DRAGON QUEST XI S: Streiter des Schicksals · Test
Veröffentlicht am 08.10.2019 von Andreas Erber
HD-Grafik und 16-Bit-Nostalgie
Bereits vor einem guten Jahr feierte der Titel "Dragon Quest 11: Streiter des Schicksals" mit der Edition des Lichts auf der PlayStation 4 und dem PC seine Premiere. Nun hat Square Enix endlich die Switch Version in der Definitiv Edition veröffentlicht und dem einige neue Features verpasst. Von einer billigen 1:1 Portierung kann also durchaus nicht gesprochen werden. Das beginnt bereits beim enthaltenen Soundtrack, welcher in einer frischen Orchesterversion vorliegt. Für Musikliebhaber ein Traum! Außerdem könnt ihr Nebenmissionen in den Welten vergangener Dragon Quest Abenteuern bestreiten und charakterbezogene Nebenhandlungen erleben. Das Highlight der Features dürfte die nostalgische 16-Bit Grafik sein, welche ein komplett anderes Feeling auf den Bildschirm zaubert und dennoch den Inhalt und die Story in einem ganz besonderen Charme präsentiert.
Verbündete des Lichts
In einem verschlafenen, bunten Dorf bricht ein junger, frei benennbarer Mann auf, um an der Zeremonie zur Feier seines Erwachsenwerdens teilzunehmen. Eine Reihe unglaublicher Vorkommnisse enthüllt, dass er der Lichtbringer ist. Die Wiedergeburt eines legendären Helden, der die Welt in einer grauen Vorzeit rettete. Dieser Held, den ich persönlich "Andrew" getauft habe, macht sich auf die Reise zum größten Königreich, um dort zu erfahren, was es bedeutet, der Lichtbringer zu sein. Als Protagonist stellt er sich mutig seinem Schicksal. Doch der König erklärt ihn zum Spross der Finsternis und hetzt ihm die Armee auf den Hals. Auf der Flucht vor den königlichen Rittern und anderer Schurken reist "Andrew" durch ganz Erdria und findet dabei eine Gruppe treuer Gefährten, die alle durch ihren Glauben an den Lichtbringer verbunden sind. Nur wir Spieler können ihm helfen, die Dinge ins rechte Licht zu rücken! Um im Kampf auch optisch eine gute Figur zu machen, kann der Spieler seine gewählte Charaktere nach belieben gestalten.
Die Verbündeten des Lichts helfen euch dabei das gefährliche Abenteuer zu bestreiten. Erik, Veronika, Serena und Bodo sind nur ein paar genannten Wegbegleiter, welche dem Spieler im Kampf zur Seite stehen. Zu jedem dieser kennengelernten Freunde gibt es zusätzliche Geschichten, die nur die Definitive Edition von DRAGON QUEST XI beinhaltet. Die Handlung wirkt durch diese vielzähligen Nebenmissionen spürbar detailreicher und der Spieler kann mit seinem Protagonisten eine tiefgründige Verbindung aufbauen. Zudem stehen den Spielern neue Heiratsoptionen zur Verfügung. Darunter auch männliche Spielfiguren, wie beispielsweise Eric.
Was wäre ein Abenteuer ohne ein paar Schnappschüsse zur Erinnerung? Der Fotomodus kann per Schnellwahltaste geöffnet werden, um jederzeit mühelos die Kamera zücken zu können. Bevor ihr abdrückt könnt ihr die Charaktere in den verschiedensten Posen werfen lassen. Diese beliebten Erinnerungen sowie anschließend diese mit anderen Spielern zu teilen gehören schon fast zur Grundausstattung eines jeden neuen Spieltitels.
Damit der Spieler vor lauter Fotosessions nicht die Orientierung in der relativ großen, offenen Spielwelt bekommt haben die Entwickler eine praktische Kartenfunktion eingebaut, die neben der Navigation auch interessante Orte und Gegenstände anzeigt.
