Lost Soul Aside · Test
Veröffentlicht am 13.09.2025 von Tobias Creter
Stylische Action mit Ecken und Kanten
Das Action-RPG Lost Soul Aside aus China verbindet stylische Kämpfe, epische Bossduelle und eine persönliche Rettungsmission zu einem ca. 18-25 Stunden langem Abenteuer. Entwickelt wurde das Spiel von Ultizero Games, einem Studio, das durch das China Hero Project von Sony gefördert wurde. Ursprünglich begann alles 2014 als Ein-Mann-Demo von Yang Bing – mittlerweile ist daraus ein Prestigeprojekt geworden, das nun exklusiv auf der PlayStation 5 veröffentlicht wird.
Im Zentrum steht ein blitzschnelles Kampfsystem mit spektakulären Kombos das stark an Devil May Cry erinnert. Eine weitere Quelle der Inspiration war Final Fantasy. Doch wird das fertige Spiel den hohen Erwartungen gerecht? Mit knapp 70€ ist das Spiel preislich relativ hoch angesetzt und für die Premium Edition, die zusätzliche Skins, Booster, den Soundtrack und ein Artbook enthält, sind sogar 80€ fällig.
Mit einer kostenlosen Demo kannst du schon vor dem Kauf ausprobieren, ob dir Gameplay und Steuerung liegen. Und genau darum geht es in unserem Review: Lohnt sich der Vollpreis, oder solltest du lieber auf ein Angebot warten?
Persönliches Drama im Schatten einer kosmischen Bedrohung
In Lost Soul Aside begibst du dich auf eine Reise voller Gefahren, Geheimnisse und unerwarteter Allianzen. Im Mittelpunkt steht Kaser, ein junger Krieger, der in einer vom Imperium unterdrückten Welt ums Überleben kämpft. Sein Alltag wird jäh erschüttert, als eine fremde Macht aus den Tiefen des Universums auftaucht und alles ins Chaos stürzt.
Von nun an liegt es an dir, Kasers Schicksal zu lenken. Dabei geht es nicht nur um das große Ganze – die Rettung der Menschheit, sondern auch um eine sehr persönliche Mission, die ihn antreibt und der Geschichte eine emotionale Note verleiht.
Unterstützung erhält Kaser von Arena, einer mysteriösen, drachenartigen Gestalt, die ihm auf unerwartete Weise zur Seite steht. Gemeinsam stellen sie sich einer Bedrohung, die größer ist, als sie es sich je hätten vorstellen können.
Die Story ist klassisch aufgebaut: ein Held, eine übermächtige Gefahr und eine Reise, die ihn an seine Grenzen führt. Aber durch die persönliche Komponente wirkt die Geschichte nicht wie eine austauschbare "Welt retten"-Nummer, sondern bekommt einen emotionalen Anker, der dich am Ball bleiben lässt.
Und auch wenn die Story sicher nicht zu den Highlights des Spiel zählt, so ist sie unterhaltsam genug, um einen passenden Rahmen für die Prügelorgie zu liefern. Die Zwischensequenzen sind grafisch auf einem guten Niveau und führen von Kampf zu Kampf.
Gameplay & Steuerung
Das Gameplay von Lost Soul Aside ist der Kern des Erlebnisses – und hier fährt das Spiel ordentlich auf. Kämpfe laufen schnell, dynamisch und spektakulär ab. Statt dich auf eine einzige Waffe festzulegen, kannst du jederzeit zwischen vier verschiedenen Waffentypen wie Schwert, Großschwert, Stangenklinge oder Sense wechseln. Allerdings muss man diese erst nach und nach freispielen. Durch die vielen Upgrades im Skilltree und die zahlreichen Kombos, die nicht nur gut aussehen, sondern auch mächtig reinhauen, gibt es Raum zum experimentieren. Besonders eindrucksvoll ist, wie flüssig sich diese Wechsel anfühlen, wenn man sie einmal gemeistert hat. Die Waffen spielen sich unterschiedlich und haben ihre eigenen Stärken und Schwächen – Spaß machen sie alle. Zudem gibt es jede Waffe in vier Ausführungen: Feuer, Blitz, Frost und ohne Elementarschaden. Ein kleines Icon zeigt immer, ob ein Gegner besonders anfällig für ein Element ist.
Ein weiterer Pluspunkt sind die Spezialkräfte, die dein Begleiter Arena beisteuert. Von wilden Klauenangriffen bis hin zu Explosionen oder Schutzschilden sorgt er dafür, dass sich jeder Kampf frisch und abwechslungsreich anfühlt. So bleibt die Motivation hoch, immer neue Kombinationen auszuprobieren und den eigenen Spielstil zu verfeinern.
