Review

MotoGP 22 · Test

Veröffentlicht am 05.05.2022 von Tobias Creter

Titelbild von MotoGP 22 (PC, PS4, PS5, Switch, Xbox One, Xbox Series)

Mit 300 PS und 350 km/h auf zwei Rädern unterwegs!

Die Rennspielreihe MotoGP gibt es nun schon seit 2000 auf der PlayStation 2. Seit dem kam nahezu jährlich eine neue Version hinzu. So reiht sich jetzt auch der neuste Teil MotoGP 22 nahtlos ein. Für alle Freunde des Motorsports auf zwei Rädern ist die MotoGP absolutes Pflichtprogramm. 2022 messen sich die härtesten 24 Fahrer der Welt verteilt auf 12 Teams und sechs Hersteller (Honda, KTM, Ducati, Yamaha, Suzuki und Aprilia) in 21 Rennen. Doch nicht nur die aktuelle Saison wird durch MotoGP 22 abgedeckt, es gibt auch über 70 historische Fahrer, sowie die Moto3, die Moto2 und mit dem neuen Modus "NINE Season 2009" auch noch die legendäre Saison 2009 in einer Art spielbaren Doku zum Selbst Erleben.

Screenshot von MotoGP 22

Nur Saison-Update oder echte Neuerungen?

Natürlich erfindet MotoGP 22 das Zweirad nicht komplett neu aber es bringt einige sinnvolle Neuerungen, wie die NINE Season 2009 und die relativ umfangreichen mehrstufigen Tutorials.

Kein Geringerer als Mark Neale, der Regisseur der besten MotoGP-Dokumentationen wurde für die NINE Season 2009 verpflichtet und mit knapp 1 Stunde Originalmaterial aus der Saison 2009 und einigen historischen Filmschnipseln erzählt er stimmungsvoll die Geschichte der MotoGP. Die Qualität des Videomaterials könnte allerdings besser sein, hier wurde offensichtlich zu stark komprimiert, was sehr schade ist. Zwischendurch schlüpft der Spieler dabei in die Rollen von legendären Piloten wie Casey Stoner, Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo oder Valentino Rossi und kann so die ikonischen Momente der 2009er Saison selbst erleben. Jeder der 17 GPs ist dabei in drei Kapitel unterteilt, wovon immer nur das erste zwingend erforderlich ist, die anderen beiden sind optional.

In der MotoGP Academy lernt man anhand von kleinen Gameplay-Sessions die Grundlagen und Feinheiten von MotoGP. Das Tutorial ist natürlich optional und kann jederzeit übersprungen werden. Wer die Basics, wie Steuerung, Ideallinie, Strafen, Elektronik, Reifenverschleiß oder Überholen vermittelt bekommen möchte, ist hier jedenfalls gut aufgehoben.

Ebenfalls sehr hilfreich für Einsteiger könnte das adaptive Schwierigkeitssystem sein, das per KI automatisch erkennt, wie gut man ist und dann Vorschlägt den Schwierigkeitsgrad anzupassen oder die entsprechenden Fahrhilfen zu aktivieren.

Auch die Feinabstimmung der Fahrzeuge wurde überarbeitet und bietet nun eine Art Interview mit der Boxencrew an. In einem Gespräch mit einem Techniker bekommt man Fragen gestellt und basierend auf den Antworten schlägt er Änderungen vor, die man dann einfach übernehmen kann. Natürlich lassen sich auch weiterhin alle Einstellungen komplett manuell ändern.

Grafisch und beim Sound hat sich nicht so wahnsinnig viel im Vergleich zum Vorgänger getan aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Hier ist MotoGP ohnehin bereits auf einem sehr hohen Level angekommen.

Multiplayerrennen können jetzt online zumindest mit Freunden auf der selben Konsolenfamilie ausgetragen werden, echtes systemübergreifendes CrossPlay ist weiterhin nicht möglich. dafür gibt es aber zum allerersten Mal in der Serie einen lokalen Splitscreen-Modus für zwei Spieler.

Screenshot von MotoGP 22

Gameplay & Steuerung

Als Erstes erstellt man einen eigenen Charakter, wobei hier vorerst noch nicht besonders viel individualisierbar ist. Danach startet man in das umfangreiche mehrstufige Tutorial (wie oben bereits beschrieben) oder überspringt es wahlweise und gelangt direkt ins Hauptmenü. Dort hat man die Auswahl zwischen der Karriere, der NINE Season 2009, schnellen Modi (GP, Meisterschaft, Zeitfahren, Splitscreen) und dem Online Mehrspieler Modus. In der Karriere kann man wahlweise mit der Moto 3, Moto 2 oder MotoGP starten und zudem wählen, wie lange die Karriere werden soll, also die offizielle Saison mit allen Rennen und Strecken, die Zwischensaison oder eine kurze Saison mit nur wenigen Rennen.

