Review

Day of the Tentacle Remastered · Test

Veröffentlicht am 10.01.2017 von Tobias Creter

Titelbild von Day of the Tentacle Remastered ()

Die wohl berühmtesten Tentakel der Videospielegeschichte sind zurück

Wie sollte es auch anders sein, es geht mal wieder um nichts geringeres als die Weltherrschafft. Diesmal geht die Bedrohung von einen purpurnen Tentakel aus, das dem Größenwahn verfallen ist, nachdem es von kontaminiertem Abwasser des Edison-Labors getrunken hat. Und schon sind wir mittendrin in der abgedrehten Welt von Day of the Tentacle.

Um die Pläne seines Bruders zu vereiteln schickt das grüne Tentakel einen Hilferuf per Briefhamster an den Physik-Freak Bernard. Bernard und seine Freunde - die Medizinstudentin Laverne und der Heavy Metal Roadie Hoagie - machen sich natürlich sofort auf den Weg zum „leicht“ verrückten Wissenschaftler Dr. Fred Edison. Dieses verkannte Genie will die drei nun mit einer selbstentwickelten Zeitmaschine (mit seltsamer Ähnlichkeit zu DIXI-Klos) 24 Stunden zurück schicken, um die Mutation von Purpur-Tentakel rechtzeitig zu verhindern. Leider funktioniert die Zeitmaschine wohl noch nicht so ganz und so landet Hoagie 200 Jahre in der Vergangenheit, Laverne findet sich 200 Jahre in der Zukunft wieder und Bernard bleibt in der Gegenwart.

Screenshot von Day of the Tentacle Remastered

Point & Click is back!

Ich stamme ja noch aus der Generation C64 und für mich waren die Adventures von LucasArts schon immer die Besten ihres Genres. Maniac Mansion war das erste klassische Point & Click Adventure, das ich gespielt habe und der 1993 veröffentlichte Nachfolger Day of the Tentacle legte nochmal eine ordentliche Schippe drauf. Inhaltlich spielt es ca. 5 Jahre nach den Geschehnissen von Maniac Mansion. Viele der Charaktere sind auch schon aus dem ersten Teil bekannt und so ist das Spiel besonders für Fans von Maniac Mansion ein Muss. Die Remastered Edition ist sehr liebevoll in schönstem hochauflösenden Comiklook umgesetzt und auch das Tätigkeiten-Menü wurde überarbeitet und vereinfacht. Alle Nostalgiker kommen aber auch voll auf ihre Kosten, denn man kann frei wählen, welche der Neuerungen man nutzen möchte. DOTT lässt sich auch komplett in der Originalfassung spielen. Mit einem einfachen Klick aufs Touchpad kann man jederzeit zwischen HD und Pixelgrafik wechseln. Wie schon im Original ist auch hier das komplette Maniac Mansion als Easter Egg enthalten. Um es zu spielen muss man einfach den Computer im Zimmer von Ed benutzen. Leider gibt es da aber weder Sprachausgabe, noch deutsche Texte und man muss sich mit damals üblicher Pixelgrafik in 16 Farben begnügen. Außerdem gibt es eine Konzeptgalerie und Audiokommentare von den Entwicklern des Spiels.

Screenshot von Day of the Tentacle Remastered

Gameplay & Steuerung

Im vom Genre gewohntem Point & Click erkundet man mit jedem der drei spielbaren Hauptcharakteren die Umgebung und sucht nach brauchbaren Gegenständen zum Kombinieren. Dabei sind die Rätsel zwar selten offensichtlich aber mit ein wenig Nachdenken alle logisch zu lösen. Schwierig wird es hauptsächlich dadurch, dass die Rätsel in positivem Sinne so absurd und verrückt sind. Im normalen Leben würde man sich schon sehr über künstliche Kotze wundern, die an der Zimmerdecke klebt. Bei DOTT ist das der ganz normale Wahnsinn und genau das macht ja den besonderen Reiz aus. Genau wie die völlig verrückten Dialoge, die nie langweilig werden.

Während Bernard in der Gegenward alles versucht, um seine Freunde wieder in die richtige Zeit zu holen, versucht Laverne aus der Gefangenschaft von Tentakeln zu fliehen, die ja in der Zukunft mittlerweile die Welt beherrschen, Menschen versklavt haben und zur Belustigung in Shows auftreten lassen. Hoagie ist unterdes in der Gründerzeit der USA gelandet und muss sich auf der Suche nach Red Edison (Ur Ur Ur Ur ... Großvater von Dr. Fred) unter anderem mit einem sprechenden Pferd, John Hancock, Thomas Jefferson und George Washington rumärgern. Nur durch geschicktes Kombinieren von Gegenständen lassen sich die Rätsel lösen, die in jedem Raum auf euch warten. Einige Gegenstände müssen dazu sogar durchs Klo in die andere Zeit gespült werden. Aber ich möchte hier auch garnicht zu viel spoilern. Nehmt einfach alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist und versucht auch die abgedrehtesten Dinge damit anzustellen. In den witzigen Dialogen verstecken sich oft wertvolle Hinweise. Die Kunst ist es dabei sie neben jeder Menge sinnlosem (aber höchst amüsantem) Geschwafel herauszuhören.

Screenshot von Day of the Tentacle Remastered

Grafik & Sound

Mir hat die neue Steuerung und die restaurierte Grafik so gut gefallen, dass ich nur selten in den Original-Modus geschaltet habe. Sehr schade, dass Maniac Mansion nicht auch als optionales Remaster integriert wurde. Die Spieldauer ist für die heutige Zeit - zumindest wenn man sich noch grob an die Lösung erinnern kann - leider eher kurz. Aber das war ja bereits im Original von 1993 so und damals hätte man das Spiel vermutlich schon eher als lang bezeichnet.

Screenshot von Day of the Tentacle Remastered

Fazit

Auch nach nun schon über 20 Jahren hat Day of the Tentacle noch nicht seinen Reiz verloren und die verrückte Story und der total überdrehte Humor wirkt noch immer frisch und zeitgemäß. Die Rätsel sind zwar teilweise knackig aber (oft erst rückblickend) alle logisch - egal wie abgedreht. Die überzeichneten Charaktere sind allesamt grandios. Hinter nahezu jedem klickbaren Objekt verbirgt sich mindestens eine lustige Gegebenheit oder wenigstens ein dummer Kommentar. Die Handlung auf drei verschiedenen Zeitachsen inklusive der Kooperation durch Veränderungen in der Vergangenheit und deren Auswirkung in Gegenwart und Zukunft macht vermutlich auch beim hundertsten Durchspielen noch Spaß.

Durch die tolle Umsetzung der Remastered Edition mit viel Liebe zum Detail und einigen Extras kann ich nur jedem, der ansatzweise Adventures mag, dieses digitale Meisterwerk an Herz legen. Als eines der PlayStation Plus Spiele diesen Monats ist es zudem grade kostenlos erhältlich. Es gibt also absolut keinen Grund dem Spiel nicht wenigstens eine Chance zu geben. Für mich ist und bleibt es eines der besten Spiele seines Genres.

Pro

  • knifflige Rätsel auf 3 Zeitachsen
  • tolle Charaktere
  • liebevoll restaurierte Grafik
  • abgedrehter Humor
  • gute Sprachausgabe
  • mehrere Steuerungsoptionen
  • Original Maniac Mansion inklusive

Contra

  • Spieldauer etwas kurz
  • Maniac Mansion leider nur Englisch

Wertung

Testergebnis: 90%

9.0 Sehr gut

Kaufempfehlung

85% Kaufempfehlung

85%Sehr empfehlenswert