Insbesondere am Anfang sind die Levels extrem schmal und schlauchig. Man läuft immer von Abschnitt zu Abschnitt und wird durch Barrieren daran gehindert, weiterzugehen, bis alle Gegner besiegt sind. Erkundung oder Geheimnisse gibt es nur vereinzelt – das Spiel setzt klar auf Action statt auf Abenteuer. Kreative Plattform-Passagen und kleinere Rätsel lockern das Ganze angenehm auf und haben mich das ein oder andere Mal wirklich positiv überrascht.
Besonders glänzen die zahlreichen Bosskämpfe: Sie sind nicht nur visuell spektakulär, sondern auch spielerisch fordernd und abwechslungsreich. Viele Bosse haben mehrere Phasen mit neuen Angriffsmustern, sodass du ständig gefordert bist, aufmerksam zu bleiben. Hier zeigt Lost Soul Aside sein ganzes Potenzial.
Die Steuerung ist flott, direkt und auf schnelle Action ausgelegt. Angriffe, Ausweichrollen und Blocks gehen grundsätzlich gut von der Hand. Besonders befriedigend: Mit perfekt getimten Ausweich- oder Blockmanövern kannst du zusätzliche Effekte auslösen, die dich stärker machen oder Gegner kurzzeitig außer Gefecht setzen. Das sorgt für einen zusätzlichen Kick im Kampfsystem.
Es fehlt eine frei konfigurierbare Tastenbelegung – du musst dich mit vorgegebenen Layouts zufriedengeben, die nicht jedem Spieler liegen. Blocken und Ausweichen lassen sich seit dem Update v1.006.000 auf die genre-üblichen Standard-Tasten legen, zuvor waren sie aus meiner Sicht vertauscht.
Ein Kritikpunkt ist außerdem die Steuerung bei den Plattform-Passagen. Sprünge fühlen sich unvorhersehbar und unpräzise an und wirken im Vergleich zu den flüssigen Kämpfen deutlich weniger rund. Das ist kein Beinbruch und man wird nicht größer bestraft, wenn man mal in den Abgrund fällt, sondern einfach in der Nähe respawned aber es bricht den Flow. Insgesamt ist die Steuerung gut und auch komplexe Kombos gehen leicht von der Hand. Sogar Buttonmasher könnten auf ihre Kosten kommen.
Grafik & Sound
Optisch kann Lost Soul Aside weitgehend überzeugen. In den Kämpfen sieht das Spiel spektakulär aus: Explosionen, Lichteffekte und blitzschnelle Bewegungen sorgen für ein visuelles Feuerwerk, das perfekt zur schnellen Action passt. Viele der Umgebungen glänzen mit originellem Design – spektakuläre Gebäude und malerische Landschaften wechseln sich mit futuristischen Umgebungen ab. Jedes Biom das man bereist hat einen eigenen Stil von brennenden Häusern über schwebende Plattformen bis zu großen Eisflächen. Als roter Faden dienen Kristalle, die sich farblich in die jeweilige Umgebung einfügen.
Die Charaktermodelle sind detailreich und die Kleidung ist kreativ und unique. Schade, dass es nicht auch ein paar neue Outfits zum Freischalten gibt. Allerdings leiden die Charaktere unter etwas steifen Animationen und leblosen Gesichtern – gerade in Dialogen fällt das auf.
Auf der PS5 Pro liefert der Performance-Mode durchgehend ein flüssiges Bild. Die Ruckler, die bei jedem Autosave auftraten wurden im letzten Update vollständig beseitigt. Der Grafik-Mode sieht zwar schärfer aus, leidet aber unter massiven Framerate-Einbrüchen, wodurch er für diese Art Spiel eigentlich völlig unbrauchbar ist. Es kommt gelegentlich zu Textur und Objekt Pop-ins aber das war nie besonders störend. Die Texturen sind qualitativ gut und die Beleuchtung ist ein Highlight von Lost Soul Aside. In einer früheren Version ist das Spiel beim Test einmal abgestürzt, sonst hatte ich keine technischen Probleme.
Akustisch kann Lost Soul Aside punkten – zumindest teilweise. Der grandiose Soundtrack ist abwechslungsreich und passt sich der jeweiligen Situation perfekt an. Von bombastischen Chören bis hin zu rockigen Gitarrenriffs ist alles dabei, was Action-Fans das Herz höherschlagen lässt. Besonders bei Bosskämpfen entfaltet die Musik ihre ganze Wucht und trägt enorm zur Atmosphäre bei.