Gameplay & Steuerung
Das Gameplay und die damit verbundene Steuerung wirken trotz der vielen Möglichkeiten sehr aufgeräumt. Die Mission des Lichtbringers führen euch und eure Gefährten quer durch die große, weite Welt Erdria. Hier wirst du dich den verschiedensten Gegnern stellen, sowie Erfahrungspunkte, Geld und weitere hilfreiche Dinge sammeln. Um schnell ans Ziel zu gelangen, stehen euch ein treues Pferd sowie brandneue Reittiere wie Drachen oder riesige Säbelzahnkatzen zur Seite. Da macht das Erkunden gleich doppelt so viel Spaß!
Kehrt mitsamt euren gesammelten Reichtümern in den Städten der Welt ein, um euch mit Vorräten, funkelnden Rüstungen und mächtigen Waffen auszustatten. Die Stadtbewohner haben übrigens jede Menge Aufträge für euch parat. Langeweile wird es für viele Stunden mit Sicherheit nicht geben.
Auf eurem Weg zu den diversen Zielen stößt ihr immer wieder auf Gegner. Berührt ihr auf der Oberwelt einen Gegner, beginnt der Kampf. Natürlich könntet ihr den Kampf, wie in den Pokémon Titeln, wieder verlassen. Doch ihr steigt im Level nur dann auf, wenn ihr euch den Gegnern stellt. Eure Verbündeten greifen die Gegner nacheinander an. Damit habt ihr etwas Bedenkzeit, um euch zu überlegen, was eure Gefährten in ihrer Runde tun sollen. Sollen sie einen Spruch einsetzen, ihre Waffe schwingen oder die Schwächen des Gegners mit einer Fähigkeit ausnutzen. Die Wahl liegt stets bei euch. Durch die richtige Taktik könnt ihr selbst stärkere Gegner bezwingen. Als Dank bekommt ihr Erfahrungspunkte und Loot-Gegenstände.
Die Steuerung bereitet euch in den Kämpfen keine Schwierigkeiten. Vor allem, da die Kämpfe hauptsächlich strukturiert ablaufen. Nur durch einen schnellen ersten Schlag, könnt ihr einen Gegner vorab schon etwas abschwächen. Die Kämpfe selbst werden dann immer an einer bestimmten, breiteren Stelle ausgetragen, was anfangs etwas verwirrend ist. Neben geeigneten Angriffen und Aktionen könnt ihr auch spezielle Taktiken für jeden Charakter festlegen. So könnt ihr bestimmen, ob ein Charakter in die Offensive gehen soll oder sich besser darauf konzentriert, Gefährten mit niedriger Lebensenergie zu heilen. Findet die passenden Strategien, die zu eurem Spielstil passen. Das bedarf natürlich einer gewissen Einspielzeit. Doch direkt ins kalte Wasser wird der Spieler keinesfalls geworfen. Das verhindert der sanfte Einstieg, den die Spieler zu Beginn des Abenteuers erfahren. Somit sind auch Anfänger des Rollenspiel-Genres in Dragon Quest 11 herzlich willkommen.
Neben Kampftaktiken kann der Spieler auch andere Aspekte der Kämpfe an seine Wünsche anpassen. Die Kampfgeschwindigkeit kann im Menü eingestellt werden und der Spieler hat die Wahl zwischen einer klassischen und dynamischen Kamera im Kampf. Dadurch könnt ihr euch eventuell durch eine andere Perspektive einen wesentlich größeren Überblick verschaffen. Nicht zu verachten sind die coolen Koop-Angriffe. Die Gruppenmitglieder werden gekräftigt wobei sich ihre Werte enorm steigern. Schade nur, dass es keinen Online Ko-op Modus gibt.
Apropos steigern... mit steigender Erfahrung sammeln der Lichtbringer und seine Gefährten Punkte, über die sie neue Fähigkeiten und Sprüche freischalten können. Außerdem können Werte im Charakter-Baukasten verbessert werden. Sobald der Spieler Felder im Baukasten freischaltet, werden neue Bereiche zugänglich.
In der Schmiede lassen sich eigene Waffen, Rüstungen und Accessoires herstellen. Überall in Erdria verstecken sich Baupläne. Die dafür benötigten Materialien findet der Spieler, indem er die Oberwelt erkundet oder Gegner besiegt. Wie ihr bemerkt sind die Möglichkeiten in diesem Action-Rollenspiel enorm.