In der Karriere muss man nicht nur die Rennen fahren, sondern auch den Rennstall verwalten, Manager und Techniker einstellen, Sponsorenverträge abschließen und Bike-Upgrades erforschen. Leider kommt das Ganze in meinen Augen etwas dröge daher aber das mag Geschmackssache sein. Die Rennen machen jedenfalls Spaß und es gibt massenhaft Einstellmöglichkeiten bei Steuerung, Grafik, Sound und Fahrhilfen. Zudem lässt sich der Schwierigkeitsgrad in vier Stufen festlegen. Dabei variiert die KI zwischen 25% und 120%, was sich neben den gefahrenen Zeiten auch stark bei der Aggressivität bemerkbar macht. Wirklich leicht sind die Rennen aber nie, auch wenn sich 25% sehr niedrig anhört. Als Neueinsteiger wird man einige Rennen über Erfahrung sammeln müssen, um sich an die Spitze zu setzen.

An die Steuerung muss man sich erst einmal gewöhnen und ggf. ein paar Einstellungen feintunen, dann funktioniert sie aber sehr gut. Wer will kann sogar den Bewegungssensor zum Lenken und / oder für die Gewichtsverlagerung nutzen, ich kam damit überhaupt nicht klar. Beim DualSense Support hatte ich nach dem grandiosen GT7 einfach mehr erwartet und wurde enttäuscht. Das haptische Feedback fällt hier eher verhalten aus.

Screenshot von MotoGP 22

Grafik & Sound

Technisch lief MotoGP 22 bei mir auf der PS5 noch nicht ganz rund. Mehrfach ist das Spiel komplett abgestürzt, inkl. anschließender Überprüfung der Festplatte / SSD und Verlust von Spielfortschritt. Sowas ist extrem nervig und führt zu Punktabzug.

Auch grafisch kann der neuste MotoGP Teil nicht voll überzeugen. Videos und Zwischensequenzen könnten qualitativ besser sein, die Menüs wirken altbacken und deutsche Texte ragen teilweise aus Buttons heraus. Die Charakteranimationen wirken oft hölzern und Texturen sind eher mittelmäßig. Die Bikes und Strecken hingegen sehen aber wirklich extrem gut und detailliert aus – das sind bei diesem Rennspiel ja auch die eigentlichen Hauptdarsteller. Lackierungen kann man selbst erstellen, teilen oder von anderen aus der Community herunter laden. Die verschiedenen Kameraperspektiven Verfolger, Ego, Cockpit und Helm sind einzeln umfangreich konfigurierbar und selbst bei der Haltung des Fahrers auf dem Bikes gibt es mehrere Optionen.

Die Sounds sind insgesamt gut und die Lautstärke lässt sich in sechs Kanälen an die eigenen Vorlieben anpassen. 3D Audio hat es noch nicht ins Spiel geschafft, hier könnte der Entwickler Milestone im nächsten Jahr noch nachbessern, um mehr Immersion zu schaffen.

Screenshot von MotoGP 22

Fazit

Wenn man Fan der MotoGP ist und diese gerne selbst erleben möchte, dann führt kaum ein Weg am neuen Teil der Serie MotoGP 22 vorbei. Echte Konkurrenz in dieser Nische gibt es nicht und es ist das einzige offiziell lizenzierte MotoGP Spiel mit den originalen Strecken und Fahrern. Die zahlreichen kleinen und großen Neuerungen sind zwar keine Revolution aber eine konsequente Weiterentwicklung. Und nicht zuletzt durch den gelungenen dokumentarischen NINE Season 2009 gibt es auch einen Grund für die Besitzer der Vorgängerversion zu wechseln. MotoGP macht viel richtig, da kann man über die eher kleineren Probleme auch mal wohlwollend hinwegsehen. Was aber dringend noch gepatcht werden muss sind die Abstürze, die auch teilweise zum Verlust von Fortschritt führen. Auch bei der Gegner KI sollte man noch nachbessern, denn die bügeln einen oft gnadenlos um, weil sie rücksichtslos Ideallinie fahren wollen. Zum Glück kann man in diesen Fällen wenigstens die Zeit kurz zurückdrehen und dann eine andere Linie durch die Kurve wählen.

Mir persönlich hat RIDE 4 mehr Spaß gemacht aber wer die aktuelle und offizielle MotoGP fahren will, der kann zuschlagen. Neueinsteiger werden zwar mit den Tutorials und dem adaptiven Schwierigkeitsgrad besser an die Hand genommen aber einfach wird der Einstieg nicht, MotoGP 22 hat eine steile Lernkurve. In dem Fall also vielleicht besser auf ein Angebot warten oder wenn möglich bei einem Kumpel probespielen.

Pro

  • umfangreiche Anpassungensmöglichkeiten
  • guter Spielumfang und hoher Wiederspielwert
  • neue Tutorials und Einstellunsghilfen
  • dynamisches Wetter
  • alle Strecken, massig lizenzierte Fahrer
  • lokaler Splitscreen & Crossgen Multiplayer

Contra

  • sehr hoher Schwierigkeitsgrad
  • hölzerne Animationen
  • mäßige DualSense Unterstützung
  • langweiliges User Interface
  • Fehler und nervige Abstürze
  • manchmal fragwürdige Gegner KI

Wertung

Testergebnis: 8.0

8.0 Gut

Kaufempfehlung

60% Kaufempfehlung

60%Angebot abwarten

Getestet wurde MotoGP 22 auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.003.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für MotoGP 22 wurde uns von Plaion (Koch Media) kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!