Die Soundeffekte selbst sind etwas weniger beeindruckend. Insbesondere das Treffer-Feedback könnte knackiger sein. Die Probleme mit plötzlichen Sound- und Musikabbrüchen sind durch Updates behoben worden. Beim Start meines Tests waren mir diese noch als sehr störend aufgefallen.
Die englische Sprachausgabe ist solide umgesetzt. Dialoge sind verständlich und ordentlich gesprochen, auch wenn sie nicht das Niveau großer Blockbuster erreichen. Insgesamt ist die akustische Präsentation stark genug, um die Action zu tragen – mit etwas mehr Feinschliff hätte sie aber richtig glänzen können.
Fazit
Lost Soul Aside ist ein Spiel, das vor allem eins will: beeindrucken. Und das gelingt ihm in vielen Momenten auch. Das Kampfsystem ist ohne Zweifel das Highlight – schnell, stylish und mit viel Raum für kreative Kombos. Die Bosskämpfe gehören zu den besten Teilen des Spiels, sind abwechslungsreich inszeniert und fordern deine Aufmerksamkeit mit jeder Phase aufs Neue. Hier spielt Lost Soul Aside in einer Liga, die Fans von Devil May Cry oder Bayonetta sofort abholen dürfte.
Doch nicht alles glänzt. Abseits der Kämpfe stößt man auf Probleme: extrem lineare Levels, die kaum zum Erkunden einladen und wenig lohnender Loot lassen das Abenteuer insbesondere am Anfang monoton wirken. Technisch schwankt das Spiel zwischen gelungenen Effekten und leblosen Charaktermodellen, zwischen stabilen Kämpfen und fummeligen Plattforming Sequenzen. Die Steuerung ist solide und funktioniert trotz der vielen Kombos in stressigen Kämpfen sehr gut.
Die Story liefert eine solide Grundlage, mischt klassische Weltrettung mit einer persönlichen Note und wird durch den Begleiter Arena aufgelockert. Sie bleibt zwar nie so packend, dass man allein dafür weiterspielen würde, bietet aber genug Motivation, um Kasers Reise über die volle Distanz von rund 20 Stunden zu tragen.
Musikalisch zeigt sich das Spiel stark: Der Soundtrack peitscht dich durch Kämpfe und verleiht Bossen das gewisse Extra. Die Soundeffekte sind hingegen etwas schwach und hätten mehr Wumms haben können.
Nach dem Beenden der Story schaltet man die zwei neuen Schwierigkeitsgrade Schwer und Albtraum, sowie den Boss-Rush Modus frei. Außerdem kann man gezielt einzelne Levels bereisen, um sie erneut zu spielen. Viel zu tun gibt es aber eigentlich abseits der Story nicht.
Unterm Strich ist Lost Soul Aside ein gutes, aber nicht perfektes Action-Abenteuer. Es liefert spektakuläre Kämpfe und jede Menge Adrenalin. Zu Release gab es noch einige technische Probleme aber es wurde seit dem konsequent mit Updates und Bugfixes versorgt und läuft nun rund. Den aktuellen Vollpreis finde ich trotzdem zu hoch angesetzt, 50€ wären hier angemessener gewesen. Hier lohnt es sich also, auf ein Angebot zu warten. Das erste Drittel ist leider sehr schwach, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass man noch nicht über das vollständige Skillset verfügt. Wer aber dranbleibt, und über kleine Schwächen hinwegsehen kann, wird mit stylischer Action und optisch beeindruckender Szenerie belohnt. Zum Ende hin wird Lost Soul Aside immer besser und hat mich oft positiv überrascht hat.
Pro
- Spannendes Kampfsystem mit viel Raum für Kreativität
- Abwechslungsreiche und spektakuläre Bosskämpfe
- Mitreißender Soundtrack mit starken Boss-Themes
- Wunderschöne und stylische Umgebungen
- Rund 20 Stunden Spielzeit mit steigendem Anspruch
- Technisch solide, stablie Framerate im Performance-Mode
- Kostenlose Demo verfügbar
Contra
- Lineares Leveldesign ohne Erkundung
- Steuerung eingeschränkt und beim Springen unpräzise
- Charaktere wirken etwas leblos
- Aktueller Preis zu hoch für das Gebotene
- Demo wird dem Spiel nicht gerecht
Wertung
8.0Gut
Kaufempfehlung
65%Angebot abwarten
Getestet wurde Lost Soul Aside auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version1.006.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Lost Soul Aside wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!