Everybody’s Gone to the Rapture · Test
Veröffentlicht am 10.11.2016 vonTobias Creter
Entdecke das Geheimnis hinter der Apokalypse
Everybody’s Gone to the Rapture ist ein Walking Simulator bei dem man in der Egoperspektive die Geschehnisse im englischen Dorf Yaughton im Jahr 1984 erkundet. Man wird ohne große Erklärung einfach mitten ins Spiel geworfen. Fünf Tage, vier Stunden und 30 Minuten sind seit dem Primärereignis vergangen. Die idyllische Landschaft ist völlig verlassen. Schnell wird einem klar, dass dort etwas Schlimmes passiert sein muss. Umgefallene Fahrräder, herumliegendes Spielzeug, blutige Taschentücher, abgesperrte Häuser und Autos mit offenen Türen - eine bedrückende Stimmung macht sich breit. Und dann noch dieses merkwürdige herumfliegende Licht, das mir scheinbar etwas sagen bzw. zeigen möchte...
Wo bin ich und was mache ich hier?
Gleich vorweg eine Warnung: Wer ein Adventure erwartet dürfte erstmal enttäuscht werden. Am Anfang ist das Spiel auch sehr zäh und langweilig. Man fühlt sich verloren und weiss nicht so recht was man tun soll. Zumindest habe ich gedacht es gäbe mehr Interaktionsmöglichkeiten, wie man das aus klassischen Adventures kennt.
Inhaltlich möchte ich auch garnicht zu viel Spoilern. Wer beim ersten Durchgang gleich Trophäen erbeuten will, sollte zuvor einen Blick in die Liste wagen, denn ich habe nach Abschluss des Spiel nur exakt eine Trophäe gehabt, nämlich die fürs Beenden der Story. Die weiteren Trophäen sind sehr speziell.
Gameplay & Steuerung
Durch die nichtlineare Erzählweise ist es jedem selbst überlassen in welcher Reihenfolge man sich durch die Erinnerungsfetzen der ehemaligen Bewohner bewegt. Man kann sich aber auch einfach vom Licht leiten lassen. Das langsam herumgleitende Licht ist eigentlich immer in Sichtweite und wenn das mal nicht so ist, muss man nur kurz warten und es kommt herbeigeflogen und holt einen ab. Es nimmt einen quasi an die Hand und führt Schritt für Schritt durch die ca. 4-5 Stunden lange Story. Vermutlich könnte man das Spiel in einem Bruchteil der Zeit beenden, wenn man nicht so extrem langsam laufen würde.
Die Steuerung ist sehr einfach gehalten: Man bewegt sich mit den linken Stick und kann mit dem rechten Stick die Kamera drehen. Mit X kann man Aktionen ausführen, wie Geräte ein- und ausschalten oder Türen öffnen und schließen. Wenn man R2 gedrückt hält, beschleunigt man nach und nach und läuft dann etwas schneller (allerdings noch immer im Schneckentempo). An einigen Stellen kan man durch kippen des Controllers Ereignisse auslösen. Schön gelöst ist das dezente Vibrationsfeedback wenn man sich zu weit von einer Sprachausgabe entfernt. Man kann es aber auch ignorieren und einfach weiterlaufen.
An einigen Stellen im Spiel trifft man auf Erinnerungsfragmente der Verstorbenen. Diese werden nur schematisch durch Lichtstrahlen dargestellt und so fällt es anfangs schwer sich die Charaktere nur anhand ihrer Stimme zu merken. Mir hat es geholfen die Untertitel zu aktivieren, um dann die Namen des Sprechenden zu sehen. Desweiteren findet man überall Telefone, Funkgeräte und Tonbandgeräte, die auch ihren Teil zur Lösung des Rätsels beitragen.
Grafik & Sound
Um Herauszufinden wie es dort zur Apokalypse kam, läuft man durch die eigentlich sehr schöne Landschaft, die Dank CryEngine auch toll aussieht und sehr detailreich ist. Begleitet wird die Entdeckungreise von atmosphärisch passendem Orchestersound. Der 80er Jahre Flair ist überall. Vom C-64 über den Walkman bis hin zum Zauberwürfel ist alles zu finden. Auch die Wasser und Lichteffekte sind toll. Getrübt wird dieser Gesamteindruck nur ein wenig durch ständige kleine Ruckler beim Laufen und ab und zu durch nachladende Texturdetails. Aber grade in dunklen Szenen vermitteln die Lichteffekte eine großartige Stimmung.
Fazit
Vielleicht bin ich mit der falschen Erwartungshaltung an das Spiel gegangen aber anfangs hat es mich noch sehr gelangweilt und insbesondere durch die extrem langsame Fortbewegung genervt. Wenn man sich darauf einlässt, ist es am Ende aber doch ein interessantes Spielerlebnis gewesen. Wobei man „Spiel“ dabei in Klammern setzen könnte, denn viel Interaktivität bekommt man in Everybody's Gone to the Rapture nicht geboten. Vielleicht sollte man das Ganze eher als Entdeckungsreise sehen.
Schade ist, dass man dann aber bei der Entdeckung so eingeschränkt ist. Es ist weder erkennbar, noch logisch, dass man mit einigen Objekte interagieren kann und mit (den meisten) anderen nicht. Hier hätte es nicht geschadet, wenn man mehr Möglichkeiten gehabt hätte, wie zum Beispiel das Anfassen und genauere Betrachten von Objekten.
Trotzdem hat mir das „Spiel“ rückblickend gefallen. Atmosphäre, Grafik und Musik waren stimmig und auf hohem Niveau und die Führung durch das Licht ist sehr gut gelöst. Wenn man erstmal drin ist in der Handlung, möchte man es auch bis zum Ende sehen. Und grade im letzten Drittel wird es nochmal interessant bis zu einem tollen Schluss. Es ist sicher kein Spiel für jeden aber da es momentan für PS Plus Mitglieder kostenlos ist, lohnt es sich mal einen Blick zu riskieren.
Pro
- schöne, detailreiche Grafik
- stimmungsvolle Musik
- Führung durch Licht und Sound
- gute deutsche Synchronisation
Contra
- sehr langsame Bewegung
- ständige Ruckler beim Laufen
- wenig Interaktionsmöglichkeiten
- nervige Radio und TV Geräusche
- anfangs sehr zäh und langweilig
- kurze Spieldauer
Wertung
7.0Gut
Kaufempfehlung
50%Angebot abwarten