio-Einstellungen hingegen verbergen sich weitaus mehr Regler (Masterlautstärke, Musik, SFX und Voiceover), welche in diesem Spiel jedoch kaum benötigt werden. Somit sind die Einstellungsmöglichkeiten etwas gegensätzlich. Was bei der Grafik fehlt, ist im Bereich Sound zu üppig vorhanden. Überhaupt nichts dagegen auszusprechen gibt es hingegen über den Soundtrack, welcher sich bestens in das Spiel einfügt. Die Musik klingt episch und verführt den Spieler auf eine musikalische Zeitreise ins Mittelalter. Zudem klingen sämtliche Soundeffekte knackig. So klingt beispielsweise der Schuss durch das Katapult sehr authentisch. Der Spieler spürt förmlich die Flugbahn des Speers durch das entstehende, hauchende Windgeräusch.
Fazit
CastleStorm II ist ein spannendes und vor allem taktisches Actionspiel. Der Genre-Mix ist geglückt und verleitet auch Taktikmuffel das Spiel einmal auszuprobieren. Das Gameplay ist abwechslungsreich und die Steuerung stellt nach einer Eingewöhnungsphase kein Problem mehr dar. Der bewundernswerte Grafikstil, die Soundeffekte und Soundtracks sind stimmig und untermalen das mittelalterliche Ambiente. Schade nur, dass die zu klein geratenen Textzeilen den Augen keine Chance lassen. Leider gibt es auch keine gesprochenen Inhalte. Vielleicht lässt sich die Schriftgröße durch ein kommendes Update einstellen. Anfänger werden sich auch mit der Orientierung schwertun und oft nicht wissen wohin man muss oder was genau als nächstes zu tun ist. Lustig ist jedenfalls der Ko-op Modus. Dafür ist aber optionales Zubehör notwendig. Alles in allem handelt sich hierbei um ein gelungenes Action-Taktik-Spiel für zwischendurch.
Pro
- die Unreal 4 Grafik macht sich sehr gut auf der Switch Konsole
- die Atmosphäre ist mystisch und lebendig zugleich
- saubere Texturen und knackige Soundeffekte
- epischer Soundtrack
Contra
- Schriftgrößen bei Textfeldern, Untertitel, ... sind viel zu klein geraten
- trotz einige Gegnertypen gibt es wenig Abwechslung im Gameplay
- Steuerung erweist sich erst nach einer gewissen Einspielzeit als intuitiv
- "Wo muss ich hin?" Aufgaben sind nicht immer richtungsweisend.
Wertung
7.5 Gut
Kaufempfehlung
80%Sehr empfehlenswert
Getestet wurde CastleStorm 2 auf Switch von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.1.0.0 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für CastleStorm 2 wurde uns von Zen Studios kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!