Grafik & Sound
Die Reise durch Erdria führt euch über große Kontinente, riesige Ozeane und große Städte. Während ihr immer mehr über euer Schicksal als legendärer Held erfährt, besucht ihr Orte wie die heißen Quellen von Onzen und die Sandwüsten von Gallopolis und lernt jede Menge Leute kennen. All diese unterschiedlichen Kulissen sehen auf der Switch Konsole äußerst verträumt, bunt und magisch aus. Die Grafik ist in Anbetracht der limitierten Leistung der Handheld-Konsole sehr gut gelungen und lädt zum Wandern und Kundschaften ein. Doch nicht nur in der bezaubernden 3D-Grafik, sondern auch im klassischen 2D-Look macht der Titel Spaß. An den Altären der jeweiligen Kirchen könnt ihr zwischen den beiden Grafikmodi wechseln. Wählt dabei am besten einen 2. Speicherstand aus. An Hand der Beschriftung des Speicherstandes lässt sich der Grafikstil bestimmen. Allgemein sieht das Spiel sowohl im Handheld- als auch im TV-Modus gleichermaßen grandios aus.
Soundtechnisch macht der neu produzierte Orchesterklang einiges her. Die Soundtracks wirken höchst professionell und fügen sich perfekt in das Rollenspiel ein. Wer es neben dem optionalen 16-Bit Grafikstil auch in akustischer Hinsicht gern etwas angestaubter mag, kann auf die originalen Synthesizerklänge zurückgreifen. Etwas in den Hintergrund sind vor allem die etwas schwachen Soundeffekte gerutscht. Leider gibt es Passagen in denen fast nur der Soundtrack zu hören ist. Dabei geht leider das Gefühl für die aktive Umgebung komplett unter. Die Entwickler wollen vielleicht mit dieser Soundmischung bewirken, dass der Spieler durch die angenehme Musik schneller zum Träumen verführt wird und nicht durch ein zu bombastisches Klangfeuerwerk abgelenkt wird.
Neben der originalen japanische Sprachausgabe ist auch eine englische Sprachausgabe enthalten. Doch sehr gesprächig ist der Protagonist ohnehin nicht. Meist bleibt der Held einfach stumm und der Spieler muss hauptsächlich die deutschen Textblöcke im unteren Bildschirmbereich lesen, um der Story problemlos folgen zu können.
Fazit
Dragon Quest war schon immer ein Drahtseilakt. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Wer märchenhafte RGP-Games und heldenhafte Abenteuergeschichten mag, wird mit Dragon Quest 11 mit Sicherheit seine Freude haben. Neben Neueinsteiger können auch Kenner und Fans der Serie bedenkenlos zugreifen, da die neuen Features eine ordentliche Aufwertung darstellen. Die stimmige, farbenfrohe 3D Grafik und der neue orchestrale Soundtrack sind liebevoll gestaltet und machen selbst auf der Switch einen bleibenden Eindruck. Schade, dass keine Online-Modi ins Spiel gefunden haben. Vor allem im Kooperativen Kampf wäre dies ein spannendes Feature gewesen. Der 2D Modus ist ein gelungener Bonus und bringt auch nostalgische Herzen zum Schmelzen. Obwohl ich persönlich eher wenig Erfahrung mit RGPs (Rollenspielen) habe, konnte ich mich dennoch für Dragon Quest 11 begeistern. Bestimmt fesselt mich das Spiel noch für die eine oder andere Stunde.
Pro
- liebevolle Grafik mit vielen Details
- frischer Orchester-Soundtrack mit klanglicher Raffinesse
- übersichtliches Gameplay mit solider Steuerung
- zusätzliche Nebenmissionen
- englische und japanische Sprachausgabe wählbar
- Rundenkampfsystem mit Geschwindigkeitseinstellung
- Karte zur Orientierung ist äußerst praktisch
Contra
- Hauptheld ist meist stumm
- 2D und 3D Modi können nur in den Kirchen geändert werden
- Textgröße ist auf dem Handheld etwas zu klein
- Schwierigkeitsgrad lässt sich nicht einstellen
Wertung
7.0Gut
Kaufempfehlung
25%Nicht für Jeden geeignet
Getestet wurde DRAGON QUEST XI S: Streiter des Schicksals auf Switch von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.0.1 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für DRAGON QUEST XI S: Streiter des Schicksals wurde uns von Nintendo kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!